17.04.04 - Recherchen

Lurker überschlug in Gedanken kurz wie schnell er es durch die Stadt bis zu Dimitri und wieder hierher gelangen konnte. Über seine Schleichwege und Hintertüren war er entsprechend schneller als ein normaler Fußgänger. Wenn er also die Altkleider Sammlung aufsuchte und Kleidung organisieren würde, dann müßte die Reise in ein einhalb Stunden zu bewerkstelligen sein.

Gib mir eine Stunde und eine halbe, dann bin ich an der Bibliothek. Es gibt einen kleinen Seiteneingang, man muß vom Haupteingang aus durch eine kleine Gartenanlage, dann kommt man in die Nebengasse.

Er wartete noch kurz auf die Bestättigung, dann verschwand er in den Regenschleiern. Er mußte sich nun sputen.
 
Es war das zweite mal an diesem Abend, das Lurker an der Bibliothel ankam. Seine Gedanken hatten sich zunächst um den Neuzugang bei Dimitri gedreht, doch je näher das Treffen mit May rückte, desto aufgeregter wurde er. Natürlich vor Freude, allerdings, er erinnnerte sich wie ihre Stimme geklungen hatte. Gepresst und besorgt. Abwesend und angespannt.
Wahrscheinlich steckte seine Kleine in Schwierigkeiten. Er war noch nicht so weit das er viel tun konnte um sie direkt zu beschützen, er tat was er konnte für sie, aber der eine Überfall und der kurze Kampf hatten nicht sehr viel gebracht was seinen Trainingsstand anging.
Aber an seiner Einstellung hatte sich einiges geändert. Wenn sich ein Hinderniss auftürmen würde auf seinem Weg, dann würde er es wegräumen.
Lurker war bereit zu tun was immer nötig war. Seine Augen funkelten entschlossen. Der Regen wirbelte und rauschte um ihn, während er in der Dunkelheit auf May wartete.
 
"Gut, ich werde da sein. Bis später." sagt sie noch, dann wird die Verbindung unterbrochen.

Einige Zeit später, es könnten wohl eineinhalb Stunden sein, steht eine Afrikanerin an einem Seiteneingang der Bibliothek. Für das vorherrschende Wetter ist sie eigentlich zu luftig angezogen, eine dickere Jacke und unversehrte Hose sollte es schon brauchen, um den schneidenden Wind abzuhalten, könnten eventuelle Beobachter meinen. Besonders für jemanden, die wärmeres Klima gewöhnt sein müßte, aber das mag zuviel spekuliert sein. Die Hände in den Jackentaschen steht sie da und wartet, schaut sich immer wieder mal desinteressiert um... sie weiß ja, dass sie Lurker nicht sehen wird bevor er gesehen werden will.
 
Lurker konnte nicht anders als sie einige Minuten zu beobachten. Er schähmte sich ein wenig, aber es war einfach stärker. Sie stand in der Nähe der Türe und wirkte irgendwie lebendig. Ob sie es selber merkte wußte er nicht zu sagen, aber ab und an tippelte sie ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Nur eine von vielen menschlichen Gesten die sie noch verwendete.
Schließlich griff er nach der Türe und zog sie auf, so als käme er von innerhalb des Gebäudes hinaus.
Er trat zu ihr hinüber begrüßte sie, schnell strich er dabei über ihre Hand, wie zufällig, aber es mochte auch als Begrüßung gemeint sein. Es hatte nur einen Lidschlag gedauert.

Guten Abend May, schön Dich zu sehen.

Er nahm auf einem Mauervorsprung Platz, hinter ihm endete die Überdachung und so schien es als säße er vor einem Vorhang aus grauem Wasser, das Sinnflut artig fiel.

Was genau ist denn passiert ? Du klangst so als gäbe es ein Problem ?

Er versuchte jeden Vorwurf aus seiner Stimme herraus zu halten, aber wenn es wieder um die Wölfe ging, dann kam er um eine Schelte kaum herum. Immerhin hatte er sie oft genug vor ihnen gewarnt.
Lurker wirkte heute irgendwie anders, seine Bewegungen waren nicht mehr so vorsichtig, weniger ruckend, seine Augen flogen nicht hin und her, sondern sondierten ruhig und aufmerksam jedes Detail. Er wirkte Raubtierhafter als jemals zuvor.
 
Hin und wieder merkt sie es... aber meistens nicht, aber das macht ihr Verhalten nur noch menschlicher. Wer weiß, wann das aufhören wird oder ob überhaupt. Eigentlich erwartet sie ja, dass Lurker ebenfalls aus der Gartenanlage (in der auch ihr Rad steht) oder von der anderen Seite her kommt, daher wird sie etwas davon überrascht, als sie hinter sich die Tür hört. Ruckartig schaut sie sich um, ganz so als würde sie ständig damit rechnen, dass sie einem Werwolf ausweichen muß.

Aber sie bleibt ruhig bzw. wird es wieder, als sie Lurker sieht, hebt leicht die Hand zum Gruß, die er eine Sekunde später berührt. "Hallo Lurker." sagt sie zur Begrüßung (mal wieder) und mustert ihn nochmal. Irgendwas ist anders. Seine Bewegungen. Selbstbewußter wirken sie, nicht mehr so schreckhaft. Sie würde ja zu gern wissen was passiert ist, aber es gibt Wichtigeres um das sie sich kümmern müssen.

Sie schnaubt. "Problem ist gar kein Ausdruck. Wenn wir das nicht rauskriegen gehen alle Kainiten Finstertals und wahrscheinlich auch die Menschen drauf. Hör zu: Der, der das Kloster gebaut hat, war ein Vampir. Anscheinend wurde er vor 150 Jahren oder so mal beleidigt und hat beschlossen, sich furchtbar zu rächen. Vor kurzem muß etwas passiert sein, das seinen Fluch ausgelöst hat... hast du die Menschen bemerkt? Die sind total fertig, kaum noch fähig einen Fuß vor den anderen zu setzen.. und ihr Blut wird dünner. Nicht mehr lange, und es sättigt uns nicht mehr. Damit will der Arsch uns fertigmachen. Ich muß wissen wer er war, alles über ihn, und nach dem suchen, was den Fluch ausgelöst hat. Ob das irgendeine Vorrichtung war oder nur ein Idiot, der den falschen Hebel gezogen hat, keine Ahnung. Viktor.. das ist ein Hexer von den Tremere.. beschäftigt sich auch damit, aber ich will erst selber was haben bevor ich ihn anrufe. Meinst du du kannst mir helfen?"
 
Lurker lächelte seelig vor sich her währned er May über Zacharii reden hörte. Natürlich wußte er das alles, doch dann hörte er was der Fluch tat, wie er wirken sollte. `Das Blut wird dünner´, das war also Zachariis Fluch ? der Fluch des Drachen ? Was für ein schreckliches, geißelndes Band das er durch die Zeit um sie alle herumschlang. Seltsamerweise spürte er keine Panik, eigentlich hätte er sich vor Angst auflösen sollen. May wandte sich um und wollte scheinbar zur Bibliothek hinein um Nachforschungen anzustellen. Wie sollte sie auch wissen...

Lurker hob sanft eine Hand um ihr zu deuten das sie warten sollte. Dann wies er auf den Sims auf dem er saß, sie solle sich zu ihm setzen.
Er spürte förmlich wie in ihr die Flamme des Widerwillens aufloderte, schon sah er wie sie Einspruch erheben wollte, wie sie ihren Willen durchsetzen wollte, weil sie dachte die Antworten lägen hinter den Türen der Biblothek und es war keine Zeit zu verschwenden.
Aber das hier war Lurkers Fachgebiet, und mit jener seltsamen Ruhe sprach er trotz seines Sprachfehlers fest und keinen Widerspruch duldend.

Setz dich, bitte...

Als sie ihm schließlich mit vor Trotz vorgeschobenem Kinn soweit nachgegeben hatte das sie sich vor den Sims anlehnte, so als wollte sie sagen `ich setze mich wenn ich es will´, hob er zu sprechen an.

Meine kleine May, der Mann hieß Zacharii und er war ein Unhold...

Er wußte das diese Information schon einmal als Faust in dem Magen taugte, darum gab er ihr ein wenig Zeit, ließ den Himmel seine Schleusen schweigend entleeren, bevor er fortfuhr.

Ich weiß nicht wann und warum er hier eingewandert ist, aber er hat hier in Finstertal gewirkt. Unter anderem hat er das Kloster erbaut. Es muß aber mehr als nur ihn von den Formern hier gegeben haben. Ich kenne seine Verfehlungen nicht, aber er wurde schließlich verjagt und soll getötet worden sein. Das was er hier ließ und was Gegenstand des Fluches ist, ist eine große schwarze Glocke.

Er wußte nicht recht warum er ihr das eigentlich alles erzählte, wahrscheinlich damit sie sich besser schützen konnte, schloß er. Er hatte die Menschen bemerkt, er hatte ihre hängenden Köpfe und Schultern gesehen, gemerkt wie wenig Mühe es ihn kostete von ihnen übersehen zu werden. Er hatte gesehen das Georgs Augen stumpfer waren als zuvor.

Aber ich werde mich darum kümmern meine Kleine. Am besten ist du hälst dich dieses mal ein wenig zurück und läßt das Andere erledigen. Ich weiß du denkst du könntest etwas tun, du hast auch gedacht das du bei den Wölfen keine Schwierigkeiten bekommen würdest. Du bist mit knapper Not davon gekommen. Aber irgendwann wirst dein Glück dich verlassen. Dann wirst du ausgezählt und steckst fest, das will ich nicht.

Das war also das fehlende Puzzleteilchen, sie hatten den Fluch des Drachen über die Stadt gebracht. Lurker wußte nicht was er tun oder denken sollte, aber Dimitri würde es wissen. Er würde tun was zu tun war, Lurker vertraute darauf so sicher als ginge es um ihn selber. Er legte seine Fingerspitzen sachte auf Mays Schultern, sie sollte keine Angst haben, er würde sie beschützen, er würde alles wieder ins Reine bringen. Für sie.
 
Natürlich fragt sie sich zu Anfang ungeduldig, warum er sich hier draussen aufhalten will wenn doch die Antworten hier kaum zu finden sein werden... dann spitzt sie die Ohren (oder auch nicht, ist ja eh Dauerzustand...), hebt die Brauen und schließlich verschlägt es ihr die Sprache. Erst, weil sie erstmals demonstriert bekommt warum jeder zu den Nosferatu geht wenn er knifflige Informationen möglichst schnell haben will (woher weiß Lurker das alles wenn der Geist sich erst seit vorgestern nacht zeigt? Er muß sich schon vorher damit beschäftigt haben... als noch niemand anderer etwas wußte) und dann, weil Lurker sie möglichst aus der Sache raushalten will.

Unhold, Former... zumindest aus Letzterem kann sie auf diesen unaussprechlichen Clan aus Draculaland schließen, sie tippt zumindest, denn genau weiß sie es nicht. Vielleicht weiß Viktor da genauer bescheid, welcher Clan diese Beinamen hat. Es würde jedenfalls passen. Sie läßt es zu, dass er sie berührt, sieht ihn aber auch gleich mit entschlossener Miene an. Leise sagt sie: "Lurker... du magst mich zwar aber du weißt nicht viel über mich. Ich bin nicht blöd, natürlich wußte ich dass es Probleme mit den Wölfen gibt, aber es hat sich auch gelohnt, sehr viel sogar. Was jetzt den Fluch angeht, bin ich genauso ein Vampir der sich bald nicht mehr von den Menschen ernähren kann wie du, der Prinz oder die Sabbat-Mistkerle, darum werd ich den Teufel tun und mich zurücklehnen um andere die Sache in die Hand nehmen zu lassen. Also... wo ist diese schwarze Glocke? Und weißt du auch, wie der Fluch ausgelöst wurde?"
 
Er fühlte sich unbehaglich bei dem Thema, warum konnte der Wildfang nicht einfach die Finger von der Sache lassen ?
Eigentlich eine unnötige Frage, konnte er es denn ? Nein, natürlich nicht, er verstand selber nur zu gut den Drang nichts ungeklärt zu lassen, alles aufzustöbern. Was sollte er nun tun ? Sie anlügen damit sie Ruhe gab und sich nicht in Gefahr brachte ? Irgendwie kam ihm das falsch vor. Er würde sie einfach im Auge behalten müssen.

Gut...dann versprich mir zumindest das du vorsichtig bist und das du nichts gefährliches ohne mich unternimmst.

Er sah sie eine Zeitlang an, dann flüsterte er weiter.

Die Glocke hängt jetzt im Dom in Finstertal, sie ist geläutet worden und ich denke so ist Zachariis Fluch erfüllt worden.

Sie war so ungestüm, so unüberlegt, aber sie strotzte dabei vor Energie. Er lächelte über seine Kleine, so stark und doch so verletzlich.
 
Jaja, natürlich ist sie vorsichtig, so wie immer halt... sie weiß gar nicht mehr, wie oft sie das schon gehört hat. Aber ziemlich genauso oft hat sie es in den Wind geschlagen, sobald das erste war das sie abgelenkt hat. Und das tut er eigentlich gleich darauf schon. Alle ihre Fragen beantwortet er. Einen Moment starrt sie ihn an, dann meint sie: "Irgendwann wirst du mir erzählen müssen, woher du das alles weißt. Ihr Nosferatu seid euren Ruf echt wert."

Dann hüpft sie vom Sims, auf dem sie es sich mehr oder weniger bequem gemacht hatte, und geht zum Rand des Vorsprungs. Sie blickt sich nach ihm um. "Kommst du mit? Ich geh zum Dom, mir diese Glocke mal näher ansehen. Und ich soll ja nichts Gefährliches ohne dich unternehmen." meint sie leicht spöttisch und mit feinem Schmunzeln. "Und ich sollte auch gleich mal Viktor anrufen, der hat mehr Ahnung von dem Zauberkram als wir beide." Sprichts und zückt das Handy.
 
Nach kurzer Zeit des Freizeichen Tutens wird eine Verbindung hergestellt.

"Ja? Meyye? Ich habe sehr interessante Neuigkeiten! Wir sollten uns sofort treffen!
Hast du etwas herausgefunden? Du wolltest dich doch melden! Alles in Ordnung?"

Die tiefe Stimme klang erregt und ein wenig besorgt.
 
"Hi Viktor. Was soll nicht in Ordnung sein?" kommt Meyyes Stimme aus der Membran, untermalt vom Heulen des Windes und dem rauschenden Regen. Sie muß recht laut sprechen und der Gedanke liegt nahe, dass sie sich im Freien aufhält. "Ich glaub ich hab ne heiße Spur, was den Auslöser des Fluchs angeht. Wir sollten uns beim Dom treffen, da ist er nämlich drin. Ich mach mich gerade auf den Weg dorthin."

Sie hält inne und setzt dann hinzu: "Vielleicht sollten wir das aber auch morgen machen. Die Nacht ist schon ganz schön weit..."

Vom Telefon abgewandt sagt sie zu Lurker: "Kommst du morgen mit? Du weißt wo alles ist, ich würd ungern rumsuchen müssen..."

Out of Character
Notbremse. *g* Denn eigentlich ist der Tag ja schon seit gestern vorbei...
 
Lurker lachte leise als sie ihm erklärte wie wertvoll die Nosferatu doch waren. Es klang als zertrete man trockene Blätter und ein Hauch von boshaftigkeit lag darin. Ein kleiner Stich, schlimmer tat es nicht weh. Sie hielt ihn also für ihren Informanten ? So wie der Rest der Camarilla Bande ?

Wir werden es heute nicht mehr zum Dom, schaffen Kleines, morgen Nacht.

Als sie ihn jedoch mit einem spitzbübischem Grinsen fragte ob er mitkäme, den sie solle sich ja nicht ohne Begleitung in Schwierigkeiten stürzen, war der sanfte Mißklang in seiner Seele verstummt. Er nickte also nur sachte.

Da hatte sie bereits ihr Telefon gezückt und klärte mit irgendjemandem eine Verabredung für morgen Nacht.
Das alles paßte Lurker gut in die Pläne, wollte er doch den Kelch für Dimitri besorgen.

Ich gehe hin wo du hingehst May..

Er wartete noch bis sie das Gespräch beendet hatte und klärte mir ihr den Treffpunkt vor dem Dom ab. Nach einer kurzen Verabschiedung und einer federleichten Berührung, trennten sich die beiden, denn Lurker wollte noch jemanden treffen und die Nacht schritt unerbittlich vorran.
 
Georg, der sich nach Lurkers Besuch kurz mit der Einrichtung des Postfaches beschäftigt hatte, wurde kurz nach 6 wieder abgelöst. Den Rest der Nacht hatte er mit der Bestellung des von Lurker genannten Buches und mit normalen Tätigkeiten verbracht.

Nachdem sein Nachfolger erschienen war hat er sich bloß noch den Parka angezogen, den Schal umgebunden auf sein Rad gesetzt und ist dann heimgedüst... wobei düsen ziemlich übertrieben ist.
 
"In Ordnung! Morgen Abend! dann muss ich nur noch was mit Alexander klären! Bis dann!"

Viktor sagte nur noch zu.
 
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