Marius Köppke
Neonate
- Registriert
- 9. Juli 2008
- Beiträge
- 132
AW: [29.04.2008]Wie man einen Menschen tötet
Das Gefühl, das Stefan nun übermannte, jetzt, wo er das erste Mal Blut trank, trug nicht gerade dazu bei, ihn wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen.
Wie ein Verdurstender die Flasche Wasser gierig und ohne etwas anderes zu bemerken austrinkt, saugte der neugeborene Vampier das Blut aus der Vene seiner Erschafferin.
Als sie ihren Arm freimachte und auf ihn einredete, ließ er den Arm los. Sein Instinkt war mit ihr einer Meinung - er hatte genug, um den Durst zu stillen, den er gespürt hatte.
Der rote Dunst um seinen Geist, der rasch nach Beendigung des Sterbens eingesetzt hatte, lichtete sich zügig.
Nun waren es einfach zu viele Eindrücke auf einmal, als dass Stefan wirklich sofort hätte Herr seiner Selbst sein können.
Bevor er die Augen öffnete, hörte er aufmerksam in sein Inneres. Er hatte keine Ahnung, was vorgegangen war, aber bei all dem Rausch und den merkwürdigen Empfindungen erwartete er, dass Kopfschmerzen ihn bedrücken, sein Herz hämmern und sein Atem schwer gehen würde.
Doch nichts davon geschah.
Er war nicht einmal erschöpft, mehr noch, eigentlich fühlte er sich ausgeruhter und fitter als in jedem seiner Tag zuvor.
Dennoch wartete der Mann, still daliegend und mit geschlossenen Augen darauf, dass sein Körper irgendein Zeichen von sich geben würde.
Er wartete auf den ersten, heftigen Herzschlag, der ihm das steigen seines Blutdrucks und die zurückliegende Konfussion erklären würde.
Stefan lag da und wartete auf den Reflex seines Körpers, mit einem tiefen Atemzug neue Luft in die Lugen zu lassen.
Und wartete...
Schließlich wurde ihm bewusst, dass er nicht atmete und auch keinen Drang dazu verspürte. Er spürte keinen Puls, kein Magengrummeln, nicht einmal eine spur von Speichelfluss im Mund oder die Reste einer Erkältung in den Nasenhöhlen.
Er hätte sich fragen können, ob er tot war. Doch mehr als das fehlen irgendeiner unwillkürlichen Körperfunktion. Stefan spürte, dass er in Hannahs Schoß lag, spürte ihre Haut und roch ihren Duft, ungleich deutlicher und klarer als zuvor.
Er spürte den nassen Wannengrund, hörte das von Duschkopf und Armaturen tropfende Wasser, roch daneben den Duft seiner eigenen Waschlotion, das Shampoo in seinen Haaren.
Stefan wusste, dass er definitiv nicht tot sein konnte, dennoch fülte er sich bei der Fülle aller Eindrücke, so stark und klar, absolut leer.
Das Gefühl für seinen Körper fehlte, zumindest für den Teil, den er nicht bewusst kontrollierte.
Nun war ihm definitiv klar, dass er nicht atmen musste, weil er die zurückliegenden dreiundachtzig Sekunden im Geist mitgezählt hatte.
Dann geschah alles sehr schnell:
Er öffnete die Augen, sah direkt in Hannahs eigene, richtete sich auf, soweit es ging und drehte seinen Körper so, dass er in der gegenüberliegenden Ecke der Wanne ihr gegenüber saß.
Die Beine angezogen, die Füße aufgestützt und die Arme locker über die Knie gelegt, zeigte sein Körper kein einziges Anzeichen für Furcht, Schock, Wut, Entrüstung oder Enttäuschung.
Auch keines für Freude oder Trauer.
Er saß einfach nur da, schaute Hannah an nahm sich einige Sekunden, um zu wählen, was er sagen wollte.
Stefan spielte in Gedanken mit der Frage, was passiert sei, aber bei aller ambivalenz war ihm doch ein Umstand ziemlich deutlich klar.
Zwar setzte sich gerade erst in seinem Kopf zusammen, dass er vor wenigen Sekunden eine Umenge Blut direkt aus Hannahs Arm getrunken hatte und bis er die Bedeutung dahinter erkannte, würde es noch dauern, doch eine einfache Feststellung schien ihm angebracht, um die Stille zu durchbrechen.
"Du hast mich umgebracht", sagte er schließlich. Keine erkennbare Emotion lag in der Stimme des Mannes, nicht einmal jene erdrückende Monotonie, die immer dann mitschwingt, wenn man im Kino oder Fernsehen ausgewiesene Emotionslose sprechen hört.
Keine Kälte - aber ebensowenig Wärme lag in dem, was er sagte.
Das Gefühl, das Stefan nun übermannte, jetzt, wo er das erste Mal Blut trank, trug nicht gerade dazu bei, ihn wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen.
Wie ein Verdurstender die Flasche Wasser gierig und ohne etwas anderes zu bemerken austrinkt, saugte der neugeborene Vampier das Blut aus der Vene seiner Erschafferin.
Als sie ihren Arm freimachte und auf ihn einredete, ließ er den Arm los. Sein Instinkt war mit ihr einer Meinung - er hatte genug, um den Durst zu stillen, den er gespürt hatte.
Der rote Dunst um seinen Geist, der rasch nach Beendigung des Sterbens eingesetzt hatte, lichtete sich zügig.
Nun waren es einfach zu viele Eindrücke auf einmal, als dass Stefan wirklich sofort hätte Herr seiner Selbst sein können.
Bevor er die Augen öffnete, hörte er aufmerksam in sein Inneres. Er hatte keine Ahnung, was vorgegangen war, aber bei all dem Rausch und den merkwürdigen Empfindungen erwartete er, dass Kopfschmerzen ihn bedrücken, sein Herz hämmern und sein Atem schwer gehen würde.
Doch nichts davon geschah.
Er war nicht einmal erschöpft, mehr noch, eigentlich fühlte er sich ausgeruhter und fitter als in jedem seiner Tag zuvor.
Dennoch wartete der Mann, still daliegend und mit geschlossenen Augen darauf, dass sein Körper irgendein Zeichen von sich geben würde.
Er wartete auf den ersten, heftigen Herzschlag, der ihm das steigen seines Blutdrucks und die zurückliegende Konfussion erklären würde.
Stefan lag da und wartete auf den Reflex seines Körpers, mit einem tiefen Atemzug neue Luft in die Lugen zu lassen.
Und wartete...
Schließlich wurde ihm bewusst, dass er nicht atmete und auch keinen Drang dazu verspürte. Er spürte keinen Puls, kein Magengrummeln, nicht einmal eine spur von Speichelfluss im Mund oder die Reste einer Erkältung in den Nasenhöhlen.
Er hätte sich fragen können, ob er tot war. Doch mehr als das fehlen irgendeiner unwillkürlichen Körperfunktion. Stefan spürte, dass er in Hannahs Schoß lag, spürte ihre Haut und roch ihren Duft, ungleich deutlicher und klarer als zuvor.
Er spürte den nassen Wannengrund, hörte das von Duschkopf und Armaturen tropfende Wasser, roch daneben den Duft seiner eigenen Waschlotion, das Shampoo in seinen Haaren.
Stefan wusste, dass er definitiv nicht tot sein konnte, dennoch fülte er sich bei der Fülle aller Eindrücke, so stark und klar, absolut leer.
Das Gefühl für seinen Körper fehlte, zumindest für den Teil, den er nicht bewusst kontrollierte.
Nun war ihm definitiv klar, dass er nicht atmen musste, weil er die zurückliegenden dreiundachtzig Sekunden im Geist mitgezählt hatte.
Dann geschah alles sehr schnell:
Er öffnete die Augen, sah direkt in Hannahs eigene, richtete sich auf, soweit es ging und drehte seinen Körper so, dass er in der gegenüberliegenden Ecke der Wanne ihr gegenüber saß.
Die Beine angezogen, die Füße aufgestützt und die Arme locker über die Knie gelegt, zeigte sein Körper kein einziges Anzeichen für Furcht, Schock, Wut, Entrüstung oder Enttäuschung.
Auch keines für Freude oder Trauer.
Er saß einfach nur da, schaute Hannah an nahm sich einige Sekunden, um zu wählen, was er sagen wollte.
Stefan spielte in Gedanken mit der Frage, was passiert sei, aber bei aller ambivalenz war ihm doch ein Umstand ziemlich deutlich klar.
Zwar setzte sich gerade erst in seinem Kopf zusammen, dass er vor wenigen Sekunden eine Umenge Blut direkt aus Hannahs Arm getrunken hatte und bis er die Bedeutung dahinter erkannte, würde es noch dauern, doch eine einfache Feststellung schien ihm angebracht, um die Stille zu durchbrechen.
"Du hast mich umgebracht", sagte er schließlich. Keine erkennbare Emotion lag in der Stimme des Mannes, nicht einmal jene erdrückende Monotonie, die immer dann mitschwingt, wenn man im Kino oder Fernsehen ausgewiesene Emotionslose sprechen hört.
Keine Kälte - aber ebensowenig Wärme lag in dem, was er sagte.