27.04.04 - Blut ist dicker als Wasser

Schmerzverzerrten Gesichtes rutschte Raphael an den fleischigen Wänden herab.
Blutige Tränen sammelten sich in seinen schmalen Augen und rannen durch die Furchen nackten Fleisches bis an sein Kinn hinunter.

"Vater?" hauchte er Lurker entgegen. "Vater, warum hast du mich erschaffen? Aus liebe zu mir oder zu ihm?"


Out of Character
Präsenz eins!


[dice]
 
Lurker war völlig außer sich. Er ging auf und ab um sich zu beruhigen.
Nur mit Mühe hatte er sich davon abhalten können seinem Kind direkt nachzusetzen.
Er erinnerte sich an seine Erziehung, an all die Schläge, die Qualen. Er hatte seinen Meister stets dafür gehaßt. Hatte ihn gehaßt weil er ihn so sehr geliebt hatte und ihm alles hatte recht machen wollen.
Aber das war ein Schlag in das Gesicht ihrer Gemeinschaft gewesen. Er würde das nicht durchgehen lassen, durfte es nicht, denn wenn er sein Junges nicht lehrte, dann würde es vernichtet werden. Er mußte nur Ruhe bewahren.
Schließlich nickte er und wandte sich zu seinem Kind.
Er war zu Tränen gerührt bei dem jammervollen Anblick, hätte es am liebsten aufgehoben und behütet. Aber zu seinem eigenem Bestem, mußte er nun hart bleiben.

Sprich nicht von Liebe. Du hast meine Liebe, in der ich dich umarmt habe in jener Nacht gerade vor meine Füße geschüttet. Über Liebe werden wir uns später unterhalten... zuerst werden wir uns über gehorsam und Demut unterhalten. Bleib auf den Knien und komm hier her. Wenn du nicht von Angesicht zu Angesicht trinken willst, sondern dich verhälst wie ein Wurm.. dann sollst du auch trinken wie ein Niederer.

Lurkers Stimme zischte wie eine Peitsche.

Leck das auf... von heute an wirst du jede Nacht davon träumen von uns einen Kelch in Freundschaft gereicht zu bekommen... solange bis wir dir erneut einen im Guten überreichen werden.

Er deutete auf die Pfütze Blut zu seinen Füßen und war innerlich zufrieden das er einen Weg gefunden hatte sein Kind zu strafen, ohne es zu schlagen und zu schinden.
 
Kraftlos und anscheinend verletzt kroch Raphael, den Blick nicht von Lurker lassend, zu der Pfütze.
"Du versuchst mir zu verbieten über Liebe zu reden? Die Liebe die ich einst für Dimitri empfand, wegen der ich mehr als oft versuchte zu fliehen, wegen der ich einen Brief geschrieben habe und auf Hilfe hoffte, wegen der ich geflohen bin um alles verlassen vorzufinden, wegen der ich verkraftete das all mein Geld ohne mein Wissen genommen wurde, wegen der ich mein Leben aufs Spiel setzte... das war Liebe... du hast mich doch nur gezeugt weil er es dir befohlen hat, weil er der Meinung ist ich hätte ihn verraten... veraten habe ich euch heute Nacht... da sprichst du die Wahrheit... aber wen habe ich verraten? Einen Verräter und seinen Bediensteten, der ohne den zu kennen den er angeblich gerettet hat, ihn zu einem Monster gemacht hat. Euer Blut mag das der Vampire sein... aber es ist schwach! Die Seele eines Vampirs spiegelt sich im Blute wieder... und ich habe selten eine erbarmungswürdigere Kreatur als dich gesehen... Lurker den man Wumr nennen sollte..."

Raphael beugte seinen Kopf über die Pfütze und erbrach einen riesigen Schwall von Blut in das sich am Boden befindliche Gemisch.

Lächeln triefte sein Maul von Blut.

"Du wirst mich schon töten müssen damit ich jemals dir gehorche und selbst im Tot werde ich über dich lachen... darüber lachen, wie unbeholfen du einst versuchtest mein Blut zu kosten und darüber das du einem Schwächling dienst!"


Raphaels Erscheinung verschwamm und bildete das Antlitz das er einst trug, der schöne Raphael, der der in dieser einen verhängnisvollen Nacht zu einem Monster werden sollte.

"Erinnerst du dich an dieses Gesicht? Vielleicht willst du mir ja noch einmal helfen!"


Out of Character
Regeltechnisch vielleicht nicht ganz so möglich... mir aber latte!
 
Das reichte. Er nannte Dimitri einen Schwächling und das ging über alles hinaus was irgendwie weggeredet werden konnte. Das schöne Gesicht, welches Raphael darzustellen versuchte lies Dimitri nur noch wütender werden. Dimitri rannte um den Tisch zu dem hockenden Verräter, während durch seine Wut immer mehr Blut durch seine Adern floss. "Du mieses Stück Scheisse!", brüllte Dimitri als er nahe genug herangekommen war und trat Raphael mit voller Kraft von unten ins Gesicht.

Out of Character
2 BP zu Körperkraft


Out of Character
Geschick + Handgemenge

[dice]
 
Wieder spürte Lurker das heiße Pochen der Wut, als sein Junges sich derart ungebührlich verhielt. Er hatte sich eingebildet das es leichter werden würde. Das erstemal fragte er sich ob die schrecklichen Dinge die er durchleben hatte müssen unabdingbar gewesen waren, ob es vielleicht keinen anderen Weg gab ? Aber er kannte die furchtbaren Seelenqualen die sein Kind durchlitt.
Doch dann spürte er plötzlich ein Kribbeln auf der Kopfhaut, als er plötzlich in das Gesicht sah, das er zerstört hatte. Das wunderschöne Antlitz des Menschen der sein Kind einst gewesen war.
Er streckte einen Finger aus um dieses zu berühren, doch da spürte er Dimitri neben sich los stürmen und er sah Mordlust in den Augen seines Freundes.

Er wollte sein Kind töten.

Lurker reagierte auf die einzige Möglichkeit die ihm blieb. Er konnte nicht gegen Dimitri kämpfen, das brachte er nicht über das Herz, er konnte aber sein Junges auch nicht so schnell aus der Gefahr bringen und seinen Bruder beruhigen, denn dieser war schon im Angriff.
Also warf er sich dazwischen, bedeckte seinen Sproß und schützte es mit seinem Körper. Er preßte die Augen fest zusammen und dann kam die Schmerzexplosion, als Dimitri ihn voll erwischte.
Die Welt drehte sich seltsam herum und fiel auf die Seite.
 
Lurkers Schulter wurde mit einem feuchtem Knirschen herumgerissen, der Arm von der Wucht aus dem Gelenk gerissen und wie der einer Puppe hin und her geworfen.
Seine Schlüsselbeine waren dem Tritt als nächstes im Weg und gaben protestierend Knacken nach. Lurkers Kopf ruckte herum und prallte auf den Boden.
Dann rutschte er von seinem Kind herunter, in die Blutlache.
Sein Arm war in einem sehr ungesundem Winkel abgespreizt und seine Rechte Seite war, obschon der Zertrümmerungen, total verzogen und schief.
Er winselte leise und versuchte immer wieder wegzukriechen, aber es gleang ihm nicht. Er konnte zwar seine Gliedmaßen immer noch bewegen, denn sein widernatürliches Fleisch war nicht auf Knochen und Sehen angewiesen, aber er bekam keine rechte Kontrolle über sich.
 
"Lurker, verdammt nochmal! Was tust du denn da?"

Waren jetzt plötzlich alle verrückt geworden? Zuerst prügelte er sein Kind durch den halben Keller und jetzt warf er sich schützend vor ihn? Was war bloß los hier? Dimitri konnte es nicht fassen. Raphael hatte den gesamten Abend ruiniert, und Dimitri musste das so auf sich sitzen lassen? Nochmals fauchte er.

"Warum hast du das getan?"
 
Raphael kroch zu Lurker und zog ihn zu sich.
"Versteh doch Vater, ich bin kein Verräter, ich habe versucht zu entkommen weil ich liebte! Er benutzt dich nur um seine persönliche Rache zu vollführen, weil er selbst nicht stark genug ist... oder war es deine Idee mich zu zeugen?" flüsterte er in das Ohr des Nosferatu. "Glaub mir doch ich weiß, was liebe ist!" Raphaels Augen wanderten stetig über Dimitris angespannten Körper, suchten nur den Anflug einer zu schnellen Bewegung um reagieren zu können.
 
Lurker umfaßte sein Kind mit dem anderen Arm und preßte seinen Kopf an seine Brust. Das tat verdammt weh, da seine eine Körperhälfte zerschmettert war. Langsam und vorsichtig stemmte er sich wieder hoch.

Er wird bestraft werden Dimitri... aber er muß daraus lernen... er hat viel durchgemacht... ich werde versuchen dir zu erklären wie das ist... aber er muß nun langsam loslassen und lernen wer er ist.

Lurker beugte sich hinab zu einer Öffnung an seinem Sproß, das ein Ohr war.

Wenn du nicht lieben würdest... dann wäre das alles hier nicht passiert. Ich weiß das... und ich glaube dir das du gekämpft hast...aber du mußt noch so viel lernen... aber eines glaube mir... ich habe mir gewünscht dich zu haben, seit ich in diesem Cafe von dir gekostet hatte, so wenig es auch war.

Er ging gemeinsam, umschlungen mit seinem Kind hinunter , bis sie in der lutlache saßen. Der Geruch war betörend, es war das Blut seines Jungen das so verlockend glänzte, es war Dimitris Stärke und seine Hingabe. Er tauchte seine Hand hinein und leckte einmal daran. Dann bot er sie seinem Kind hin.
Ohne Nachdruck, ohne Anklage.

Tu es heute zunächst für mich... und vertraue mir das alles am Ende einen Sinn hat. Ich mußte das auch erst lernen... denke an Brenda... sie wäre jetzt sicher gerne hier.

Er sah zu Dimitri hin und lächelte beschwichtigend. Er dachte an Brenda, daran das sie jetzt nicht hier war und eine schemrzende Lücke hinterließ.
 
Dimitri schnaubte und schlug mit der Hand auf den Tisch. Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt, und Raphaels Manipulationen ließen ihn nur noch wütender werden. Am liebsten hätte er Raphael den Kopf abgerissen.

"Macht das unter euch aus! Und dir Raphael würde ich empfehlen über deine Worte nachzudenken. Wahrscheinlich haben die Torris dein Gehirn vergiftet! Wir sprechen uns noch, und dann werden wir sehen was für ein Schwächling ich bin!", mit diesen Worten verstaute Dimitri den Kelch und das Messer in einem blutigen Jutebeutel und stampfte aus dem Keller.
 
Raphael schöpfte mit der Hand eine kleine Lache aus der Pfütze und trank das Blut. "Es tut mir leid... es tut mir wirklich leid... aber du weißt genauso gut wie ich, das ich diese Strafe nicht verdient habe...!"
 
Dimitri blieb oben an der Treppe stehen und drehte sich in Sekundenbruchteilen wieder um, nahm 3 Stufen pro Schritt auf einmal und kam mit ausgestrecktem Zeigefinger vor Rapahel zum Stehen. Langsam reichte es, Dimitri schäumte vor Wut und vor seinen Augen blitzten immer wieder rote Tücher auf, die für einen kurzen Moment die Welt um ihn herum in ein Orchester der Wut zu verwandeln schien. Er biss die Zähne zusammen und knurrte laut und deutlich. Es war ihm anzusehen, dass er grade schwer mit seinem Tier kämpfte. "Du kannst dich später entschuldigen, wenn du genau darüber nachgedacht hast, was du hier heute Nacht angerichtet hast.", er drehte sich wieder um und blieb an der Treppe noch mal stehen. "Und ich rate dir, mich nie wieder zu denunzieren."

Raphaels Worte hatten Dimitri so wütend gemacht wie schon lange nichts mehr. Er konnte froh sein, dass Dimitri dieser Raserei grade noch so entkommen konnte. Die schwere Eisentür zur oberen Etage fiel laut knallend ins Schloss.
 
Out of Character
Falls Lurker oder Raphael noch dem Pfad der Menschlichkeit folgen und noch 5+ sind mögen sie bitte beim Anblick des Blutfestmahls auf Gewissen würfeln, danke (sorry, zu spät gesehen :-( Spielt es einfach später irgendwann aus. Quasi wenn es euch "bewusst wird" Ihr seid ja jetzt alleine mit den armen Teufeln im Keller so wie ich das verstanden habe.
 
Lurker schüttelte traurig den Kopf. Das Verursachte üble Schmerzen. Er spürte wie sich die zersplitterten Knochen in ihm knirschend richteten, wie die dutzend kleinen Scherben seines Schlüsselbeines sich scharf durch das Fleisch schnitten um in ihre deformierte Form zurück zu kehren. Mit einem feuchtem Schaben rutschte das Schultergelenk wieder an seinen Platz. Lurker biss die Zähne zusammen und genoß das Gefühl wie der Schmerz durch ihn hindurch pulste. Er spürte wie dieser Vorgang an ihm zehrte. Bald würde er wieder trinken. Dann griff er erneut in die Pfütze und streichelte sein Kind mit der blutbesudelten Hand.

Du hast dich hier heute Abend aus Unwissenheit und Trotz so widerspenstig verhalten. Dabei sind wir beiden die Einzigen denen du im Augenblick etwas bedeutest. Du hast Dimitri sehr gekränkt und das will ich nicht dulden. Deine Unwissenheit ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Ich bin froh das du am Ende zur Besinnung kommst und ich werde das nicht vergessen. Aber die Strafe muß dir auferlegt werden, damit du lernst. Ich denke außerdem nicht das du lieber auf die Strafe verzichten und Dimitri Satisfaction gewähren möchtest ?

Die letzten Worte waren in einem amüsiertem Unterton gesprochen worden, aber dennoch vielleicht nicht so abwegig. Vielleicht würde Dimitri für die Beleidung am Ende wirklich ein Duell fordern, wenn Lurker sein Kind nicht gut genug lehrte.
Es schauderte ihn bei dem Gedanken das er nicht genug Zeit haben mochte um auf sein Junges einzugehen, es dahin zu führen sich selbst zu erkennen, so wie er selber sich erst viel zu spät im richtigem Licht gesehen hatte. Es schauderte ihn auch nur daran zu denken die Methoden seiner eigenen Erziehung anwenden zu müssen. Er hoffte das es einen anderen Weg gab.
Lurker zog sich hoch und stütze auch seinen Sproß. Bedächtig verließen sie die pulsende Fleischkuppel, die atmende, blutende Kapelle.

Lurker würde sein Kind gleich in einem der Räume unterbringen und dann zu Dimitri gehen um diesen zu beruhigen.
 
Dimitri saß an seinem Schreibtisch in seinem Zimmer in dem oberen Stockwerk. Hauchdünne Gardinen aus Fleisch flatterten Sanft im Wind der Nacht, und nur das Licht einiger Kerzen tauchte den Raum in sanftes Licht. Dimitri seufzte und nur das Rascheln einiger Blätter, welche grade durch seine Finger glitten als er die Seiten des Buches nach seinem Ziel durchsuchte, waren die einzigen Geräusche die in diesem Raum zu vernehmen waren.

Da! Dimitris langer Zeigefinger flitzte über das Blatt Papier während seine Augen aufgeregt in den Augenhöhlen hin und her huschten. Die posttraumatische Belastungsstörung (oder auch posttraumatisches Stresssyndrom, PTS) wurde erst 1980 erkannt und benannt. Eine Ursache hierfür können die Folgen Sexuellen Missbrauchs in der Kindheit sein (Naomi Wolf, 1993, 233). Eine Posttraumatische Belastungsstörung liegt vor, wenn eine Person einer stark emotional und/oder körperlichen Belastung ausgesetzt ist, die außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegt und somit zu einem Trauma wird. Das traumatische Ereignis wird in irgendeiner Form ungewollt immer wieder, z.B. in der Phantasie, in Träumen, durch Rückblenden (flash-back) etc. erlebt und ist gekoppelt an die ursprünglichen Gefühle von Schock, Furcht und Schrecken. Es kann durch bestimmte Stimuli ausgelöst werden (Situationen, Orte, Personen etc.), die mit dem erlebten Trauma zusammenhängen. Dies kann dazu führen, dass diese Auslöser so stark vermieden werden, dass sie zur vollständigen Amnesie der auslösenden Ereignisse führen.

Rapahel benötigte sicherlich Behandlung. Dimitri grinste und stellte das Buch wieder in eines der Bücherregale zurück. Die sollte er bekommen, wenn er nicht langsam damit beginnen würde zu begreifen was für eine Ehre ihm zuteil wurde.
 
Nachdem Lurker sein Junges sicher untergebracht hatte und ihm versichert hatte das er ihm nicht zürnte, ging Lurker nun nachdenklich durch den Flur in Dimitris Haus. Er hatte rieb nachdenklich mit der einen Hand den Ellbogen des anderen Armes, den er in einem seltsamen Winkel um seinen Hals geschlungen hatte. Sein Blick war in sich gekehrt.
Sein Kind hatte ein sehr starkes Potential. Die Umwandlung würde mit der morgigen Nacht abgeschlossen sein und er würde sofort mit der Erziehung beginnen. Er hatte schon ab und an davon gehört das man die Gaben die mit dem Untot sein einher gingen unbewußt einsetzte, zumindest am Anfang seines Weges in die Nacht, wenn einem die Kontrolle darüber fehlte, wenn man noch nicht wußte wie man sich bewegen mußte, was man tun mußte.
Sein Junges hatte unwillkürlich reagiert, als es die Form seines sterblichen Ichs vorgegaukelt hatte, aber die Maskierung war wirklich hervorragend gewesen. Lurker konnte seine sterbliche Maske nicht anlegen. Er war ohnehin nicht gut in diesem Mummenschanz, der dafür sorgte das man ihn als jemand anderes wahrnahm. Vielleicht hatte sein Kind da eine stärkere Begabung ? Einerlei, er sollte nicht soviel Zeit auf eine unabsichtliche Reaktion, einen ungewollten Ausbruch, legen. Sein Junges liebte ihn und er würde es sicher führen. Das war alles was zählte.
So erreichte er Dimitris Zimmer und schlüpfte durch den Türspalt. Er ließ die Türe hinter sich leise in das Schloss einschnappen und blieb mit dem Rücken bequem an die Türe gelehnt stehen, die Arme lässig überkreuzt.

Sei nicht zornig auf ihn... am Ende hat er sich unserem Kreis angeschlossen. Erinnere dich wie du dich damals gefühlt hast, als du in die Nacht geworfen wurdest. Er fühlt sich alleine und gequält. Wir wußten das es zu früh war um ihn teilhaben zu lassen und haben es dennoch getan, weil sonst nur noch wir beide übrig gewesen wären. Wenn man das bedenkt, dann hat er sich gut geschlagen.

Lurkers Stimme war ruhig und sehr sanft. Er flüsterte nicht, wodurch sein Lispeln das er sonst versteckte überdeutlich zu hören war. Aber hier, vor seinem Bruder, schähmte er sich nicht dafür. Es war wie er gesagt hatte.
Im Augenblick waren nur Dimitri und er übrig geblieben, als Eltern für sein Junges.
 
Dimitri legte die Fingerspitzen aneinander und hörte Lurker zu. Allgemein machte Dimitri einen ruhigeren Eindruck als noch vor wenigen Minuten. Langsam nickte er und deutete Lurker mit der Hand dass er sich setzen könne, wenn er wolle. "Du hast im Grunde recht Lurker. Allerdings hat er mich da getroffen wo es weh tut. Abgesehen davon, du kennst mich und weißt dass ich schnell aus der Haut fahren kann." Dimitri machte eine Handbewegung als würde er etwas über die Schulter werfen.

"Einerlei, ich vertraue dir, dass du Raphael gut erziehen wirst. Mir steht das nicht zu, auch wenn ich dich gebeten habe ihm den Kuss zu schenken. Und vergiss das nicht, ich habe dich gebeten. Ich habe es dir nicht befohlen und ich habe dich auch nicht dazu gezwungen. Das solltest du ihm klar machen, sonst wird er immer denken, dass ich ihm nur Böses wollte."
 
Lurker nahm auf dem zweiten, sehr bequemen Sessel Platz und versank beinahe in den ledernen Polstern. Er lachte nur leise als Dimitri erwähnte das er schnell aus der Haut fuhr.

Ich bitte dich... so wie ich mich für Brenda mit verantwortlich fühle, so sollst du auch an seiner Erziehung mit teilhaben. Ich bitte dich sogar darum. Wir gehören schließlich alle zusammen.

Er lächelte schelmich und zwinkerte Dimitri sogar übermütig zu.

Ab heute sogar noch mehr als vorher. Auch wenn ich es mehr als einen rituellen Schritt für etwas sehe das ohnhin bereits beschlossen war.

Er hob beschwichtigend eine Hand um deutlich zu machen das er es im durchweg positiven Sinne meinte. Er wußte das diese Dinge für seinen Anführer sehr wichtig waren.

Und ich würde dich bitten ihn nicht Raphael zu nennen, er wird noch einen Namen bekommen. Löse dich von dem Gedanken das er etwas mit Raphael zu tun hat. Solange er an diesen Menschen erinnert wird, und sei es nur durch die Art wie du ihn ansiehst, wird es ihm weh tun. Vergiß diesen Namen, vergiß diesen Menschen.

Scheinbar gab es eine ganze Menge Besonderheiten bei den Nosferatu, das mit dem `Clans Namen´ hatte also eine wirkliche Bedeutung, einen echten Sinn, und war nicht nur die übliche Geheimnisskrämerei dieser Gruppierung.

Und ich werde ganz sicher nichts vergessen das in dieser Nacht geschehen ist. Ich wollte ihn, weißt du das. Ich wollte ihn schon als ich ihn das erstemal traf... Obwohl er da dir gehörte.

Das war ein ehrliches Geständniss, er sah Dimitri offen an und nickte entschuldigend.

Es war sein Geschmack, seine Kraft, sein Gerruch.. du weißt wovon ich rede, oder ? Es ist nicht wie bei den anderen Menschen, er sah nicht einfach nur betörend aus, er ist einfach ein verführerisches Wesen. Es durchdringt ihn völlig, seine ganze Art und sein Blut.

Er wußte nicht ob Dimitri das auch gespürt hatte, aber der Andere hatte sicher von ihm getrunken. Also hatte er sicher zumindest eine Ahnung wovon Lurker sprach. Sein junges war etwas besonderes, auch jetzt, mit seinem verändertem Antlitz, hatte der Junge etwas verrucht anziehendes.
 
Dimitri nickte wieder langsam und stand von dem Chefsessel hinter dem Schreibtisch auf, griff den Kerzenleuchter und ging durch das Zimmer hinüber zur Sitzecke in der Lurker bereits Platz genommen hatte. Sachte stellte er die Kerzen in gebührende Entfernung auf einen Beistelltisch, an welchem bereits einige Wachstränen hinabgelaufen waren. Scheinbar der Platz an dem die Kerzen immer standen, wenn Dimitri in der Sitzecke vor sich hin grübelte oder Gespräche führte. Anschließend ging Dimitri zum Glasschrank und nahm 2 Kristallflöten und eine Karaffe heraus. "Ich würde auch gerne mit... mit unserem Kind anstoßen, aber ich denke es ist besser wenn wir ihn für heute in Ruhe lassen.", sprach er leise als er wieder zur Sitzecke zurückkehrte und die Gläser auf den Tisch stellte. Dann wendete sich Dimitri dem CD Spieler zu, nahm eine CD aus dem Regal und legte sie ein. Entschuldigend zwinkerte er Lurker über die Schulter zu. "Ein Plattenspieler wäre sicherlich Stilvoller, allerdings muss man ja auch mal mit der Zeit gehen." Auf der CD war zu lesen 'Schwanensee - Tchaikovsky'. Die ersten Klänge flogen durch das Zimmer als Dimitri wieder zurück zum Tisch der Sitzecke ging und die Karaffe in die Hände nahm. "Ich bin in Kürze wieder da. Fühl dich wie zu Hause.", sprach Dimitri und deutete mit der Hand auf die Bücherregalwand, in welcher man alles finden konnte was Mystisch, Okkult und Medizinisch war.

Dimitri ging hinab in den Keller und schnitt an einer Stelle der Wand in das pulsierende Fleisch um das herausfließende Blut mit der Karaffe aufzufangen. Anschließend wischte er mit dem Handrücken und ein wenig Druck, diesen Schnitt wieder zu. Es würde bald auch an der Zeit sein, die hungrigen Mäuler zu füttern.

Anschließend kam Dimitri wieder in sein Arbeitszimmer und befüllte beide Kristallflöten mit dem noch warmen Blut, seiner nie versiegenden Quelle. Er ließ sich neben Lurker in den anderen Sessel sinken und hob das Glas zum Anstoßen.

"Sa druschbu", sprach Dimitri lächelnd. Sicher würde Lurker verstehen was das bedeutete. 'Auf die Freundschaft', nicht mehr, und nicht weniger.
 
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