"Was für ein hanebüchener Unsinn! Typisch! Mir waren die Vorwürfe Ihres angeblichen Erzeugers gegenüber ja bekannt, dass diese sich jedoch auch auf eine Person erstrecken, die unschuldig hineingeraten und nicht einmal durch Clan und Blut anerkannt wurde, ist schlicht gesagt lächerlich. Ich gestehe den Ventrue zu, dass ihnen diese Art der Zeugung unbequem war und sie ebenfalls nicht glücklich mit einem derartig unverhofft gezeugten Nachfahren sein dürften, aber man hätte das Problem um Ihre Person wesentlich eleganter lösen können ... und müssen. Entweder, und das wäre meine bevorzugte Wahl gewesen, man hätte Sie einem anderen Ventrue zugewiesen um durch diesen Leumund einfach das Beste aus der gegebenen Situation zu machen. Erziehung, Aufnahme etcetera... Oder man hätte Sie einfach ohne großes Federlesen still und heimlich aus dem Weg räumen müssen. Schnell, sauber, unauffällig! ... Ehm, nichts für ungut."
Den Worten folgte ein entschuldigendes Lächeln. Vielleicht war es etwas taktlos Kais heimliche Ermordung als möglichen Lösungsweg für die Münchner Ventrue vorzuschlagen, aber so war es eben und Lena wusste nicht warum sie einen derart klar umrissenen Umstand hätte unnötig schönreden sollen.
"Aus diesem unbequemen Mißstand einen derartigen Staatsakt zu machen, passt aber zu den Bayern. Sie hatten schon immer einen Hang zu dramatischen Akten ausufernd theatralischer Bürokratie. Besonders in München. Wir hier in Finstertal sind da wesentlich pragmatischer. Herr Braun, ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Bitte erheben Sie sich und treten einen Schritt näher an mich heran."
Lena wartete bis ihr Befehl ausgeführt war, dann erhob sie sich ebenfalls.
"Im Namen der Stadt Finstertal, als bestellter Prinz der Camarilla und -in Hinblick Ihrer Bestrafung- als offiziell bestellte Vertreterin aller Ventrue der Stadt München, desweiteren durch die Justikation der hochgeehrten Madame Guil persönlich mit Ihrer Verurteilung beauftragt, vollführer ich nun..."
Mit einer schnellen Bewegung holte die Prinz aus und gab dem vollkommen überraschten Caitiff eine schallende Ohrfeige.
Lena war nicht sonderlich stark, daher hielt sich der hierdurch entstehende Schmerz in ertragbaren Grenzen.
Ein roter Handabdruck blieb trotzdem, die Prinz hatte ihre gesamte Kraft in den Schlag gelegt.
"... das Urteil gegen Sie. Für Ihr Vergehen, einem Sabbatanhänger entsprungen zu sein und aufgrunddessen Schande über dan Clan Ventrue gebracht zu haben..."
Die Prinz unterbrach den Satz für einen Augenblick und zuckte leicht mit den Schultern, fast so als könne sie ihren eigenen Worten keine wirklich ernstzunehmende Bedeutung beimessen.
"...bestrafe ich Sie hiermit durch einen Akt der körperlichen Züchtigung. Durchgeführt mit aller gebotenen Härte, ohne unnötige Gnade oder die Möglichkeit auf Strafmilderung durch die Hand des Prinzen höchstselbst. Darüber hinaus, Kai Braun werden Sie auf ewig aus der Stadt München verbannt. Bitte setzen Sie sich!"
Auch Lena nahm wieder Platz, ein mildes Lächeln lag auf ihren Lippen.
"Damit ist die Blutjagt gegen Sie beendet und alle Anschuldigungen sind ab sofort ausgeräumt! Ich werde die nötigen Unterlagen aufsetzen und noch heute Nacht an die Stadt München senden. Sehen Sie die Angelegenheit als erledigt an. Den Verzicht einer Tötung werde ich mit Ihren herausragenden Leistungen im Kampf gegen Zacharii und die Garou sowie Ihrer zufriedenstellenden Arbeit als Hilfssheriff begründen."
Sie lächelte verschmitzt.
"Wenn sonst nichts ist, Herr Braun, steht es Ihnen frei zu gehen!"