26.04.04 - Das Grab der Familie ?

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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Die Nacht war blaß und seltsam warm, wodurch die Luft schwer wurde, wie Sirup. In einigen Wochen würde in diese träge Schwerheit noch die aufdringliche Süße der Sommerluft hinzukommen.
Doch davon würde man hier nichts riechen. Hier war es immer warm, von der Gärung die überall stattfand und von dem beständigen Heizen der Verbrennungsanlage. Hier roch es immer nach süßlicher, schwerer, dumpfer Fäulniss. Sie kroch über den Boden und in die Nasenlöcher. Es fehlte nicht viel und man mochte sich einbilden wie der ekelige Dunst einen ansprang und durch alle Öffnungen eindrang.
Lurker schritt durch eine der vielen Schluchten zwischen den Müllbergen auf dem Gelände des Müllplatzes in Finstertal. Seine Gedanken kreisten jedoch nicht um den Gerruch, denn in den Kanälen unterhalb der Stadt roch es zwar anders, aber sicher nicht besser.
Der Duft war ein Schutz, er war hier so heftig das er auch entschlossene Eindringlinge abwehren mochte. Die Geheimnisse des Clans waren sicher, beschützt von den abartigen Ausdünstungen der Müllberge.
Seine Gedanken waren seit dem Gespräch mit dem Archonten gestern immer wieder in die eine Richtung gelenkt worden.
Jetzt, wo das erstemal seit dem Ende des Fluches Zeit war, mußte er ergründen was aus seinen Clansbrüdern geworden war. Wo waren sie abgeblieben ? Würde er eine Botschaft von ihnen finden in der sie erklärten wo sie hingingen um vor dem Fluch in Sicherheit zu sein ? Oder würde er ihre Leichen ineinander verdreht finden ? Dem Fluch erlegen und in einer Umarmung vergangen ?
Er vermutete das etwas schreckliches passiert war, denn wenn die beiden irgendwo wieder aufgetaucht wären, dann hätte er eigentlich Nachricht aus dem Clans Netzwerk bekommen müssen, wie er es erbeten hatte. Wenn sie aber für die Augen seines Blutes nicht auffindbar waren, dann konnte das eigentlich nur bedeuten das sie nicht mehr in den Gefilden der Sterblichen weilten. Aber keine Voreiligen Schlüsse. Lurker ermahnte sich selber, er brauchte Gewissheit, keine Vermutungen. Vielleicht ging es den beiden ja auch gut ?

Was denkst du denn was du findest ? Eine Urlaubskarte aus Rio ?

Er biß sich auf die Lippen und wanderte weiter durch die endlos eintönige Landschaft aus Abfall. Schließlich erreichte er den Schacht den er damals mit Schleicher und Reisser hinab gestiegen war um in die Zuflucht des älteren Nosferatu zu gelangen.
Es kostete ihn einige Mühe den Deckel anzuheben, aber schließlich gelang es ihm den Deckel so zu legen das eine Öffnung entstand die ihm genügte. Er strich seine Kleidung glatt und schlug den grauen Mantel enger um seinen dürren Körper. Dann glitt er hinab in die dampfende Finsterniss.
Der Gerruch wurde hier unten ein dutzendmal schlimmer. Er konnte einem wahrlich die Tränen in die Augen schießen lassen. Einem Menschen wäre es absolut unmöglich sich hier unten längere Zeit ohne eine entsprechende Ausrüstung zu bleiben. Lurker aber ging ungerührt los, entlang des Schmalen Steges der an einem säuerlich stinkendem Bach entlang führte.
Er mußte nicht lange gehen bis er auf ein Rudel Ratten traf, das sich neugierig vor ihm aufbaute, indem sie sich auf die Hinterbeine aufrichteten und `Männchen´machten. Lurker blieb sofort stehen und ging in die Hocke um weniger groß zu erscheinen. Es mochten nur Ratten sein, aber wenn sie hier waren um Reissers Zuflucht zu bewachen, dann mochte es möglich sein das sich gleich tausende dieser Viecher auf ihn stürtzen und ihn einfach zerreissen würden. Also blieb er hocken und schob langsam seine Hände zu ihnen hinüber, die Handflächen zum `aufspringen´offen.
Er tastete im Geiste nach den Tieren, versuchte die Bahn zu finden in denen das Denken der guten kleinen Geister verlief. Dort.
In der Ferne sah er das Schimmern der Gefühle des Rattenrudels. Er griff danach und glitt langsam in die Gefühlswelt der Tiere hinab, wie in eine Badewanne. Das erste was ihn überwältigte und beinahe weinen ließ war das Brummen und Wispern der Kollektiven Gedanken. Jedes Tier schien dieser größeren Einheit zuzugehören, alle gleich und jede Individuell, ohne einen Widerspruch darin zu sehen, wie ihn der menschliche Geist hier hineindachte. Es gab überhaut keine Widersprüche hier. Für so etwas war kein Platz. Alles war rein und klar. Er spürte wie die kleinen Tiere vor ihm schnüffelten und ihre neugierigen, schwarzen Knopfaugen musterten ihn genau, denn sie spürten ihn nun in ihrem Band.
Lurker gab sich als eine Art Ratte aus einer anderen Gemeinschaft zu erkennen. Das war zumindest ein Gefühl mit dem die Kleinen etwas anfangen konnten. Sie wußten das er schon einmal hier gewesen war. Das Kollektiv wußte es, der Gemeinsame Geist hatte die Nosferatu nicht vergessen. Sie verstanden auch das er zu dem Rudel um Schleicher und Reisser gehörte.
Lurker sandte ihnen das Bild von Reisser zu, wie er sich bewegte, wie er klang, wie er hier durch die Gänge gewandert war. Er wollte zu ihm, er wollte dorthin wo Reisser gehaust hatte.
Lurker selber war nicht in der Lage durch das Labyrinth zum Unterschlupf des Anderen zu finden, aber er wußte, die guten Tiere kannten den Weg. Er bat sie eindringlich ihn zu führen und übermittelte ihnen das Gefühl großer sorge um sein Familien Mitglied, das verschwunden schien.
Er hoffte sie würden ihm helfen, er mußte die Anderen finden.
 
Seine Hoffnung war nicht umsonst. Die Ratten verstanden ihn und akzeptiert. Sie führten ihn ... immer tiefer. Der Weg war verworren und es gab Hürden, die kein Mensch überleben konnte. Ein normaler Vampir wäre auch nicht hier durch gekommen. Die Ratten gaben schließlich acht und passten auf.

Es dauerte lange, als Lurker in eine Art kleine Wohnhöhle trat. Hier lagen nur noch Überreste. Das, was von einem so alten Vampir übrig bleiben konnte. Reisser war vergangen.
 
Neugierig stieg er hinter den Verbündeten her, folgte ihnen durch die verschlungenen Wege unter dem Müllplatz. Mehr als einmal hatte er das Gefühl das er gerade an einer Falle oder einem Mechanismus vorbeiging.
Doch scheinbar waren die Ratten es gewöhnt Besuch hier hindurch zu geleiten. So wurde er, immer das Summen der Gemeinschaft im Kopf, sicher in Reissers Zuflucht gebracht.
Er hatte den Wohnbereich gerade erst betreten, als er auch schon auf ein halbzerfallenes Skelett traf, bleiche Knochen die in einem Aschehaufen steckten. Er sah darunter den Boden, dunkelrot gefärbt.
Er kniete sich neben die Überreste seines Erstgeborenen und stocherte mit dem Fingernagel darin herum.
Dumpfer Schmerz und Trauer erfassten ihn. Warum war er nicht hinnaus gegangen ? Warum hatte er sich hier verkrochen ? Warum hatte er selber nicht alles stehen und liegen lassen um hier nach seinem Verwandten zu sehen ? Weil er wieder einmal zu sehr besessen nach der Jagd gewesen war. Weil die Suche nach Wissen ihn schon wieder mit sich gerissen und einfach irgendwo hingespült hatte. Traurig schüttelte er den Kopf.
Dann begann er sich weiter umzusehen. Er fand einen waschechten Sarg. Sein Erstgeborener hatte also in einem Sarg geschlafen. Lurker lächelte scheu. Dann machte er sich daran die Überreste Reissers vorsichtig in den Sarg zu bringen und den Deckel zu schließen, nachdem er sich vorher vergewissert hatte das in dem Sagr oder in den Futeralen nicht irgendwo noch etwas versteckt war.
Dann machte er sich in aller Seelenruhe daran alles einzusammeln das auch nur entfernt darauf hindeuten mochte das hier einmal ein Vampir gehaust hatte. Nichts würden sie finden. Sorgfältig suchte er alle Ritzen und Ecken ab, befühlte die Wände und den Boden nach Geheimfächern und rückte die Möbel vor um dahinter zu schauen. Er klopfte Schubladen und Schranböden nach doppelten Böden ab, er tastete sich durch Vorhänge ob es versteckte Taschen gab. Als er schließlich Reissers gesamten Besitz, seine Büchersammlung und alles was Lurker wertvoll erschienen war, gesammelt und verstaut hatte, stand er erneut vor dem Eingang der Gruft.
Er hoffte damit Reisser in Würde gebetet zu haben und ihm den letzten Dienst erwiesen zu haben, alle Geheimnisse des alten Nosferatu waren nun in der Hand des Clans. Lurker verabschiedete sich stumm bei seinem Erstgeborenem und ging dann wieder los. Er würde sich von den Ratten, Reissers Ratten und nun seine Kinder, wieder hinausleiten lassen. Ab und an warf er ihnen auf dem Rückweg Schokolade zu. Es würde lange dauern Reissers Bücher zu sichten, aber Lurker würde sicherlich einiges erfahren. Immerhin war der Alte in dieser Stadt die Geissel gewesen.
Er ging langsam vorran und nun waren seine Gedanken bei Schleicher. Wo mochte sein anderer Clansbruder abgeblieben sein ?
Nun, dem würde er später nachgehen. Heute hatte er die Aufgabe Reissers Ableben in das Clans Netzwerk einzuspeisen.
Lurker ging alleine durch die Dunkelheit. Die Ratten umwimmelten ihn, den einzigen übriggebliebenen seines Clans in Finstertal.
 
Out of Character
Was du für Infos bekommen hast, werde ich erst mit den anderen SL´s absprechen ... ich will nur damit sagen ... das kann sich etwas hinziehen. *g* Wir sind leider nicht die schnellsten, was sowas angeht ... kennst uns ja mittlerweile. ;)
 
Out of Character
Ja.. ich kenne meine Pappenheimer :D Quatsch... paßt schon. Danke für das schnelle einspringen.. und die Mühe mit den Infos schon mal im vorraus. Ich hätte mir sonst auch selber was zusammengesucht. Aber so ist es natürlich noch besser ;)
 
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