[07.05.2008] - Bauer zieht vor Dame

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Out of Character
aufgetrenntes Thema, damit es übersichtlicher bleibt. Beginnt hier:

http://www.blutschwerter.de/f67-den...2008-gehirn-sortieren-seite5.html#post1455164

Er machte einen knappen Schritt nach vorne und trat damit in das Sichtfeld des Anderen. So stand er nun vor dem Schreibtisch des Sheriff und legte eine seiner Hände, mit den langen, knotigen Fingern, auf die Lehne eines Stuhles der dort stand. Es sah ein wenig so aus, als würde eine große, fette Spinne dort hocken und ihre Beine in das Polster Krallen. Für einen kurzen Moment konnte man sehen, wie die Kapuze mit dem gähnendem Loch anstelle eines Gesichtes sich zur Seite neigte, so als würde der Nosferatu sein Gegenüber interessiert mustern.

Was dachte sich der Spaghetti denn? Lurker hatte seine Privatsphäre doch geachtet. Immerhin hatte er sich bemerkbar gemacht. Wieviele Nächte so ein gut informierter Verborgener wohl schon in solchen Büros verbracht und wen er alles belauscht hatte? Aber natürlich wollte der Itaker nicht, das Lurker in seinem Büro herum schlich und war wenig froh darüber, das er sich überhaupt bemerkbar gemacht hatte. Ein wenig undankbar.

So wie er den Brujah kannte, würde er eine Entschuldigung genauso wenig hören wollen, wie eine Versicherung, dass es nicht wieder vorkam. Er hatte sein Statement gemacht und damit war alles gesagt. Lurker beschloss also es ebenso zu handhaben und verschwendete kein weiteres Wort.

Jenny geht es gut, sie ist wieder unterwegs. Ich habe sie noch nicht getroffen. Zuviel zu tun.

Zumindest hatte man ihm versichert, dass es seiner Tochter gut ging. Er hatte den Platz wo er sie in Sicherheit gebracht hatte leer vorgefunden. Aber da war er auch schon beim eigentlichen Thema. Zuviel zu tun.

Noir ist wieder in der Akademie. Ich habe sie gestern Nacht vom Schlachtfeld getragen, als die Regentin mit ihr bei uns ankam. Sie lag den Tag über in Sicherheit und hat mir heute Abend dann erzählt was eigentlich wirklich vorgeht in dieser Stadt. Kunststück, was hätte sie nach gestern auch anderes tun sollen.

Der Nosferatu gab ein abgehaktes Gerräusch von sich, das ein wenig an das Bersten frischer, saftiger Knochen erinnerte. Wahrscheinlich ein kurzes Auflachen.

In aller Kürze war ihr Verstand auf einer Art Wanderung, soviel wissen wir ja bereits, und auch dass sie dort verloren ging. Was wir bislang nicht wussten ist, wie sie es zurück geschafft hat. Sie hatte Hilfe, dort wo sie war. Die andere Seite, das Geisterreich, das Land der Schatten. sie wissen schon.

Er machte eine wedelnde Handbewegung. Sie waren vor einigen Nächten übereingekommen, dass keiner den Anderen auslachte, wenn er so einen Mumpitz erzählte. Sie nutzten die Vokabeln die am ehesten passten auf etwas das sie nicht recht erklären und verstehen konnten. Es war immer noch möglich, dass es sich dabei um eine kollektive Art von Wahnvorstellung handelte, aber am Ende machte es keinen Unterschied, ob Kreaturen aus einer Zwischendimension wirklich nach ihrer Welt griffen, oder ob es nur die Summe allen Wahnsinns war, der gefährlich in ihre Realität schwappte. Das Ergebnis war Ärger und sie mussten etwas tun.

Und dort kommt endlich diese Frau ins Spiel. Die portugiesische Witwe. Zacharis Frau. Irgendein Teil von ihr, ein Rest, meinetwegen das Echo ihrer Seele, ist genauso verloren dort umher geirrt, wie unsere geschätzte Seneschall. Ich weiß nicht, ob es einfach nur eine Verzweiflungstat war, so wie ein Ertrinkender alles in seiner Nähe greift, oder ob es Kalkül war, auf jedenfall muss dort etwas ähnliches geschehen sein, wie beim Trinken des letzten Blutes.

Lurker hatte begonnen ein wenig auf und ab zu gehen. Er hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt, eine beliebte Geste bei ihm, wenn er Vorträge hielt. Bis gerade hatte er recht nüchtern und sachlich geklungen in seinem heiserem Krächzen. Nun schlich sich aber eine feine Note von Grauen in seinen Ton.

Sie wissen schon, was man sagt. Wenn einer der Unseren den letzten Teil des Blutes eines Anderen nimmt, dann geht angeblich mehr von seinem Opfer in ihn über als nur das Blut. Sie kennen die Geschichten, manche hören Stimmen, haben das Gefühl plötzlich nicht mehr alleine zu sein, ein wenig so, als würde man jemandes Seele...fressen und so seinen Fluch erben. Wenn es einen metaphysischen Vorgang bei so einer Tat gibt, dann ist sie vielleicht ähnlich wie das, was Noir mit diesen Seelenresten passiert ist.

Das war erstmal genug. Harter Tobak allemale und bevor Lurker irgendwelche Schlussfolgerungen vorweg nahm, oder Vorschläge und guten Rat erbrach, wollte er dem Turiner zunächst erst die Zeit geben über das Gesagte nachzudenken. Das seinem Vortrag nun wahrscheinlich eine lange Pause seitens des Anderen folgen würde, erwartete er mittlerweile. So schwieg er ebenfalls und wartete ab.
 
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Erwartungshaltungen mußten manchmal einfach erfüllt werden. So wurde auch die von Lurker erfüllt und Enio saß eine recht lange Zeit völlig unbeweglich da und dachte nach. Der Nosferatu hatte ein paar Dinge gesagt, die sein Gehirn zum Rattern gebracht hatten. Ja harter Tobak… in der Tat. Aber trotzdem nicht überraschend, da ja Enio den größten Teil schon gekannt hatte und über den anderen Teil die Regentin und er schon genügend spekuliert hatten. Caitlin hatte ja durch ihren Bluttest gewußt, daß Noir ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte und wesentlich mehr in Noir von der Lasombra steckte als sie behauptete. Für Enio war momentan das Hauptproblem wie er denn überhaupt reagieren sollte. Blieb er zu cool und machte gegenüber dem Verborgenen deutlich, daß er sich nicht wunderte, würde sein Gegenüber bestimmt merken, daß Enio über diesen Sachverhalt bereits Bescheid wußte… oder auch nicht. Dem Sheriff kam immerhin zu Gute, daß er sich im Allgemeinen selten zu emotionalen Ausbrüchen hinreißen lies, daher wäre jetzt ein gespielter Schock wohl auch total daneben und eine Beleidigung an die Intelligenz des Nosferatu.

Eines war jedenfalls sicher. Im Angesicht dessen was Lurker gerade ganz offiziell von sich gegeben hatte, trat alles andere Gesagte völlig in den Hintergrund und wurde unwichtig. Jenny… oder die Art von Lurkers Auftreten in diesem Raum. Man mußte da kein Wort mehr drüber verlieren. Andere Worte zogen dafür im Kopf des Brujah-Ahn ihre Kreise. Amaranth… Teil des letzten Blutes… jemandes Seele fressen… Fluch erben… Opfer! Ja Enio wußte nur zu gut von was Lurker da gerade geredet hatte. Er hätte wohl soetwas wie penlich berührt sein sollen. Wie ein Kind, das zwar nicht in Flagrantie erwischt wird während es die Hand in der verbotenen Keksdose hat, aber zumindest doch wie eines, daß mitbekommt wie sich Mama und Papa über die leergeräumte Keksdose unterhalten und einen beschuldigend ansehen dabei. Vielleicht sah man dem Brujah sogar etwas mehr an als als nur eine nachvollziehbare Nachdenklichkeit aber letzten Endes war er nicht soweit gekommen, weil er sein Gefühlsleben auf einem Silbertablett vor sich her trug.

Irgendwann kam sogar eine kleine Bewegung in den untoten Körper und Enio gab seine zurückgelehnte Haltung auf und drehte sich leicht zu seinem Deputy. „Hmm… das erklärt ja so einiges nicht wahr? Zumindest Noirs Verhalten in manchen Situationen und natürlich die Beherrschung der Schatten, die sie leider gestern so offen zur Schau gestellt hat. Trotzdem versuche ich es momentan noch als beruhigende Tatsache zu betrachten, daß unsere Seneschall keine wahre Lasombra ist.“ Es lies sich einfach nicht anderes hinbiegen aber Enio mußte auf Lurker warscheinlich abgebrühter wirken als es der Italiener gerne hätte. Zumindest betrachtetet er die Dinge sachlich und machte den Anschein als ob er lediglich die Fakten durchkaute und nüchtern zuordnete. War das wirklich ein typisches Brujahverhalten? Schwer zu sagen wenn man den Turiner eine Weile kannte.

„Also gut… gehen wir einfach mal davon aus wir beide würde etwas von diesem ganzen… methaphysichen Vorgang verstehen. Wie ist ihre ganz persönliche Einschätzung von Cruiz? Ich meine damit… ist sie noch Herr über sich selbst oder haben die Stimmen in ihrem Kopf die Oberhand gewonnen und der Körper folgt nur noch diesem Einflüstern der fremden Seele? Bei allem was wir tun und zu wissen glauben, halte ich diese Einschätzung für wichtig. Noir hat uns gestern nachweislich geholfen und nach besten Kräften versucht dieses Tor… den Riß in die andere Welt zu schließen. Ich werde ihr das zu Gute halten aber das soll nicht bedeuten, daß ich das Schicksal der Stadt weiterhin in ihre Hände legen möchte.“ Was genau das bedeuten könnte… würden die beiden vielleicht auch noch besprechen müssen. Aber vorerst hatte der Verborgene sicher noch etwas zu sagen.
 
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Es war nichts zu sehen als ein tiefschwarzer Schatten, der die leicht zerfledderte und ausgeblschene Kapuze des Nosferatu ausfüllte. Das einzige, dass man an ihre bemerken konnte war, dass es dort drunter an einigen Stellen eigentlich gar nicht derartig dunkel sein sollte. Zumindest nicht bei den Lichtverhältnissen die vorherrschten. Dennoch war niemals mehr als vielleicht ein Schemen oder eine dunkle Silhouette von etwas zu sehen, das eine Kieferlinie, ein Kinn oder ein Wangenknochen sein mochte. Wann immer dies geschah, konnte aber genau so ein verschwommenes Detail das ungute Gefühl wecken, dass alles was dort im Dunkel verborgen war, wohl besser auch dort bleiben sollte. Alleine schon, weil man eben nur ahnte was das für ein Teil des Gesichtes sein mochte, wo man doch eigentlich recht genau wissen sollte, welchen Teil eines Kopfes man da gerade vielleicht sehen könnte. Hinter diesem Versteck aus unbewusstem wegsehen und instinktivem nicht beachten starrte Lurker in das Gesicht des Sheriffs wie ein Bussard der den Familienausflug von Familie Maus beobachtete.

Nichts. Kein Muskel rührte sich, eine Falte erschien und auch der Blick des Anderen flackerte nicht. Er griff auf keine Verlegenheitsgeste zurück, kratze sich nirgends, zuckte nicht mit den Schultern oder bewegte abwägend den Kopf hinterher. Enio Pareto mochte genauso gut eine verdammte Statue sein.
Das einzige, dass der Nosferatu bekam, war ein vages Gefühl des Unbehagens, dass ganz sanft über dem Raum lag. So wie plötzlich eine Ahnung von metallischem Geruch in der Luft zu wittern war, wenn irgendwo jemand blutete. Man hätte daraus schließen können, dass dem Italiener irgendetwas nicht schmeckte. Allerdings wäre das zu einem Gutteil Spekulation gewesen, was gefährlich war, weil der Nosferatu nicht sicher war, ob er dieses Unwohlsein nur spürte, weil er es erwartete, oder ob es tatsächlich greifbar war. Außerdem würde nur ein kompletter Volltrottel nicht in irgendeiner Weise negativ reagieren, auf dass was Pareto hier aufgetischt bekam. Vielleicht würde diese Ahnung irgendwann das Zünglein an einer Waage zu einem Stück Information werden und plötzlich Sinn ergeben, wenn man es als Puzzlestück in ein Gesamtbild einfügte. Im Augenblick mochte es aber genauso gut Lurkers Erwartung sein, wie die Sorge seines Gegenübers um seinen eigenen Hintern, Respekt vor der Lasombra oder Ekel vor dem Thema Blut und Seele eines Artgenossen in sich hinein zu fressen.

Also bekam dafür Enio etwas. Eine von Lurkers seltenen, menschlichen Gesten. Der Nosferatu zuckte mit den Schultern, was verstörend ungleichmäßig aussah.

Sie fragen mich, was passiert, wenn der kleine Fisch den großen Fisch verschluckt? Ich weiß es nicht. Dazu brauche ich mehr Zeit. Ich weiß aber, dass die Noir im Augenblick die Einzige ist, die uns helfen kann und ich weiß, dass sie uns mit aller Macht verzweifelt helfen will. Warum könnte ich nur spekulieren. Ich denke aber offengestanden, dass wir in aller Ruhe über ihre Gründe philosphieren können, wenn wir mal nicht in akuter Gefahr sind.

Der letzte Satz troff vor bitterem Galgenhumor. Sie hatten nur eine begrenzte Zeit um alle möglichen Dinge herauszufinden. Aber wenn man zu ertrinken drohte, fragte man sich nicht lange, warum der Kerl der da gerade auf einen zu schwamm wohl Rettungsschwimmer geworden war. Zumindest hoffte Lurker, dass er den Sheriff leichter für sich einnehmen konnte, wenn er an dessen Pragmatismus appellierte. Für andere Dinge hatte sich der Italiener als kaum zugänglich erwiesen.

Sie sind nicht dämlich. Sie werden verstanden haben, warum ich seinerzeit im Rat dafür gestimmt habe, dass die Noir im Amt bleibt. Das es nicht aus Camarilla Treue oder Sympathie zum Clan der Schöngeister war wussten sie die ganze Zeit. Den Rest haben sie sich sicher bereits gedacht. Ich habe so gesprochen, weil die Noir zu diesem Zeitpunkt genau das wollte. Sie wollte das Ruder abgeben und aus dem Rampenlicht verschwinden. Ich fand, dass sie genau dort, wo sie stand, am besten aufgehoben war, weil sie sich so die ganze Zeit damit beschäftigen musste, dass alle sie beobachteten. Hätten wir ihr erlaubt den Platz zu räumen, und sie Sheriff, an ihrer Stelle an die Führung zu setzten, hätte sie Zeit für sich gewonnen und dafür ihre Ressourcen blockiert.

Das krächzende Flüstern war eindringlich und nach hinten hinaus beinahe beschwörend geworden. Der Nosferatu mochte kein Vorzeige Politiker sein, und sicher niemals zum Präsidenten taugen, schon alleine, weil niemand ihn in einem Wahlkampf Babys küssen sehen wollte, aber er hatte sich scheinbar seine Gedanken gemacht.

Unsere Alternativen sind lausig, wie immer. Wir können die Hexer ihren Zug machen lassen und dabei zuschauen, wie sich dieser Zauberzwilling auf den Thron setzt, aber ich garantiere ihnen, das die Kissen noch nicht platt gedrückt sein werden bis Johardo dann plötzlich zurückkehrt und seinen eigenen Hintern dort breit hocken will. Machen wir uns nichts vor, der Kerl ist kein Sympathieträger, daher war es ein schlauer Zug sich zu verdrücken und jemanden einzusetzen, den die Leute mögen sollen. So war er nicht nur aus der Schusslinie, sondern hat gleichzeitig noch eine hübsche Marionette in der Stadt, so dass er alles mitbekommt. Zudem hat er so noch einen saftigen Köder den alle toll finden können platziert. Aber wenn die Leute dann die Tremre ihrer Wahl zur Ballkönigen gemacht haben, dann kommt der fette Lord zurück und klagt sich seinen Stuhl einfach ein. Wir kennen die Hexenbrut, die Regentin wird den Platz räumen, wenn sie den Befehl bekommt.

Er schaffte es tatsächlich ein wenig Bedauern und Mitleid in seine Stimme zu legen, als er fortfuhr. Nicht soviel, dass man denken könnte, es würde ihn persönlich kümmern, was mit der Oberhexe geschah, sondern eher so, als wäre er unglücklich wenn jemand derartig unterdrückt und gelinkt wurde.

Das Beste daran ist natürlich, dass der eigene Strohmann gar nichts von seiner Funktion weiß. Der beste Spion ist der, der nicht weiß, dass er einer ist. Die zweite Möglichkeit sind sie selber. Ob sie zum Prinzen taugen müssen wir beide nicht besprechen. Was sie aber klären sollten ist, ob sie sich das wirklich ans Bein binden wollen. Ich gebe ihnen einen Rat, warten sie damit, bis diese Sache in der Stadt geklärt ist, sonst wird die ganze Geschichte auf ihre Rechnung ausgetragen, wenn irgendetwas schief läuft.

Der Nosferatu faltete einen seiner Finger auseinander und ließ den schwarzen Fingernagel an seinem Ende mit einem leisem Ticken gegen irgendetwas hartes im Schatten seiner Kapuze tippen. Nun klang er eher amüsiert, so als wäre er Enios Kumpel und würde mit ihm darüber sprechen, ob der Italiener zum Traualtar schreiten sollte.

Sie haben schon mit einigen Anderen über dieses Thema gesprochen schätze ich? Dann gehe ich desweiteren davon aus, dass sie schon viele 'vielleichts' und 'möglicherweise' und Säcke weise unkonkreten, nichtssagenden Unsinn gehört haben. Ich erspare und also mal den Tanz um den heißen Brei. Lassen sie die Noir wo sie ist und dafür bekommen sie von ihr weiterhin volle Unterstützung, sowie den Freifahrtschein für alles, was sie tun wollen um diese Sache zu regeln. Die Kleine ist gut in dem was sie tut, und sie sind gut in dem was sie tun. Das Krönchen neu verteilen können wir immer noch.

Er hoffte inständig, dass ihn seine Talente nicht getäuscht hatten und das er die richtigen Knöpfe bei dem altem Brujah gedrückt hatte. Immerhin hatte er der Seneschall vollmundig Paretos Unterstützung zugesagt. Er war überzeugt gewesen, dass er den Turiner dahin bekommen konnte, wo er ihn haben wollte. Ganz sicher. Zumindest in der grauen Theorie.
 
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Es war das Belauern zwischen zwei Raubtieren das Lurker und Enio praktizierten. Zwei Raubtiere, die vielleicht momentan zum gleichen Rudel gehörten oder sogar zur gleichen Familie aber eben doch zwei Raubtiere, die es nicht lassen konnten sich zu testen und abzuschätzen wie der andere reagieren mochte und wie er sich fühlen könnte. Wer unter Umständen besser, schlauer, kräftiger, gewitzer oder einfach besser informiert sein könnte. Warschienlich waren sich die beiden Untoten der Sachlage überhaupt nicht so richtig bewußt aber ihr Verhalten ähnelte in mancherlei Hinsicht dem von zwei Rudeltieren, die zwar dachten, daß sie im Moment zumindest auf der selben Seite standen aber trotzdem es nicht lassen konnten abzuwägen wer zuerst seine Pfote auf der Beute hatte und den ersten Bissen abbekam oder wer zuerst wegsah und sich somit eine Schwäche eingestand und dem anderen die Oberhand gewährte. Und ähnlich wie bei solchen Tieren geschah es bei dem Brujah und dem Deputy immer wortlos und subtil und nicht auf der Ebene wie es warscheinlich zwischen einem Ventrue und einem Toreador geschehen würde. Durch Eloquenz, Esprit und einer nicht enden wollenden Schwadron von Wortgefechten. Bei Enio war es seine meist undurchdringliche Maske und seine unabsichtliche Reglosigkeit, die ihn oft schwer einschätzbar machte und sich so mancher schon gefragt hatte ob der Brujah jetzt in einen Stand-By-Modus geschaltete hatte oder ob er wirklich noch im Hier und Jetzt war. Bei Lurker waren es die immer gegenwärtigen Schatten und dunkle Flecken, die nie ganz von ihm weichen wollten und manchmal an Stellen unter seiner Kapuze auftauchten wo sie eigentlich gar nicht hingehörten. Es war meistens nur abzuschätzen wo eigentlich genau der Verborgene hinsah. Manchmal sah er einen an und es wirkte als ob der Kopf doch in eine andere Richtung gedreht war… lediglich die Augen, die aber auch nur gelegentlich zu sehen waren, liesen auf die Blickrichtung deuten. Zu anderen Situationen sah es dann doch wieder aus als ob der Nosferatu den Kopf in die Richtung seines Gesprächpartners gewandt hatte, man aber doch irgendwdann wieder feststellen mußte das das gar nicht der Fall war und man nur einer Täsuchung erlegen war. Enio hätte sich selbst belogen, wenn er behauptet hätte, daß ihn das nicht gelegentlich irritierte und er schon ab und zu den Impuls unterdrückt hatte den Kadaver zu packen und ihn zu schütteln, nur um zu sehen was unter der Kapuze herauskam und ob das wirklich Lurker war.

Aber das Belauern war irgendwann vorbei und was folgte war fast immer ein konstruktives Gespräch. Informationen wurden ausgetauscht… mal mehr mal weniger. Enio hatte das Gefühl, daß Lurker ihm noch nicht alle Details serviert hatte. Aber klar… man konnte ja nachfragen. „Wie schon gesagt… ich glaube ebenfalls, daß Noir uns helfen will und ich glaube sogar ebenfalls, daß die Lasombra uns helfen will. Sicherlich aus anderen Gründen aber ich habe es selbst erlebt. Ohne ihr zutun wäre Zacharii im Grab unterm Südfriedhof auch in meinen Kopf eingedrungen. Sie vermuten ganz richtig… ich gebe diese Information nicht leichtfertig an sie weiter, sondern habe mir das gut überlegt. Ich habe Jahrzehnte damit verbracht in Italien gegen den verdammten Sabbat zu kämpfen und wenn ich es abwäge mit einer Lasombra zusammenzuarbeiten… dann will das verdammt nochmal was heißen.“ Das tat es tatsächlich aber die Gründe für Enios Einstellung waren komplex.

„Also Signore Deputy… ich gehe mal davon aus, daß ihnen bewußt ist, daß Noir ihnen ebenso einen totalen Scheiß erzählt haben könnte. Ich zweifle nicht an ihrer Einschätzung aber auf was begründet die sich? Erzählen sie mir jetzt bitte nicht, daß sie auf ihrer ganz persönlichen Symphatie gegenüber der Toreador beruht.“ Lurker würde sicherlich auch Sarkasmus erkennen, wenn er hinter einer tonlosen und schlecht vorgetragenen Fassade versteckt war. „Wie genau ist ihr Gespräch mit Noir verlaufen? Hat die Lasmobra sich irgendwie gezeigt oder hat die Seneschall nur davon erzählt. Ich frage so doof, weil ich mir das nicht richtig vorstellen kann. Wie kann man jemand einschätzen, der aus zwei… Seelen besteht und man noch nicht mal weiß welche die Oberhand hat. Lassen sie ein bißchen mehr raus… ich bin an Detaills interessiert. Aber nicht weil ich ihnen nicht glaube… das haben wir denke ich schon hinter uns, sondern weil ich eine beschränkte Vorstellungskraft habe.“ Es gab natürlich noch einen viel schwerwiegenderen Grund warum der Sheriff mehr wissen wollte. Es war schlicht und ergreifend Angst! Was wußte er schon? Wie konnte er auch nur erahnen was die Salubri in seinem Kopf bewirken konnte und wie präsent sie war? Sicher… das Verbrechen, das Enio begangen hatte, hatte auch seine guten Seiten schon präsentiert aber bei solchen Taten war es oft so, daß die schlechten erst hinterher kamen.

Enio hatte sich in aller Ruhe angehört was Lurker zu diesem ganzen Prinzen-Seneschall-Sündenbock-Zeugs zu sagen hatte. Klar… natürlich hatte er recht. Aber er hatte auch nicht alle Informationen. Dem konnte abgeholfen werden. „Ich verstehe auf was sie hinauswollen und ja… ich habe mich auch schon mit anderen über diese Thema unterhalten. Es ist übrigens für mich recht beruhigend, daß allesamt einer Meinung sind und niemand… wirklich absolut niemand Johardo hier als Prinz haben möchte. Aber das nur am Rande. Etwas Wichtiges fehlt bei dieser ganzen Noir-Einschätzung aber leider und das ist Malik Trapper.“ Das wirkte zunächst etwas zusammenhangslos aber Lurker würde wohl vermuten, daß der noch hergestellt werden würde.

„Der Malkavianer wurde nicht von Noir als Geissel eingesetzt sondern ihr vor die Nase gesetzt. Sie werden sich jetzt gleich fragen von wem wohl und bestimmt schon bei der Frage sich selbst eine ungefähre Antwort geben können. Von dem Schmeißfliegen natürlich! Laut seiner eigenen Aussage wurde Malik Trapper von Lucinde – der Ventruejustikarin – nach Fintertal geschickt. Es sind wohl einerseits zuviele Ventrues hier abgekratzt aber andererseits wurde hier auch ein lukrativer Prinzenposten frei und wie man die Ventrues kennt, lassen die so eine Machtlücke immer nur sehr kurz offen bevor sich so ein Lackschuhaffe seinen Arsch auf dem vorgewärmten Platz breitsitzen will. Wir haben das ja schon befürchtet aber mit der Ankunft des Malkavianers ist das ganze jetzt definintv. Ich habe natürlich ein paar Recherchen angestellt, die sich mit der Aussage der Geissel beschäftigen und hoffe, daß ich spätestens im Lauf der morgigen nacht Antworten bekomme werde. Meine Quellen sind zumindest in dieser Hinsicht sehr zuverlässig.“ Was letztendlich mal wieder alles und nichts bedeuten könnte. Das Enio diesbezüglich den für Europa zuständigen Brujah-Archonten angerufen hatte würde er Lurker ganz sicher nicht auf die Nase binden und der Nosferatu wäre darüber auch sicherlich nicht glücklich.

„Also… lassen sie uns nochmal auf Noir und ihre Position als Seneschall zurückkommen. Was genau glauben sie wird hier los sein, wenn Noir offenbaren wird was sie ist und von wem oder was sie beiniflußt wird? Und glauben sie mir… das wird sie heute ob sie will oder nicht. Ich werde nachher noch versuchen dem Malkavianer die Sache „Finstertal“ ein bißchen schmackhaft zu machen und ihm meine Ansicht versuchen klar zu machen… die sich hauptsächlich darauf beziehen werden, daß die Ventrues allesamt linke Pisser sind und ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, wenn es ihnen in den Kram passt. Aber ob das etwas bewirken wird oder ob er sofort zu seinen Ventruefreunden rennt sobald er erfährt was hier gebacken ist, kann ich natürlich nicht sagen. Laut seiner eigenen Aussage steht Malik Trapper für die Camarilla ein und ist am Wohl dieser Domäne interessiert. Das man sich damit unter Umständen den Arsch abwischen kann… dürfte ja klar sein.“

Für Enio warf das ein anderes Licht auf die ganze Sache und Noir weiterhin offiziell als Seneschall hier zu behalten war eigentlich ein Unding. Aber vielleicht hatt er ja etwas übersehen. „Die Geschichte mit mir als Seneschall oder sonstwas war soweit gedacht, daß wir den Schein nach Ausen wahren müssen um weiterhin die Möglichkeit zu haben unsere Angelegenheiten intern zu lösen… ohne die ganzen Penner von Auserhalb, die sich sowieso nur die Lorbeeren einheimsen wollen. Wenn wir ganz offiziell und eventuell sogar mit Noirs Zustimmung sie als Seneschall absetzen, wird es nach ausen nichts zu beanstanden geben. Wir berufen uns lediglich darauf, daß ein Kücken nicht dazu fähig ist eine Stadt zu führen, wir aber gleichzeitig den Platz des Prinzen offen halten wollen, weil wir noch nicht bereit sind einzugestehen, daß Buchet vernichtet ist. Zu was ich nachher fähig bin, ob ich ein anderes Amt als das des Sheriffs ausfüllen kann oder will, werden wir dann sehen, wenn es notwendig sein wird. Denn ich denke das wir uns einig sind… wenn wir Zacharii nicht endgültig erledigen… werden wir sowieso ganz andere Probleme haben und dann wird es für uns auch keine Rolle mehr spielen wer hier das Sagen hat oder sich einbildet das Sagen zu haben.“ Galt es jetzt schon die Karten auf den Tisch zu legen oder konnte man immer noch Belauern spielen? Der Sheriff hatte jedenfalls die Sache durchdacht. Ob bis zum Ende oder auch mit allen Eventualitäten… war zu bezweifeln und das tat sogar den Brujah selbst.
 
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Wie wundervoll, wenn man sich ergänzte. Nun war es an dem Nosferatu eine Weile in sich gekehrt Löcher in die Luft zu starren. Der Sheriff hatte schon zuvor etwas über diesen Trapper erwähnt, er kannte den Kerl irgendwoher, soviel hatte Lurker mitbekommen. Aus zwei Gründen war all dies logisch. Ein vakanter Prinzenposten lockte Schmeißfliegen aus der Nachbarschaft an, und die Camarilla war eine große und sehr aufmerksame Nachbarschaft. Es wäre also eher verwunderlich, wenn niemand versuchen würde einen Vorteil daraus zu ziehen.
Dann war da noch die Tatsache, dass die Königsblüter ein Mondkind in die Stadt gesandt hatten. Bislang hatte man nur Mitglieder des eigenen Clans in die Stadt geschickt, um sie an sich zu reißen. Er wusste bislang nur von einem einzigem, dem im Anschluss die Flucht gelungen war. Von den Anderen Ventrue die hier her gekommen waren um ihre gierigen Finger in den Honigtopf zu stecken, war nicht mehr genug übrig um es in einen Staubbeutel zu packen. Zumindest waren sie spurlos verschwunden und Lurker wusste in der Regel warum die Leute spurlos verschwanden. Aber diese Königskinder gingen nicht auf seine Kappe, oder die seines Clans.

Wie eine Venusfliegenfalle lockte Finstertal machthungrige Besucher von außerhalb zuerst an und bot ihnen Nektar, nur um sie dann zu verschlingen. Es war ein wenig so, als wüsste die Stadt, wer sich ihr verschrieben hatte und wer nur versuchte sie an sich zu reißen. Man konnte sich dieser Stadt verschreiben und in ihr bleiben und ihr dienen, oder man wurde von ihr gefressen. Die Stadt war wie eine bösartige Hure. Solange man brav zahlte, bekam man, was man brauchte. Aber wenn man versuchte sie zu prellen, durfte man sich nicht wundern, wenn man mit aufgeschlitzter Kehle im Rinnstein landete und als letztes ein kaltes Lächeln sah, dass einen dabei beobachtete, wie man langsam sein Leben auf die Straße siffte.

Die Blaublüter waren also mittlerweile so schlau geworden, dass sie keinen aus ihren eigenen Reihen mehr hier her geschickt hatten. Eine gute Überlegung. Wenn Trapper es nicht schaffte hier, kam wenigstens keiner ihres eigenen Blutes dabei um. Davon ab, brauchte es vielleicht einen Wahnsinnigen um in dieser Stadt des Chaos und des Wahnsinns durch die Nacht zu kommen.

Lurker war schon lange in der Stadt, kaum einer hatte es solange mit dem altem Mädchen ausgehalten wie er. Es würde ihn nicht im mindesten wundern, wenn sich das Problem mit Trapper auch von selber erledigen würde. Entweder er würde für die Stadt sein, oder versuchen sie zu hintergehen. Wenn er sich richtig entschied, mochte er sich einreihen in den Reigen ihrer Kinder und sich seine eigene Zitze suchen, an der er gesäugt wurde. Wenn nicht, würde er wohl nur eine weitere Fußnote werden. Man lernte der Stadt zu vertrauen. Es würde sich zeigen, ob er dabei nachhelfen musste, oder nicht.

Die Seneschall hat mir all dies anvertraut, weil sie mir völlig ausgeliefert war. Ich hätte alles mögliche mit ihr anstellen können. Das hat sie wohl davon überzeugt, dass man mir trauen kann. Zumindest wenn man auf der richtigen Seite steht. Sie wäre grenzdämlich, wenn sie mich heute Nacht in dieser Angelegenheit angelogen hätte. Sie hat nicht viele Verbündete, sie sollte es sich mit den potentiellen Kandidaten also nicht versauen.

Die Art wie der Verborgene das sagte und eine Art mentalen Kreis um sich und den Sheriff zog, machte deutlich, das er mit diesen potentiellen Helfern sich ebenso meinte wie Pareto und diejenigen denen sie trauten.

Die Noir ist aber nicht dämlich, darum glaube ich ihr. Einiges haben wir außerdem gestern Nacht gesehen. Eigentlich genug um es als Beweis zu nehmen. Hinzu kommen ein Haufen Indizien, die ebenfalls nur in diesem Zusammenhang Sinn ergeben. Ich verstehe aber ihre Frage.

Nun wurde Lurkers Tonfall lauernd und er streckte seine magere, verwachsene Gestalt ein wenig. Im Schatten der Kapuze, zeigten sich die bekannten, fahlen Flecken, die nun auf dem Sheriff zum ruhen kamen. Der Nosferatu sah ihn nun genau an, soviel war klar.

Sie fragen mich nach meiner persönlichen Einschätzung, nicht wahr? Eigentlich liegt es auf der Hand, dass irgendetwas vom Clan der Hüter in der Seneschall sitzt, wie eine Art Splitter. Sie brauchen ja sicher kein schriftliches Geständnis von ihr, mit einer Unterschrift und einem nettem Briefkopf. Nein. Sie fragen mich, als jemand der sich mit diesem Clan auskennt, nicht wahr?

Grimmiges Amüsement schwang in der heiseren Stimme, die nur einige Faden stärker war als ein lautes Flüstern. Hatte Enio das tatsächlich so gemeint? Hatte in seiner Frage, absichtlich oder unbewusst eine Andeutung gelegen, dass Lurker es ja wohl am besten wissen musste?

Aber gut, ja, ich kann ihnen versichern, dass das, was ich heute Nacht getroffen habe und das sich mir offenbart hat, Verbindungen zum Clan der Schatten hat. Die Noir verfügt mindestens über deren Attitüde und sicher auch über deren Fähigkeiten, das haben wir selber gesehen. Aber ob sie mehr Lasombra, oder mehr Toreador ist, mehr Camarilla oder mehr Sabbat, ich weiß es nicht. Was ist mit ihnen...?

Für eine schreckliche Sekunde mochte kochend heißes Entsetzen durch die Glieder des Italieners fahren. Was sollte diese Frage? Was wollte der hässliche Mistkerl hier andeuten? Wieso sollte er darauf kommen, dass Enio etwas zu diesem Thema zu sagen hatte? Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass er es wusste, oder? Diese Pestratten wussten schließlich alles.
Glücklicherweise sollte es aber bei einem kleinem Schrecken bleiben, als der Nosferatu fortfuhr.

Sie waren mal ein Mensch, wieviel davon steckt noch in ihnen und wieviel Monster hat sich dazu geschlichen? Sind sie noch immer derselbe wie früher, oder hat dies alles, hat der Tod, sie verändert? Und wenn sie sich verändert haben, was soll es. Auch die Menschen verändern sich ihr ganzes Leben lang. Wenn man die Seele eines Mitglieds vom Clan der Wahnsinnigen frisst, erbt man seinen Wahnsinn?

Lurker wischte alle diese Gedanken mit einer knappen Geste beiseite. Bedeutungslos. Zumindest im Angesicht der Lage in der sie steckten.

Wir kommunizieren nach Außen, dass die offiziell ernannte Seneschall der Stadt in einem geistigem Kampf gegen etwas, das wohl die mentalen Reste dieser Hüterin obsiegt hat und dadurch deren Möglichkeiten erben musste. Sie ist die kommissarische Führung unserer Stadt, bis dieser Krieg vorüber ist. So zeigen wir nach Außen hin Camarilla Treue und dagegen können selbst die Hohen Tiere von Außerhalb nichts sagen. Egal wieviele Läuse sie uns in den Pelz zu setzen versuchen. Fast alle Geißeln dieser Stadt haben bislang stets sehr eng mit meinem Clan zusammengearbeitet. Ebenso wie alle Sheriffs.

Er ließ ein kurzes Grinsen aufblitzen, das aus schadhaften und vor allem zu vielen Zähnen bestand. Es sollte aber wohl ein humoriger Wink an Pareto sein.

Bis auf die beiden Amtsträger vom Clan der Hexen. Beide waren nicht sonderlich erfolgreich, möchte ich erwähnen. Bislang ist dieser Trapper nicht auf mich zugekommen. Wenn er es noch tut, wenn er um die Mitarbeit des Clans bittet, haben wir ein Auge auf ihn. Wenn nicht, wird er auf kurz oder lang ohne Verbündete und ziemlich blöd da stehen. Ohne meine Hilfe verkriecht sich seine Kundschaft in die dunkelsten Ecken dieser Stadt und wenn ich dort nicht auf sie zeige, wird er sie niemals finden. Er wird seinen Job dann also schlecht oder gar nicht machen können und somit bald genug Gründe liefern in abzusägen. Kein Problem.

Im Laufe seiner Ausführungen hatte der Nosferatu wieder die Position eingenommen in der er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf und ab ging. Jetzt blieb er dem Sheriff halb zugewandt stehen und drehte die Öffnung seiner Kapuze wieder in dessen Richtung.

Meinetwegen übernehmen sie auch den Posten, wenn ich auch denke, dass sie sich nicht in dieses Amt drängen lassen sollten, solange hier alles am seidenen Faden hängt. Aber die Geier werden sich dann auf sie stürzen, soviel steht fest. Darum rate ich ihnen, was ich ihnen eben rate. Lassen sie der Noir ihren Kreuzzug und spielen sie ihren ersten Ritter. Übernehmen sie dann den Thron der Stadt aus ihren Händen. Schön feierlich auf einem Tablett von ihr serviert. Mit ihrem Segen und ihrer Hilfe. Ihre Entscheidung.
 
AW: [07.05.2008] - Bauer zieht vor Dame

Lurker hatte merkwürdige Ansichten wenn es darum ging die Aussagen eines anderen zu bewerten. Enio hatte jedenfalls kein einziges Wort aus dem Mund des Nosferatu gehört, daß tatsächlich bekräftigte wie sehr Noir auf ihrer Seite spielte und ob sie tatsächlich das war was sie vorzugeben schien. Wobei es für Enio gar nicht mehr so wichtig war aus wieviel Wesen die Seneschall zusammengesetzt war und wieviel von der Portugisischen Witwe in ihr steckte. Wichtig war aber ob man ihrer Unterstützung trauen konnte oder ob sie nur ein falsches Spiel spielte und den Kainskindern von Finstertal kleine Häppchen servierte, die schmackhaft waren und die große Kröte zum schluicken erst noch kam. Immerhin einer der ältesten Trickst der Welt. Bei Lurker schien der offenbar zu funktionieren, wenn es denn einer war.

„Mag sein… man könnte aber genauso gut annehmen, daß Noir ihnen das alles nur erzählt hat genau weil sie ihnen ausgeliefert war und es ihr so am sichersten vorkam ihren Arsch an die Wand zu bekommen. Aber was sagt das über den Wahrheitsgehalt aus? Die Antwort lautet: Gar nichts! Null… kein Bißchen! Das muß ihnen doch klar sein Lurker. Es ist wie sie schon sagten. Es sind alles Indizien. Ich habe selbst gestern Nacht nicht einen Beweis gesehen. Jede Hilfe, die sie uns seither gewährt hat könnte sehr wohl für sie sprechen und könnte gut gemeint gewesen sein aber genauso gut kann alles nur eine Finte gewesen sein um uns in Sicherheit zu wiegen. Tut mir leid… aber darauf kann ich mich nicht verlassen.“

Enios Standpunkt war klar. Entweder der Verborgene würde noch ein besonderes Gimmick aus dem Hut zaubern oder es sah wohl so aus als ob sich der Sheriff nicht so einfach von der gutgemeinten Einstellung der Toreador überzeugen lassen würde. „Mir ist die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bewußt und ich werde mich nicht aus irgendeinem dummen Prinzip dagegen wehren aber meine Vetrauenssehligkeit hat ihre Grenzen und ich brauche Gewissheit, daß wir uns nicht mit dem Teufel einlassen um den Belzebub auszutreiben. Daher wird uns Noir schon mehr liefern müssen als ein… Versprechen oder ein pures Lippenbekenntniss.“ Immerhin hatte der Brujah offenbar keine Abneigung gegen die Seneschall alleine nur wegen dem Grund, daß etwas aus ihr Teil des verhassten Feindes war. Vielleicht gab es ja noch eine Möglichkeit… aber der Italiener würde sich mit Sicherheit nicht auf ein bloses Versprechen verlassen. Soviel stand fest.

Lurker hatte eine furchtbare Art und Weise seinen Standpunkt vorzutragen. War das Absicht wie er an gewissen Punkten stoppte, eine Pause machte und Enio mit dem unguten Gefühl zurücklies das er mehr wußte als er wissen sollte? Es war einzig und allein die pragmatische Art und das Langweile erregende Gesicht des Turiners, das ihn davor bewahrte die Fassung zu verlieren. Die ganzen Andeutungen hätten in eine Richtung gehen können die Enio nicht einschlagen wollte und auch nicht eingeschlagen hätte. Aber die Richtung ergab sich nicht und das auch weil Enio nicht zu spontanen und Impulsiven Antworten neigte und das Gespräch wieder so weiterging wie auch Enio es führen konnte.

Menschlichkeit! Wieviel Monster war in ihm geblieben? Auch hier wäre die Antwort für Lurker sehr überraschend gewesen, da sie lauten müßte: Wesentlich weniger als vor ein paar Nächten noch. Aber auch das war für die wichtigen Punkte im Moment unwichtig… auch wenn sie für Enio allgegenwärtig waren und bereits seit einiger Zeit wieder sein Handeln bestimmten.

Blieb die Frage – hinter allen anderen offenen – was wurde aus dem Status und dem Amt der Seneschall. Eigentlich wußte es Enio mitlerweile schon wieder weniger als noch vor 2 Stunden. Es war ein hin und her und der Sheriff mußte sich selbst eingestehen, daß er noch immer nicht zu einem Entschluß gekommen war wie sie sich nach ausen am besten verkaufen könnten. Aber unter Umständen war das für die heutige Nacht auch noch nicht wichtig. Daher war der Tip des Verborgenen und ein allgemeines Zeitspiel vielleicht nicht mal das Dümmste. „Ich halte mich nicht für schlauer als ich bin. Vielleicht haben sie recht und Noir muß noch für ein oder zwei Nächte dort bleiben wo sie ist. Schwer zu sagen. Mal schauen wie sich Trapper während der Primogenstizung äußerst. Ich werde jedenfalls nichts überstürzen.“ Na wenigstens in dem Punkt schien der Sheriff ein wenig einsichtig zu sein. Aber war das eine große Hilfe?
 
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Der Italiener stürzte sich also nicht auf die Tatsache, dass die Seneschall, wenn auch nur zu einem nicht wirklich greifbarem Teil, Blut eines verhassten Feindesclan in sich trug? Der Nosferatu nickte nachdenklich. Eine Geste die nach außen hin zu allem möglichem passen und interpretiert werden konnte. Er hätte den Brujah für deutlich konservativer gehalten. Es war eine Sache mit Verborgenen und Kuckuckskindern oder Ausgestoßenen zu paktieren. Das Blut des Italieners entsprang einem Clan, der schon beinahe traditionell mit den Angehörigen der Unterschichten und Straßenkindern liebäugelte. Sie gehörten wohl zu einer Art Konstellation.

Aber es gab Clans, von denen es nicht selbstverständlich war, dass man über die Zugehörigkeit hinweg sah. Die Hüter und die Fleischformer waren zwei Prachtbeispiele hierfür. Enio stimmte also wohl zu, dass eine Verbindung in solche Gefilde nicht gleich bedeutete, dass man in die Verbannung gehörte. Die Beiläufigkeit die der Sheriff hierbei an den Tag legte bei dieser Sache, machte seine Aussage authentisch. Lurker selbst spürte hierdurch eine gewisse Sympahtie für Pareto. Er ertappte sich dabei, dass sich alles so entwickeln würde, wie er es plante. Nicht nur für sich, sondern auch, weil er dem Turiner nur ungern in den Rücken fallen wollte. Ein Anführertyp eben, genau was sie brauchten, genau was er gesagt hatte.

So sehr ich ihren Wunsch nach einem greifbarem Beweis verstehe, was stellen sie sich denn vor? Wie beweist man denn auf welcher Seite man steht, wenn nicht durch seine Taten? Alles was jeder in dieser Stadt tut, egal wie sehr er sich das Gemeinwohl auf die Flagge geschrieben hat, dient doch in erster Instanz vor allem dem Zweck die eigene Haut zu retten. Ich sage ihnen wem ich nicht traue, denselben Leuten die schon bei der letzten Krise abgehauen sind. Johardo und, wenn er nicht vernichtet wurde, Buchet und alle ihre Konsorten. Die letzte Sheriff zum Beispiel, war keine schlechte Person, aber trotzdem war sie nicht hier als es heiß wurde und ist es auch dieses mal nicht.

Hatte der Nosferatu gerade durch die Blume gesagt, dass er Enio vertraute?

Ich traue also vielleicht viel mehr mir und meinem Urteil in dieser Sache, weil ich schlicht nichts anderes habe und mir nicht vorstellen kann, was als Beweis taugen sollte. Trauen sie also ihrem Urteil, etwas besseres werden auch sie nicht finden. Mehr als meinen Rat und meine Hilfe habe ich leider auch nicht zu bieten. Etwas dürftig, ich weiß. Aber vielleicht hilft ja dies hier.

Lurker überbrückte mit zwei kurzen Schritten die Distanz zu Enios Schreibtisch und ließ seine Spinnenfinger in den Tiefen seines Mantels verschwinden. Schließlich legte er einen Gegenstand dorthin. Es war das Amulett, dass der Sheriff einem anderem Nosferatu übergeben hatte. Sicherlich hatte er den Gegenstand bereits abgehakt, als er erfuhr, dass dieses Mitglied Lurkers Clans als verschwunden galt. Es war ohnehin einigermaßen seltsam, dass die Akademie jenen Verborgenen als Kriegsopfer propagandierte, obwohl er offiziell abgemeldet worden war. Aber Opfer erhöhten natürlich die Brisanz deutlich mehr als Flüchtlinge, daher sollte er sich wohl nicht wundern.

Verzeihen sie, dass wir es erst so spät wieder zurückgeben, aber ich wollte es nicht einfach so mit mir herumtragen, sondern auf eine Gelegenheit warten, zu der ich es direkt aus seinem Versteck hier her bringen konnte.
 
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Enio hatte dazugelernt. Eine Eigenschaft die man ihm durchaus nachsagen konnte und die wiederum auch als clansuntypisch bezeichnet werden könnte, wenn man den vorherrschenden Klischees zuviel Bedeutung zukommen lies. Es war die Lasombra die Enio davor bewahrte, daß Zacharii in seinen Kopf eindrang und es war ebenso die Hüterin, die ihnen in dem traumähnlichen Reich des Koldunen den nützlichen Tip gegeben hatte und ihre Hilfe angeboten hatte. Daher war für den Italiener klar, daß sie geholfen hatte und für diese Abschnitte ihr Pluskonto deutlich aufgebessert hatte. Aber genau das war der entscheidende Punkt auf dem Enio dauernd herumritt. Jeder dämliche Sterblich würde auf so eine Taktik kommen oder zumindest die Möglichkeit überdenken. Jeder dritklassige sterbliche Spion würde dieses Spiel spielen können. Also warum bitteschön fielen Kainskinder so leicht darauf herein?

„Es gibt Mittel und Wege sich eine größere Gewißheit zu verschaffen. Nicht jeder Unklarheit muß ausgeräumt werden und von niemand wird eine detaillierte Lebensgeschichte erwartet aber wir müssen uns mindestens einen Beweis verschaffen, daß wir alle am selben Strang ziehen und das geht ohne das irgendjemand die Hosen ausziehen muß.“ Vielleicht kam Lurker ja von selber drauf wieviel Möglichkeiten den Kainskindern hierfür gegeben waren. Schon eine Befragung unter der Disziplin der Ventrues wäre eine Möglichkeit. Letztendlich mußte er sich wohl damit abfinden, daß Enio offenbar einfach wußte wie man die Gewißheit bekommen konnte.

„Um es nocheinmal zu verdeutlichen wie ich den Unterschied zwischen einem Beweis und Indizien sehe... Noir hat nachweislich ihre Hilfe in unsere Dienste gestellt und nachweislich Finstertal geholfen. Das würde ich nicht bestreiten und das gilt für mich sogar als bewiesen. Aber bitte... wenn sie sagen, daß man durch seine Taten beweist auf welcher Seite man steht, dann gebe ich ihnen hunderprozentig recht und sie geben meine Einstellung wieder. Aber dieses beweisen soll doch nicht etwas schon erledigt sein indem jemand ein oder zwei Züge macht, die für die richtige Seite nützlich sind und generell einen guten Willen signalisieren? Gerade sie, der schon viele Jahre hier verbracht hat muß doch wissen, daß dieser Wert und die Loyalität für Finstertal sich nicht von jetzt auf nachher bildet und ein bis zwei hilfreiche Taten beinhaltet, sondern sich über Monate oder gar Jahre zeigt. Und hierbei rede ich nur von einer normalen Situation und niemand kann mir weiß machen, daß Noir uns vor eine normale Situation stellt... also sollten wir uns einen Vergleich mit anderen Kainskindern, die noch nicht so lange hier sind gleich sparen.“

Das Gespräch zog sich und Enio erfülllte sein Monatspensum an Wörtern. Aber auch das war wiederum ein Zeichen, daß ihm etwas an der Meinung von Lurker lag und er sich Mühe gab seinen Gegenüber den eigenen Standpunkt klar zu machen. „Jeder verdammte Spion bei den Menschen wird bei einem Unterminierungsversuch zuerst versuchen für die gegnerische Seite seinen Wert zu beweisen um Vertauen zu schaffen. Das ist die primitivste Vorgehensweise und gehört wohl zum kleinen Einmalseins der Kollaborateure. Sie Lurker... gerade Sie sollten das doch wissen.“ Jetzt entstand wiederum auf der anderen Seite eine unangenehme Pause und Enio legte die diesesmal absichtlich ein. Der Verborgenen sollte ruhig erahnen können, daß er von Lurkers Einsatz beim Sabbat wußte.

Aber die Pause dauerte nur kurz. „Das... und genau das ist für mich der Unterschied zwischen Beweis und Indizien. Die Indizien sprechen für Noir aber sie könnten genauso gut vorgesetzt sein um etwas ganz bewußt zu erreichen und das könnte eben genau das sein was ich Vetrauen schaffen genannt habe. Ich kann nicht glauben das sie so lange überdauert haben und nicht den Unterschied erkennen und alleine auf einer gewissen Vertrauenseeligkeit ihr Vorgehen begründen.“

Enio hatte während seinen Worten das Amulett an sich genommen, daß Lurker ihm hingehalten hatte. Er hatte es nicht vergessen aber er hatte es durchaus schon abgeschrieben, da er es seinem Landsmann Massimo geliehen hatte und der wiederum als verschwunden beziehungsweise als vernichtet durch den Dämon Azazel galt. Es gab auch noch positive Überraschungen in dieser Nacht. Obwohl die im Hintergrundrauschen unterging. Enio winkte ab als Lurker sich entschuldigte, das er ihm das Stück noch nicht früher wieder gebracht hatte. Es war jetzt wieder in den Händen des Brujah-Ahn und das alleine zählte. Ein schwaches und leises „Danke“, folgte und der Sheriff nahm sich sogar noch die Zeit sich zu informieren. „Weiß man denn eigentlich schon was genau mit meinem Landsmann passiert ist?“ Angesichts der Probleme die sie gerade hatten wirkte die Frage fast schon banal und belanglos aber sie spiegelte Enios zurückgedrängtes inneres Monster wieder, daß oft nur leise schnurrte und seinem Dompteur in letzter Zeit öfters unterlegen war und im Vergleich zum letzten Jahr fast zahm und... mitfühlend wirkte.
 
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Der Sheriff konnte und wollte sich auf nichts verlassen, dass nicht greifbar genug war. Völlig klar, dass er als jemand seiner Blutsverwandtschaft, einem Clan wo auf die Faust durchaus Wert gelegt wurde, etwas in der Hand haben wollte. Er öffnete in einer zustimmenden Geste kurz seine Hände, so dass der Italiener seine bandagierten Handflächen sehen konnte. Der Verborgene hatte also zumindest in etwa verstanden, dass Enio auf die Wirkung bestimmter Talente zurückgreifen wollte, die mit ihrem Fluch einher gingen. Die Künste, oder wenn man so wollte Talente, mancher Vampire waren, zumindest in Gerüchten und Geschichten, oft erstaunlich. Der alte Buchet wäre sicherlich in der Lage gewesen jemanden in ein stammelndes Häufchen zu verwandeln, das zu gar nichts anderem mehr in der Lage war, als die Wahrheit zu sagen.

Allerdings waren diese besonderen Möglichkeiten der Untoten nicht ohne Schliche. Nicht nur, dass sich viele einfach irgendwann blind auf sie verließen und gar nicht mehr an die Möglichkeit dachten, dass ihre Zaubertricks gar nicht wirklich funktioniert hatten, nein, sie brachten auch Nachteile in sich selber daher.

Ich denke ich verstehe was sie meinen. Ich gemahne auch in dieser Hinsicht zur Vorsicht und bin der Meinung, dass man seinem eigenem Verstand stets mehr vertrauen sollte, als irgendeinem ominösem Bann, den man selber nicht genau ergründen kann. Ich denke, dass es nicht wenige Vernichtete unserer Art gibt, die sich völlig sicher waren jemanden im Schraubstock einer Gedankenkontrolle gefangen zu halten, nur um dann festzustellen, dass es immer einen größeren Fisch im Teich gibt. Aber wie sie dies alles gewichten kann ich nur ihnen überlassen. Selbst wenn sie selber in der Lage sind der Noir die Wahrheit abzupressen, müssten sie sich anschließend auf ihr Gefühl verlassen, ob sie wirklich stark genug waren um ihren Willen zu brechen. Wenn sie aber gar jemand anderen eine Art Befragung vornehmen lassen, müssen wir uns über das Ergebnis schon gar nicht mehr unterhalten, denn dann ist es nicht besser als meine Meinung. Schließlich wissen sie nicht, ob ihr Interpreter nicht eigene Ziele verfolgt, mit der Noir unter einer Decke steckt, oder sie im Gegenteil los werden will. Sie sehen also...ihr 'Beweis' wäre auch nichts weiter als ein diffuses Vertrauen.

Enio hatte sich sicherlich für den Misstrauischeren von ihnen gehalten, nachdem er den Nosferatu gehört hatte, da er einen Beweis einklagen wollte, wo der Andere sich bereits ein Urteil gebildet zu haben schien. Nun stellte sich aber heraus, dass Lurker sogar so misstrauisch war, dass er nicht an die Kraft ihres Blutes als Stützpfeiler glauben wollte. Und war es nicht auch so, dass diese Dinge stets sehr launenhaft funktionierten?
Am Ende sollten sich Enios Beweise auch nur als Vertrauen und Glauben herausstellen. Nur dass er nicht sich oder der Noir glauben wollte, sondern darauf, dass jemand anderes ihm etwas lieferte, dass sein Verstand als Beweis zu akzeptieren bereit war.

Oder war der verdammte Nosferatu einfach nur völlig paranoid?

Aber auch ich habe keine Antwort auf die Frage, ab wann hier jemand ein vertrauenswürdiger Held ist. Sie wollen der Seneschall nicht trauen, weil sie bislang nur zweimal ihren Hintern in die Schussbahn gehalten hat? Ab dem wievieltem mal bilden wir uns denn ein Urteil? Ab dem wievieltem mal gilt man als vertrauenswürdig? Wie oft habe ich schon an der verdammten Front gestanden und eine Stadt voller Blut-aus Tassen-lutschenden, feinsinniger Schwätzer verteidigt, damit diese in Ruhe sitzen bleiben und weiter auf uns herab blicken können? Wurde darüber jemals ein Wort verloren, wenn sie die jemanden nach mir gefragt haben? Ich bin mir sicher, dass solche Dinge deutlich weniger Erwähnung fanden. Ich bin nicht vertrauenswürdig. Immer noch nicht. Die Seneschall ist sogar noch länger in dieser Stadt als ich, wenn sie auch damals noch ein Mensch war. Wie lange muss man ein Einwohner Finstertals sein, bis man vertauenswürdig ist? Wie lange sind sie schon hier? Oder die Oberhexe?

Obwohl es eine beinahe feurige Rede hätte werden können, rasselte der Verborgene es eher resigniert und eher monoton herunter. Er hatte schließlich auch keine befriedigenden Antworten für alle diese Fragen. Darum zuckte er am Ende aller Dinge auch nur mit den Schultern.

Ich bin sicher kein Fan der Rosenzöglinge oder der Noir. Ich kaufe auch Niemandes gesalbtes Ambrosia, aber ich traue mir selber. Am Ende aller Dinge wird es aber egal sein wer womit Recht oder Unrecht hatte. Entweder wir werden den alten Mistbock los, oder er er wird uns alle los.

Die Worte 'mein Landsmann' ließen Lurker allerdings aufhorchen und für einen kurzen Moment gelang Pareto ein Blick hinter die Fasssade des giresgrämigen Verborgenen, denn kurz flackerte dort Überraschung und eine gewisse Empfindsamkeit auf. Als der Nosferatu nach einer kurzen Pause antwortete, war eine merkwürdige Milde in seiner Stimme zu hören.

Ja, sein Schicksal ist bekannt. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut, als er uns verlassen hat.

Genaueres wäre eine Information über ein Clans Mitglied. So etwas war teuer bei den Verborgenen und häufig sogar unverkäuflich. Mehr als dass Massimo die Stadt verlassen hatte, würde Lurker nicht verkaufen, selbst wenn jemand mehr Wissen hätte erwerben wollen.
Aber der Sheriff hatte nicht als Käufer nach dieser Information gefragt, sondern nur wissen wollen, wie es dem Anderem ergangen war. Manchmal war es erstaunlich einfach von den Nosferatu Wissen zu erwerben. Manchmal genügte eine simple, ehrlich gemeinte Frage.

Gibt es sonst noch etwas?

Der Sheriff war sicherlich nicht mit endloser Zeit gesegnet. Ein merkwürdiges Phänomen für jemanden, der zu ewiger Existenz verdammt war. Aber auch er selber war auf dem Sprung. Er hatte Stray noch nicht wieder gesehen, seit sie in dieser Nacht wieder zu Bewusstsein gekommen war. Seine Zeit hatte so eben gereicht um von der Akademie aus ihr Lager aufzusuchen um die Angaben der Seneschall zu prüfen. Er hatte es leer vorgefunden, nachdem er sie vorgestern Nacht dort gebettet hatte.
 
AW: [07.05.2008] - Bauer zieht vor Dame

Enio hielt den Nosferatu für alles andere als paranoid… zumindest wenn es um sein Mißtrauen gegenüber den vampirischen Fähigkeiten ging. Es war für Enio eigentlich lächerlich offensichtlich, daß man sich darauf niemals hundertprozentig verlassen durfte und wer das doch tat passte früher oder später sowieso in einen kleinen Aschenbecher. Wohl eher früher als später. Es war ein dummes Spiel mit Warscheinlichkeiten, der Auflösung der Gleichung auf die Version mit den wenigsten Variablen ohne sich dabei jemals einbilden zu können sie auf nur eine zu reduzieren und damit lösen zu können, Erfahrung… auf die man sich natürlich auch nie verlassen konnte, dem bereits totdiskutierten Gefühl und selbstverständlich auch einer gewissen Portion… Glück. Ja das war es. Aber niemand würde dem Brujah seine Version der Dinge auf die Nase binden können. Er war zwar bis zu einem gewissen Maß flexibel und biegsam aber eben nur bis zu einem gewissen Maß. Argumente waren etwas feines… aber nunmal nur wenn sie stichhaltig und unumstößlich waren. Und wie oft war das der Fall?

Letztendlich hielt Lurker einen schönen Vortrag. Aber das war es auch schon. Die beinahe feurige Rede verblasste unter dem rethorischen Stil der Fragestellung. Der Verborgene bildetet sich doch sicher nicht ein, daß er damit den Sheriff von irgendetwas überzeugen könnte. Nein offenbar nicht. Sein Achselzucken und die fehlende Inbrunst zeigten ansatzweise seinen Sinn für Realität. Dennoch wollte sich Enio einen Kommentar hierzu nicht aufsparen… auch wenn der ebenso nichts an der Grundhaltung seines Gesprächpartners verändern würde aber es würde zumindest zum Ausdruck bringen, daß sich der Italiener an eine alte dialektische Regel hielt, die den Führer einer Diskussion darauf hinwies, daß derjenige, der nur Fragen stelle nur recht selten selbst Antworten parat hatte. „Jaja… wenn sie die ganzen Fragen dann für sich selber beantworten können, dürfen sie gerne nochmal vorreiten und sie mir stellen… dann werden sie meine Antworten hören.“ Kurz und knapp… was wollte man mehr?!

„Die Essenz bleibt aber durchaus richtig und wir werden sehen ob wir mit unserer Starrköpfigkeit den… alten Mistbock loswerden oder dabei alle draufgehen. Ich vermute wir werden wohl nicht mehr so lange auf das endgültige Resultat warten müssen.“ Da könnte der Sheriff wohl recht haben. Aber auch für Enio war das Thema damit eigentlich durch. Der Nosferatu erwähnte schließlich das Schicksal von Massimo. Enio hatte nicht mehr erwartet. Es reichte ihm zu erfahren, daß der andere Italiener nicht vernichtet war, sondern die Begegnung mit dem Dämon doch überstanden hatte. Mehr gab es nicht zu sagen.

Aber dann kam die Frag nach „Noch was!“ Enio hatte tatsächlich etwas auf Lager aber die Zeit drängte langsam. Er würde sich sputen müssen. „Ja! Folgendes… Max war heute bei mir und hat mir eine beunruhigende Geschicht erzählt.“ Enio faßte auf die Schnelle die Geschehnisse um die Gräfin von Liebenstein zusammen und gab das wieder was sein Clansbruder ihm berichtet hatte. Er verschwieg auch nicht, daß die Tremere Anna in seiner Begleitung hier aufgetaucht war und sich für den anderen Brujah… eingesetzt hatte. „Kann natürlich sein, daß die Ventrue nur ihre normale Scheiße abzieht aber sie wußte von der Asche und hat Max angewiesen mich im Auge zu behalten. Da Zacharii am Friedhof ja auch Kontakt zu Trapper, Rothschild und Lilli Flynn hergestellt hat, gehe ich davon aus, das er es auch mit der Gräfin gemacht hat. Sie hat niemand etwas davon gesagt und das alleine macht sie schon sehr verdächtig. Daher gehe ich lieber davon aus, daß sie nicht auf unsere Seite spielt und laß mich nachher vom Gegenteil überzeugen.“ Nein das machte die Angelegenheit nicht einfacher. Aber was wollte jetzt Enio eigentlich von Lurker? Ihm die neusten Neuigkeiten berichten? Klar warum nicht. Irgendwie waren sie ja sowas ähnliches wie Verbündete. Oder etwa nicht? Aber es kam doch noch eine Art Auftrag dabei heraus. „Versuchen sie die Alte ein wenig im Auge zu behalten. Ich denke wenn wir in ihrer Vergangenheit herumstöbern werden wir kaum etwas finden, daß uns für die akutelle Situation hilfreich ist deswegen würde ich das Nachspionieren auf das hier und jetzt beschränken. Mir fällt niemand ein der das besser machen könnte als sie… vor allem ohne dabei bemerkt zu werden.“ Eigentlich war das doch ein Auftrag, der genau nach Lurkers Geschmack sein müßte. Man brauchte ihn und stand sofort wieder auf der Kreditseite und gleichzeitig gab man ihm die Möglichkeit oder zumindest einen triftigen Grund etwas mehr über ein anderes Kainskind herauszufinden. Was könnte sich ein Verborgener schöneres Vorstellen?
 
AW: [07.05.2008] - Bauer zieht vor Dame

Wenn es den Nosferatu störte, dass seine Einwände mit einer lapidaren Bemerkung weggewischt wurden, dann ließ er es sich zumindest nicht recht anmerken. Kunststück, ein verächtliches Lippenkräuseln oder ein verdrehen der Augen wäre ja auch nicht zu sehen gewesen. Dennoch schien der Sheriff etwas getroffen zu haben.

Kanzeln sie mich nicht so ab, dass können sie mit ihren Kettenhunden tun. Sie haben mich gefragt wie ich zu meiner Meinung komme und meine Antwort ist 'Weil es mir schon genauso ging'. Sie können draus lernen, darüber nachdenken, oder auch nicht. Wenn sie nicht dämlich sind, rechnen sie die Tatsache dazu, dass ich immer noch hier bin. Im Gegensatz zu vielen Anderen.

Jetzt zuckte das Nosferatu Ding mit etwas, das wohl seine Schultern sein mochten. Der Sheriff hatte sich offensichtlich schon eine Strategie zurechtgelegt. Lurler schätze ihn nicht so ein, dass er nur Zustimmung für seine Pläne hören wollte, wenn er jemand anderen nach seiner Meinung fragte. Wenn der Brujah dann beschloss die eingeholte Meinung zu ignorieren, gut. Aber sein 'Jaja..' sollte er getrost für die Schwätzer und Schwadroneuere dieser Stadt sparen. Davon gab es schließlich genug.

Scheinbar fühlten sich aber die Beteiligten beide nicht sonderlich auf den Schlips getreten, denn schon hatte der Turiner die nächste Blume aus dem Ärmel gezaubert. Eine offizielle Erlaubnis die alte Königsblütlerin zu bespitzeln. In der Tat war so etwas mehr ein Freifahrtschein für einen Verborgenen, als ein Auftrag. Hatte das Ding sich gerade im Schatten seiner Kapuze genüsslich die Lippen geleckt? Zumindest konnte man sich eine Art wohliges Brummen im kratzigen Geflüster der Stimme einbilden.

Gar kein Problem. Ich hänge mich an die Alte. Dann sehen wir uns auf der Sitzung, denke ich.

Ein förmlicher Abschied mit liebevollem Händedruck, der dem Anderem ein 'alles-kommt-schon-in-Ordnung' signalisieren sollte war wohl dem Italiener seines nicht und warum sollten sie ausgerechnet jetzt mit albernen Gesten anfangen? Sie waren keine Menschen.
 
AW: [07.05.2008] - Bauer zieht vor Dame

Aha... man konnte dem Nosferatu also doch auch auf den Schlips treten. Interessant... irgendwie. Nicht das Enio das auf irgend eine Weise verarbeiten konnte oder es einem Zweck dienen könnte aber es war doch eine Verlauf des Gesprächs, der unter der Rubrik „Sollte man sich vielleicht merken“ fallen könnte. Naja der Brujah hatte nur manchmal ein gutes Gedächnis aber meistens vergaß er bewußt gewisse Dinge. Balasterinnerungen. Ein wahrer Segen diese Eigenschaft. Aber auch die war ohne Belang.

Enio beendete das Gespräch wie so viel zuvor. In Schweigen und ohne dem Bedürfnis das letzte Wort haben zu müssen. Es war alles gesagt und ein Gespräch hatte in mancherlei Beziehung eine gewisse Ähnlichkeit mit ein Kaugummi. Wälze man ihn zu lange durch den Mund und kaute drauf herum, dann schmeckter er fahl und mochte dem Gaumen oder dem kommunikativen Äquivalent – der zweckorientierten Aufmerksamkeit – nicht mehr so richtig gefallen. Einen Kaugummi spuckte man einfach aus... ein Gespräch beendetet man einfach.

Lurker nahm sich der Aufgabe „Gräfin“ an. Bestens! Von Liebenstein würde dann wohl einen neuen Schatten bekommen. Enio zweifelte nicht daran, daß der Verborgene genau der richtige für diese Aufgabe war. Nach einem abschließenden Nicken wandte sich der Sheriff ab und setzte seinen Weg fort.
 
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