[25.04.08] Black Hammer - Abseits der Pfade

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Die Nacht war im vollen Gange. Nicht nur in dem Sinne das die Zeit fortgeschritten war und das Stundenglas bereits reich gefüllt hatte, sondern auch in Hinsicht auf das Gesellschaftliche Ereignis das hier stattfinden sollte. Wimmelnd wanden sich die Massen zu dem merkwürdigem Lärm den der ewig grinsende Brujah Mahler aus seiner Höllenmaschine quälte. Wie so oft hatte sich das einzelne, menschliche Individuum in einem Pulk aufgelöst, der sich nun wie ein riesiger, pulsierender Wurm unter ihm durch die Räume bewegte.
Der Gedanke gleich dort hinunter zu gehen und sich zwischen die schwärmenden, schwitzenden Menschen zu begeben, ihren verbrauchten Atem ins Gesicht geblasen zu bekommen und sich an ihre von vielen Körperflüssigkeiten und Ausdünstungen getränkte Kleidung zu reiben machte Lurker unruhig. Einerseits spürte er eine gewisse Erregung wenn er all das saftige Leben unter sich beobachtete, wie ein altes, narbiges Krokodil das in seinem schlammigen, dunklen Wasser lauerte, so das er den bekannten, begehrlichen Druck in seinen Fangzähnen spürte, andererseits würde es anstrengend werden dort unten.
Bisher hatte er sich nur hoch über den Räumen bewegt, entlang eines schmalen Laufganges auf dem sich sonst die Techniker bewegten um die Beleuchtung und Klimatisierung zu warten. Hinter den Scheinwerfern war es nicht schwierig ungesehen zu bleiben, aber dort unten, zwischen der Beute, würde er sich ein wenig mehr Mühe geben müssen. In dieser Umgebung würde er darauf achten müssen das man ihn überhaupt nicht wahrnahm. Wenn er sich durch die Stadt bewegte oder in den einschlägigen Lokalen im Ostteil der Stadt, konnte er immer ein wenig nachlässiger und entspannter sein. Dort war es egal ob die Menschen ihn gar nicht sahen, oder ob sie meinten einen zerlumpten Schemen gesehen zu haben, der sicher nur ein Penner gewesen war.
Dort unten aber würde er sich des tarnenden Effektes seiner Kleidung bedienen können. Schließlich raffte er sich auf und begab sich zu der langen Leiter aus Aluminium, die ihn in den Backstage bereich führen würde. Schließlich war er nicht hier hergekommen um nur über den Dingen herumzuschleichen. Um den Popanz von einem Brujah würde er aber ganz sicher einen Bogen machen. Eine entsetzliche Lachnummer in einem schrecklichem Aufzug. Was sich heutzutage alles Musiker schimpfte war empörend. Kein Wunder das einige aus den Reihen der Untoten den Weltuntergang predigten. Wenn man diese hüpfende Beleidigung dort werkeln sah fiel es einem schwer einen Grund zu finden warum irgend ein zorniger Gott sich mit der zweiten Sinnflut zurückhalten sollte.
Kopfschüttelnd erreichte der Nosferatu Boden Niveau und blieb einige Herzschläge lang im Dunkeln stehen um sich an den furchtbaren Krach zu gewöhnen, der überall herumhämmerte. Der Name des Ladens war passend gewählt, soviel konnte man sofort feststellen. Schließlich setzte sich Lurker mit einem Resigniertem Schulterzucken in Bewegung. Beinahe spielerisch schlüpfte er zwischen zwei muskelbepackten Sicherheitsfiguren hindurch, von denen der eine zufällig gerade auf seine Uhr sah, während der andere kurz mit leerem Blick vor sich hinstarrte und vielleicht gerade den weiteren Zeitablauf des Abends in Gedanken durchging. Schwer zu sagen ob der Nosferatu sich genau zum richtigem Timing bewegte, oder ob die ansonsten so aufmerksamen Bullys eben genau wegen Lurker einen schwachen Moment hatten war nicht zu erkennen. Hätte man ihn gefragt was er dachte wie das Ganze funktionierte hätte er wohl lange überlegt und dann gesagt das es wohl auf die genau richtige Mischung ankam. Ein Zusammenspiel vom richtigem Zeitpunkt, einer präzisen Abfolge von möglichst unauffälligen Bewegungen und der Manipulation seiner Umwelt.

Wie auch immer es genau funktionierte, Lurker hatte im Laufe der Jahre gelernt wie ein Virtuose auf der Wahrnehmung der Welt zu spielen. Beinahe leichtfüßig bewegte er sich an der Wand entlang und schlüpfte immer genau in den nächsten sich aufklaffenden Spalt in der Menschenmenge.
Nur ab und an blieb er kurz stehen und warf einen kurzen, neidischen Blick auf die sichtbare Welt der Lebenden. Sie sahen ihn nicht. Vielleicht lag es auch daran das er einfach kein Teil der Herde mehr war ? Er stand Abseits, nicht nur Abseits der Gesellschaft, sondern Abseits des Lebens. Er war ein Unding, das nirgendwohin gehörte. Nicht in die Welt der Lebenden und auch nicht wirklich in die der Untoten. Es gab nichts das ihn in der Wirklichkeit hielt, außer vielleicht seine eigenen Fäden, die er verzweifelt in das Fleisch der Realität gebohrt hatte.
Wenn er jetzt und hier, in diesem Augenblick, den Zugang zurück in das Dasein der Anderen verlieren würde, niemand hätte es bemerkt. Vielleicht war das einigen seines Clans bereits passiert ? Vielleicht hatten sie sich auf ihren Reisen zwischen den Welten verloren ? Standen nun außerhalb der Wahrnehmung und suchten Verzweifelt einen Weg Kontakt aufzunehmen ? Niemand sah ihn an. Niemand nahm Notiz von ihm. Wenn er sich vor jemanden stellte, wandte sich derjenige ab um sich noch ein Getränk zu holen, oder musste plötzlich auf die Toilette. Wenn er jemanden anrempelte, wandte sich derjenige an seinen Nachbarn und entschuldigte sich mit einem Nicken.

Plötzlich hatte er Angst. Wie aus dem Nichts sprang sie ihn an und entzündete seine Nerven mit kaltem Feuer. Er war einfach verschwunden und würde den Rest der Ewigkeit mutterseelenallein verbringen. Unsichtbar und unbeachtet. Bis die Erde irgendwann erlosch und er als einsames, isoliertes Echo durch die Ruinen der Zivilisation streifen würde. So entstanden Geister und er war gerade einer geworden.
Völlig panisch packte er sich den nächstbesten Menschen, ein blonder Schönling von durchaus kräftiger Statur und hohem Wuchs. Wie eine Puppe schleuderte der Nosferatu den Menschen herum und ließ ihn gegen die Wand krachen. Der Lärm verschluckte jedes Geräusch, aber Lurker spürte den Aufprall und die geweiteten Augen seines Opfers brachten ihn sehr effektiv zu Bewusstsein. Erschrocken sah er auf den Zerfetzten Stoff des Kragens in seinen Klauen.

Lars war in bester Laune. Seit er den ersten Flyer gesehen hatte war er Feuer und Flamme. All seinen Freunden hatte er in den Ohren gelegen das sie an diesem Abend hier sein mussten um deSade zu sehen. Nur Idioten kauften CD oder saugten Musik aus dem Internet um sie in viel zu kleine Geräte zu stopfen, wo sie nur ihre Seele verlor. Musik musste man sehen, spüren, erleben halt. Darum waren sie heute Abend hier und ergaben sich völlig in die dröhnende Akustik.
Seine von diversen Substanzen gereizten Sinne nahmen den Luftzug und die Bewegung hinter ihm früher war, aber es brauchte einige Umdrehungen der Maschinerie seines Verstandes bis er sich auch umdrehte. Klebrige Fäden zogen sich durch seine Gedanken und machten es schwer sich zu konzentrieren. Dann sah er Michael, der nach Luft schnappend auf dem Boden lag.

Idiot

So gut es ging löste er sich von den Anderen und gestikulierte Lallend den Umstehenden das sie Platz machen sollten. Sein Kumpel schaute völlig verstört aus der Wäsche und sein Kopf ruckte ständig hin und her, als suche er etwas. Dort konnte er nicht liegen bleiben. Schon fanden sich einige helfende Hände und zogen den Gefallenen wieder auf die Füße. Fast wäre Lars mit ihm zusammengeprallt als er wieder stand. Mit einem sardonischen Grinsen beugte er sich vor. Der ungeschickte Depp wollte ihm wohl etwas sagen.

....IRGENSO EIN TYP, DER HAT MICH GEPACKT UND VOR DIE WAND GEBALLERT. DAS GLAUBST DU NICHT...DER SAH TOTAL KRASS AUS....SO EIN GESTÖRTER...

Lars grinste nur nickend und klopfte seinem Gegenüber auf den Rücken. Sie hatten alle irgendetwas genommen und es war völlig normal das man dann mal austickte. Das war schon in Ordnung. Er zog seinen Freund zurück und die Menschen schwappten über ihnen zusammen wie Wellen über einem Ertrinkendem. Michaels Proteste und Beteuerungen das ihn ein Monster verfolgte wurden erstickt in der dröhnenden Musik.

Lurker hockte hinter einer Theke und hatte den Rücken dagegen gepresst. Er hatte sich fest in den Handrücken seiner Hand verbissen, während er mit den anderen seinen dürren Brustkasten massierte.
Er musste sich beruhigen. Es war alles in Ordnung. Es war einfach alles ein wenig viel. Die ganzen Menschen, der Lärm, die Geruchskulisse, die vielen Wirbelnden Lichter, er hatte sich hinreißen lassen, das war es.
Einfach nur zuviel auf einmal. Er musste sich nur kurz zusammenreißen.
Schließlich hörte er auf sich zusammenzukrampfen. Irgendwann würde er sich mit diesem Problem befassen müssen. Wenn auch jetzt nicht der richtige Augenblick war, es begann ihm Schwierigkeiten zu machen. Schon öfter hatte er in letzter Zeit festgestellt das sich beunruhigende Gedanken eingeschlichen hatten, darüber das er irgendwie unwirklich wurde, den Halt verlor. Was geschah mit einer Figur die aus einem Schauermärchen stammte wenn man aufhörte sich diese Gruselgeschichte am Lagerfeuer zu erzählen ? Hörte sie einfach auf zu existieren ? Oder geisterte sie dann hilflos zwischen den Zeilen und Worten der anderen Geschichten hin und her, ohne jemals wieder wahrgenommen zu werden ?
Verärgert schüttelte der Nosferatu den Kopf. Verlor er etwa den Verstand ? Er würde Rat suchen müssen. Rat und Trost. Seine Erstgeborene würde ihm helfen können. Sie war schon länger in dieser verfluchten, endlosen Nacht, vielleicht wusste sie was er meinte, wie er sich fühlte. Jetzt musste er stark sein.

Entschlossen erhob er sich und wieselte hinter der Theke hervor, um sich zurück in das Gedränge zu begeben. So gut es ging ignorierte er die Menschlein und machte sich auf den Weg heraus aus diesem Moloch.
Da er sich alles aus luftiger Höhe genau angeschaut hatte, wusste er sehr wohl in welche Richtung der Ausgang lag. Auf diesen hielt er nun zu und würde Pareto suchen, um diesem seine Aufwartung zu machen.
Schon hatte er die Gestalt des Primogens ausgemacht, als er auch wie angenagelt stehen blieb.

Der Brujah war nicht alleine. Neben ihm schwebte schwatzend und Charme versprühend die neue Seneschall der Stadt durch den Raum. Obwohl sie gekleidet war wie ein normaler Mensch schien sie für Lurker wie ein Leuchtfeuer zu brennen. Es lag ein gewisser Schmiss in ihren Bewegungen. Der Schwung jeder Geste war einfach zu perfekt. Kein Lächeln war zu übertrieben, jedes Funkeln in ihren Augen schien natürlich. Sie war das Liebenswürdigste das der Nosferatu gesehen hatte und er schämte sich. Für alles. Genauer hätte er es in diesem Augenblick nicht zusammenfassen können. Wie ein Schuljunge blieb er stehen und überlegte. Unmöglich konnte er hinübergehen während sie noch dort war. Das gehörte sich einfach nicht. Also schlich er in angemessenem Abstand hinter dem Pärchen her. Irgendwann würde es sicher einen Moment geben in dem er den Italiener alleine zu packen bekam. Dann würde er hinübergehen. Erst dann.
Bis dahin würde er sich fragen ob ihre Haut auch wie Seide roch.
 
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Über eine Stunde hatte Jenny vor der Tür des Hammers zugebracht und sich anstellen müssen wie eine dahergelaufene Landpomeranze. Beinahe die selbe Zeit war sie jetzt anschließend auch noch im Inneren herumgeirrt und erst vor wenigen Augenblicken hatte sie das Ziel ihrer eigentlichen Suche ausgemacht. fFst drei Sunden für Nüsse!
Na endlich!, hatte sie gedacht, doch dann kam der Schock!

Diese blöde Geißel hatte recht behalten, der Pilger lustwandelte doch tatsächlich mit Miss Wonderbra durch die Disco als wäre es der verdammte Vorgarten von Versailles. Unfassbar, sie würde den verdammt langen Rest ihrer Existenz damit zubringen Enio mit genau diesem Augenblick aufzuziehen. Der Mistkerl!
Es sei denn er meinte diesen ganzen Mist ernst, aber das wollte Jenny nicht glauben. Noch nicht!!
Bloß nicht!!
Das durfte einfach nicht sein!!

Sie nutzte ein dunkle Ecke um sich zu verdunkeln und schlich dem erschreckend vertraut wirkenden Pärchen leise hinterher. Langsam hatte sie Übung darin sich unbemerkt an eine fremde Unterhaltung heranzuschleichen und sie musste einfach wissen, was der Pilger so wichtiges mit Miss Esperanza zu besprechen hatte.

Doch kaum hatte sie die Beiden fast erreicht, da führte der Brujah die olle Torrietussie in eine der abseits gelegenen Küchen. Dorthinein konnte sie ihm nicht folgen, ihre Talente reichten nicht um unbemerkt eine Tür zu öffenen...
Wie auch immer, Jenny hatte zu lange gezaudert und den Kontakt zu den Beiden verloren.

"FUCK!"

Lautstark machte die Anarche ihrem aufgestauten Ärger Luft, die Maske der Unsichtbarkeit fiel schlagartig von ihr ab. Schäumend vor Wut schlug sie irgendeinem der vorbeigehenden Gäste das Glas aus der Hand und trat nach der Theke.
Niemand der Anwesenden, nicht einmal einer von denen die durch den umherspritzenden Wodka-RedBull nass geworden waren, wagte es ein böses Wort gegen die schwarz gekleidete Frau zu richten.
Offensichtlich hatte die Kleine schwerwiegende Probleme, sicher mit irgend nem Kerl, oder sie war einfach nur behämmert.
 
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Der Tumult in seinem Rücken ließ Lurker aufmerken. Er ließ die Seneschall, Seneschall sein und wandte sich den Ereignissen hinter sich zu. Allein die Tatsache das es in diesem Bereich nicht ganz so entsetzlich laut war machte den wütenden Aufschrei für den Nosferatu hörbar. Schnell hatte sein Verstand seine Wahrnehmung eingeholt und ihm verraten wer da tobte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Nachdenklich sah er für einen Moment dem zersplittertem Glas hinterher. Bevor er es bemerkte, hatte sich ein Lächeln auf seine aufgeworfenen Züge gelegt, das er schnell wegwischte. Was sollte er nur mit dieser Kleinen anfangen ? Natürlich konnte es so nicht ewig mit ihr weitergehen. Er versuchte was immer ihm möglich war um ihre den Weg zu ebnen. Das Gespräch mit der Geißel stand noch aus, seit er gestern von Stray erfahren hatte das der Zombie ihr Sanktionen auferlegt hatte.
Aber auf lange Sicht würde sie lernen müssen sich zu zügeln, ihre Wut zu kanalisieren. So würde aus etwas das die hochwohlgeborenen Mitglieder der ehrenwerten Clans heute noch als Schwäche ansehen irgendwann zu ihrer Stärke werden. Mit dem Feuer ihres Zorns vermochte man ihren Willen zu schmieden, bis sie alleine damit in der Lage sein würde ihre Feinde zu durchbohren. Dazu brauchte es aber nicht nur Hammerschläge, sonst würde ihr Stahl spröde werden. Tadelnde Worte wären jetzt fehl am Platze. Viel wichtiger als das, Lurker wollte jetzt überhaupt keine Aufbringen. Natürlich wäre es nützlich für Stray, wenn sie sich hier und jetzt im Griff hätte und kühl und berechnend die Fakten und Zusammenhänge in Bezug auf die offensichtliche Vertrautheit der Seneschall mit dem Primogen der Krawallbrüder analysiert hätte, aber noch war sie nicht soweit.

Du musst groß reden, du hast doch selber bis gerade mit großen Kuhaugen hinter der Dame hergehechelt und keinen Gedanken daran verschwendet irgendetwas zu analysieren.

Der höhnisch tadelnde Teil seines Selbst hatte völlig recht. Bevor Stray nicht durch ihren Aufruhr den Bann gebrochen hatte, war er selber auch nicht unbedingt der objektive Beobachter gewesen, den es gebraucht hätte. Ein Vater vom Clan der Könige würde sein Kind jetzt mit Sicherheit tadeln, weil es nicht so funktionierte wie es für den Gesellschaftlichen Rahmen nötig war.
Aber sie gehörten sowieso nicht zu diesem gesellschaftlichem Rahmen.

Also, drauf gepfiffen.

Jetzt ging es um die Familie. Leise wie ein Gedanke folgte Lurker der deutlich sichtbaren Bugwelle, die Stray durch die Menge zog, während sie auf eine der Theken zusteuerte. Ganz ohne ein Wort, nur alleine durch die Kraft ihres Zornes teilte sie die Massen und erreichte den Thresen. Allerdings war es zum einen zu voll, als das sie sofort jemand bemerkte und zum anderen war ihr Blick eher auf einen unbestimmten Punkt jenseits der Wände dieses Lokals gerichtet, so das sie im Augenblick wohl niemand ansprechen wollte.
Wenn er jetzt einfach von der Seite zu ihr hinüber ging und sie anstupste, mochte es passieren das sie reflexartig nach ihm schlug. Es war nie eine gute Idee ein aufgebrachtes, wildes Tier zu überraschen. Er selber hätte wohl in so einer Situation einen Satz auf die Regale gemacht. Daher war es sicherer und besser, nicht nur im Sinne der Heimlichkeit, wenn er diese Sache vorsichtiger anging. Kurzerhand umrundete er die vor Wut glühende, kleine Caitiff und begab sich auf die andere Seite Theke. Mit einem kurzem Blick vergewisserte er sich das die Bedienungen in seiner unmittelbaren Umgebung das Interesse daran verloren in seinem Bereich der Bar tätig zu werden. Schließlich wandte er sich Stray zu, die ihm nun gegenüber saß.

Na kleine Dame, einen miesen Abend erwischt ?

Raunte er in seiner besten Humphrey Bogart Bartender Imitation zu ihr hinüber. Er versuchte aufmunternd zu klingen, aber wie immer zauberte sein krächzendes Lispeln eine gewisse Entfremdung in seine Stimme.
Für Stray mochte das aber weniger ein Problem, als vielmehr sogar Trost spendende Vertrautheit sein.
 
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Ein kaum wahrnehmbares Lächeln trat auf die Lippen der Caitiff. Ohne aufzusehen bot sie ihm einen freien Platz an. Davon gab es trotz der vorherrschenden Enge in ihrer Nähe eine ganze Menge. Anscheinend wollte niemand so recht mit ihr zu tun haben.

"Hi Lurk! Nee der Abend ist Mist! Danke das du dich kümmerst, aber ich komme zurecht. Ich werde mir noch sechs oder sieben von den Dingern hier..."

Sie hielt ein Glas Wodka-RedBull in die Höhe.

"...genehmigen und mir dann in der alten Fabrik den Rest geben. Vielleicht finde ich ja unterwegs irgendeinen total zugesoffenen Penner der mir den Rausch etwas leichter macht. Ich war eiwg nicht mehr richtig voll und heute... ja heute ist der perfekte Abend dafür. Findest du nicht?"

Noch immer hielt Jenny ihren Blick starr auf die Thekenoberfläche gerichtet, die Nähe des Freundes tat ihr sichtlich gut, aber sie war zu deprimiert als das ihre Stimmung diesmal wie sonst schnell umspringen könnte.

"Hey Wirt, mach mal zwei Neue, ja!?"
 
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Nachdenklich hing der Blick des Nosferatu an den Drinks die in der Caitiff verschwanden. Er hatte schon vor langer Zeit festgestellt, das er an Genussmitteln, oder auch nur an Lebensmitteln, nichts rechtes mehr finden konnte.
Sicher, er konnte sich, wenn er beispielsweise einen Brandy in sich hineinkippte, und mehr war es nicht mehr, von trinken konnte keine Rede sein, es war einfach nur ein Kippen, der Erinnerung hinterher hängen weil er wusste wie Brandy früher einmal geschmeckt hatte, aber alles was er zu sich genommen hatte war nur noch ein fernes Echo von dem gewesen was er einmal geschmeckt, oder gerochen hatte.
Hinzu kam, das alle möglichen Substanzen die er sich zuführte, irgendwann und irgendwie wieder aus ihm hinaus mussten. Es war schon einigermaßen unangenehm wenn man bei Sonnenuntergang zu Bewusstsein kam und in einer Pfütze aus Rotwein und Spaghetti lag. Noch unschöner war es allerdings, wenn diese Dinge irgendwo in seinem Untoten Körper falsch abbogen und erst nach Wochen in einem sehr vergammeltem Zustand wieder zum Vorschein kamen. Er ging davon aus das der Alkohol auch auf Stray keine Wirkung mehr hatte, wusste aber auch das viele junge Vampire durchaus noch Dinge konsumierten die sie aus ihrem Leben kannten. Bei den Verborgenen war das meistens ein unsinniges Ritual. Man mochte sich noch so menschlich fühlen und noch so an sein Leben erinnert fühlen, wenn man eine Flasche Bier ansetzte, ein Blick auf eine völlig deformierte Hand die die Flasche umklammert hielt, oder die Tatsache das man die Substanz in einen Auswuchs schüttete die eher ein Rüssel, als ein Mund sein mochte, brachten einen für gewöhnlich schnell in die Realität zurück.
Wenn man aber durchaus noch aussah wie ein Mensch, dann konnte es für das Seelenheil nützlich sein wenn man noch ein wenig alte Gewohnheiten pflegte. Scheinbar gelang es Stray sogar sich über den Alkohol den sie konsumierte in eine Zustand zu versetzen, als wenn sie wirklich betrunken wäre.

Soweit ich weiß ist für so eine Unternehmung eine Nacht so gut wie die Andere. Außerdem ist auch jeder Grund so gut wie jeder Andere.

Lurker trat einen kurzen Schritt zur Seite und machte Platz für eine der Bardamen, die sich bis zu Stray hinüber beugte und dort zwei von den merkwürdigen Getränken vor ihr abstellte. Während er diesen Vorgang beobachtete grübelte er kurz vor sich hin das seine Worte definitiv zu jemandem gehörten der seinerzeit auch den einen oder anderen einsamen Abend Trost in den Armen der gnädigen Hure Alkohol gesucht hatte.

Absinth..

Brach es dann aus ihm heraus als sie wieder ungestört waren. Die Kaupze nickte nachdenklich und wenn Jenny aufsah mochte sie bemerken das der Nosferatu seine Kapuze nicht abgenommen hatte.

Das war seinerzeit schwer in Mode, weil es verboten worden war.

Hinter dem Nosferatu huschte die Thekenmannschaft geschäftig hin und her und wie durch einen sonderbaren Zufall berührten sie Lurker so gut wie nie. Wenn doch einmal, aufgrund der Enge, jemand ihn streifte, wandte derjenige sich meist einem seiner Mitstreiter zu und entschuldigte sich knapp, oder blinzelte für einen Moment irritiert ein unschuldiges Regal an, als wären sie dagegen gelaufen.
 
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"Irgendwann musste du mir diesen Trick unbedingt beibringen Lurk', keiner der Penner hier scheint dich wirklich wahrzunehmen, trotzdem reden wir. Du wechselst in einem Tempo vom Verborgenen in die Öffentlichkeit und zurück, das einem schwindlig werden könnte! Ich meine du redest mit dem Typen und Sekunden später wissen die die Nachkommen nicht einmal mehr das es dich gibt. Das ist beeindruckend, wirklich! Ich kann mich bestenfalls verstecken, oder wie wir alle das Äußere verändern."

Die Anarche sagte das wir mit einer Selbstverständlichkeit, die in keinster Weise einen Zweifel daran lies, dass sie sich als vollwertigen Nosferatu sah. Eben einen mit einigen äußerlichen Ungewöhnlichkeiten. Nun, aber wen bitte kümmerte schon das Erscheinungdsbild?
Sie war Nosferatu, sie konnte alles sein!
Ein Abendessen mit Cameron Diaz, im Bett mit Brad Pitt, oder ein Spaziergang mit Heidi Klum? Alles kein Problem, den Partner gibts auf Bestellung...

Trotz des Erscheinens ihre besten Freundes schien Jenny tief deprimiert zu sein. Sicher es gab eigentlich keinen Grund, aber wie Frau nunmal so war, sie steigerte sich grade in etwas rein und genoß es scheinbar sogar. Manchmal war sowas wohl nötig...?
 
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Out of Character
Wenn du als Brad Pitt irgendwo umherschleichst, dann bau ja keine Scheisse mit seinem Aussehen! Sonst fällt das noch auf den guten Alexander zurück ;)
 
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Out of Character
Wie soll das denn bitte gehen? Überleg was du da sagst! :D Punk das ist mein Name, Chaos mein Zuhaus'! Der Terror mein Sprache, ich schrei' es laut heraus!
 
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Scheinbar beschloss der Nosferatu ihre Gemütslage nicht in Frage zu stellen. Wenn sie schlecht gelaunt sein wollte, dann war dafür jeder Grund recht und billig. Er sah sie lieber ausgelassen und fröhlich, aber die Welt um sie herum war ein scheußlicher Ort. Es war besser wenn man das nicht vergaß. Ein gelegentliches Tief war in dieser Hinsicht unvermeidlich und sogar nützlich. Auf ihre Bemerkung hin nickte es nur unter der Kapuze.

Wir können es versuchen, aber bist du dir sicher das deine Talente nicht vielleicht in einer anderen Richtung liegen ? Vielleicht bist du eher ein Nachahmer, als ein Schatten.

Genauso selbstverständlich wie sie sich zum Clan zählte, verwendete auch Lurker diese Begriffe. Wenn sie Stray kein Begriff waren, würde sie schon fragen. Er dachte gar nicht daran das sie etwas anderes sein könnte als eine Verwandte. Allerdings waren die Fähigkeiten ihres Blutes nicht sonderlich einheitlich. Ein wenig Verlegenheit schlich sich in seine Stimme.

Immerhin bist du jetzt schon wesentlich besser im Mimikri als ich es jemals war.

Er hatte niemals großes Talent auf den Gebiet gehabt das Erscheinungsbild einer anderen Person hinzubekommen. Lurker war ein guter Beobachter und konnte tatsächlich die Gestik und Körperhaltungen, sowie den Sprachrhythmus und das gesamte Verhalten einer Person sehr gut imitieren. So gut, das man meistens sofort erkannte wen er da gerade nachäffte, obwohl er einen Buckel, deutliche Deformationen und eine Stimme hatte die Klang wie ein ausgewrungener Keuchhusten. Trotzdem empfand er es als sehr schwierig den finalen Schritt zu vollziehen und sich darauf zu verlassen das sein Gegenüber dann auch tatsächlich jemand gänzlich anderen sah.
Ihn zu übersehen, ja, das war für den Nosferatu eine logische Sache. Die meisten Leute sahen schon von vorneherein gar nicht richtig hin und selbst wenn jemand mal zufällig in die richtige Richtung sah verdrängten die meisten gerne alles was ihnen nicht gefiel.
Aber für andere wahrnehmbar zu sein und dennoch als jemand komplett anderes zu erscheinen, das war für ihn ungemein schwierig. Stray schien dabei jedoch wiederum kaum Schwierigkeiten zu haben. Er schätzte aber das es ihr deutlich schwerer fallen würde seine Talente im 'Übersehen werden' zu erreichen. Sie war einfach im Kern ihres Wesens nicht der Typ den man übersah. Sie wollte im Grunde ihres Herzens nicht übersehen werden. Natürlich war sie in der Lage sich heimlich zu bewegen und sich zu verstecken, das kam ihr zugute, aber Es würde mit Sicherheit ein hartes Stück Arbeit bedeuten ihre innere Einstellung so zu ändern das sie ein unauffälliges Wesen wurde.

Vielleicht will sie das auch gar nicht.

Ein warmes Schmunzeln bahnte sich seinen Weg im Schatten der Kapuze. Wenn sie es wollte, würden sie gemeinsam daran arbeiten. Es würde sich zeigen wie gut er als Lehrer war.
 
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Jenny kicherte leise und legte ihre Hand auf die Schulter des Nosferatu, zärtlich strich sie über den schmutzigen Stoff seiner Jacke.

"Weißt du das Cockroach damals genau das gleiche zu mir gesagt hat? Er meinte ich wäre der mit Abstand schlechteste Schüler gewesen,den er jemals gehabt hätte. Sich zu verstecken und zu verbergen, lange Zeit irgendwo auf der Lauer zu liegen, liegt mir wohl wirklich nicht im Blut. Ich weiß noch wie er immer mit mir geschimpft hat, weil ich einfach keine Geduld hatte. Ich meine, sag mal im ernst, ist es nicht suuper langweilig still in nem blöden Schatten zu stehen und einfach nichts zu tun? Hey sag ehrlich, da kriegt man doch echt schnell ne Krise, oder nicht!"

Es ließ sich leugnen die Caitiff war eben wie sie war. Unverbesserlich!

"Aber die Maskierung hatte ich dann sofort auf dem Kasten. Es hatte damals keine Woche gebraucht, da konnte ich die ersten Gesichter nachmachen. So gut, das Cockroach richtig beleidigt war. Ich war nach so kurzer Zeit bereits besser als er und habe dann alles und jeden nachgemacht, das war cool..."

Ihre Laune besserte sich sichtlich, ihr Gesicht erstrahlte, dann aber fielen ihr die ganzen Dinge wieder ein die ihr so schwer auf der Seele lagen und das Lächeln der Anarche erstarb augenblicklich.

"Tut mir leid Lurk'! Heute ist echt nicht mein Tag. Ich denke du solltest dir vielleicht einen anderen Gesprächspartner suchen. Ich betrink mich hier einfach in Ruhe und melde mich dann morgen bei dir. Ja? versprochen!"
 
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Zumindest war Lurker also ein so guter Lehrer, das er in der Lage war eine Schülerin einigermaßen richtig einzuschätzen. Wenn Cockroach zu demselben Ergebnis gekommen war wie er, dann würde wohl etwas an der Sache dran sein. Immerhin hatte er Stray besser gekannt.
Für ihre Frage ob es nicht langweilig wäre aus dem Dunkel heraus seiner Beute aufzulauern, sie zu beobachten und ein Teil von ihr zu werden, während man sich langsam und ganz sachte immer näher an sie heran stahl hatte er dementsprechend auch nur ein knappes Schulterzucken übrig. Er konnte sich nur wenig spannendere Dinge vorstellen. Ein wenig nachdenklich wurde er allerdings wenn er Strays Talente im Bezug auf die Kunst der Verstellung durchdachte. Gerade in Hinsicht auf seinen eigenen Gemütszustand, der gerade eben sogar bedenklich eskaliert war. Er fühlte sich dünnhäutig und verletzlich im Augenblick. Wenn er es mit der Angst zu tun bekam das er unwirklich wurde, das er jede Nacht mehr und mehr an Realität und Substanz verlor aufgrund des Fluches und seiner damit einhergehenden 'Fähigkeiten', war es dann möglich das jemand wie Stray sich Stück für Stück in jemand anderen verwandelte ? Oder gar den Bezug zu sich selber verlor und schließlich irgendwann nicht mehr wusste wer man eigentlich selber war ?
Nur zu gerne hätte er seine Ängste mit ihr geteilt, ihr alles erzählt und sich mit ihr ausgetauscht. Selbst Dimitri, der große, starke Anführer, hatte gegenüber seinem Bruder Lurker stets seine Ängste und Sorgen geäußert. Dadurch hatte er nicht nur dafür gesorgt das Lurker sich gebraucht und wichtig fühlte, sondern auch dafür das der Nosferatu ihn respektiert hatte.
Aber Stray war eindeutig mit anderen Dingen beschäftigt. Ihre Welt kreiste gerade um völlig andere Dinge. Ihre Sorgen mochten angesichts ihrer Situation banal erscheinen, so wie die Nöte eines Teenagers oft belustigend auf die Eltern wirkten, doch jetzt, gerade in diesem Moment war das was sie beschäftigte für sie anscheinend das schlimmste Übel auf der Welt. Wer war Lurker das er bestimmte was für sie Priorität haben sollte ? Wenn sie ihn fragen würde, wenn sie seine Sicht erbeten würde, dann hätte er ihr wohl gesagt welchen Stellenwert die Ambitionen des Brujah und dessen Verhältnis zu ihr haben sollte. Sie wollte aber scheinbar lieber alleine sein und sich ein wenig schlecht fühlen. Ein Teil von Lurker beneidete sie für diese menschliche Regung.

Der Nosferatu klappte also den Mund zu, verschloss seine eigenen Probleme tief in einer dunklen Ecke und nickte nur bestätigend.

Ich verstehe. Wir sehen uns morgen.

Sein Tonfall war warm und fürsorglich. Kurz schloss er seine Hände um eine von Strays, die um das Glas mit ihrem Getränk lagen und drückte diese zum Abschied. Es sah aus als würde eine monströse Spinne ihre Beute umschlingen. Dann zog er sich zurück und ließ Stray die Ruhe und Einsamkeit die sie sich gerade wünschte.
Natürlich würde er nicht weit weggehen. Sobald Stray den Laden verließ, würde er ihr folgen. Nur zur Sicherheit. Davon musste sie nichts wissen, aber falls irgendjemand sich ihr heute Nacht nähern würde um ihr zu schaden würde derjenige die heutige Nacht verfluchen und sich wünschen niemals das Angesicht dieser Erde gesehen zu haben, während er alles was er in sich hatte Bröckchenweise auskotzen und dem Nosferatu weinend jede Jugendsünde gestehen würde.
 
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