27.04.04 - Blut ist dicker als Wasser

traum

Grinsekatze
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Dimitri hatte die beginnende Nacht damit verbracht einen Teil des Kellers mit einem schweren Holztisch und 4 Stühlen herzurichten. Jetzt, da es wieder ruhiger in Finstertal geworden war, hatte er beschlossen die Vaulderie mit seinen Brüdern, die noch nicht richtig Brüder waren, durchzuführen. Er hatte einige Kerzen Sternförmig auf einem hautfarbenem Fetzen verteilt, der als Tischtuch über die Kanten des Tisches fiel. Blaue Marmorierungen verzierten das Prachtstück, und ab und zu schien es noch zu pulsieren, wenn man mit dem Finger über die Blutgefäße strich. Ein guter Teil der Kellerwände war mittlerweile von mehreren Menschen bedeckt, zwar war noch nicht der ganze Keller voll davon, aber die Kathedrale des Fleisches wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Dimitri musste grinsen als er diesen Gedanken ausführte. Sicherlich würde er kein Kunstwerk dieser Größe erschaffen können, aber er konnte sein Domizil wenigstens dementsprechend verschönern. Von der psychologischen Komponente ganz zu schweigen.

Dimitris Blick haftete auf den Flackernden Kerzen und den sich ständig bewegenden Mündern der Menschen an den Wänden. Die meisten Augen waren auf ihn gerichtet, oder besser, sie wären auf ihn gerichtet, wenn ihr ihnen keine Spiegelscherben unter die Augenlieder getrieben hätte. Sie kamen aus der untersten Schicht der Gesellschaft. Penner, Huren, Zuhälter, Dealer. Sie alle sollten zu einem Ganzen verbunden werden. Schließlich hatten sie in ihrem früheren Leben bereits Hand in Hand gearbeitet, oft auch, ohne es zu wissen. Dimitri ging die Wände ab und strich hier und dort sanft über offen liegendes Fleisch, nach Außen gewendete Eingeweidete und pulsierende Herzen, die einen großen Blutstrom miteinander durch die Wand zu pumpen schienen, um Dimitri und jene zu nähren, die trinken wollten. Doch es war Zeit die Vaulderie zu beginnen.

Dimitri schickte eine SMS an Lurker. 'Komm zur Zuflucht Lurker. Es wird Zeit, dass wir die heilige Vaulderie zelebrieren. Ich warte auf dich. Dimitri'

Dimitri platzierte den Kelch aus dem Dom und ein sauber geschliffenes Messer daneben auf dem Tisch. Er lies die Kerzen brennen und machte sich auf nach Oben in das Wohnzimmer, wo er auf Lurker und Raphael wartete.
 
Lurker sah von seiner Lektüre auf, als sein Telefon an seiner Brust vibrierte. Er grummelte leise vor sich hin, während er mit umständlichen Bewegungen das Gerät zum Vorschein brachte. Mit spitzen Fingern drückte er ein paar Tasten und laß Dimitris Nachricht.
Nachdenklich legte er sein Buch beiseite und tippte sich mit dem Fingernagel des Zeigefingers auf die gelblich, schartigen Zähne. Dann laß er die Nachricht noch ein zweitesmal und verstaute das ebenso scheussliche, wie nützliche Gerät wieder in der Innentasche seines Mantels.
Dann sah er hinüber zu der Gestalt die dort auf einer harten Unterlage neben ihm lag. Der Körper war nicht mehr gefesselt, seine Verwandlung war beinahe abgeschlossen und er war sogar ab und an erwacht und hatte schon versucht mit ihm zu sprechen.
Lurker hatte bei ihm gesessen und ihn versorgt, hatte alles was er an Blut hatte finden können hier her gebracht. Er hatte ihn in Decken und Tücher gehüllt, die er immer wieder mit kaltem Wasser übergoss um die brennende Hitze der Transformation zu kühlen.
Liebevoll hatte er Verletzungen geschient, die nun langsam wieder verwuchsen, so das sein Schützling nicht unter zu argen Verkrümmungen zu leiden hatte und am Ende bewegungs und Lebensunfähig war.
Jetzt war er im letzten Stadium, bald würden schlimmen Leiden ein Ende haben. Lurker strich sachte über eines der Laken und spürte die fiebrige Hitze darunter.
Ein letztes mal schöpfte er Wasser und tränkte das Kleiderbündel, das sein Kind enthielt mit kaltem Nass. Dann ergriff er das Paket sanft und hob er an. Er war so darauf konzentriert seine Fracht vorsichtig vorran zu tragen, das er gar nicht mehr darauf achtete um wieviel leichter es ihm fiel diese Last zu heben.
Kurz darauf schritt er durch die tropfenden, dunklen Gänge der Abwässer Kanäle dahin, streichelte die Laken und redete beruhigend darauf ein.
Eine halbe Stunde später trat Lurker aus einem Überlauf Becken, am Rande eines alten alten Bauzaunes und erreichte so die Rückseite der Zuflucht.
Er sah sich vorsichtig um, dann schlich er geduckt bis an das Gebäude herran.
Dimitri hatte ihm die Türe geöffnet. Mit einem sanftem Schwung trat er sie auf und huschte leise hinein.

Dimitri..?

Ein lautes Flüstern.
 
Dimitri hörte das Flüstern und war froh, dass Lurker mit Raphael so schnell herbei gekommen war. Mit ausladenden Schritten kam Dimitri aus dem Wohnzimmer in welchem große Kerzen brannten und leise Musik ertönte. Tchaikovskys Nussknacker Suite war es, wenn man genau lauschte. "Lurker, Raphael, gut dass ihr so schnell gekommen seit." Dimitri ließ die schwere Holztür hinter den beiden ins Schloss fallen und nickte Lurker freundlich zu. Dann blickte er auf Raphael hinab und fühlte an den Laken. "Wie geht es ihm?", fragte er mit belegter Stimme.
 
Lurker sah wie Dimitri aus dem Wohnzimmer zu ihm hinaus kam, er nickte freudig und hielt auf den Anderen zu.
Er war froh hier zu sein und seinen Bruder zu sehen, die letzten Nächte war er nur zum jagen und entsorgen hervorgekrochen. Es war höchste Zeit für einen Abend Unterhaltung.

Er wird es schaffen, er ist stark genug. Vielleicht erwacht er heute ja, ab und an war er kurz bei Bewußtsein, glaube ich.

Lurker klang sehr erleichtert als er das sagte. Ein paar mal hatte er gedacht das sein Kind es nicht schaffen würde, einmal als er es noch fixieren hatte müssen, hatte er eine halbe Nacht gebraucht um Draht und Kordel wieder aus ihm hinnaus zu bekommen, ein anderes mal hatte er stundenlang auf ihm gehockt und mit aller Kraft seine Wirbelsäule einigermaßen gerade zu halten, sonst wäre aus seinem Jungem wohl nur ein verdrehter, untoter Fleischberg geworden.

Noch ein oder zwei Nächte, dann wird er es geschafft haben.
 
Dimitri nickte langsam. Seltsamerweise überkam ihn nicht die leiseste Spur eines schlechten Gewissens, dass Raphael solche Qualen durchstehen musste.

"Lurker, ich hoffe du weißt, dass wir heute Abend die Vaulderie durchführen. Ein heiliges Ritual, was unsere Bände stärken wird. Mit diesem magischen Blutsband ist es uns möglich, besser füreinander da zu sein und uns den Klauen der Ahnen zu entreissen. Ich muss dich vorher nur etwas fragen."

Er blickte Lurker tief in die Augen. "Hast, oder hattest du eine Blutsverbindung zu einem anderen Vampir? Und bist du bereit, die Camarilla hinter dir, bzw. hinter euch zu lassen? Denn, du musst folgendes bedenken, und ich gehe davon aus, dass du es bereits überdacht hast: Sie wissen, dass du mit mir, also dem Sabbat zusammen gearbeitet hast, sie haben uns gesehen, sie haben gesehen, wie wir uns geholfen haben. Wenn du wieder zu ihnen gehst, werden sie dich nicht wieder gehen lassen und im schlimmsten Fall wirst du hart bestraft werden. Bei der Camarilla nennt man das wohl Blutjagd...", Dimitris Augen waren hart, aber nicht kalt. Er versuchte Lurker nur etwas zu erklären.

"Die Entscheidung liegt bei dir. Du musst dir allerdings darüber bewusst sein, dass dich die Camarilla nicht mehr lange am Unleben lassen wird, wenn sie dich kriegen."
 
Out of Character
Davon ausgehend, das die neue Zuflucht schon so weit ist, wäre es eigentlich so, das ich mittlerweile vollkommen bei Bewußtsein bin... ich habe ja auch schon mit Traum einiges gespielt... aber gehen wir einfach davon aus, das ich eine Art Rückfall hatte und mich weiterverwandle.


Ein Zittern ging durch das massige Packetaus Fleisch, ein heiseres Husten drang aus der Öffnung des Kopfes, welche wohl der Mund sein musste.
"Dimitri?" hauchte Raphael leise und öffnete die schmalen Schlitze knapp über dem Mund die nachdem sie geöffnet waren verrieten das sie die Augen waren.
"Es ist lang her, wo bin ich?" Die fleischigen Augenlieder zuckten wie in einem bösen Traum, doch die wunderschönen Augen hinter ihnen sagten, das der geist, der in diesem...Körper... wohnte all das, den Schmerz und das Leid vollkommen mitbekam.
 
"Es ist alles gut, Raphael. Du bist in Sicherheit. Zu Hause. Bei uns.", Dimitri blickte zu Lurker und zuckte die Schultern. Was sollte er jetzt schon machen? "Sprich mit ihm Lurker. Und gib mir später deine Antwort auf meine Fragen. Wir können die Vaulderie nur beginnen, wenn du die Camarilla hinter dir lässt."
 
Out of Character
Hi, also ich bin davon ausgegangen das diese Umwandlung eine Woche dauert, davonausgehend wäre Raphael... nun ja... sagen wir fast fertig. :D Aber machen wir es ruhig so das er in zwei Schüben Verwandelt wurde, für die Spielbarkeit sehr sinnvoll.


Lurker zuckte kurz zusammen als Dimitri sein Junges mit Namen ansprach. Sicherlich wäre es für das Kind leichter wenn er nicht durch seinen Namen an sein altes Leben und sein lebendes Aussehen erinnert werden würde.
Er legte das große Bündel behutsam ab und lehnte es gegen die Wand, so das es abgestützt wurde. Dabei sprach er leise und ruhig darauf ein.

Keine Sorge... es wird bald gut sein, es ist fast geschafft.

Während er überfürsorglich sein Kind streichelte, sah er zu Dimitri und nickte grimmig. Er wußte eigentlich nicht so recht was Dimitri mit diesem Vaulderie Kram meinte, aber er wußte das es ihm wichtig war und das er wesentlich größeren Wert auf die Frage der Zugehörigkeit zu den Gruppierungen legte als das bei ihm der Fall war.
Er dachte kurz an die Anderen Untoten in der Stadt, im Grunde konnte er die wenigen die er schätzte an einer Hand abzählen, also was sollte es schon ? Von ihm aus würden sie Dimitris kleines Fest abhalten.
 
Dimitri sah Lurker lange an und hob anschließend langsam die Hände, ließ sie gleich wieder fallen und seufzte. "Du hast mir noch immer nicht gesagt wie es um deine Überzeugung steht. Sie würde mich sehr interessieren, und vor allem, ich muss wissen wie du zur Sekte, zum Sabbat stehst. Es tut mir leid Lurker, aber von jetzt an geht es nur noch um den Krieg. Ich erzählte dir bereits davon, und ich muss wissen ob ich auf dich, auf euch, zählen kann."
 
Lurker sah wieder zu dem Bündel hinüber das sein Kind war. Er kaute auf seiner Lippe herum.
Immerhin wußte er nicht wirklich viel über den `Sabbat´. Lediglich das was man sich auf Cammarilla Seite erzählte. Vieles davon war aber nur Propaganda und blanker Unsinn.
Dimitri war kein wahnsinniger Schlächter und kein stumpfsinniges Monster. Er war überzeugt von sich und seinen Zielen, er liebte mit aller intensität.
Er war sein Freund und das obwohl sie eigentlich nur ein `Zweckbeziehung´haben sollten.
Er konnte ohnehin nirgens anders hin, keiner der anderen Vampire würde ihn in seiner Nähe haben wollen. Er war der Verräter, der Judas.
Dabei hatte er nur getan was getan werden mußte um diese Stadt zu retten.

undankbares Pack

Aber es war nicht einfach nur so das er nirgendwo anders hingehen konnte. Er wollte nirgendwo andershin.
Schließlich nickte er ganz langsam und legte eine Hand auf sein Kind.

Du kannst auf uns zählen, du konntest es früher und du wirst es auch in Zukunft tun können.

Er sah wieder zu Dimitri und lächelte ein wenig verlegen.
 
Dimitri nickte und legte Lurker eine Hand auf die Schulter. Dann nickte er langsam ohne den Blick von Lurkers Augen zu nehmen. Lurker war ein wahrer Freund, ein Bruder. Er war im Grunde genau das, was der Sabbat brauchte. Er war frei im Geiste und langsam war er auch näher an sein eigenes Tier herangekommen, hatte vielleicht sogar langsam einen Sinn dafür verspürt, wie er im Einklang mit ihm leben konnte.

"Gut Lurker. Packe dein Kind aus und hilf ihm auf die Füße. Nach der Vaulderie können wir auch einen neuen Namen, einen Spitznamen, für ihn wählen.", Dimitri lächelte leicht. "Ich selbst habe auch noch keinen. Spitznamen sind für mich im Rudel, in unserer Gemeinschaft, überaus wichtig."

Dimitri führte die beiden nach unten in den Keller und deutet auf den Tisch, damit die beiden davor Stellung beziehen konnten. Anschließend nahm Dimitri den Kelch in beide Hände und streckte ihn feierlich gen Kellerdecke. "Dies, unser Blut, soll unser Band und unsere Macht stärken. Stärken soll unser Blut die Macht und den Krieg des Sabbat. Krieg gegen die Ahnen, gegen die Vorsintflutlichen, Krieg gegen Heuchlerei, Verrat und Betrug. Unser Blut soll uns binden, stärken und unsere Macht erweitern." Er senkte langsam den Kelch und platzierte ihn wieder auf der Hauttischdecke, nahm das Messer in die Hand und schnitt sich langsam das Handgelenk auf. Sein Blut floss dick und voll aus seinem Arm, als hätte es an Dichte gewonnen. Als sei es mächtiger geworden, als es jemals war. Mit einem Nicken reichte Dimitri das Messer an Lurker weiter.

Auch wenn es für Raphael vielleicht noch nicht an der Zeit war an der heiligen Vaulderie teilzunehmen, so hatte er noch immer ein Blutsband, welches es zu brechen galt. Also scheiss auf diese Kleinigkeit.
 
Er nickte und legte eine Hand auf die von Dimitri. Dann machte er sich daran seinen Schützling herzurichten. Er schlug die Laken auseinander, faltete sie ordentlich zur Seite und stellte das Kind auf die Füße.
Er wirkte entrückt und geistig abwesend, Lurker kannte das. Sein Geist war auf Reise im Land hinter dem Schmerz und der Verzweiflung. Nur so konnte man das Ganze einigermaßen geistig unbeschadet überstehen.
Er legte einen Arm um seine Schulter und führte ihn sachte hinter Dimitri her.

Neugierig spähte er hinab in das halb Licht der Kerzen. Schatten tanzten und zitterten einen wilden Tanz aus Licht und Dunkelheit auf den Wänden. Er hörte ein unablässiges Stöhnen von dort unten.
Gemeinsam gingen sie, Schritt für Schritt hinab. Als sie schließlich am Fuße der Treppe angekommen waren und Lurker sich das erstemal umsah, hätte er beinahe aufgeschriehen.
Der Raum war eine Kuppel aus unzähligen Leibern, die auf und abwogte im Rythmus eines einzigen, keuschendem Atem. Er hörte das Crescendo aus dutzenden Herzschlägen, die in einem grausamen Gleichklang pulsierten.
Lurker öffnete den Mund, ließ ihn aber einfach nur offen stehen und erwiederte das Starren seines eigenen Blicks aus den unzähligen Augen in denen er sich auf unnatürliche Art widerspiegelte. Sie hatten Scherben in ihren Augenhöhlen.
Die Menschenkuppel schien nach ihm zu greifen. Es waren nicht einfach nur ein paar aufgehängt Körper. Auf eine abartige, obszöne Art waren sie eins, ein Atem, ein Herzschlag, ein Schmerz.
Die Art wie ihre Leiber ineinander verschoben und verschmolzen waren verriet die Perfektion und Hingabe eines Künstlers, gepaart mit dem Genuß eines Liebahbers.
Es schreckte Lurker ab, es war furchtbar, unbegreiflich, ekelhaft und doch spürte er eine faulige Art von Lust und Vergnügen. Es war dem Gefühl das Dimitri zunächst in ihm geweckt hatte sehr ähnlich. Es war zuerst Ekel und Widerwillen. Es war abartig, doch nach und nach, wenn man die Schichten des Entsetzens abschälte, dann kam darunter die häßliche Wahrheit zutage, das einem diese Abscheulichkeit gefiel, das man von ihr angezogen wurde. So wie man von einer schwärenden Wunde fasziniert und erregt werden mochte.
Das seltsame Gefühl ein Stück Fleisch zu finden das vor Maden wimmelte und sich dann plötzlich dabei zu ertappen das man mit den Fingern darin herumwühlen wollte.
Es war etwas von dem man nur in den dunkelsten, wollüstigsten Stunden eingestand das es da war, es war eine art verdorbener Splitter im Fleisch.
Von all diesen Empfindungen und Gedankengängen wurde Lurker überschwemmt als er dort stand. Und so wie er akzeptieren hatte müssen das er ein Monster war und kein Mensch, so wie er sich der Wahrheit ergeben hatte müssen, das nur im Blut Leidenschaft und Leben für ihn lag, so mußte er nun vor sich selber zugeben das es etwas in ihm gab das dieses Werk als schön empfand. Er beschloß den Gedanken nicht zu verdrängen, beschloß nicht aufzuschreien und wegzurennen.

Das ist unglaublich... Dimitri..

Er barg sein Kind fester in seinen Armen und trat unter den Baldachin aus Fleisch. Es war ein wenig wie eine verzerrte Form von Gebärmutter.
Dann begann sein Bruder das Ritual. Lurker wußte überhaupt nichts darüber. Er hatte keine Ahnung was hier geschehen sollte und was es bedeutete. Aber es war ihm auch egal. Es war wichtig für Dimitri, seinen starken Anführer. Er lauschte versonnen den Worten seines Bruders und dem Summen der gesammelten Qualen des Fleisches um ihn herum, das in seinem Kopf erklang.
Schließlich reichte Dimitri ihm den Kelch. Lurker hätte beinahe ohne nachzudenken einfach alles ausgetrunken, als er plötzlich auch das Messer herüber gereicht bekam.
Jetzt verstand er. Er hielt den Kelch in der einen und das Messer in der anderen Hand und fühlte sich benommen und taub, zur gleichen Zeit aber erfrischt und hellwach. Er wußte nichts von diesem Ritual, gar nichts, sein Kopf war völlig leer. Dennnoch hatte er das Bedürfniss etwas zu sagen. Etwas angemeßenes. Sein Blick traf wieder Dimitri und plötzlich spürte er, das er hier nichts verkehrtes tun oder sagen konnte. Er hackte sich mit einer schnellen Bewegung in den Arm und zischte leise durch die Zähne als der Schmerz durch ihn hindurch fuhr. Dann ließ er reichlich Blut an seiner Hand und seinen Fingern hinabrinnen in den Kelch.

Das hier... ist euer Blut... ich trage es in mir... aber es wird euch gehören.

Das war sicherlich nicht so sakral und formell wie Dimitris Worte, aber das ganze Ritual sollte ehrlich sein. Von Grund auf wahr und rein. Also sprach er einfach aus was in ihm war.
Dann umfaßte er sein Junges von hinten und führte das Messer langsam an dessen Arm hinauf. Es reagierte beinahe überhaupt nicht. Kein Wunder, dieser Schnitt waren nichts im Vergleich zu der qualvollen Zeit die hinter ihm lagen.
Dann reichter er Dimitri den Kelch beinahe randvoll zurück.
Es spürte ein seltsames Fieber in sich, sein Verstand glühte und dehnte sich aus. Gespannt sah er zu seinem Brunder hinauf.
 
Dimitri nickte bedächtig als Lurker seine Bewunderung zum Ausdruck brachte. Sicherlich, es war nicht normal und mit großer Wahrscheinlichkeit hatte Lurker so etwas noch nie gesehen. Er lächelte leise und strich beiläufig wieder über die fleischige Wand neben ihm. Es war ein Kunstwerk, ja.

Dann konnte Dimitri die ehrlichen Worte Lurkers vernehmen. Er konnte am Klang der Stimme hören, dass er es ehrlich und ernst meinte. Die Zeit, einen Rückzug zu machen, war nun verronnen. Wie altes Blut in einer Leiche. Vergänglichkeit und Ewigkeit beherrschten die Atmosphäre des Raumes, als Lurker und auch Raphael ihr Blut in den Kelch laufen ließen. Dimitri hatte die Arme auf den Tisch gestützt und beobachtete jede Bewegung genau. Anschließend nahm er den Kelch wieder in die Hände und richtete ihn wieder nach Oben.

"Kein Band, so stark es auch sein mag, wird diese Gemeinschaft brechen. Kein Ahn, wird diese Macht verleugnen. Für Kain, unseren Vater, unser Blut, für uns."

Dimitri nahm einen großen Schluck Blut aus dem Kelch und ließ ihn langsam seine tote Kehle herabrinnen. Er genoß den Geschmack von Vampirblut sehr. So sehr, dass er still lächelte und die Kraft genoss, welche in ihm begann aufzulodern. Die Macht des Bandes, der heiligen Vaulderie würde sie zusammenschweissen.

Dimitri murmelte in seiner Muttersprache ein paar Verse vor sich hin, als er den Kelch an Lurker weiter reichte und ihn mit einem leichten Nicken dazu aufforderte ebenfalls zu trinken.
 
Das Wispern in seinem Schädel war lauter geworden und er hatte mit leicht geneigtem Kopf sowohl in sein Inneres, als auch auf Dimitris Worte gelauscht. Seine Hand hielt die seines Kindes und er fiepte leise vor sich hin.
Dann nahm er den Kelch entgegen und er bemerkte das seine Hände zitterten vor Aufregung. Er sah erstaunt auf sie hinab, denn so eine unwillkürliche Reaktion war eher selten bei ihm. Ein deutliches Zeichen seiner berauschten Aufgewühltheit.
Als er das Gefäß langsam an seine Lippen hob, wirbelten Bilder durch seinen Geist.
Ihre gemeinsame Suche nach der Wahrheit hinter dem Fluch, ihre Flucht vor der furchtbaren Sonne, die Verheißungen des Blutes das bei ihren Festen geflossen war, die Zeugung seines Kindes und dessen wunderbaren Blutes, der Kampf gegen Zachariis Geist. aber auch eher banalere Dinge, wie ihre Gespräche, als sie gemeinsam durch die Nacht gewandert waren und von ihrem Leben erzählt hatten, Dimitris Lehren, die Lurker dazu gebracht hatten mit sich selber mehr ins Reine zu kommen als all die Jahre seiner Existenz zuvor.
Dann trank er mit tiefen Zügen aus dem Kelch.

Die Welt um ihn wurde zu einem lautem Dröhnen, das starke Blut seines Anführers, vermischt mit der lieblichen Süße seines Kindes und der Vertrautheit seines eigenem überschwemmte alle seine Sinne und löschte alle Zweifel aus. Klarheit trat an die Stelle von Uneinigkeit, Kraft an die Stelle von Zögern. Er spürte wie sie eins wurden, er hörte den Hall der Bestimmung.
Das Band floß durch ihn hindurch und füllte ihn aus, gab ihm Halt und wurde gleichzeitig von ihm getragen.
Dickflüssige rote Tränen rannen hemmungslos aus seinen Augen und liefen sein Gesicht hinab. Dann wurde es Still.
Eine wunderbare, kraftvolle Stille, die ihn umfing wie ein Gewand aus feinster Seide. Eine herrliche Schwere und Müdigkeit lag auf ihm, wie nach einer großen und gerechten Sache. Er setzte den Kelch ab und Lächelte versonnen und ein wenig beschähmt. Es gab kein Wort das er aussprechen konnte das angemeßen war, keine Geste die hätte ausdrücken können was geschehen war.

Behutsam umfing er wieder sein Junges und unterstützte ihn beim trinken. Hielt ihn fest und sicher.

Out of Character
oh...oh... :D....eigentlich schrieb ich ja.. hielt ihn fest und sicher...;) Aber wenn du es so spielen willst, dann hat Lurker Raphael zwar umfaßt, aber nicht festgehalten.... Aber das gibt sicher Ärger ;)
 
Mit einer zittrigen Hand, ergriff Raphaels den Kelch, drehte ihn um und verschüttete das Blut.

"Euer Blut, das Blut von machtgierigen, vor nicht zurückschreckenden Monstern kann MICH nicht stärken... töte mich wenn du es für richtig hälst, aber von einer verabscheuungswürdigen Kreatur wie dir möchte ich keinen Tropfen in mir haben Dimitri!" hauchte er heiser und kraftlos in den Raum wärend das plätschern des Blutes zu vernehmen war und sich langsam eine kräftige rote Pfütze am Boden bildete.
 
Fassungslos verfolgte Lurker wie sein Kind den Kelch einfach ausschüttete. Er warf es einfach weg, er spieh auf das Band, er verriet sie alle, so wie er schon zuvor Dimitri verraten hatte.
Lurker spürte einen heißen Dorn aus Wut durch sein Rückgrat stoßen. Dimitris und sein Blut, das immer noch wie ein Wildbach durch seine Adern strömte, begann zu kochen und zu schäumen. Ein Schleier aus Hass legte sich über seine Wahrnehmung. Er schrie auf, wie ein Tier, kreischte wie eine Furie, die in ihrem Streitwagen aus dem Himmel auf ihr Opfer herabstieß.
Er schlug seine Krallen tief in die Seite seines mißratenen Zöglings, wußte gar nicht mehr wen er dort vor sich hatte vor Rage, und riß ihn herum, damit er in Lurkers vor Zorn verzerrtes Antlitz blicken sollte. Dann folgte ein mörderischer Schlag, blitzschnell, wie eine zustoßende Klapperschlange. In seinem rasendem, beinahe Wahnsinnigen Anfall entfesselte er unwillkürlich alle Kraft die er aufbringen konnte, aber er war nicht mehr in der Lage sich zu bremsen.
Er würde sein Junges durch den Schlag quer durch den Keller schleudern, wenn er träfe.
 
Out of Character
Übrigens müssen wir noch die Vaulderie-Werte auswürfeln. Wollen wir das in einem extra Koordinatinosthread machen?
 
Dimitri konnte nich fassen was Raphael dort tat. Hatte man diesem Widerling denn nicht wenigstens einen Hauch von Benehmen und Respekt beigebracht? Dimitri kochte plötzlich fast über vor Wut und stemmte seine Arme auf den Tisch und fauchte Raphael böse an. Seine Augen flackerten und die Muskeln unter der Alabasterfarbenen Haut kontrahierten stetig. Dann jedoch erkannte Dimitri Lurkers Wut und entschloss sich Raphael nicht gleich den Kopf abzureissen. Lurker sollte sich um dieses respektlose Stück Dreck kümmern. Dann kam der Schlag!
 
Es war ein Lächeln, das Dimitri noch gesehen hatte, bevor der harte Schlag seines Erzeugers Raphael grtoffen hatte, ein achtloses Lächeln, eine Floskel, aber so tödlich wie Rattangift.
Hart traf der Schlag Raphaels Rippen die mit einem schmatzendem Geräusch zerbarsten und ihm einen Schrei des Schmerzes entlockten. Hart knallte der große Corpus gegen eine der Kellerwände, die in stiller Aufregung zu schreien schienen.
 
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