Geschockt betrachtete Carola die Szene. Sie war unfähig sich aus eigenem Antrieb zu bewegen.
Sie haben ihn getötet. Einfach so. Und wie er mich angeschaut hat. Flehend. Und ich konnte nichts tun. Rein gar nichts. Ich hab einfach nur da gesessen und zugeschaut.
Geistesabwesend nickt Carola als der Seneschall sie ansprach. Langsamen Schrittes verlies sie den Raum. Der Geruch von Blut, von köstlich richendem Blut stieg ihr in die Nase. Es roch fast oder ebenso gut, wie das von Frank damals.
Aber im Moment spielte das keine Rolle. Sie hatten Marco getötet. Dabei hatte sie sich doch grade erst mit ihm angefreundet. Und sie war zu seiner Hinrichtung erschienen. Naja, zumindest war er nicht allein. Es war jemand da gewesen, der ihn nicht gehasst hat.
So lief die Welt also. Die Welt in der sie lebte. Ihr Erzeuger hatte ihr gesagt, dass es schlimm werden würde, aber so schlimm?
Mit einem Händewinken schickte sie die Ghule rein, während sie einfach stehen blieb. Und sich umsah und doch wieder nichts sah. Dann führten Ihre Schritte sie langsam in einen anderen Teil der Kunstakademie.
Hier hatte sie gelebt, gelacht und war mit ihren Freunden glücklich gewesen. Wenn man aus dem Fenster sah, konnte man das Studentenwohnheim sehn. Einige ihrer Freunde wohnten da.
Ja, das hier war einmal Teil ihres Lebens gewesen. Wiederstand sie da. Sah immernoch nichts und doch wieder.
Will ich so Leben? Was habe ich getan? Ich habe einfach daneben gestanden. Nichts getan. Nichts. So wie bei Frank. Nichts und wieder nichts habe ich getan.
Carola begann zu zitten. Erst nur ein wenig und dann am ganzen Leib. Sie brach zusammen. Wie ein Häufchen Elend saß sie da. Kauerte sich zusammen. Hasste sich selbst. Weinen konnte sie nicht. Nicht einmal mehr dazu war sie Fähig.