20.04.04 - Auf der anderen Seite der Nacht

Dimitri nickte Lurker aufmunternd zu. "Ja, ich habe es auch gespürt. Es wirkt nicht mehr so wie früher, es schmeckte tatsächlich etwas dünn...", er machte eine Handbewegung "als wäre es mit Wasser verdünnt worden." Was hatte er da gesagt? Mit Wasser verdünnt? Aber natürlich! Langsam machte es einen Sinn. "Wenn wir das zusammen legen, was meinst du? Wasserwesen, dünneres Blut...", er dachte noch darüber nach ob er dem Mann noch den Arm abreissen sollte und aus seinem Knochen einen Pfahl machen sollte, aber da er nicht mehr viel Zeit hatte, lies er es. Dimitri blickte Lurker fragend an, sprach aber noch kurz zu ihm. "Ich denke wir kommen am besten mit zu dir. Es wäre nicht richtig wenn wir uns trennen, ausserdem möchte ich den Klöppel sichern."
 
Lurker nickte und lächelte schwach. es war im absolut recht den Tag nicht alleine verbringen zu müssen.
Zwar war die Geste eigentlich sinnlos, denn sie würden sich in der Todesstarre des Tages keinen Trost spenden können, aber wer wußte schon was noch alles auf sie zu kommen mochte ?
Es war immer sicherer wenn mehrere in einem Raum ruhten. Wenn etwas geschah hatten die Anderen zumindest die Chance aufzuwachen.
In Lurkers gut versteckten lichtlosen Festung würden sie sicher sein.

Ja.. ich denke das sollten wir tun..

Er lehnte sich zurück und sein Blick durchsuchte den Flur über ihnen. War Brenda immer noch dort oben ?
Schließlich erhob er sich und strich seine Kleidung sorgfältig glatt.

Aber was hat ein Vampir deiner Abstammung mit Wasser zu tun ? Abgesehen davon würden die Menschen es nicht überleben wenn man ihr Blut mit Wasser verdünnt... ich denke unser Fluch arbeitet da nicht nach naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten... Dennoch, irgendetwas muß es mit dem Wasser auf sich haben... der Brunnen, diese Wasser Wesen...

Lurker sprach scheinbar zu gleichen Teilen mit Dimitri und mit sich selber. Er tippte sich mit einem langem Fingernagel vor die Zähne und schritt einen kleinen Kreis ab.

Ich wünschte mir wir hätten mehr Zeit für Nachforschungen, aber wir schaffen es gerade noch zu trinken in den letzten Nächten... es bleibt keine Zeit. Wir werden morgen Nacht sehen müssen was sich im Kloster ergibt... Aber Dimitri... wenn es nicht bald gelingt den Fluch zu brechen... dann müssen wir fliehen...
 
"Bin schon da, Jungs. Wo gehen wir jetzt hin?" Ich hatte mich gestärkt, zwar nicht im vollen Umfang, aber es reichte..
 
Lurker blieb stehen und ein leichtes Lächeln suchte sich seinen Weg durch die Ruine seines Gesichtes. Ihre kleine Brenda tanzte also die Treppe hinab und gesellte sich zu ihnen.

Ich würde sagen wir nehmen das Auto dieser Leute hier und fahren die Leichen zur Müllkippe hinüber...

Das erschien ihm einfacher als hier jetzt irgendein Szenario nachzustellen damit es so aussah als wäre irgendein Familien Mitglied Amok gelaufen und hätte sich anschließend selber getötet.
Heimlichkeit und Effizenz gingen immer am besten von der Hand wenn man den einfachsten Weg wählte.
Das sollte Brenda von klein auf lernen. Mach es nicht unnötig kompliziert wenn eine einfach Lösung auch funktioniert.

Bist du sicher das du genug hast Brenda..? Ich meine... hast du auch gemerkt das es anders geworden ist..das Blut ?

Aus irgendeinem Grunde war es ihm peinlich mit anderem über das Trinken zu sprechen. Er hatte das noch nie getan. Er hatte gelernt sich zu ernähren weil er es mußte und dann wurde nicht mehr darüber gesprochen, so getan als müßte man gar kein blut von den Menschen stehlen.
Wenn man nicht darüber sprach, dann erreichte es die Realität vielleicht nicht.
Das Ergebniss dieses Schweigens war ein Schuldgefühl dafür das er Blut trank. Aber in den letzten Nächten war der Geschmack der Lust für ihn süßer und deutlicher geworden als die Bürde dieser Schuld.
 
"Wenn Du mich so fragts, dann könnte ich noch einen Schluck vertragen. Aber ist ja wohl nichts mehr da. Werde ich wohl draussen noch nach jemanden ausschau halten müssen." Ich zucke mit den Schultern. "Okay, tragen wir sie raus und dann ab damit auf die Müllkippe."

Out of Character
Denkt dran, mein Opfer lebt noch...
 
Lurker hob sachte eine Braue als sie verneinte. Sie brauchte noch jemanden ? Vielleicht traf der Fluch die Vampire schlimmer je jünger sie waren ? Nicht das ausgerechnet die Schwächsten unter ihnen jetzt um ihre nackte Existenz saufen mußten ?
Wenn es so war, dann war das nur ein weiterer Grund bald zu fliehen, wenn sich der Fluch weiter so entwickelte. Sie mußten Brenda schützen. Sie mußten May schützen.
Lurker straffte sich und machte sich auf den Weg nach oben.

Brenda... vielleicht schaust du am besten kurz ob du Schlüssel für das Automobil findest und machst es Abfahr bereit. Wir bringen die ... Reste.. in die Garage und laden dann dort ein..

Er hatte nur minimal gezögert als er `Reste´gesagt hatte. Was ist denn los böses Monster ? Hast du Angst die Dinge beim Namen zu nennen ?
Etwas energischer als es eigentlich nötig war stapfte Lurker die Treppe hinauf.
Er wußte nicht genau wo Brenda getrunken hatte, ein kurzer Blick in das erste Zimmer, ein leeres Doppelbett, zerwühlte Decken und der Geruch nach Wärme. Lurker witterte Schweiß. Das war wohl das Zimmer wo die Frau geschlafen hatte die nun verdreht und erkaltend im Flur lag.
Er ging leise zu der zweiten Tür hinüber. Sie war nur angelehnt, Lurker schlüpfte hindurch.
 
Autoschlüssel, wo seid ihr? Gutgelaunt suche ich mit den Augen den Hausflur ab. Auf der Kommode steht eine kleine Schale mit Schlüsseln drin. Aber leider nicht der Autoschlüssel. Also durchsuche ich die Jacken und Mäntel an der Garderobe und finde endlich einen Autoschlüssel. Es ist ein VW-Schlüssel.
Püh, VW. Sowas wollte ich eigentlich nie fahren Ich zucke mit den Schultern Aber was solls, ich muß das Auto ja nicht für immer fahren.
Makellos weiß ist die Mauer in meinem Kopf und die tonnenschweren Steine halten sicher die Abdeckung des weißen Gefängnisses für den Tintenklecks. Alle Taschenlampen rundherum strahlen ein helles und freundliches Licht ab.
Bevor ich nach dem Auto suche, gehe ich Lurker hinterher. Ich brauch noch ein frisches T-Shirt oder einen Pulli oder sowas, denn das Shirt was ich hatte, hatte ich ja zur Lunte gezwirbelt und steckt nun im Benzinkanister.
 
Kaum hatte er sich in das Zimmer geschoben, da merkte er sehr wohl das hier jemand lebte. Wie eine Zielsuch Rakete reagierte er zuerst auf das flache Atmen und den leisen Herzschlag welche von dem warmen Haufen in dem Bett vor ihm ausgingen.
Lurker schlich die vier leisen Schritte bis zum Bett und besah sich den jungen Mann. Er war ohnmächtig, wahrscheinlich in Folge des Blutverlustes, aber er war jung und kräftig, also würde er die Nacht überstehen.

Du kannst Dir keine Zeugen leisten mein Lieber, los.. nimm dir den Rest... dann wird es so sein wie beim letztenmal..

Lurkers Zunge fuhr über seine Reißzähne, seine Finger hatten sich in die Decke verkrallt. Dann wandte er sich ruckartig ab und ging mit eckigen Schritten bis zur Türe.
Er brauchte nichts mehr zu trinken, es war alles normal. Aber wenn er sich jetzt nocheinmal dem Verlangen hingab, dann würde all das viele Blut seine verdorrten Muskeln überschwemmen, würde ihn schneller und stärker machen. Nichts konnte ihm dann entgehen. Er griff nach der Türe und zog sie auf um hinaus zu treten. Seine Augen trafen die von Brenda, die gerade herein kommen wollte. Fragend und ein wenig ängstlich sah sie zu ihm hoch. Ob sie Angst hatte das er etwas sagen würde. ? Das er sie an Dimitri verriet ?
Er nickte ihr nur sachte zu und schob sich an ihr vorbei.
Es hatte schon genug Tod gegeben. Die Stadt quoll über vor Tod, der Junge würde sicher kein Problem sein. Wer würde sich für seine Geschichte über tote Eltern interessieren wenn die ganze Stadt voll von Unglück und Leid war ?
Lurker faßte die Leiche der Frau und warf sie die Treppe hinunter. Er zuckte zusammen bei dem Gerräusch der brechenden Knochen. Verdammt warum hatte er das getan ? Er hätte die Leiche auch gut mit ein wenig mehr Würde heruntertragen können. Fing es so an ? Verlor man die Achtung vor Leichen bevor einem die Lebenden nichts mehr bedeuteten ?

Hör auf zu heulen, wenn ihr nicht bei Kräften bliebt um den Fluch loszuwerden, verhungern die Kleinen...

Sie sorgten also für ihre eigene Art auf kosten der Menschen, sowie die Menschen für sich selber sorgten. Jeder für sich, sie brauchten sein Mitleid nicht. Jede Kreatur ist allein auf dieser öden Welt, sei froh das du Freunde und Mündel hast. Was bedeuten dagegen schon ein paar vergängliche Fleischpüppchen ?

Lurker und Dimitri verluden schweigend die Leichen im Kofferraum. Dann kam Brenda herunter. Würde Dimitri etwas darüber verlieren das sie nur zwei Leichen hatten ?
 
Dimitri achtete nicht darauf ob es nun 2 oder 3 Leichen waren. Brenda hatte sicher nach den Wünschen ihres Erzeugers gehandelt und Dimitri hatte nicht das Recht sich dort einzumischen. "Jeder so wie er es für richtig hält.", sprach er leise und nahm im Auto auf dem Beigahrersitz platz.
 
Ich starte den Motor und gebe Gas. Der Wagen ebwegt sich nicht von der Stelle. Mist! Es ist ein Schaltgetriebe. Mal überlegen, wie hatte das mein Vater immer gemacht? Kupplung treten, Gang einlegen, Kupplung kommen lassen und losfahren.
Es sieht einfacher aus als es ist. Und das Anfahren ist sehr holprig. Ich brauche einige Zeit bis ich das mit dem Schalten wirklich raushabe, es ist schon etwas her, daß ich auf einem Parkplatz mit Papas Auto fahren durfte.
Etwas holprig und mit hin und wieder abgewürgtem Motor kommen wir an der Müllverbrennung an.
Ich bin sehr unruhig und spüre zugleich bleierne Müdigkeit in mir aufsteigen.
"Wir müssen uns beeilen, es ist schon spät."
 
Lurker hätte sicher erleichtert aufgeatmet, wenn er noch geatmet hätte. So mußte ein kurzes Nicken reichen. Als Brenda hinab kam und sich hinter das Steuer setzte saß er bereits im Fond des Wagens und betrachtete während der Fahrt die Lichter der Straßenbeleuchtung die gleichmäßig an ihnen vorbei zogen. Zwischendurch ging er kurz durch was er bei der kurzen Durchsuchung der Gaderobe des Hauses gefunden hatte. Zwei zerknäulte Geldscheine und eine Krawattennadel. Er wußte gar nicht warum er die mitgenommen hatte. Er trug nie Krawatten. Das nächste was er aus seiner Tasche beförderte war ein schönes, braun karriertes Stoff Taschentuch. Es gefiel ihm ,also legte er es zusammen und steckte es in die Brusttasche seiner Anzug Jacke.
Dimitri grinste ihm gutmütig zu und als Lurker entschuldigend Lächelte und mit den Schultern zuckte kicherte Brenda, deren Augen Lurker im Rückspiegel sehen konnte.
Es nahm nur noch 20 Minuten in Anspruch an der Müllkippe anzuhalten und die Leichen in die Mitte des Platzes zu bringen, wo sie in der Verbrennungsanlage verschwanden.
Sie parkten das Auto im Industriegebiet und marschierten schnell bis zum Friedhof. Lurker brachte sie über die Rückseite hinein.
Zum einen weil er selber absolut keine Lust auf die Parade der sich selbst zu Grabe tragenden hatte, zum anderen weil er seinen Freunden den Anblick lieber ersparte.
Als sie jedoch in den Brunnenschacht hinab steigen wollten der in Lurkers Versteck führte, gab es kurz ein Problem mit Brenda.
Sie wollte nicht in das dunkle Loch hinab. Glücklicherweise war Dimitri wohl bereits zu müde für einen Streit. Lurker kroch schnell hinab und machte mit brendas Taschenlampe Licht am Grunde des Schachtes. So ließ sie sich auf Dimitris Rücken hinab tragen.
Kurz darauf lagen sie alle in Lurkers von sanftem Kerzenlicht erleuchteten Schlafkammer.
Als der Tag sie übermannte, fielen sie alle drei sich an den Händen haltend in die Dunkelheit.

Out of Character
in aller Kürze weil wir Druck machen müssen.. wenn noch jemand was einschieben möchte ist mein Wort natürlich nicht dogmatisch ;)
 
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