Filmschaffende Robert Mitchum

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Ein saufender, lärmender Schläger mit zynischem Blick, auch auf sich selbst: Das war das Image von Robert Mitchum, Hollywoods liebstem Bad Boy. Doch hinter der Fassade verbarg sich eine komplexe Persönlichkeit. Anhand von Familienarchiven und den Erinnerungen von Mitchums Sohn Christopher zeigt der Film, wie aus Robert ein Star wurde – von 1942 bis 1997, in mehr als 120 Filmen.

Ob als harter Kerl mit lakonischem Macho-Charme oder als kaltblütiger Bösewicht – er spielte gerne die Rolle des Bad Boy, aber sein wahres Wesen war ganz anders: Robert Mitchum war der unkonventionellste Star in Hollywoods goldenem Zeitalter. Er brach sämtliche Gesetze dieser ebenso gnadenlosen wie perfekt geregelten Welt und setzte sich über deren Normen hinweg. 1948 stand er wegen des Besitzes von Marihuana vor Gericht und wurde zu sechs Monaten in einem Arbeitslager verurteilt. Als nach seiner Freilassung die Journalisten fragten, wie es denn gewesen sei, sagte er ganz cool: „Wie in Palm Springs – natürlich ohne den ganzen Aufwand.“ Palm Springs ist ein beliebtes Feriendomizil von Millionären. Das Publikum liebte diesen Kerl, der so anders war als die ganzen Verführer, Gentlemen, Capra-Helden und formatierten Stars. Er war einer von ihnen, ein Mann von der Straße, der Method Acting für Quatsch hielt und doch alles spielen konnte, Gutmenschen wie Bösewichte. Das Porträt zeigt, wie der unangepasste Schauspieler, der sich den Regeln Hollywoods nie beugte und gegen Werbekampagnen von Studios oder Agenten sperrte, von 1942 bis 1997 in mehr als 120 Filmen zum Star wurde – und das, obwohl er gerne trank, sich ab und an prügelte und eine gesunde Verachtung für Dummköpfe sowie sich selbst und seine Rollen an den Tag legte. Bereits mit 30 Jahren hat sich Robert Mitchum seinen Platz in Hollywood neben wohlerzogenen Glamourboys wie Gregory Peck und Kirk Douglas erobert. „Fahr zur Hölle, Liebling“ (1975), „Ryans Tochter“ (1970), „El Dorado“ (1966) und „Der längste Tag“ (1962) zählen zu seinen herausragenden Filmen. Anhand von Familienarchiven und den Erinnerungen von Mitchums Sohn Christopher wird deutlich, wie der Hollywoodstar es schaffte, in „Die Nacht des Jägers“ (1955) einen der stärksten Bösewichte der Filmgeschichte zu spielen, ohne dass dies seiner Karriere schadete, und wie er lästigen Zeitgenossen, Studiobossen, Produzenten, cholerischen Regisseuren und sogar dem mächtigen Komitee für unamerikanische Umtriebe die Stirn bot. In den Zeiten eines an Hysterie grenzenden Kalten Krieges muss er vor diesem Komitee den Beweis liefern, ein guter Amerikaner zu sein, vorzugsweise durch die Denunzierung kommunistischer Kollegen. Mitchum verweigert die Aussage. Seine Begründung: Er rede nicht mit Menschen, mit denen er nicht auch einen trinken gehen würde.

Dokumentation von Stéphane Benhamou (F 2017, 52 Min)

 
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