Zuflucht [18.05.2008] Die Strategie mit dem Strategos erörtern

Totz66

Kainit
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Moishe stieg in seinem Wagen und fuhr zu seiner Wohnung. Dort stellte er die verbliebenen Whiskeyflasche auf den Tisch und legte die Zigarren daneben. Die Hundeleckerlies wanderten in sein Zimmer für eine andere Gelegenheit.
Dann griff Moishe den Hörer und wählte die vertraute Rufnummer von Friedrichs Domäne am Rhein.
Wie immer sah Moishe quasi vor sich wie Alfred, Friedrichs Faktotum gemessenen Schrittes zum Apparat ging und schließlich mit seinem Standardspruch abhob. "Chateau derer von Ollendorf. Mein Name ist Alfred. Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?"
"Guten Abend Alfred, hier ist Moishe ben Levy, ist der Herr zu sprechen?"
"Guten Abend Herr ben Levy. Es ist schön von Ihnen zu hören. Der Gebieter studiert die Börsenberichte und wenn es erlaubt ist zu sagen, er ist not amused. Ich werde fragen ob er Zeit für Sie hat...bitte warten sie einen Moment."
Börsenberichte, super, entweder schwadroniert er als erstes über die Entwicklung seiner Lieblingsaktie die dann um einen halben Punkt gestiegen oder gesunken ist oder ich krieg wieder mal einen Vortrag über die Finanzkrise und wie ungenügend die Maßnahmen der Amerikaner und ihres demokratischen Präsidenten gegen den Crash sind. Die Demokraten waren in Friedrichs Augen sowieso alle verkappte Kommunisten.
Nach einem Augenblick meldete sich Alfred wieder.
"Herr von Ollendorf hat jetzt Zeit für Sie Herr ben Levy, ich verbinde!"
Ein Klicken drang aus dem Hörer und damit war klar das Friedrich am Apparat war.
 
"Guten Abend!"

Die Stimme des alten Ventrue klang leise und ein wenig belegt. In seinem Falle ein deutliches Anzeichen dafür, dass *not amused* nicht einmal im Ansatz seine derzeitige Stimmung traf. Man musste kein großer Kenner Friedrichs sein, um zu ahnen, dass er mehr als nur einen kleinen Verlust erlitten hatte. So etwas kam vor in der Geschäftswelt, relativ häufig sogar, und es spielte auch nicht die geringste Rolle, solange die Gewinnerträge überwogen. Trotzdem konnte ein alter Finanzhai derartige Nachtrichten recht ungehalten aufnehmen, besonders wenn er sich verschätzt hatte oder ihm ein anderer vermeidbarer Fehler unterlaufen war.

"Wie kann ich behilflich sein?", keine ausschweifenden Begrüßungsworte, keine persönliche Anrede, keine Höflichkeitsfloskeln. Moishe blieben also längere Vorträge erspart, dafür fand er sich unversehends in einem verbalen Minenfeld wieder.

Auch nicht besser...
 
"Guten Abend Gebieter. Ich möchte Ihnen gerne kurz über die Ereignisse der vergangenen Nacht in Finstertal Bericht erstatten wenn Ihr erlaubt und der Augenblick dafür nicht zu ungünstig gewählt ist." Oh Mann, welches Start up Unternehmen in das der Clan Geld investiert hat hat sich nun wieder in einen Haufen Schmutz verwandelt? Nichts ärgert Friedrich mehr als Verluste, obwohl er meist an einem Tag mehr Geld bewegt als er in einer dieser seltenen Katastrophen in den Sands setzt.
Moishe kannte Friedrichs Launen und war sich beileibe nicht sicher das der Strategos mit der Absetzung Buchets so zufrieden wie er selbst sein würde und dann blieb da immer noch die Nachricht das Moishe selbst in dieser für den alten Ventrue so unbedeutenden Stadt zu verweilen beabsichtigte. Das konnte ja heiter werden.
 
"Er ist ungünstig gewählt! Aber da ich Sie schon einmal am Telefon habe, können Sie auch gleich berichten was Ihnen auf der Seele liegt. Fassen Sie sich aber bitte kurz. Wie gesagt, eigentich habe ich andere, wichtigere Dinge zu erledigen."

Die Worte waren ruppig gewählt und auch so gesprochen. Das Friedrich seinen Zögling trotzdem sprechen ließ allerdings, war ein stummes Zeichen der Sympathie. Jeden anderen hätte der alte Ventrue unwirsch zum Teufel geschickt. Wie so oft musste man bei einem Mann seines Formates zwischen den Zeilen lesen.
 
"Dann in aller Kürze: Finstertal hat Magdalena Cruiz als neuen Prinzen der Domäne gewählt, dadurch ist der Clan seinen Verpflichtungen gegenüber den Toreador nachgekommen. Oliver Buchet begibt sich auf Anweisung der Archonten in eine lange Starre und das Bild dieses Zieglowskis wird zur Aufsicht an Mme. Guil in Paris überstellt. Die Zusammenarbeit mit Mme. d´Auvergne verlief unkompliziert und in beidseitgem Einvernehmen. Beide Archonten haben die Domäne bereits verlassen."
Moishe lies dies zunächst auf Friedrich wirken, mit seinem persönlichen Kram würde er kommen wenn die Laune seines Gebieters dies noch erlauben würde.
 
"Ein Ergebniss, dass wir wohl so hinnehmen müssen."

Die Antwort des alten Ventrue darauf fiel knapp aus. Danach schwieg er und Moishe hatte fast schon den Eindruck gewonnen, dass keine weiteren Ausführungen mehr folgen würden, als Friederich erneut zu sprechen begann.

"Es wäre besser für die Stadt und auch für unseren Clan gewesen, wenn Oliver Buchet die Macht behalten hätte. Man mag von dem Mann halten was man will und ich persönlich bin der tiefen Überzeugung, dass eine Vielzahl der getöteten Ahnen aus unseren Reihen allein auf sein Konto gehen... Aber der Mann hatte ein Talent dafür die Gegend um Finstertal stabil zu halten. Wer annimmt, dass all die Katastrophen in dieser Region durch ihn verursacht wurden irrt. Im Gegenteil!!! Finstertal als Region hat ein offensichtliches Talent dafür, dass Chaos und den Untergang magisch anzuziehen und das meine ich wesentlich wörtlicher, als Sie eventuell annehmen mögen, Moishe. Seine Frau auf den Thron zu setzen war ein pfiffiger Schachzug. Warten wir ab, ob sie den Anforderungen gerecht werden kann. Ich persönlich würde Ihnen jedoch raten, sich für den Fall ihres Scheiterns einen Ersatzplan zuzulegen."

Wieder eine Pause. Dann folgte ein plötzliches, wenn auch leicht gedämpft klingendes,

"Trotz allem... gut gemacht!"
 
"Ich danke Ihnen Gebieter, muss aber anmerken das ich Ihre Einschätzung von Oliver Buchet nicht teile wenn mir diese Bemerkung gestattet ist. Der Mann legt was diesen Zieglowski und sein Bild angeht ein obsessives und völlig maßloses Verhalten an den Tag. Er hat aus meiner Sicht jede der Katastrophen die Finstertal heimgesucht haben selbst heraufbeschworen. Er gab in der Verhandlung zu einen Pakt mit einem Dämon geschlossen zu haben, den er dann nicht unter Kontrolle hatte. Ich bin sicher das Buchet wegen des Bildes Finstertal und die Maskerade weiter destabilisiert hätte wenn er an der Macht geblieben wäre, außerdem hatte er den Rückhalt mehrerer Clans komplett verloren, die sich weigerten mit ihm weiter zusammenzuarbeiten.
Was das Scheitern angeht werden wir sehen was kommt, ich werde tun was ich kann das es nicht dazu kommen wird. Mme. Cruiz kann sich derzeit auf eine breite Front der Unterstützung verlassen...Probleme sehe ich in der Anerkennung der Caitiff als Clan in Finstertal...von denen gibt es einfach zu viele in der Stadt, da werden wir gegensteuern müssen. Vor allem wenn bekannt wird das Finstetal jetzt quasi ein Freihafen für diesen" Abschaum "Schlag von Vampiren ist.
Nun komme ich zu einem weiteren Grund für meinen Anruf Gebieter, auch wenn Eure Wortwahl mich vermuten lässt das Ihr meine Bitte bereits voraus ahnt. Ich möchte Euch in aller Ehrerbietung ersuchen mich aus Euren permanenten Diensten zu entlassen, damit ich, wie von Prinz Cruiz gewünscht, zukünftig als Primogen unseres Clans und Sheriff der Domäne Finstertal meine Pflicht gegenüber unserem Blut und der Camarilla erfüllen darf. Habe ich Eure Erlaubnis dazu, Gebieter?"
 
"Natürlich sehen Sie die Dinge anders! Ihnen fehlt eindeutig der nötige Überblick! Leider habe ich nicht die Zeit Ihnen alles haarklein zu verdeutlichen. Rufen Sie sich einfach ins Bewusstsein, wie bedeutend tatsächliche Unsterblichkeit für unsereins sein kann. Ein Vorsintflutlicher, ausgestattet mit dieser zusätzlichen Macht, wäre nahe an der Kraft eines Gottes. In den falschen Händen, könnte dies Gehenna oder die Apokalypse auslösen. Was sind ein paar Leben im Vergleich zu dieser Macht?"

Eine kurze Pausen folgte.
Für Moishe war nicht erkennbar, diesen Augenblick lang tat.

"Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich persönlich bin kein Freund solcher Vorgehensweisen, aber ich kann die Obsession nachvollziehen mit der Herr Buchet vorgegangen ist. Oder auch dem immensen Druck dem er ausgesetzt sein musste. Sehr viele Interessenten mit nicht unerheblicher Macht waren an einer Lösung dieses Rätsels interessiert. Und sind es noch immer! Immerhin waren die Tremere in die ganze Angelegenheit involviert. Fragen Sie mich Moishe, und das bleibt gefälligst unter uns, dann war Buchet nur ein williges Werkzeug der Hexer aus Wien."

Wieder eine Pause.
Diesmal jedoch mit Absicht gesetzt, damit Moishe das gesagte sacken lassen konnte. Friedrich hoffte sehr, dass sein Schützling verstand was ihm gesagt wurde und endlich die nötigen Erkenntnisse daraus zog.

"Aber lassen wir das! Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken Sie Ihren eigenen Wegen zu überlassen. Finstertal halte ich diesbezüglich nicht für die beste Wahl, aber es ist Ihre Existenz und ich werde Ihnen sicher nicht vorschreiben wo sie sesshaft zu werden haben. Also gut, Moishe. Ich gebe Sie frei und überlasse Sie fortan Ihren eigenen Entscheidungen. Allerdings werde ich weiterhin ein Auge auf Sie haben, also enttäuschen Sie mich nicht. Vergessen Sie niemals, dass all Ihre Taten letztlich auch auf das Haus Ollendorff zurückfallen."
 
Sieh mal an, da hat er doch gerade die Existenz der Vorsintflutlichen als möglich zugegeben...
"Ich danke Euch Gebieter. Selbstverständlich weiss ich das ich alles was ich bin Eurer Führung und Anleitung zu verdanken habe und ich werde für jede Führung und jeden Rat den ihr mir in der Zukunft erweist zutiefst dankbar swin. Ich hoffe es ist unnötig zu betonen das nur Euer Wort in der Zukunft genügt mich an Eure Seite eilen zu lassen, auch wenn ich nun nicht mehr permanent in Euren Diensten stehe bin ich Euer Mann durch dick und dünn und notfalls bis in die Hölle."
 
"Das freut mich zu hören!"

Die Worte klangen aufrichtig, was wie immer nichts heißen mochte.

"Ich wünsche Ihnen alles Gute!"

Mehr gab es erst einmal nicht zu sagen. Der Zögling wurde flügge und nun musste die Zeit zeigen, ob Moishe tatsächlich bereit war. Irgendwann aber musste man anfangen. Selbst Vögel warfen ihre Küken irgendwann einfach aus dem Netz und hofften das Beste...
 
"Ich danke Euch Gebieter. Wenn Ihr erlaubt werde ich Euch über meine Lage und die Situation in Finstertal von Zeit zu Zeit auf dem Laufenden halten. Jetzt möchte ich Euch aber nicht weiter von Euren Pflichten fernhalten...nur will ich nicht vergessen Euch zu berichten das es mir gelungen ist Maidland Technologies mit seinem europäischen Hauptquartier in Finstertal anzusiedeln. Ich werde dabei in der Zukunft einen Platz im europäischen Vorstand des Unternehmens einnehmen. Diese Information ist bisher nur wenigen bekannt, ich bin sicher Ihr könnt daraus einen geschäftlichen Vorteil ziehen Gebieter. Damit wünsche ich Euch weiter eine angenehme und erfolgreiche Nacht."
 
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