Hovel [16.05.2008]Ich mache was, was du nicht siehst! Und was ich mach ist...

Morticcia

Addams
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Es blieb nicht mehr viel Zeit!
Bis zum Sonnenaufgang war es zwar noch etwas hin, aber Jenny hatte noch sehr viel vor. Es konnte verdammt knapp werden, wenn sie sich nicht ran hielt. Aber so war das eben mit spontanen Ideen, sie hielten sich nicht an Zeitpläne und günstige Momente, sondern tauchten plötzlich einfach so auf.
Spontan eben...

Schon vor einigen Minuten hatte sich Jenny von Duke getrennt und mit ihm einen Treffpunkt zum Übertagen abgesprochen, dann war sie ins Innere des Hovel zurückgekehrt. Die Caitiff war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Mädchen. Sie nahm ihre Suche sehr genau, hatte eine sehr klar umrissene Vorstellung von ihr, und verglich die vorhandene Auslage akribisch mit ihren eigenen Ansprüchen.

Endlich fand sie eine geegnete Kandidatin.
Jenny war niemand, der lange um den heißen Brei herumredete oder sich mit unnötigen Spielereien aufhielt, schon die Suche hatte viel zu viel Zeit in Anspruch genommen. Wie sie es von Duke gelernt hatte, biss sich die Anarche auf die Zunge. Heftig und schmerzhaft, dann ging sie zu dem Mädchen, griff sie fest am Arm und zog sie nah zu sich heran. Ohne großes Zögern gab Jenny ihrem Opfer einen innigen Kuss. Ihre Zunge drang ungefragt in den Mund des Mädchens ein und zwang sie so dazu, das fremde Blut in sich aufzunehmen. Die junge Frau versuchte sich nach Kräften gegen den plötzlichen Überfall zu wehren, hatte der unbändigen Kraft der Caitiff jedoch nicht das geringste entgegenzusetzen.
Der sinnlose Kampf endete nur Sekunden später, die vampirische Vitae zeigte Wirkung.

Es gab wohl kaum etwas, dass Jenny mehr verachtete als Ghule. Manchmal aber war es unumgänglich auf einen sterblichen Helfer zurückzugreifen. Besonders, wenn es darum ging ihren Vater zu beschützen. Lurker hatte schon oft an den Sitzungen und Treffen der Bonzen teilgenommen. Er kannte sich aus auf dem Parkett, wusste immer mehr als alle anderen zusammen und taktierte mit großer Vorsicht und sorgsamer Strategie. Diesmal aber ging es darum den Prinzen selbst zu verurteilen. Oliver Buchet, der Name stand für alles, was die Anarche aus tiefster Seele verachtete. Außerdem sprach jeder, sogar die wenigen Vampire, die Jennys uneingeschränkten Respekt genossen, nur mit gesenkter Stimme über ihn. Für die Caitiff war ohne jeden Zweifel klar und erwiesen, dass alles Schlechte dieser Stadt seinen Ursprung in den verfluchten Toreador hatte.

Lurker hatte es ihr nicht gesagt, also nicht wörtlich, aber Jenny wusste trotzdem, dass ihr Vater den alten Prinzen stürzen und vernichten wollte. Und sie wusste, dass der Prinz sich das niemals gefallen lassen würde. Das alle anderen Bonzen um Lurker herum nur dämliche Speichellecker waren, war sowieso klar. Also brauchte es jemanden, der auf den alten Nosferatu acht gab und wer konnte das wohl besser bewerkstelligen als Jenny selbst?

Die junge Frau hatte ihre Gegenwehr inzwischen eingestellt und sich stattdessen darauf verlegt den Hals der Caitiff zu liebkosen. Jenny entwandt sich ihrer neuen Sklavin, fasste sie an der Hand und zog sie nach draußen. Beide verschwanden in den Büschen...

Minuten später...

"Ausziehen, los!", Jenny wollte sich nicht übermäßig mit ihrer neuen Ghul unterhalten. Schon jetzt ging ihr das unterwürfige Verhalten auf den Sack.

"Ganz?"

"Was? Mir doch egal? Unterwäsche kannst anlassen, ich will nur was ausprobieren!"

Das Mädchen kicherte anzüglich. "Ausprobieren!"

"Halt's Maul! Wir tauschen kurz die Klamotten! Ich will wissen, ob du die gleiche Größe hast wie ich."

"Wie?"

Jenny war genervt. "Weniger reden, mehr handeln! Dein scheiß Shirt riecht wie ein ganzer Bonbonladen. Zum kotzen! So, und jetzt zieh meine Sachen über und lass mich sehen wie alles sitzt. Danach machen wir das gleiche mit deinen Sachen bei mir. Wenn ich überzeugt, bin dass wie die gleiche Größe haben, tauschen wir alles wieder zurück."

"Und wenn nicht?", war die schüchterne Antwort.

Dann reiß ich dir deinen Kopf ab, Darling! Also bete besser....

Aber die Ghul hatte Glück. Ihre Köper waren sich von der Größe her sehr ähnlich. Das Mädchen war etwas pummeliger und hatte wesentlich weniger ausgeprägte Muskeln, aber von der Form selbst her hielt es sich ziemlich genau die Waage.

Beide schälten sich wieder in ihr ursprüngliches Outfit.
Jenny war zufrieden.

"Ok! Jetzt Grimassen schneiden..!"

"Wie?", die junge Frau schien sichtlich verwirrt. Offensichtlich konnte sie mit den Anordnungen nichts anfangen.

Das kann doch nicht so schwer sein?

Es fehlte nicht mehr viel und die Caitiff würde der Göre eine pfeffern. "Zum letzten Mal! Maul halten und Anweisungen ausführen! Schneid Grimassen, Schlampe! Ich muss dein Gesicht sehen und zwar in allen möglichen Positionen!"

Die Ghul gehorchte und Jenny tat ihr möglichstes die Züge ihrer Gegenüber so perfekt wie möglich zu kopieren. Wenn ihr Plan aufgehen sollte, musste sie das Gesicht der Frau bis ins kleinste Detail kopieren.

Die Macht der Verdunklung, so wie Jenny sie nutzte, besaß ihren Ursprung in einer umfangreichen Vorbereitung und schauspielrischem Können.
 
Ob die Bonzen die Akademie wohl auch schon am Vorabend der Verhandlung bewachten? Der Sicherheitsdienst bestimmt, aber auch der Sheriff? Mit Sicherheit nicht. Derzeit gab es nichts, das beschützt werden wollte. Die Archonten konnten auf sich selbst aufpassen und Buchet hatten sie Gott weiß wo eingesperrt.

Jenny trieb sich in ihrer neu geschaffenen Maskierung als junges Partygirl zwischen den Gebäuden umher. Auffällig unauffällig. Sie zählte die Wachleute, prüfte Zugänge, Fenster, Lüftungsklappen , Schäden, einfach den allgemeinen Zustand des Gebäudes. Hier und da quatschte sie die Wachmänner sogar an, versuchte mit ihnen zu flirten und die ein oder andere Information aus ihnen herauszuquetschen. Natürlich ohne jeden Erfolg, für die Akademie arbeiteten nur die Besten der Besten. Aber so hatte Jenny wenigstens die Möglichkeit, die Qualität ihre Maskierung zu testen und die Reaktion der Menschen auf ihr Aussehen hin zu überprüfen. Das sie den hochbezahlten Türstehern dabei im Gedächtnis blieb, war ihr ebenfalls recht. Die Jungs sollten sich an eine junge Frau erinnern, die am Vorabend der hochwichtigen Verhandlungsnacht um die Häuser geschlichen war und so vollkommen anders aussah als Jenny es tat.

Natürlich legte die Anarche ganz besonderen Wert darauf, sich die Kameras einzuprägen. Mit Sicherheit gab es noch einige, die nicht ersichtlich waren, aber es konnte nicht schaden wenigstens denen aus dem Weg zu gehen, die erkennbar angebracht waren. Jenny blieb so lange es ihr möglich war. Entweder bis zum Aufgang der Sonne oder wenigstens, bis einer der prinzlichen Kettenhunde angelatscht kam und sie des Platzes verwies. Was nahe eines öffentlichen Gebäudes, einer Universität, natürlich nicht so einfach war. Hier liefen zu jeder Tages- und Nachtzeit irgendwelche Leute herum. Lernten, feierten, lachten, gammelten…


Heute gab es eine mehr!
Eine die sich offensiv umsah…
 
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Schon erstaunlich wie höflich die Wachleute waren. Sie ließen niemanden in die wichtigeren Gebäude hinein, hatten alles im Blick und schienen wirklich überall zu sein, doch sie verloren nie ein böses Wort. Rückte man ihnen zu sehr auf die Pelle, wiesen sie einen mit einem Lächeln im Gesicht zurück und wieder auf den Weg. Selbst wenn man sie offen verarschte, bewiesen sie so etwas wie Humor. Allerdings gab es gleichzeitig kein Vorbeikommen.

Als Jenny sicher war, dass wirklich jeder der Wächter sie mehrfach gesehen hatte und sie den meisten sogar mindestens einmal kokett und so charmant wie es ihr möglich war auf die Füße gelatscht war, ging sie in aller Seelenruhe den Weg ab, für den sie sich entschieden hatte. Sie vermied Licht wo immer es nur möglich war, ungedeckte Übergänge und freie Flächen sowie den größten Teil der Überwachungskameras. Wenn sie sich nicht allzu doof anstellte, konnte sie ungesehen bis zu ihrem Ziel kommen. Verdunklung, selbst wenn man sie nur so halbherzig beherrschte wie Jenny, (was den verdunkelnden Teil der Verdunklung anging, in allem war ihre Maskierungen betraf, war Jenny äußerst geübt) war außerordentlich hilfreich, wenn man irgendwo herumschlich.

Allerdings war das der Plan für Morgen! Heute ging sie die auserwählte Strecke in aller Deutlichkeit. Sie balanacierte mit weit ausgebreiteten Armen über Bürgersteigkanten und die ellenlang Randsteine der Blumenbeete. Sie hüpfte durch schmale Gebäudezwischenräume und zählte dabei jeden Schritt. Freundlich winkte sie in die Kameras, wenn sie mal in das Blickfeld der ein oder anderen geriet oder warf einem der eilig vorbeistiefelnden Professoren eine Kusshand zu.

Als endlich der Morgen graute, gab es nur noch eine einzige Sache, die erledigt werden musste.
Eine Laterne störte den Plan, weil sie zuviel Licht an die Stellen warf, die eigentlich dunkel sein mussten. Jenny hatte erwartet, dass sich ihr derartige Probleme stellen würden. So verdunkelte sie sich in einer schattigen Ecke, zog eine Zwille hervor und schoss auf die Lampe. Die Caitiff war weit davon entfernt mit solchen Spielzeugen ein guter Schütze zu sein, daher benötigte sie drei Schuss bis die Birne endlich zerbarst.

Nach getaner Arbeit verschwand der kleine Punk.
Die Weichen für die nächste Nacht waren gestellt und Vater damit eine ganze Ecke sicherer...
 
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