[18.05.2008] Karriere im Altherrenverein

Morticcia

Addams
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Knatternd hielt das schwere Motorrad auf dem Gelände der Kunstakademie. Es widersprach Jennys üblicher Vorgehensweise derart offen zu Werke zu gehen, aber als neuer Primogen der Caitiff war es wohl besser offen und mit geradem Rücken aufzutreten. Die Anarche schloss ihren Helm mit ihrer Maschine zusammen und machte sich dann auf den Weg der holden Prinzessin ihre Aufwartung zu machen. Erstmals nicht als kriechersicher Untertan, sondern als Älterster des Clans der Clanlosen.

Ach du Scheiße! Was machst du hier, Mädchen...?

Ohne Umschweife erreichte sich das Prinzenbüro.
An dem die Tür offen stand...

Uuuuund da hat se sich schon einer geholt! FUCK! Und ausgerechnet ich bin es, der sie findet. Schöne Scheiße! Das wird sofort heißen, dass ich es war der sie gekillt hat. Oder ein anderer aus meiner Truppe. Hauptsache die Caitiff waren es und können dafür belangt werden! Der Clan der Prinzenkiller! Aufsässig bis ins Mark, so sehr das sie nicht einmal eine Nacht warten könne, bis sie der Prinzessin das Diadem um den Hals wickeln... Shit! Shit! Shit! Immer ich!!!

Jennys erster Impuls schrie nach Flucht. Vielleicht hatte sie noch niemand gesehen? Sie könnte in den Schatten verschwinden und jemanden anderen die blutigt Entdeckung machen lassen.

Leider aber war Flucht nichts für eine Frau wie sie. EinRückwärtsgang kam in ihrer Schaltung nicht vor. Sie war hier, hatte vorgehabt hineinzugehen und würde das verdammt noch mal jetzt auch tun.

Langsam schlich die Caitiff in den offenstehenden Vorraum. Ihr Körper verschmolz wie von selbst mit den um sie herum liegenden Schatten. Leise und vorsichtig lauschte sie an der zweiten Tür. Sie war nur dünn und bot kaum widerstand.

Was machstn da? Willste wie ein Playboybunny aus der Torte hüpfen? Wenn die Olle tot ist, macht sie keinen Mucks mehr. Und wenn ihr Killer noch dort drinnen ist, dann solltest du zusehen, dass du ihm ordentlich eine aufs Maul gibst. So wie es deine Art ist. Frech, polternd und direkt! Mach die Tür auf geh rein und mach dir ein Bild der Lage. Ganz einfach und wenn dann irgendwer oder irgendwas nach Prügel schreit, dann sei's eben drum! Enio wird's schon nicht sein und den Rest dreh ich durch den Fleischwolf. Los jetzt!

Schatten fielen, der Rücken streckte sich und auf die Lippen der Anarche trat ein wissendes Lächeln.

So! Und nun rein da...

Jenny öffnete die Tür, als würde sie gerade nach Hause kommen.
 
Und sah ein vollkommen harmloses Vorzimmer vor sich.
Der übliche Schreibtisch, davor zwei bequem wirkende Polsterstühle und dahinter eine offensichtlich gut gelaunte Prinz.

Lena sprach kein Wort, ihre Blicke jedoch waren einladend und verdeutlichten ihr Wohlwollen.
Von einem Tatort oder gar einem Gewaltverbrechen konnte hier nun wirklich nicht die Rede sein.
 
Na da soll mich doch?
Was soll der Scheiß?

Die unerwartete Situation brachte Jenny vollkommen aus dem Konzept. Sie hatte ein Massaker erwartet, einen lauernden Feind oder wenigstens einen mit feinstem Staub überzogene Tatort. Das aber auf dem Platz der Tippse nun gleich die neue Prinzessin weilte, versonnen grinste und mal gar nichts machte außer zu gaffen, war mehr als die Caitiff innerhalb nur einer Sekunde verkraften konnte. Ihr Kiefer klappte herab, wieder hoch, nur um sich gleich darauf wieder zu senken.

Moah, menno!
Reiß dich zusammen!

Das tat sie.

Wie spricht man mit ner Prinzessin? Eure grell scheinende Durchleuchtigkeit? Erhaben erhobene Hoheit? Exzellente Exzellenz? Verfickt, dass hätte ich mal jemanden fragen können. Zu spät, ich mach's auf meine Weise!

"N'Abend Chefin! Mein Name ist Jennifer Färber und ich bin, wie es aussieht, wohl die neue Primogena der Caitiff. Gestern Nacht noch haben mich meine Kump... äh Clansgeschwister zu ihrem neuen Anführer benannt. Also dachte ich, ich komme mal eben schnell rum und gebe Bescheid, dass unser Clan wohl erstmal nicht aufgelöst werden muss. Wir Caitiff geloben unserer Treue zur neuen Prinzessin und versprechen, ausnahmslos natürlich, dass wie dir.. äh Ihnen... quatsch... Sie tatkräftig unterstützen werden!"

Ein Räuspern.

Könntest ruhig auch mal was sagen...
 
Was für eine Vorstellung. Lena war sich nicht sicher ob sie erbost, geschmeichelt oder amüsiert sein sollte. Man sah der Frau an, dass sie sich nach Kräften benühte, jedoch keinerlei Erfahrung auf diesem Parkett hatte. Das war sie also die berüchtigte Jenny Färber. Sie war mehrfach, auch lobend, erwähnt worden und hatte sich als Kämpferin gegen die Plagen hervorgetan. Allerdings fielen die Berichte der Geißeln über sie weniger positiv auf. Bisher stand in den Akten das diese Caitiff dort eher den Anarchen zugehörig war, als den treuen Anhänger der Camarilla. Was es alles gibt....

"Willkommen an der Akademie, Frau Färber! Nehmen Sie doch bitte Platz und lassen Sie mich die Erste sein, die Ihnen zu Ihrem neuen Titel gratuliert. Entsprechend ihrer Postition ist es wohl nur noch eine kleine Förmlichkeit, Sie in den Stand eines Ahn zu erheben. Alle Primogene sind Ahnen, wissen Sie?"

Wahrscheinlich wusste sie es nicht.

"Chefin ist übrigens eine Titel, der mir sehr gut gefallen würde. Leider aber ist er in meiner Position nicht angebracht! Nennen Sie mich einfach Prinz, das Wort Prinzessin verwenden wie in der Camarilla nicht. Ansonsten reicht es, wenn Sie mich siezen und mich bei meinem Nachnamen ansprechen. Senora oder auch Frau Cruiz. Einverstanden?"
 
Jenny hätte sich auch ohne Einladung in einen der Polsterstühle geworfen. Wenn Prinz und Konsorten nicht wollten, dass man sich setzte... warum stellten sie dann Stühle hin? Aber sie war ja aufgefordert worden, von daher war alles gut.

"Ich Ahn? Klingt alt! Weiß nicht, muss ich das werden?"

Allein der Blick der Prinz genügte als Antwort. Jenny musste... oder besser war sie es schon. Sah so aus als würde die Beförderung auch ohne Zustimmung ausgesprochen. Also war sie jetzt Jennifer Färber, Primogen und Ahn der Caitiff!

Heilige Scheiße! Mir prickeln die Arschbacken von soviel übersprungenen Karrierestufen...

"Das mit der Anrede geht klar, Chef... Ich meine Signora Cruiz. Werde mich schon dran gewöhnen." Jenny zeigte ein breites Grinsen. Nicht frech, eher kumpelhaft. "Vielen Dank, dass du.. äh Sie den Caitiff diese Möglichkeit bieten. Im Laufe der Nacht werden zwei Neuankömmlinge hier auftauchen. Sie scheinen ganz ok zu sein, vielleicht einen Tacken neben der Spur... aber das bringt das Leben im Rand wohl so mit sich. Ich habe auf jeden Fall mit ihnen gesprochen und denke, dass sie sich zu benehmen wissen werden. Ansonsten fügen sich die Clanlosen gut ein, wenn ich auch sagen muss, das uns Helena fehlen wird. Sie war sozusagen das stärkste Bindeglied zwischen uns Außenseitern und dem Altherrenclub, dem Sie nun sozusagen vorstehen, als Boss und so... Nichts für ungut!"

Zuviel geredet, fuck!
Jetzt antwortet sie und ich muss hier noch länger sitzen.... Shit,shit,shit!
 
"Die Berufung in das Amt eines Primogen hat stets auch den Anstieg des Status Quo zur Folge. Also ja, Frau Färber. Sie sind bereits Ahn! Ich schlage vor, sie gewöhnen sich an den Gedanken!"

Die Worte der Prinz waren nicht unfreundlich, trotzdem klangen sie ein kleinwenig so, als würde sie mit einem jugendlichen sprechen, dem man den Besuch bei der Oma schmackhaft zu machen versucht.

"Ich werde mir ein Bild der beiden machen, wenn sie hier sind und Ihnen gegebenenfalls mitteilen, wenn sie mein Mißfallen erregen sollten. Ich denke nicht, dass ich Ihnen erklären muss das Sie von nun an für alles verantwortlich sind, was durch die Hände der Caitiff verursacht wird? Im Guten, wie im Schlechten. Mir ist bewusst, dass Helena O'Niell ein wichtiger Bestandteil ihrer Integration gewesen ist, hoffe aber das Sie es auch ohne sie bewerkstelligt kriegen. Die Anfänge lassen auf jeden Fall viel Gutes erwarten und ich hege große Hoffnungen in sie alle. Man mag es zugeben wollen oder auch nicht, aber besonders in den letzten Tagen haben sich die Clanlosen besonders hervorgetan. Egal ob es sich um Miss McKinney handelt, Herrn Braun oder Sie selbst. Sie alle haben einiges für die Rettung der Stadt getan."

Der Gesichtsausdruck der Prinz wurde gezielt nachsichtig, gepaart mit einem leicht entschuldigendem Hauch.

"Ich will Sie nicht um den Finger wickeln, Frau Färber. Mir ist nur wichtig zu unterstreichen, dass ich an die Caitiff als Clan glaube und große Erwartungen an sie alle setze. Es freut mich, dass man Sie zum Ältesten ernannt hat und sehe der Zusammenarbeit mit Ihnen vertrauens- nein hoffnungsvoll entgegen."

Sie grinste.

"Ich weiß wie sich das anhört! Das hochtrabende Gequatsche der Bonzen. Das ist es natürlich auch, ich bin Toreador und dies ist meine Art und Weise mich auszudrücken. Lassen wir die Art der Formulierung aber einfach mal außen vor und wenden uns allein dem Kern der Sache zu, dann wollte ich damit nur sagen, dass ich froh bin das Sie und alle anderen Caitiff Teil unserer Gemeinschaft geworden sind. Als solcher werden Sie fortan behandelt. Ebenbürtig und gleichberechtigt!"
 
Häh?
Bahnhof?

Das hochtrabende Gequatsche prallte gegen Jennys Verstand. Sie versuchte zu verstehen, was all die Worte zu bedeuten hatten, konnte sich aber keinen Reim darauf machen. Klar die Prinzessin auf der Erbes bewunderte ihren Einsatz für die Stadt und freute sich wie Bolle über die Neugründungen eines Clans für eigentlich clanslose Herumtreiber.

Ja nee....

Was also war der tiefere Sinn der Ansprache? Wollte Ollis Ex tatsächlich einen auf Schönwetter machen? Oder ging es ihr nur darum, Jenny einzunebeln und in einem falschen Gefühl der Sicherheit zu wiegen? Wer denkt, dass er nur von Freunden umgeben ist, lässt seine Verteidigung sinken und wird unachtsam. Bis man dann urplötzlich und unerwartet einen Schlag in die Fresse kriegt. Plötzlich liegt man am Boden und ehe man kapiert hatte was eigentlich geschehen war, wurde einem alles genommen was man hatte.

Lass mal! Das hatte ich schon. Ich weiß wie du tickst!

"Wir werden uns bemühen, dass Sie diese Entscheidung nicht bereuen müssen. D...Sie können sich auf die Unterstützung der Caitiff verlassen. Egal worum es auch gehen sollte. Und was die Neuen angeht, da werde ich höchstpersönlich ein Auge drauf halten."

Kann ich gehen?

"Öhm, und danke für alles. Das mit dem Clan und dass Sie mich als Boss der Caitiff akzeptieren. Oh und für Helenas Rehar.. Ree... Rehabilitation! Sie hat sich große Mühe mit uns gegeben und war eine wirklich gute Anführerin. Aber eine wirkliche Caitiff war sie irgendwie nie..."
 
"Damit haben Sie wohl Recht, Frau Färber! Helena aus dem Clan der Toreador zu reißen und dann achtlos fallen zu lassen, war ein nicht zu verzeihender Akt der Grausamkeit. Noch dazu, wo sich nun herausgestellt hat, dass sie sogar Teil meiner Familie ist. Sozusagen die Enkelin meines Mannes."

Man konnte der Caitiff einiges Vorwerfen, zum Beispiel das sie erstaunlich miese Umgangsformen an den Tag legte und sich nicht wirklich gewählt auszudrücken vermochte, aber sie gab sich wenigstens Mühe.

"Aber damit will ich Sie nicht langweilen. Es freut mich aufrichtig, dass der Clan Caitiff auf einem so beachtenswerten Wege ist und das er in Ihnen, Frau Färber unübersehbar eine äußerst bemühte Anführerin gefunden hat. Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf die sicherlich bald bekannt werdenden Erfolge Ihres Clans."

Da Jenny mit Sicherheit nicht begreifen würde, dass sie damit entlassen war, beschloss Lena ihr, ausnahmsweise und entgegen aller sonstiger Gewohnheiten, einen deutlichen Fingerzeig zu geben.

"Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend!"
 
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