Regine
Tremere
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Out of CharacterWarnung – der Post enthält die Herausnahme der Augen in etwas detaillierter Beschreibung. Der ist schon seid fast einem Monat in der Grundfassung fertig in Absprache mit Azra und Mitra ;-). Da Lena Caitlin und Anna eh zur Akademie bestellt hab, starte ich damit mal hier. Dann steht der Post nicht einzeln in nem Thread.
Anna erwachte sehend.
Sie nahm sich kurz Zeit sich fertig machen. Die Regentin würde sicher noch etwas Zeit benötigen, bis sie bei ihr war.
Die Adeptin hatte sich schon alles zusammen gelegt, alles vor bereitet, was sie vorbereiten konnte.
Für diese und die kommende Nacht lag schon ihre Kleidung bereit. Sie hatte mehrfach probiert, wie es war, die Sachen mit geschlossenen Augen zu finden und an zu ziehen. Ein Satz lag bis auf die Wäsche im Bad. Während der Prozedur selbst würde sie bestimmt nicht ihre normale Kleidung tragen. Warum sollte sie sie einsauen? Eine Jogginghose und ein T-Shirt aus dem bestellten Fundus, dessen Farbe ihr nicht zu sagte, würden ihr besser dienen, falls die Arbeit nicht ganz so sauber von statten ging.
Sie hatte die Prozedur mit der Regentin und auch mit Frau Zimmermann besprochen. Säure war zu unsicher und das Schneiden schlicht der Weg der geringeren Verletzung und der geringeren Überwindung im Vergleich zum Blenden mit einem erhitzten Eisen.
Es blieb dabei.
Am liebsten hätte Anna sich in ihr Bett verkrochen, ganz in eine Ecke, die Beine angezogen und sich ganz klein gemacht, eingerollt. Es war lang her, dass dieses Bedürfnis in Anna so stark gewesen war. Als sie in Wien aufgewacht war – da war sie zu betäubt gewesen. Sie hatte einfach nur gehandelt.
Wenn sie jetzt jemand beobachten würde, würde er auch nichts anderes sehen, als ruhiges, konzentriertes Handeln.
Sie hatte alles vorbereitet. Der scharfe Löffel und ein paar weitere Instrumente befanden sich bereits in ihrem Bad. Sie hoffte, dieser Löffel würde ausreichen. Ihr SM Zubehör sollte heute Abend auch Verwendung finden. Sie wollte sich den Knebel anlegen. Sie wusste, wo sie all ihre Sachen in ihrem Zimmer erreichen konnte, wie viele Schritte es jeweils waren. Ihre Bestellungen waren über Tag angekommen und Anna legte sie bereit. Jedes an seine Stelle. Gabriel hatte sie für sie ab geholt.
Die Regentin hatte ihr ihre Unterstützung angeboten und Anna war der anderen Frau dankbar, sehr dankbar. Anna hatte um die Erlaubnis gebeten, die Prozedur trotzdem eigenhändig durch zu führen. Noch immer wollte sie nach Möglichkeit nicht zur Last fallen. Die Regentin hatte ihr schlicht verboten, bereits am vergangenen Morgen damit zu beginnen.
Es klopfte an der Tür.
Anna ließ die Regentin ein und sank in den tiefen Knicks, der für ein paar deutliche Sekunden gehalten wurde, bevor sie sich wieder erhob. Das aufmunternde, mitfühlende Lächeln der Regentin war Balsam für sie. Wenigstens würde Aufsicht und Kontrolle dieses Mal nicht von jemanden geführt werden, der ihr nur schlechtes wünschte. Gülden hätte sie nichts von ihrem Plan des Schneidens gesagt gehabt. Er hätte mit verachtendem Vergnügen das Blenden mittels eines heissen Eisen gefordert und es sich nehmen lassen, die Prozedur selbst durch zu führen – so schmerzhaft wie möglich. Zum Glück war er nicht hier.
Anna hatte bereits eine kleine Diskussion mit der Regentin hinter sich. Caitlin Mc Kinney hatte ihr das Schmerzempfinden nehmen wollen. Laut der Prinz sollte der Schmerz teil der Strafe sein. Anna betrog nicht. Cruiz hatte Blenden durch Hitze nicht ausdrücklich ausgesprochen, obwohl sie es sicher gemeint hatte. Anna bewegte sich also durchaus bereits an den Grenzen dessen, was sie selbst für vertretbar sind. Die Schmerzen selbst hatte die Prinz als Teil der Strafe benannt und so war es falsch, sie nehmen zu wollen und stand schlicht nicht zur Diskussion.
Die Coolpacks waren etwas anderes. Sie würden ihr nur etwas Linderung verschaffen. Anna nahm sie mit einem leisen 'Danke' von der Regentin entgegen. Die Regentin hatte sie darüber aufgeklärt, dass Anna nicht viel Zeit haben würde um zu handeln. Sie musste schnell sein. Es war Anna sehr unangenehm, aber dann würde die Regentin Anna eben mit diesem verdammten Knebel sehen. Sie wollte keine Zeit mit dem Anlegen vergeuden, so bald die Magie der Regentin wirkte.
Die Regentin blieb in ihrem Zimmer um ihrer Adeptin bei zu stehen, Anna legte den Knebel an. Alles in ihr sträubte sich dagegen. Sie hasste solche devoten Gesten aus tiefster Seele und sich so vor der Regentin zu zeigen war ihr schlicht peinlich. Es war ein Accessoire, was sonst nur sie bei anderen an wandte, weil sie es wünschten, weil es ihren Träumen entsprach. Aber weder wollte sie sich auf die Zunge beissen noch wollte sie schreien. Bei beidem sollte ihr der Knebel helfen. Also tat sie es einfach. Obwohl die Regentin ihre Magie noch nicht gewirkt hatte, bewirkte allein ihre Anwesenheit, dass Anna sich etwas ruhiger fühlte. Sie setzte sich auf das Bett und begann die Prozedur damit, ihre Augen mit den Coolpacks zu kühlen, die direkt aus dem Tiefkühlfach gekommen waren. Ungesund kalt für menschliche Haut waren sie, doch Anna war kein Mensch mehr. Die Regentin hatte natürlich den Stuhl zur Verfügung.
Mehrere Minuten gab Anna der Kälte um zu wirken. Dann war die Zeit gekommen und sie legte die Packs beiseite, trocknete die Partie kurz ab. Zusammen mit der Regentin begab sie sich ins Bad.
Wie schon kurz nach ihrem Geständnis bei der Regentin, legte die ältere Frau eine Hand an Annas Gesicht. Dieses mal hob sie nicht das Kinn, sondern berührte sanft die Wange. Anna ahnte nicht, dass diese Berührung nur dazu dienen sollte, sie etwas zu beruhigen, Trost zu spenden. Sie dachte, sie sei notwendig, wie bei so mancher Magie der Tremere. Statt dessen waren es die leisen Worte, die ihre Wirkung in Annas Geist entfalteten. Anna fühlte Ruhe über sich kommen. Wie die Regentin versprochen hatte, hatte sie ihre spezielle Magie über Anna gewirkt.
„Danke, Mylady.“, sagte die Tremere mit einem deutlich Neigen ihres Kopfes. Hätte sie mehr Zeit, sie hätte geknickst. Sie spürte wie die Ruhe sich in ihren Gliedern, ihrem Körper und ihrem Geist ausbreiten. Es war ein wunderbares Geschenk. Anna fühlte sich konzentriert und bereit. Sie schien noch fokussierter als üblich zu sein. Die Erfahrung war beeindruckend. Das Tier unterbrach seinen unruhigen Gang in seinem viel zu engen Käfig und legte sich leicht mürrisch nieder. Ihm gefiel immer noch nicht, was hier geschehen sollte, aber sein Käfig war fester als normal, stärker
Annas Sorge zu versagen trat in den Hintergrund. Sie war nicht vollkommen aus gelöscht, aber sie war nicht mehr so wichtig, nicht mehr so massiv. Sie konnte sich auf das konzentrieren, was sie tun musste, ohne sich davon ablenken zu lassen. Sie würde die Prüfung bestehen.
Anna trat an Waschbecken und Spiegel. Sie begann mit ihrem linken Auge. Von der Handhabung her hatte es etwas schwerer auf sie gewirkt, als sie geprobt hatte, die Hand nur zum Auge führt. Man mochte meinen, es sei besser, mit dem 'leichteren' Auge zu beginnen um erst mal zu proben. Aber beim zweiten würde sie gar kein Augenlicht mehr haben. Deshalb kam das rechte Auge erst an zweiter Stelle.
Anna hatte sich so weit vor bereitet, wie es möglich war. Sie hatte den Aufbau von Augen noch einmal genau studiert. Ungefähr einen Durchmesser von 2,3 cm würden ihre Augen haben, die sie durch die Öffnung ploppen lassen musste. Den Blutfluss musste sie recht schnell stoppen. Die Aderhaut der Augen wurde bei einem Menschen mit einem halben Liter Blut pro Minute versorgt. Für so ein kleines Organ war das unheimlich viel.
Sechs Muskeln hielten einen Augapfel in seiner Höhle. Zwei saßen oben am Augapfel, zwei unten und je einer an den Seiten. Ganz hinten gab es noch den Sehnerv, den Anna durchtrennen musste.
Anna hatte nicht vor raus zu gehen. Trotzdem hatte sie sich sogar schon überlegt, was sie im Zweifelsfall Menschen sagen konnte, würde sie doch in die Verlegenheit kommen – ein unglücklicher Sturz, eine Schwellung des Okzipitallappens und dadurch eine Beeinträchtigung ihrer Sehkraft. Ihre leeren Augenhöhlen durfte sie natürlich nicht zeigen. Zwei Augenklappen mit sehr dünnen, unauffälligen Gummibändern waren deshalb auch Teil ihrer Bestellungen gewesen. Sie hatte ursprünglich nicht vor die Dinger zu brauchen. Innerhalb des Gildenhauses würde ihre Sonnenbrille wohl mehr als ausreichend sein, um anderen den Anblick ihrer leeren Augenhöhlen zu ersparen. Inzwischen wusste sie von dem Ball und bei dem Termin mit dem Prinzen, zu dem sie die Regentin begleiten sollte. Sie war gern vorbereitet und sie war froh um ihre Sorgfalt, so weit sie die Situation einschätzen konnte. Mangel an Vorbereitung hatte sie in diese Situation gebracht.
Die Regentin blieb neben ihr. Es war nicht anders möglich. Man wusste nie genau, wie lang die Magie an hielt, wie kräftig sie war. Anna hätte gern darauf verzichtet. Sie wäre lieber allein gewesen während dieser Handlung, aber sie hatte klein bei gegeben. Ihre Angst vor einer Raserei war um ein vielfaches größer gewesen als das sie auf ihre Einsamkeit hatte bestehen können.
Kaum setzte Anna den Löffel an, warf sich das Tier trotz allem in seine Ketten, versuchte es. Doch irgend wie war es, als hätte es eine Beruhigungspille bekommen, wie Tiere manchmal beim Transport. Es konnte noch seinen Unwillen kund tun, aber es hatte nicht ganz die Energie, die ihm normaler Weise zur Verfügung stand. Anna war dafür unendlich dankbar.
Sie arbeitete so schnell, wie es ihr möglich war, durchtrennte die sechs Muskeln und den Sehnerv, löffelte das Auge förmlich heraus.
Es war höllisch. Ihr Kiefer hatte sich fest um den Knebel gespannt. Als das Auge endlich in der Nierenschale war, wo es ohne das Blut des Vampirs schnell zu verschrumpeln begann, zitterte Anna am ganzen Leib. Sie konnte es nicht unterdrücken. Nicht vollständig. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Tief durch die Nase ein und aus. Den Weg durch den Mund konnte die Luft ja nicht mehr nehmen. Sie konzentrierte sich auf ihr Blut. Nur die Adern selbst durfte sie veröden, mit einer Kruste bedecken lassen. Mehr durfte das Blut nicht tun. Mit beiden Händen hielt die Adeptin sich am Waschbecken fest. Warum nur musste die Regentin sie so sehen? Tränen weinte die Tremere auch an diesem Abend nicht, wobei Blut aus der Wunde durchaus diesen Eindruck erwecken mochte, bevor die Adern das Blut nicht mehr hinaus ließen.
Anna nahm den scharfen Löffel wieder auf, obwohl sie immer noch zitterte. Sie spürte die Hand der Regentin sanft auf ihrer Schulter und gleichgültig, ob die Worte von Magie getragen wurden oder nur von Mitgefühl, sie verfehlten ihre beruhigende Wirkung nicht. Langsam wurde das Schaudern weniger.
Aber es hörte nicht auf. Dieser leichte Druck mit der Hand brachte Anna dazu, sich mit gesenktem Kopf ihrer Regentin zu zu wenden. Sanft aber bestimmt wurde sie auf die Toilette zu gedrängt. Natürlich brauchten Vampire keine Toilette. Sie war vollkommen überflüssig. Trotzdem hatten die Badezimmer bisher noch in jedem Gildenhaus, das Anna kannte, Toiletten besessen. Es warf weniger Fragen beim Bau und den Renovierungen auf.
Anna setzte sich ohne wirklich wahr zu nehmen, was die Regentin ihr sagte. Sie versuchte einfach nur ruhig zu bleiben, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Der scharfe Löffel wurde ihr aus der Hand genommen.
Anna sah zu der Regentin auf. Sie hielt ihr verbliebenes Auge offen, nickte leicht, gab ihre Zustimmung. Ihre Stimme war gefangen von dem Knebel, aber es war längst nicht klar, ob sie sie ohne ihn gefunden hätte. Anna atmete weiter ruhig und gleichmäßig. Es machte keinen Sinn, dieses Atmen, aber es hatte etwas beruhigendes, auch wenn es besser sein mochte absolut still zu sitzen. Natürlich wandte sie unterstützend zu der Magie ihrer Regentin auch noch alles an, was sie an Entspannungstechniken kannte. Sie hatte Max damals nur Medizin verschrieben, die sie selbst kannte.
Die Regentin setzte das löffelartige Skapell an und nahm ihr das zweite Auge.
Schmerzen.... schhht... schhhht... ruhig. Es ist alles gut. Mit dem Nagel des Daumens kniff sie in ihren kleinen Finger. Was war ein absolut geringer Schmerz gegen das, was in ihrem Schädel vor ging. Sie konnte froh sein, nicht mehr am Leben zu sein. Die Nerven funktionierten nicht mehr so gut wie bei einem lebendigen Menschen, aber zur Hölle noch mal, es reichte aus.
Es war dunkel.
Die Regentin ließ von ihr ab und war fast sofort wieder da. Erst löste sie den Knebel, den Anna mit festen Biss traktiert hatte. Fast tat es weh, auch nur die Kiefermuskeln so weit zu lösen, dass sie den Knebel los werden konnte. Mit einem feucht warmen Tuch säuberte sie Anna das Gesicht, während die Tremere sich auch bei dem zweiten Auge darum bemühte, nur die Adern so weit zu verschließen, dass nichts mehr blutete.
„Danke.“, sagte Anna mit leiser, belegter Stimme. Es schien fast, als sollte die Regentin nicht viel mehr als dieses Wort von ihrer Adeptin hören.
Dann kam doch noch mehr.
„Wenn sie erlauben, würde ich gern versuchen, mich um zu ziehen, Mylady.“
Hoffentlich würde sie Maria in ihr Bad schicken. Es wäre besser, wenn das Bad ein wenig aufgeräumt wurde. Die scharfen Instrumente blieben besser nicht hier stehen und ihre Überreste... sollten am besten verbrannt werden... die Augen...
Ihre Kleidung lag schon bereit. T-Shirt und Jogginghose legte sie an die Seite. Nach den anderen Sachen brauchte sie nur zu greifen. Ganz oben lag die Bluse. Die Knöpfe zu finden war ein leichtes. Sie brauchte einen Moment, bis sie die Hose richtig hielt, dann war auch die kein Problem. Es fehlte das Jackett. Auch das ging.
Anna bewegte sich vorsichtig und tastend zum Waschbecken. Ja, da war die Sonnenbrille. Wenn sie Brillenträgerin wäre, hätte sie es auch blind vielleicht mit einer Hand geschafft. So nutzte sie beide Hände um die Brille auf zu setzen. Sie wollte unbedingt vermeiden sich mit dem Bügel in die Höhle zu stechen. Neben dem Waschbecken stand der Stab bereit. Sie nahm die Schlaufe um das linke Handgelenk. Sie hatte schon kurz beim Auspacken damit geübt. Nur viel Zeit hatte sie nicht dafür gehabt. Es war nur ein erstes Tasten gewesen.
Sie suchte sich ihren Weg in ihr Zimmer, zu ihrem Stuhl. Fand ihn... setzte sich, die Hände erst an der Lehne, dann an der Sitzfläche selbst, lehnte den Stab an den Tisch. Mit den Füßen tastete sie nach ihren Schuhen. Da waren sie, an der rechten Seite. Jetzt konnte sie sich bücken und sie heran holen. Sie wollte nicht sockfuß bleiben.
Die erste Nacht ihrer Blendung hatte begonnen.
Es dauerte nicht lang. Dann wurde Anna abgeholt und es ging zur Akademie, wo die Prinz die Vollstreckung des Urteils betrachten wollte.