[22.05.2008] Der Ball - Am Ufer

Stefan nickte dankend:"Sehr wohl, es wird mir eine Freude sein morgen Abend im Büro vorbei zu kommen, Frau Danz."
Dann wandte er sich an Helena freundlich sagend:"Dann denke ich wir können nun hinein gehen, richtig?"
Immernoch war er sehr beflügelt beim Gedanken an den Ball.
 
Während die beiden Gäste in Richtung des Bootes verschwanden, musste Tamara nicht lange suchen. Bereits nach wenigen Schritten trat ein Schatten auf sie zu, nicht Ufer her und viel zu früh um wirklich nur zufällig hier zu sein. Scheinbar hatte sich die Wache im Hintergrund gehalten und dabei jedoch ihre Gruppe - und insbesondere den Neuankömmling - nicht aus den Augen gelassen. Vermutlich wäre der Auftritt sogar leicht furchteinflößend gewesen, hätte es sich dabei nicht um die zarte Gestalt von Marta Hagen gehandelt. Die wohl einzige Vampirin, die an diesem Abend kein Kleid trug, ließ es sich trotzdem nicht nehmen das eher zweckmäßige Outfit mit vergleichbarer Eleganz zu präsentieren. Dabei war die Kleidung durchaus vorzeigbar, wobei Jacke wie Hose zugleich robust wirkten und offensichtlich die Beweglichkeit kein bisschen einschränkten.

"Einen schönen guten Abend Frau Dantz. Wollen sie zu mir? Was verschafft mir die Ehre?"

Die Kleine wirkte wie meistens gut gelaunt, ein einladendes Lächeln im Gesicht. Mit 'Vampiren' am Ufer war es nicht so weit her. Der Duke war nicht erschienen, Sheriff sowie Deputy befanden sich als Gäste auf der Yacht, ebenso wie die geblendete Tremere. Verblieb also nur noch die Clanlose.
 
Zierlich oder nicht, Tamara war noch neu genug im Vampirgeschäft um sichtlich beeindruckt zu sein.
Oder auch ängstlich, wenn man so wollte.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich die Sekretärin soweit gefasst hatte, dass sie antworten konnte.

"Unser Neuankömmling hat dafür gesorgt, dass ich die Feierlichkeiten einen Moment lang verlassen konnte. Da sich Helena seiner Person angenommen hat, bleibt mir ein wenig Zeit nachzusehen wie es Ihnen und den Wachleuten geht. Ist alles ruhig sonst? Fehlt es Ihnen an irgendetwas?"

Tamara versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, scheiterte jedoch.
Was allerdings weniger am gerade erlittenen Schrecken lag, als an der extremen Belastung unter der sie stand. Die Sekretärin war erst seit kurzer Zeit für den Prinzen tätig. Vieles in der Welt der Kainiten war noch neu für sie. Einschüchternd und aus menschlicher Sicht, nur schwer zu verstehen.

"Die Luft ist schön heute Nacht!", sagte sie um ein wenig von sich selbst abzulenken.
 
"Dann kommen sie doch bitte mit, Herr von Weidesmühl", sagte Helena und machte sie auf den Weg die Gangway hinaus. "Ich bin sicher, unser Prinz wird sich freuen, sie kennenzulernen. Sie hat gerade eine Rede gehalten, was sich in der Stadt ändern wird, sehr interessant, aber sie wird es kaum einschränken."

Es war dann doch nicht soviel los, wie los hätte sein können und so würde sie vermutlich auch keiner weiter aufhalten und da alle im Ballsaal waren, würde auch die Hüterin den Gast dorthin bringen.
 
Marta war ehrlich überrascht von der Reaktion der Sekretärin. Schließlich war es eher ungewöhnlich, dass jemand den Löwenkäfig verließ, nur um dann vor dem Kätzchen im Garten zurückzuschrecken. Obwohl... wenn es sich bei diesem Jemand um eine Maus handelte? Tamaras Situation war in der Hinsicht besonders, dass sie zwar wusste, mit was sie es zu tun hatte, doch die entsprechende Abhärtung noch fehlte. Und dann war da ja noch die Organisation es Balles.

"Nein, es fehlt nichts, danke der Nachfrage. Die Sicherheitsleute sind auf Posten und halten genug Abstand. Dazwischen ist es soweit ruhig."

Wie um sich noch ein weiteres Mal davon zu überzeugen, sah die Brünette zurück zu dem Posten, den der Neuankömmling eben passiert hatte. Tatsächlich widmeten sich die Herren diszipliniert ihrer Aufgabe. Sichtlich zufrieden wandte sich die Clanlose wieder an Tamara. Deren Versuch eines Lächelns wurde deutlich erfolgreicher erwidert, darin lagen Aufmunterung und eine gewisse, wenn auch zurückhaltende Wärme. Zwar brannte Marta eine Frage auf der Zunge, doch wollte sie die Sitaution nach Möglichkeit zunächst etwas entspannen.

"Ja, ich hoffe es bleibt so. Als ich hier ankam hat es dermaßen geschüttet, dass ich vollkommen durchnässt war, als ich in der Akademie ankam..."

Sie sah dem Duo hinterher, dass sich nun anschickte die Yacht zu betreten und schmunzelte. Wenn der nicht zum Clan der Rose gehört...

"Ich denke der Herr wird mit seinem ersten Eindruck mehr Glück haben. Ich habe ihn singen gehört - ein Musiker, oder?"
 
"Musiker, Pianist und Komponist , wie Herr von Weidesmühl selbst bemerkte. Sehr interessant, wie ich finde. Ich selbst habe zwar nur eine grundlegende Gesangsausbildung, habe eine große Vorliebe für Musik."

Tamara lächelte versonnen und diesmal, da sie nicht darüber nachdachte, klappte es ganz hervorragend.

"Hoffentlich bleibt es ruhig. Prinz Cruiz hat mir in groben Zügen berichtet, was in den letzten Wochen geschehen ist. Was sie alle haben durchmachen müssen..."
 
Na also, das klappte doch schon viel besser. Gesangsausbildung? Aber natürlich, der Clan der Rose blieb sich selbst treu. Und bekam frisches Blut, wenn sie den Neuling richtig eingeschätzt hatte. Na, vielleicht tritt er ja auch einmal auf. Auch wenn es dem letzten Besucher kein Gutes getan hatte...

"Ich muss gestehen, mir fehlt leider das künstlerische Talent."

Sie konnte tanzen, allerdings weit weg von professionell, und hatte eine hinreichend angenehme Stimme, mit der sie in der Regal sogar die Töne treffen konnte. Damit war es das aber schon. Das Auge für Kunstwerke fehlte ihr und wenn sie sich neuere Entwicklungen bei Gemälden oder Skulpturen ansah, bezweifelte die junge Frau manchmal, dass es so etwas überhaupt gab. Trotzdem oder gerade deshalb hatte sie größten Respekt vor Personen, die in der Lage waren, etwas wirklich schönes zu erschaffen.

"Sie kommen nicht von hier? Soweit ich das beurteilen kann, ging es unsereins im Vergleich zu den meisten Bewohnern noch relativ gut."

Das Gefühl von Krankheit, so verstörend es für Wesen wie sie auch war, verblasste in Vergleich zu dem, was die Menschen in ihren Wohnungen hatten erleiden müssen. Gestorben waren viele - auf beiden Seiten - ob nun bei Unfällen oder Kampfhandlungen. Die sterbliche Bevölkerung war sicherlich nicht verschont geblieben. Von daher beschränkte sich Sache bei weitem nicht auf die Vampire, auch wenn sie wohl einige der heftigsten Einzelerlebnisse hatten - mit dem mächtigen Vorteil, dass sie noch fähig waren etwas dagegen zu tun. Solange dieser Gitarrenspieler nicht wieder auftaucht...

"Was mir momentan zu denken gibt, ist die Abwesenheit einiger Personen. Aber da gibt es sicher gute Gründe und ich bin ja bloß eine einfache Wache..."
 
"Die Abwesenheit einiger Personen wird von Prinz Cruiz sehr kritisch beobachtet. Jeder Kainit, der in dieser Nacht nicht auf der Yacht anwesend ist, zeigt offen und in aller Deutlichkeit, dass er mit Frau Cruiz als Anführer nicht einverstanden ist. Da der Rat der Primogene sie jedoch in dieses Amt gewählt und ebenfalls bestätigt hat, ist dieser Teil nicht mehr verhandelbar. Frau Cruiz hat also keine andere Wahl, als ein absichtliches Fehlen von dieser Veranstaltung als einen Akt der Rebellion zu werten."

Man sah Tamara an, dass sie den Satz mehr aufsagte als ihn aus tiefster Überzeugung zu sprechen. Ihr fehlte jegliche Erfahrung in der Welt der Dunkelheit und auch wenn sie sich die größte Mühe gab zu lernen und zu akzeptieren, war sie von einem Verständnis diese ihr so vollkommen fremden Art des Daseins noch meilenweit entfernt.

"Frau Cruiz hofft jedoch inständig, dass alle fehlenden sich bei ihr melden werden und eine halbwegs brauchbare Begründung für ihr Handeln vorbringen können."
 
Stefan folgte Helena freudig und sah sich dabei etwas um.
"Sehr schade das ich diese Ansprache verpasst habe, wie ich anmerken möchte. Ich bin sehr erfreut der Prinz begegnen zu dürfen um mich vorzustellen und fühle mich geehrt. Auch das ihr es seid die mich hinein geleitet. " sprach er freundlich aber die Vorfreude war deutlich zu hören.
 
"Ich bin überzeugt das werden sie."

Als ob jemand so blöd ist, und ohne gute Ausrede einfach fehlt. Es lag dann allerdings an der Herrscherin - gewählt oder nicht - diese zu beurteilen und möglichst die richtige Entscheidung zu treffen. Marta erinnerte sich an das Gespräch vor wenigen Tagen. Was Cruiz damals eher im Scherz gesagt hatte, war nun etwas, an dem sich ihr kommendes Urteil messen lassen musste. Der Prinz konnte weder Schwäche zeigen, was die eigene Autorität untergraben würde, noch mit überzogener Härte reagieren, was als Willkür und übertriebene Empfindlichkeit angesehen werden könnte. Wenn man will, kann man es als Traditionsbruch auslegen. Nicht, dass Marta diese Vorgehensweise für besonders geistreich hielt.

"Das heißt, es gibt keinen offiziellen Grund... gut."

Oder auch nicht. Am Ende hieß es bloß, dass sich nicht schon wieder mit offenen Augen in die nächste Krise schlitterten.

"Wenn ich fragen darf: Was halten sie persönlich davon?"

Natürlich war der Vampirin der Mangel an Überzeugung aufgefallen. Und natürlich war ihr klar, dass Tamara hier weder Einfluss noch Erfahrung besaß. Darum ging es auch gar nicht. Die Konsequenzen lagen in Cruiz Hand - doch alle anderen würden eben diese bewerten.
 
Helena lächelte freundlich.
"Ich bin jedenfalls sicher, daß sich unser Prinz freuen wird und wenn sie ihr dann noch ein Ständchen bringen können, denke ich, ist das besonders schön", sagte sie. "Wir haben auf jeden Fall zu wenige Rosen in der Stadt, da sind sie eine ganz besondere Freude."

Wenn Stefan genug Empathie hatte, würde er merken, daß sie dies sogar ernst meinte.
 
Stefan erkannte die Ehrlichkeit der Worte und war sehr erfreut, mehr noch. Er hatte gewusst und gehofft das er sehr willkommen war. Ebenfalls könnte er das so nicht schweigend hinnehmen.
"Ganz im Gegenteil, es ist mir eine besondere Freude Gast dieser Stadt zu sein, von der ich schon so viel Gutes gehört habe." Erwiderte er höflich.
" ich habe als Geschenk für unsere Prinz ein ganz besonderes Stück ausgewählt und werde es weitaus außergewöhnlich darbieten."
Ja für ihn war es schon so als sei er bereits ein Teil dieser Stadt und es ist auch seine Prinz.
 
"Oh, wir haben eine Reihe interessante Leute in unserer Stadt und ich kann ihnen versichern, dass es ihnen bestimmt nie langweilig werden wird", erwiderte Helena und überlegte kurz, ob sie ihm schon jetzt das Du anbieten oder ihn impfen sollte, entschied sich dann allerdings dagegen und würde alles ein wenig zurückstellen.
"Was brauchen sie für ein Instrument für ihre Darbietung?"

Auch das mochte sie an den Rosen, man konnte sich mit ihnen auch gut über Kunst und andere schöne Dinge unterhalten und es musste nicht immer nur Politik sein.
 
Stefan hörte der Dame aufmerksam nickend zu."Ich bin sehr gespannt darauf die Persönlichkeiten dieser Stadt kennen zu lernen, Frau O´Neill, und ich glaube bereits mit einer der Interessanteren zu sprechen." sprach er freundlich dieses Kompliment aus.
"Es wäre schön wenn ein Tasteninstrument vorhanden wäre, dabei spielt es keine Rolle ob Flügel, Pianino, Spinett, Celesta oder Cembalo. Hauptsache kein Harmonium, da es auf Grund ihres eigensinnigen Klanges ziemlich ungeeignet wäre für das von mir ausgesuchte Stück. Schön wäre ein Flügel, aber egal was zur Verfügung steht, ich werde Sie verzaubern...." antwortete er etwas zu detailiert, was ihm peinlichst auffiel.
 
"Das mit dem Flügel sollte kein Problem sein, das letzte mal, als auf der Yacht gefeiert wurde gab es einen", sagte Helena mit einem Lächeln.

Er würde bestimmt noch da sein und talentierte Hände waren immer eine schöne Sache ein schönes Instrument zu spielen, zu lange hatte es keine Hausmusik im Hause Buchet gegeben.

"Ich bin schon sehr gespannt, was sie zu spielen gedenken."
 
Stefan kicherte recht sympathisch zu seinem Schweigen, er schaute Helena lediglich intensiv voller Vorfreude an. Er würde nichts verraten, und das kribbeln in ihm war förmlich fast spürbar für aussenstehende.
 
"Ich kenne mich noch nicht so gut aus, aber wenn Sie mich fragen liegt im Fehlen bei dieser Veranstaltung eine deutliche Nachricht verborgen. Egal welche Hinderungsgründe auch bestehen mögen, jeder Kainit dieser Stadt hat die Pflicht hier zu erscheinen oder sich bereits jetzt mit einer ausreichenden Begründung zu entschuldigen. Viele mögen das anders sehen, aber diese Feierlichkeit hat eine große Bedeutung für die Kainiten der Stadt. Nicht nur intern, sondern auch über die Grenzen Finstertals hinaus. Es signalisiert einen ersten Schritt zurück in die Normalität, Einigkeit unter den Überlebenden und natürlich, dass die Stadt ihren neuen Prinzen willkommen heißt. All dies sind nur Signale! Aber es sind welche, die unbedingt gesendet werden müssen."

Tamara schien nachdenklich.

"Ich bin die Letzte, die Ihnen sagen muss was alles geschehen ist. Jedes bisschen Normalität ist derzeit von größter Wichtigkeit. Ebenso wie deutliche Geschlossenheit."

Der obligatorische Blick auf die Uhr.

"Verzeihen Sie, Frau Hagen aber ich muss zurück aufs Schiff. Meine Pflichten warten!"
 
Respektlosigkeit... Das war es, an was Marta dachte und die Ghulin schien das nicht viel anders aufzufassen. Je nachdem, wieviel davon wirklich deine persönliche Meinung ist. Die Wortwahl der Frau war interessant, doch verständlich, da es so einige gab, die Anstoß an dem V-Wort nahmen. Trotzdem wirkte es nun so, als würde die Sekretärin hier eine eher offizielle Antwort geben. Auch gut... Die Vampirin nickte und als die Andere auf die Uhr schaute, schlich sich ein leichtes Grinsen auf ihre Züge.

"Ja natürlich. Wenn sie hier draußen etwas brauchen, wissen sie, wo sich mich finden."

Schließlich waren sie ja nicht zum persönlichen Vergnügen hier - oder zumindest noch weniger als die Gäste auf dem Schiff. Die Brünette sah hinauf zum Deck, wo soeben der jüngste Besucher außer Sicht verschwand.
 
"Bis später und vielen Dank, dass Sie mir einen Moment Ihrer Zeit geopfert haben!"

Tamara verbeugte sich leicht vor der Caitiff, dann begab sie sich zurück auf die Yacht.
Es gab so viel zu tun und es war nur noch so wenig Zeit übrig...
 
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