Wenn Vicente den flehenden Michaels bemerkt hatte so mochte es nur an einer fast unmenschlichen peripheren Wahrnehmung liegen. Angesichts seines Blicks der unverändert auf der Seneshall ruhte, der unveränderten Körperhaltung als wäre er nach den Worten eingefroren lag die Folgerung nahe das er, sofern er es wahrnahm, ignorierte.
Die Entscheidung war gefallen, er hatte sich entschlossen von dieser Klippe zu springen und kein flehender Blick konnte die Gesetze der Gravitation ändern.
Als die Primogen und Hüter das Wort erhob senkte sich sein Blick nur für einen Moment, glitt zur Seite, bevor er erneut die Person in's Auge fasste zu der er gesprochen hatte. Im Rahmen dessen was nonverbal möglich hatte er sein Vorhaben angekündigt, die Möglichkeit eingeräumt Widerspruch erkennen zu lassen. Sich zu ihr gewandt und nach Unterstützung gesucht. Offensichtlich hatte sie es vorgezogen zu warten bis er gesprochen hatte, bis er sprang und im freien Fall war, bevor sie selbst das Wort erhob.
Er hatte nicht vor der Seneshall die Zeit zu stehlen. Doch im Grunde war es genau das was geschah. Man stohl sich gegenseitig die Zeit. Bis zu dem Zeitpunkt war es ein vollständig belangloses Gespräch. Es fand kein Austausch von Informationen statt, sie waren offiziell nachwievor nicht wahrgenommen, Angesichts des Umstands das die Seneshall sich hinsichtlich ihres Status nicht geäußert hatte galten sie nachwievor als statuslos und damit unfrei, das Bleiberecht war unverändert belassen worden und er war der festen Überzeugung das die Seneshall keine zehn Minuten nachdem sie den Raum verlassen hatten nicht mehr an sie erinnern würde.
Sie würde die Mappen auf dem Tisch oder in einem Ordner belassen und sich den weiteren Verhandlungen annehmen. Der neue Seneshall würde mit etwas Glück die Papiere finden und sich in zwei Nächten Fragen wer diese beiden Caitiff waren die um Vorstellung ersuchten und in den drei Tagen die sie das Gastrecht beanspruchten offenbar nicht weiter bemühten.
In der Kunstakademie kommt nichts unter die Räder? Bella, du kannst den Räder beim rattern zusehen.
Dann, endlich erhob die Seneshall das Wort, Vicente bereitete sich auf eine Konsequenzen vor.
Demütigungen, Folter, ein Exempel das statuiert wurde, darauf einem Mentor unterstellt zu werden, verkrüppelt zu werden, einen persönlichen Preis zu zahlen oder verbal zerrissen zu werden. In der Gesellschaft unmöglich gemacht. Kurz: Auf den Gegenschlag.
Dementsprechend erschien seine Mine starr während der Name der Primogen genannt wurde. Sie veränderte sich nicht auch als die Seneshall mit ihrer Anweisung hinsichtlich der Informationen fortfuhr. Würde man seine Aura lesen, wäre es wohl die Farbe der Irritation welche die regungslose Gestalt des Italiener umfasste.
Kein klares 'Ja' und nicht einmal ein klares 'Nein'. Eine höfliche, eher unverbindliche Formulierung bei der man sich kaum beschweren konnte. Er bemerkte dem Blick der Archontin zur Primogen. ... sogar noch mit einem Lächeln? Vicentes Vorstellung von dem Verhalten von Ahnen, Seneshallen und Archonten der Camarilla wich deutlich von dem ab was die Gegenüber zeigte.
Schließlich, zum Abschluss doch noch eine Reaktion; ein vernichtender Blick.
Vicente, der bis dahin Blickkontakt gehalten hatte, nahm ihn auf, kein zucken oder dergleichen. Es mochte er Eindruck entstehen über die Augen des Gegenüber in einen Abgrund zu blicken. So der Blick auf eine menschliche Regung, Emotionen zielte würde er sich verlaufen. Er harrte einen Moment auf die unvermeidliche Folgen die auf einen derartigen Blick kamen, doch es blieb dabei.
Wir gehen dir.. Ihnen derart Kapital am Arsch vorbei wie das ganze Höllenloch aus dem ihr nur noch rauswollt.
War der Kern dessen was er aus dem Blick las. Er war härter im Umgang zu seinen Guhlen die in der Hierarchie wesentlich weniger tief unter ihm standen als er unter ihr.
Sicherlich realisierte er das er auf ihrer Liste stand. Zumindest für die heutige Nacht. Das sie sich in der morgigen Nacht noch an den Caitiff erinnerte der es wagte nach der Verabschiedung nach einer Mappe zu fragen unwahrscheinlich. In zwei Nächten? Selbst wenn er einen Eindruck hinterließ, sie wäre nicht mehr in der Stadt. Stell dir mal vor, morgen kommt alles anders und, sie bleibt. Dann bist du gef... er schob den Gedanken beiseite. Ebenso die Einflüsterungen des Tiers die ihn ermunterten seine eigene Macht auszutesten in dem er sie weiter provozierte.
Er verneigte sich tief und versuchte einen Seitenblick zu seinem Clansbruder um zu sehen ob er ebenfalls zur Verabschiedung übergegangen war. Anschließend würde sich Vicente erheben, mit einem Schritt neben den Stuhl treten sowie anschließend zwei Schritte zurück bevor er ruhig und beherrscht auf die Knie zu einem Kniefall ging. Die Hände offen nach außen gehalten, die leeren Handflächen zur Seneshall geboten. "Archont Sybille d'Auvergne Seneshall der Domäne Finstertal Ahn der Ventrue, ich Danke Ihnen das sie mich in dieser Nacht empfangen haben."
Vicente würde einen kurzen Moment verstreichen lassen, der Höflichkeit Schuldigkeit tragen, sollte sie sich entscheiden doch noch von der Milde abzusehen.
Sofern keine Antwort mehr kam würde er sich erheben. Sich der Tür bis auf zirka ein Meter nähren, warten bis Michael es ihm gleich tat, bevor er sich letztlich umwenden würde und die Tür öffnen. Sein Blick ging zu Helena, der er als Primogen und Hüterin natürlich den Vortritt gewähren würde. Sofern sie entweder zu verstehen gab das sie noch bleiben würde, oder wenn sie das Angebot angenommen hatte, würde er ihr folgen.