Lurker hatte sich die Zeitung gewissenhaft und ehrlich amüsiert zu Gemüte geführt und hatte zwischenzeitlich wieder in seinem Buch notiert. Jetzt machte er eine komische Verrenkung um durch ein Fenster einen Blick auf den Nachthimmel zu werfen. Er knirschte mit den Zähnen.
Dumont war nicht aufgetaucht. Zwar war er sich bewußt das der Schönling wohl verhindert sein mußte, schließlich hatte er sich gar nicht blicken lassen und somit sicher eine Menge Termine nicht warnehmen können, aus irgend einem Grund meldete sich aber eine mißtönende Stimme in seinem Innerem die ihn verhöhnte und ihn mit meckerdem Lachen schollt wie dumm er doch war, wenn er sich nicht darüber klar war das angesehene Mitglieder der Gesellschaft wie ein Greg Duont sich ganz sicher nicht in die Pflicht genommen fühlten Termine mit jemandem wie ihm einzuhalten.
Er stellte sich einen Moment vor wie er der gehässigen Stimme und dem meckerndem Lachen faustweise Dreck und Unrat in das imaginäre Maul stopfte, bis in seinem Innerem wieder angenehme Ruhe herschte. Das half. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen schorfigen Lippen als er einen Briefbogen aus seinem Buch nahm.
Geschätzter Monsieur Dumont,
ich bedauere es sehr das wir unser begonnenes Gespräch nicht wie geplant fortsetzen konnten.
Sicher werden wir hierzu noch Gelegenheit haben. Ich danke Ihnen das sie mir einen Teil ihrer, wie ich hier sehe, knappen und damit kostbaren Zeit gewidmet haben um mich in den hießigen Reihen willkommen zu heißen.
Ich werde mir die benötigten Informationen zu beschaffen wissen, bemühen Sie sich nicht weiter, in der Regel bin ich stets in der Lage interessante Details über alles und Jedem in Ehrfahrung zu bringen.
Ich bin sehr erfreut das sich mit dem Maskenball schon so bald eine Gelegenheit ergeben hat die Gesellschaft von Finstertal kennernzulernen und das wir dort direkt die Möglichkeit haben uns wiederzusehen und zu unterhalten. Ich werde Ihnen in Bälde eine Möglichkeit anbieten können mit mir, bei Bedarf, in Kontakt zu treten.
Dankbar und mit vorzüglichen Grüßen.
Lurker vom Clan der Verborgenen.
Bosheit blitzte aus seinen Augen, er war sehr zufrieden mit sich. Obwohl er etwas vom Schreiben verstand war dieser Brief doch besonders schön. Triefend zuvorkommend und freundlich, aber mehr Spitzen als der Eisenzaun eines alten Herrenhauses. Bei dem Gedanken an Dumonts Gesichtsausdruck wenn dieser die Andeutung laß das er beim Maskenball auf den eitlen Geck zukommen und dort öffentlich mit ihm plaudern würde verzog sich sein sanftes Lächeln zu einem breitem Grinsen.
Schließlich erhob er sich und ging zur Theke hinüber, er wartete ruhig noch ein paar Sekunden ab bis er Lenas Aufmerksamkeit auffangen konnte. Es machte ihm nun auch nichts aus das er dort gesehen wurde, sollten sie doch schauen. Er war in einer trotzigen, beinahe beleidigten Stimmung, aber er fühlte sich mit Erniedrigungen und dem Übergangen werden wohler als bei offener Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. In der Regel waren die Leute nur freundlich und aufmerksam wenn sie zu ihm, oder seinesgleichen, gekrochen kamen und dringend Hilfe in einer gewissen Sache benötigten.
Er schob Lena den Brief an Dumont mit der flachen Hand über die schöne, glatte mit dunklem Holz vertäfelte Theke, die ein wenig an einen vornehmen Yacht Club erinnerte und ließ dabei deutlich seine grau gelbliche Hand sehen, mit den langen knotigen Fingern die wie die Beine einer viel zu großen Spinne wirkten.
Meine Liebste Lena, leider muß ich Sie nun verlassen... Ich möchte Sie bitten dies hier an Monsieur Dumont zu übergeben...
Er hob ein wenig den Kopf, so das sein Mund unter dem Schatten des Hutes und des Halstuches sichtbar wurde und präsentierte ein vor Sarkasmus triefendes Lächeln, das einen Sekundenbruchteil darauf wieder im dunklen seiner Vermummung verschand.
Zusammen mit meinen besten Grüßen.. auf bald....
Er nickte Ihr knapp zu und mit einem verbuckelten Diener in Richtung der anderen Gäste verschwand er, schnell wie eine Schlange, durch die Tür in die Nacht.