[16.05.2008] - Ein Termin ist ein Termin.

Nun war der Nosferatu kurz überrascht. Anscheinend war der Sheriff ein wirklich ehrlicher Kerl. Zumindest machte er auf ihn diesen Eindruck, denn nur so jemand, ging davon aus das die Gegenseite sich an die Spielregeln halten würde. Leider war die 'Gegenseite' in diesem Fall aber ein hundsgemeiner Hinterhofschläger, der vor dem Kampf Nägel in die Boxhandschuhe des Anderen schummelte und einem kräftig in den Schritt trat, sobald der Kampf losging. Natürlich würde niemand nach den Regeln spielen. Wenn es tatsächlich zu einer Abstimmung zwischen Buchett und irgendeiner Alternative kommen sollte, dann hatten sie es bereits versaut, weil man dann alles so drehen würde wie man es gerade brauchte um den Toreador wieder in den Sattel zu hieven.
Also nochmal.

Nein, nein, nein. So wird das das nichts. Bitte...

Der Verborgene hob eine Hand und sein Blick senkte sich einen Moment zu Boden. Er musste sich erstmal sammeln. Warum musste er ausgerechnet den einzigen Ventrue als Figur zugeschanzt bekommen der nicht hinterhältig war? Nun, wie hatte er selbst bereits festgestellt. Es würde kein Zuckerschlecken werden.

Hören sie, versuchen sie bloß niemanden im Vorfeld zu überzeugen oder die Meinung von irgendwem auszuloten. Das würde nur bewirken das die Leute sich gegen sie wenden, weil sie dann als manipulativer Königsclan Sheriff angesehen werden, der das politische Ruder zu seinen Zwecken herumreißen will. Verlassen sie sich einfach darauf, dass diejenigen, denen diese Stadt am Herzen liegt das nötige tun werden. Keine Sorge, Finstertal hat die Angewohnt diejenigen die sich nicht kümmern oder die glauben ihre eigenen Belange über alles stellen zu können einfach los zu werden. Und zwar unschön.

Wäre es anders hätte der Uralte der in der Stadt lauerte sich schon lange auf den Thron geschwungen und Diese Stadt in ein Nosferatu Territorium verwandelt. Immerhin gab es im Moment nur mehr Tremere als Verborgene hier, was vermutlich daran lag das die Hexer vor lauter Angst alles was laufen konnte hier her beordert hatten. Vielleicht wäre das noch eine interessante Sache. Es gab da schließlich noch diesen Alten Hexer, Grimm. Mit ein wenig Glück würde er gierig und sich einmischen um nach der Krone zu greifen.
Das müsste man einfach nur zulassen und die Stadt würde die ganze Hexenbrut wahrscheinlich mit Stumpf und Stil ausrotten.

Also noch mal. Wir müssen als allererstes dafür sorgen, dass Buchett morgen für schuldig erklärt wird und zwar das schuldig, das einem den Kopf kostet oder den Rest seines Daseins in rostigen Ketten verbringen lässt, nicht das kleine, nette schuldig, das man mit ein paar Sozialstunden und einer Bewährungsstrafe weglächeln kann. Das ist das eigentliche und wirklich wichtige Ziel. Der Kerl darf überhaupt keine Alternative mehr darstellen, sonst reißt er sich den Thron wieder unter den Nagel. Wenn das geschafft ist bleibt schon fast nur noch seine Frau übrig, denn immerhin war sie ja bereits Seneschall bevor die Archonten hier her kamen. Wenn sich nur ein paar Leute morgen finden die bei der Idee nicht nein sagen reicht uns das. Die Archonten haben dann die Wahl zu bleiben, oder jemanden ins Spiel zu bringen den noch keiner hier auf der Uhr hatte. Ich denke nach den Erlebnissen der gestrigen Nacht wird der Monsignore nicht sonderlich erpicht darauf sein hier irgendwas zu regieren und ob er einen anderen Toreador genug hasst um ihn hier zum Prinzen zu machen glaube ich kaum. Dazu kommt, wenn er jemanden von Außerhalb hier her empfiehlt, oder seine Chefin das tut und derjenige übel scheitert, dann ist der Clan der Rose irgendwie automatisch mit schuld. Wenn man Magdalena Buchett einsetzt und sie scheitert, kann man alles darauf schieben, dass sie ja gar keine echte Rose ist, sondern es ja schon lange irgendwelche Diablerie Gerüchte gegeben hatte und das ja die Finstertaler selber schuld gewesen seien, weil man sie gewählt hatte und nicht den Empfehlungen der Toreador folgen wollte.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Lurker, der bis vor wenigen Wochen diese Dinge nur vom Hörensagen kannte, wenn Marie ihm von den Sitzungen und den Ränkeschmieden berichtet hatte, nun hier einem Ventrue Erläuterte was seine Theorie über die Hintergründe der Rosen war. Aber eigentlich war es ja einleuchtend. Aber so lernte man, wenn man dem Friss-oder-stirb Prinzip folgen musste. Man lernte ganz schnell fressen, oder man ging Hopps.
 
Es widerstrebte Moishe die Dinge einfach laufen zu lassen, war er sich doch ziemlich sicher das der Prinz noch einiges in petto hatte von dem sie nichts ahnten und das die Befehle durch die sein Strick geknüpft werden konnte in der Hände seiner treuen Gefolgsfrau waren.
"Dann werde ich mich noch einmal kurz mit Mme. d´Auvergne kurzschliessen um sie die Tagebücher anfordern zu lassen. An ihrer Reaktion werden wir schon sehen auf welche Seiten die Archonten tendieren und mich anschließend versuchen mit Signore Pareto und Mme. Buchet bekannt zu machen."
Moishe wollte sich schon verabschieden als ihm noch ein weiterer Grund für das Treffen wieder einfiel.
"Dann ist da noch eine andere Sache. Da wir ja nun eine gemeinsame Basis haben und ich erfahren habe das Sie große Interessen an der lokalen Wirtschaft haben wollte ich Ihnen mitteilen das ich vorhabe ein größeres Industrieunternehmen zu überzeugen sich hier in Finstertal anzusiedeln. Bestimmt sind Ihnen bereits die Makleraktivitäten auf dem lokalen Grundstücksmarkt aufgefallen. Das dient nicht dazu Sie aus diesem Bereich zu verdrängen. Ich hoffe das meine Partner für einen Aufschwung der lokalen Wirtschaft sorgen werden. Ich würde Sie in den kommenden Nächten gerne näher mit diesen Aktivitäten vertraut machen, zu einem Zeitpunkt an dem wir beide vielleicht ein wenig mehr Zeit für diese Dinge haben."
 
Das waren eben die Unterschiede zwischen Moishes Blut und dem des Verborgenen. Wenn ein Mitglied des Königsclans etwas wollte, dann ging er los und holte es sich. Wenn ein Nosferatu etwas wollte, zog er hier, zupfte dort und gab an der völlig anderen Seite einen kleinen Stoß, solange bis das etwas in den Rinnstein fiel, von wo aus es, wie vom Zufall gelenkt, hinab in die Abwässer schwamm. Moishe wollte Fakten schaffen, Lurker wollte sie sammeln und dann anschließend zusehen wie er sie biegen und drehen musste, damit sie ihm taugten.
Dummerweise hatten die Könige in Finstertal einen schweren Stand, daher würde ein direktes Vorgehen nicht nur wenig Erfolg bringen, sondern die Sache wohl möglich verschlimmern. Aber das einzige das es einem brachte, wenn man mit aller Kraft versuchte den Strom zu meistern, war das man ab soff. Nur wenn man sich davon tragen ließ, hatte man eine Chance irgendwo anzukommen. Die Vorstellung mochte für einen Ventrue unerträglich sein, aber nach Lurkers Meinung war die Nacht reines Chaos und sie trieben ohnehin alle auf den Schaumkronen des rotierenden Wahnsinns in die Endlosigkeit. Da konnte man genauso gut loslassen und ein wenig surfen.

Das er großes Interesse an der lokalen Wirtschaft hatte war dem Nosferatu dagegen neu. Natürlich profitierte er davon, dass die Knochenmühlen der Fabriken das Mark aus den Menschen sog und sie so klein und gefangen hielt, so dass sie in Scharen am Rande des Elends und der Gleichgültigkeit vegetierten, damit sein Clan sie einfach pflücken konnten, wenn es an der Zeit war, aber mehr Interesse hatte er an dem Thema nicht. Ihm war es gleich nach welchem Prinzip die Kuh gemolken wurde, solange es nur Milch gab. Dennoch, wenn der Sheriff etwas im Osten der Stadt plante, war es höflich und richtig die Verborgenen einzuweihen.
Eine neue Fabrik war etwas worauf sich die Menschlein stürzen und über das sie reden konnten. Sie konnten sich dort Arbeit suchen, sie hassen und dagegen sein, oder sich darüber echauffieren, ganz egal, Hauptsache sie liefen weiter in ihrem Hamsterrad und schauten nicht entlang des Weges, wo die Monster lauerten. Neue Ablenkung war eine gute Sache.

Das können wir tun, wenn es nötig wird. Falls bestimmte Genehmigungen oder Transporte nötig sein sollten kann ich vielleicht helfen. Wenn dann also nichts dramatisches mehr passiert sehen wir uns morgen in der Akademie?

Dabei ruckte der Kopf des Nosferatu extrem in die Richtung aus der sie gekommen waren, damit die Geste auch mit der Kapuze als Wink in die Richtung des Regierungssitzes gesehen werden konnte. Falls der neue Sheriff nichts weiter hatte, würde sich Lurker mit einer kleinen Verbeugung verabschieden und in eine dunkle Gasse abbiegen.
 
"Selbstverständlich, ich werde mme. d´Auvergne bitten sich um die originalen Tagebücher zu bemühen. Bis morgen und danke für die interessante und lehrreiche Unterhaltung." Er sagte es ohne Ironie in der Stimme. Noch einmal zurück zur Akademie gehen wollte er nicht und als er das Handy zückte rief auch schon an.
 
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