[23.05.06]Codices und Goldschnitt

Tarma

Fianna Galliard
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18. Oktober 2005
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Am Abend des 23. kam Johanna gegen zwanzig nach zehn vor der Akademie an. Sie hatte heute gute Laune und auch wenn sie wußte, dass die Goldwaage beim folgenden Gespräch ihr wichtigstes Utensil sein würde, freute sie sich auf die Schätze der Akademie die sich ihr offenbaren würden.

Sie trug an diesem Abend ein elegantes Kostüm mit langem Rock in seegrün und eine kunstvolle Hochsteckfrisur. Sie war keine schöne Frau, aber ihre Augen die noch immer vor Wißbegier und Intelligenz blitzten, unterschieden sie deutlich von den Meisten die die Nacht bevölkerten.
Sie lächelte, als sie an die Tür zu Romeros Büro klopfte. Wenigstens kann ich heute würdevoll knicksen, wenn ich es will
 
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Ghul des Prinzen Toni Romero:

Romero öffnete die Tür und begrüßte die Tremere beinahe überschwenglich.

"Guten Abend Frau von Greif! Ich hoffe sie nehmen mir meine unziemliche Begrüßung nicht übel, aber sie glauben ja nicht, wer hier in den letzten Tagen alles so ein und aus gegangen ist."

Wieder grinste der Ghul über das ganze Gesicht.

"Aber das soll sie nicht weiter beschäftigen. Gehen sie bitte durch, der Chef erwartet sie!"
 
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Johanna lachte fröhlich. "Aber warum sollte mich das denn stören? Ich freue mich darüber, dass sie mich gerne sehen, aber war es denn so schlimm die letzten Tage?"

Sie wartete kurz auf eine Antwort, würde aber, wenn er keine gab, seiner Aufforderung nachkommen und weiter in die Akademie gehen um am Büro des Prinzen zu klopfen.
 
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Ghul des Prinzen Toni Romero:

"Fragen sie nicht Frau von Greif! Sie würden die Antwort nicht glauben."

Mit einem weiteren umwerfenden Lächeln öffnete er der Tremere die Tür.

"Wie gesagt sie werden erwartet! Einen angenehmen Abend wünsche ich!"
 
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"Vielen Dank." Johanna betrat den hinter der Tür liegenden Gang, drehte sich aber nach ein paar Schritten mit fragendem Gesichtsausdruck wieder zu Romero um. "Wo ist denn die Bibliothek?"
 
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Ghul des Prinzen Toni Romero:

Das Grinsen auf dem Gesicht des Italieners wurde noch breiter, aber dabei noch immer nicht unfreundlich, oder gar überheblich.

"Für sie sicherlich unerreichbar, Frau Greif! Gehen sie einfach direkt durch ins Büro. Letzte Tür rechts."
 
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Für den Bruchteil einer Sekunde sah er im Gesicht der jungen Tremere die Enttäuscheung aufblitzen doch fast sofort hatte sie sich wieder in der Gewalt und lächelte. "Danke."
Dann drehte sie sich wieder um, ging auf die besagte Tür zu und klopfte. Auf das "Herein" von drinnen, öffnete sie die Tür und trat ein. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte sie sich zum Raum um und versank sie in einen vollendeten Hofknicks.
 
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"Frau von Greif! Was für eine Freude euch zu sehen. Wie ist das werte Befinden?"

Buchet machte eine freundliche Handbewegung das sich die Tremere erheben sollte.

"Aber bitte nehmt doch Platz!"
 
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Johanna erhob sich lächelnd. "Danke Exzellens, ausgezeichnet. Und die Freude ist ganz auf meiner Seite." Sie sah sich kurz interessiert im Raum um, bevor sie sich setzte und ihren Blick auf den Prinzen konzentrierte. "Vielen Dank für die freundliche Einladung."
 
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"Ihr braucht euch nicht bedanken, Frau von Greif! Dieses Treffen geschieht ja nicht ohne Eigennutz."

Buchet lächelte verschmitzt.

"Hoffe ich doch noch ein wenig von euch lernen zu können."

Beschwichtigend hob der Monarch die Hand und erstickte jeglichen aufkommenden Protest im Keim.

"Ich habe mich mit einer Vielzahl der bleibenden Künste beschäftigt, wie ihr vielleicht ahnt. Die Buchbinderei und ihre vielen interessanten Varianten gehörten jedoch, zu meinem Bedauern, nie dazu."
 
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Johanna lächelte erfreut und leicht verlegen, würde sie noch atmen wäre sie wohl rot geworden. "Nun, hoffentlich enttäusche ich Exzellens nicht, denn auch wenn ich mich mit Leidenschaft mit dieser Kunst beschäftigt habe, so weiß ich nicht ob mein Wissen vor den Augen eines wahren Künstlers, auch wenn er sich mit dieser Kunst nie beschäftigt hat, Bestand hat. Aber selbstverständlich will ich mein Möglichstes tun, Euch meine große Liebe näher zu bringen." In ihre Augen war wieder dieser Glanz getreten, den er unter Seinesgleichen so selten sah. "Gibt es etwas das Euch besonders interessiert?"Womit darf ich beginnen Euch zu langweilen? Johanna fing den Scherz auf dem Weg zu ihrem Mund ein und hielt in zurück, vielleicht würde sie irgendwann später sich locker genug fühlen in Gegenwart des Prinzen solche Worte auszusprechen, aber noch war es nicht soweit.
 
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Buchet stand auf und ging an einen nahe stehenden Schrank. Nach dem er die Tür geöffnet und hinein gegriffen hatte, hielt er ein augenscheinlich sehr altes Buch in Händen.

"Vielleicht mit diesem Stück Frau von Greif? Alles was ich weiß ist, das es Anfangs des vierzehnten Jahrhunderts von nordischen Mönchen geschrieben und in Seehundhaut gebunden wurde."

Vorsichtig legte er das Werk auf den Schreibtisch.

"Ich habe es vor etwa dreihundert Jahren während einer Gauklerfahrt in Dänemark.....gefunden."

Der Monarch blinzelte der Tremere vergnügt zu, ging aber nicht weiter auf das Zögern ein.

"Nun, obwohl mir die Zeichnungen in dieser Bibel sehr zusagten, so fand ich doch nie die Zeit mich näher damit zu beschäftigen. Vielleicht könnt ihr ja ein wenig Licht ins Dunkel bringen, Verehrteste!?"
 

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Out of Character
So nach einer halben stunde wiki hab ich was und mach von meinem Recht der blühenden Fantasie gebrauch, ich mach aus dem Anfang mal ein Mitte, dann passt es viel besser in die Geschichte, ich hoffe das ist ok *blinker* Nebenbei Auspex ° wegen tasten und sehen.


Schon als Buchet das Buch aus dem Schrank nahm streckte die junge Tremere unwillkürlich die Hand danach aus, bevor sie sie mit merklicher Willensanstrengung wieder in den Schoß legte.

Als das Buch vor ihr lag sah sie den Prinzen mit vor Erfurcht leuchtenden Augen an, wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum unter dem seine Geschenke liegen.

"Darf ich?" fragte sie und schluckte während sie langsam die Hand wieder nach dem Buch ausstreckte.

Sie berührte es vorsichtig, fast ehrfurchtsvoll. Ihre Finger strichen liebevoll über den Einband bevor sie es aufschlug. Die nächsten Minuten war sie vollkommen mit dem Buch beschäftigt, doch begann sie fast sofort ihre Entdeckungen mit Buchet zu teilen, auch wenn Zwischenfragen während dieser Zeit nicht möglich waren.

"Sehen sie hier auf der ersten Seite ganz unten in der Mitte, das ist die Unterschrift des Schreibers." Ihre Nase berührte fast das Papier. "Jeremias Kristiania, das bedeutet das er aus Oslo stammte. Mitte des 14. Jh. sagen sie? Mal sehen."
Sie blätterte zum ersten Bild. Es zeigte den hl. Sebastian, erkennbar an den Pfeilen, segnend in der Luft schwebend und einen jungen Mönch der am Boden kniete.
"Wie wundervoll, sehen sie nur der Schreiber hat auch die Bilder gemalt."

Sie zeigte auf die kleine Signatur in der Ecke, dann blätterte sie vorsichtig weiter durch das Buch und sah sich dabei die einzelnen Teile genau an.

"Wie ungewöhnlich, das gesamte Buch wurde von derselben Hand geschrieben. Seine Schrift erinnert stark an die deutsche Fraktur, die zu jener Zeit üblich war und unterstreicht das er auch im Norden geboren wurde, denn die Italiener nutzten zu dieser Zeit bereits die Rotunda. Allerdings deuten seine Majuskeln auf diese hin, also muss er entweder selbst einmal in Italien gewesen sein, oder er hat Schriften von dort gesehen. Die original Fraktur Majuskeln sind viel kunstvoller, vorallem in Überschriften."

"Es scheint dem heiligen Sebastian gewidmet zu sein, denn er kommt immer wieder in den Bildern vor."

Gegen Ende des Buches fand sie noch ein Initialbild, das ihr besonderes Interesse weckte.
"Hier der Mönch vom Anfang, er steht vor einer kleinen Kirche an einem Fjord umgeben von Kühen und ...Seehunden würde ich sagen."

Als sie am Ende angekommen war, befühlte sie genau den Einband, bis sie auch dort ein Initial fand.

Am Ende schlug sie das Buch an der Stelle des ersten Bildes auf und sah den Prinzen strahlend an.
"Nach allem würde ich sagen, das Jeremias Kristiania während der Pest von 1348 in Oslo lebte und dem hl. Sebastian versprach, ihm zu Ehren eine Bibel zu schreiben, wenn er ihn vor der Pest retten würde. Er ist dann wohl in eine Einsiedelei gezogen und hat sich Kühe gehalten aus deren Häuten er selbst das Pergament hergestellt hat, die Häute sind vorher nie beschrieben worden und kein Mönch konnte es sich leisten frisches Pergament zu kaufen. Hätte er aber einen Auftraggeber gehabt, so müsste dessen Bild in einer der Illustrationen vorkommen."
Sie lächelte verschmitzt, "Da sind die Auftraggeber für Bücher nicht anders gewesen als die von Bildern und Kirchen, sie wollten irgendwo verewigt werden."

"Außerdem hat er keine bunten Farben verwendet, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich ist, das ganze Buch ist nur mit Rußfarbe bemalt, wahrscheinlich von seinen Talglichtern. Er hatte also wohl keinen Kontakt zur Außenwelt, da er als Leim Hausenblase an Stelle von Ei verwendet hat.

"Am Ende hat er das Buch sogar selbst gebunden, denn auch auf dem Einband ist seine Initiale, und ich bin fast sicher, das der Seehund, der seine Haut dafür gab, an Altersschwäche oder einem Unfall starb."

Sie verstummte und sah glücklich lächelnd auf das Buch.
 
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Buchet hörte den Ausführungen der Tremere interessiert und schweigend zu. Erst als sie geendet hatte und ihn voll Begeisterung anstrahlte, stellte er erste Fragen.

"Auch ich hatte schon angenommen, dass der Verfasser dieser Bibel sein Werk in Einsamkeit vollbrachte haben musste. Allerdings nahm ich an, dass er seine Arbeit in den Mauern irgendeiner skandinavischen Abtei vollbracht hätte.
Mich überzeugen allerdings eure Argumente. Auf der einen Seite der heilige Schutzpatron gegen Seuchen und Krieg, die ärmlichen Strukturen des Einbandes, sowie die Hingabe an die Fertigstellung dieses Meisterwerks und auf der anderen Seite hingegen, die Pest, der damals noch sehr urtümliche Norden Europas und das Fehlen eines jeden Bezugs auf einen Geldgeber oder Schaffenspatron. Wirklich beeindruckend kombiniert Frau von Greif!"

Der Monarch nickte enerkennend.

"Einige Fragen stellen sich mir dabei aber denoch! Ihr sagtet das die Schrift südländische Akzente besitzt. Das interessiert mich sehr! War es in der damaligen Zeit üblich, von gewohnten Dingen abzugehen um neue Wege zu beschreiten? Galt es nicht sogar als Frevel und Gotteslästerung in einer nicht landesüblichen Weise zu schreiben? Mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese Erkenntnis mehr verbirgt als wir auf den ersten Blick in Erfahrung bringen konnten. Zum zweiten............"

Und nun hob der Prinz vergnügt die Brauen.

"...wie kommt ihr darauf, dass der Seehund, der seine Haut für dieses Buch geben durfte, an Altersschwäche starb?"
 
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Johanna glühte fast unter dem Lob des Prinzen. In letzter Zeit war es sehr selten vorgekommen, das irgendwer ihr sagte, dass sie etwas gut gemacht hatte. Beiseiner ersten Frage legte sich ihre Stirn in nachdenkliche Falten, doch auf seine Zweite hin lächelte sie verlegen.

"Nun, zum Teil das gebe ich zu ist das Wunschdenken, aber zumindest habe ich einige Indizien dazu. Zum Einen ist das Leder nicht feinporig genug um von einem Seehundbaby zu stammen, es kommt also von einem ausgewachsenen Tier und zum Andern..."

sie schlug wieder die Seite mit dem Mönch vor der Kapelle auf.

"kann ich mir nicht vorstellen, das dieser Mönch der sich inmitten der Seehunde malt, einen von ihnen für seine Haut erschlagen hat. Es kann natürlich sein das ich mich irre, aber für mich war dieser Künstler ein Franz von Assisi der im Einklang mit seinen Tieren lebte."

Sie sah verträumt auf das Bild, bevor sie sich sichtlich zusammenriss.

"was nun allerdings die Schrift angeht habt ihr wohl einen interessanten Punkt. Ich weiß nicht genau, wie das war zu dieser Zeit als zumindest im Süden Europas die Schrift im Umbruch war, vielleicht war auch im Norden im Zuge davon eine kurze Zeit der Unsicherheit bevor es sich durchsetzte die Fraktur zu behalten. Es ist schwierig für mich genaue Aussagen darüber zu machen, ich war nicht dabei, Exzellens.“ Sie sah den Prinzen ein wenig abwartend an. Sie wusste nicht ob er zu dieser Zeit schon existierte und konnte wohl kaum fragen also wartete sie auf seine Reaktion.
 
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"Das ist wirklich außerordentlich bedauerlich, Frau von Greif! Bevor wir jedoch in dieser Frage in medias res gehen, brennt mir noch eine Zweite auf den Lippen. Ich bin gespannt was euer scharfer Verstand dazu zu sagen hat."

Das Lächeln des Prinzen fror ein und machte einem ernsten Ausdruck platz. Anscheinend nahm er die Antwort auf diese Frage sehr wichtig.

"Ist es überhaupt möglich ein derartiges Buch in einer einzigen, menschlichen Lebensspanne zu schreiben? Einsam, alleine und von dieser herausragenden Qualität? Was meinen sie! Wie alt war der Mann als er anfing diese Bibel seinem Heiligen zu weihen?"
 
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Auch Johanna wurde ernst. Für einige Zeit war sie still und man konnte sehen, daß sie wohl rechnete. Sie maß die Ausmaße des Buches ab, besah sich erneut die Anzahl der Seiten und starrte dann eine Weile ins Leere.

Schließlich sah sie Buchet wieder an und antwortete.

"Alles in allem, ja ich würde sagen es ist möglich, wenn auch sehr unwahrscheinlich. Wenn unser Schreiber mit fünf oder sechs Jahren ins Kloster kam könnte er bis zum 16ten Lebensjahr alles gelernt haben was er benötigte um dieses Buch herzustellen, vorausgesetzt er war nicht nur intelligent sondern auch geschickt und künstlerisch begabt. Wenn er in diesem Alter dann in die Einsiedelei gezogen wäre, hätte er in den nächsten 30-40 Jahren seines Lebens dieses Buch herstellen können. Nur seit wann läßt die Kirche so aussichtsreiche Mönche ihr Leben in der Abgeschiedenheit verbringen?

Wie gesagt ich kann es nicht ausschließen, allerdings muss ich zugeben das eine Menge für das Buch günstige Faktoren zusammengetroffen sein müssten.
Und ehrlich gesagt, wenn ihr so fragt, zweifle ich daran auch wenn ich diese Vermutung nicht endgültig beweisen kann."
 
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"Nun es wäre mir ein leichtes die Wahrheit über die Vergangenheit dieses Buches in Erfahrung zu bringen, doch wo bliebe der Spaß dabei?"

Buchet grinste kurz wie ein Schuljunge, dann wurde er jedoch schnell wieder ernst.

"In der damaligen Zeit war es nicht ungewöhnlich das ein vielversprechendes Talent sich in die Askese zurückzog. Bedenkt das wir zu Anfang annahmen das die Erstellung dieser Bibel die Übel der Pest zur Wurzel hatte.
Nehmen wir also einen wie ihr sagtet siebzehnjährigen jungen Mönch, der mit den schrecklichen Folgen der schwarzen Seuche konfontriert wurde. Nehmen wir weiter an er überlebte diese Krankheit unbeschadet und trotz seiner medizinischen Bemühungen der Linderung.
Wenn also dieser junge Mann sich hiernach entschloss die Einsamkeit zu suchen und seinem Heiligen einen Dienst ohne Gleichen darzubringen, könnte dieses Werk in der Tat die Leistung eines einzigen Sterblichen sein.
Was meint ihr Frau von Greif? Ist sein Stil einzigartig, oder vergleichbar mit den Arbeiten eines euch bekannten Künstlers?"
 
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Johanna sah wieder auf das Buch.
"Nun was die Zeichnungen angeht, müßtet ihr diese Frage besser beantworten können als ich. Normalerweise war es nämlich üblich, dass diese nicht vom Schreiber sondern von einem hauptberuflichen Künstler ausgeführt wurden, so daß es zum Beispiel bei den Regensburger Armenbibeln viele verschiedene Ausgaben gibt, die obwohl von verschiedenen Schreibern alle vom selben Maler illustriert wurden.
Außerdem waren unter diesen Viele die sich auch mit Bildern einen Namen gemacht haben, Lukas Cranach zum Beispiel, wie es heute ja auch noch zum Teil geschieht.

Ich frage mich, welche Vorlage er benutzt hat, denn das ist ja der Knackpunkt: um eine Bibel zu schreiben, muss er eine besessen haben! "

Sie blättert wieder in dem Buch und sucht anscheinend nach bestimmten Textstellen.

"Ah, sehen sie hier, diese Stelle im Buch Judith und .... diese im Hohelied zeigen, dass er als Vorlage eine Bibel in der italienischen Übersetzung benutzt hat. Das würde auch zu seiner Schreibart passen, er muss in Oslo Kontakt zu jemandem aus Italien gehabt haben, vielleicht ein Patient den er betreut hat? Der ihm nach seinem Tod seine Bibel geschenkt hat..."

Johanna sieht wieder sinnend abwechselnd auf das Buch und den Prinzen.
 
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"Dann können wir also annehmen das unser junger Freund enge Kontakte zu einem italienischen Geistlichen hatte. Nicht weiter ungewöhnlich, da die Christianisierung in dieser Zeit noch in der Gegend stark voran getrieben wurde. Vielleicht hat sogar der Tod des Freundes, oder besser des Lehrers und Mentors wie wir annehmen können, die Fertigung dieses Buches erst ermöglicht. Als Stein des Anstoßes, sozusagen!? Die Spur führt uns also wieder in die Richtung eines sterblichen Künstlers. Zumindest zu jenem Zeitpunkt."

Buchet ging ein paar Schritte auf und ab.

"Die Zeichnungen in der Bibel sind zwar mit Liebe und Hingabe gezeichnet, aber sie sind nicht was man gemeinhin als Meisterwerke bezeichnet! Sie sind nett, nicht mehr. Für eine Bibel ohne große Geschichte oder Geldgeber allerdings bereits eine beachtliche Leistung."

Wieder ging der Prinz ein paar Schritte.

"Ihr meint also das die Art der Kaligraphie nicht auf einen besonderen Stil hindeuten, sondern eher eine Verschmelzung aus gelerntem und gesehenem ist! Das wäre verständlich, jedoch sehr schade. Beraubt es uns doch einer interessanten Spur......."
 
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