Sein erster Impuls war es Kiera kurzer Hand direkt auf den Kopf zu zusagen, dass es ihm herzlich egal wäre was die Mambo vor dem scheinheiligem Gremium morgen sagen würde, wenn es denn einfach nur Fakten wären, weil er niemals von ihr gefordert hatte, dass sie irgendetwas verdrehen sollte oder nur solche Dinge erwähnen sollte, die ihm dienlich wären.
Es war einfach nur so, dass er wusste was der Belgier getan hatte. Alleine durch Zacharii war Finstertal zweimal beinahe in den Abgrund gerutscht und für die Rettung der Stadt hatten immer andere geblutet.
Natürlich mochte man nun argumentieren, dass die Prinzen anderer Städte nicht auch furchtbare Dinge getan hatten und auch weiterhin tun würden und das Buchett im Vergleich zu Attila dem Hunenkönig ein netter Kerl war, aber das machte ihn nun mal nicht besser. Weniger schlimm als irgendetwas zu sein, hieß nicht gut. Der Versuch etwas schlechtes zu relativeren machte etwas schlechtes eben nur relativ, aber nicht besser.
Dennoch unterdrückte Lurker den ersten Anflug von Wut und behielt den Mund zunächst zu.
Vielleicht war es gar nicht das, was die Hexenschwester ihm hatte sagen wollen? Vielleicht hatte sie ihm sagen wollen, dass es aus ihrer Sicht nicht so einfach war, dass man von einem 'Dämonenpaktierer' sprach und denjenigen dann möglichst schnell und fachgerecht auf einem hübschen Scheiterhaufen entsorgte.
Für ihn und die meisten anderen waren das nur Schlagworte. Sie hatten aus den Tagebüchern des Prinzen Dinge wie 'Dämon' und 'Zacharii' zu hören bekommen und konnten aber gar nicht wirklich definieren was das nun eigentlich genau sein sollte. Für sie war das nur ein abstraktes, böses Konstrukt.
Was aber wenn die Sache nicht so einfach war? Wenn man plötzlich anfing zu fragen was genau hinter solchen Konzepten stand? Wenn die Hintergründe die ganze Sache plötzlich unangenehm kompliziert und differenziert machen und die schöne, schnelle, saubere 'macht-es-tot-mit-Feuer' Lösung plötzlich der Weg der Einfältigen und Dummen war, die lieber schnell wegsehen wollten, so wie die meisten lieber schnell weg sahen wenn jemand seines Blutes des Weges kam?
Anstelle von Entrüstung erntete Kiera also zunächst einmal ein nachdenkliches Nicken, das man kaum sehen konnte durch die Kapuze, weil der Verborgene es mehr für sich und die Neusortierung seiner Gedanken brauchte, als für die Andere.
Ich werde jetzt nichts davon erzählen das es mir alleine um die ultimative Gerechtigkeit und die gute Sache geht. Unabhängig davon ob Buchett schuldig ist oder nicht, will ich das der Mistkerl endlich mal was abbekommt, dafür was er getan hat und ich will ihn nicht als Prinz auf dem Thron hocken sehen und dabei zuschauen wie er als einziger sauber und glatt gebügelt aus diesem ganzen Mist hervorgeht. Ja, es geht auch um mich und das was ich will....aber...
Er hob eine Hand um eine eventuelle Erwiderung zu stoppen, bevor Kiera seine Ausführung unterbrechen konnte.
Es geht mir auch um unser aller Heimat und darum das unsere Chancen besser stehen, wenn das nächste Mal die Hölle ihre Fühler nach uns ausstreckt und ich weiß, dass einige andere von uns sich nicht mehr mit Buchett als Chef abfinden werden. Ich weiß außerdem, dass wir morgen keinen richtigen Prozess zu sehen bekommen werden, sondern nur eine schöne bunte Show, bei der uns die Madenpastete so lecker überbacken präsentiert werden soll, dass wir sie doch wieder bestellen. Es wird kein Gericht irgendetwas aufnehmen und Beweise verfolgen wollen und wir haben auch keine tolle 'Unschuldsvermutung', die den Angeklagten im Zweifel beschützen soll und diesen ganzen Dreck der bei Gericht den Menschen vermitteln soll, dass alles gerecht abgeht. Niemand wird dort morgen an Gerechtigkeit interessiert sein und niemand wird fair spielen. Darum will und werde ich das auch nicht tun. Das heißt aber nicht, dass ich von dir etwas anderes verlangen würde als einfach nur das zu sagen, was du für die Wahrheit hälst.
Seine Wortwahl war in diesem Falle absichtlich so gewählt, damit er der Mc Kinney nicht indirekt unterstellte, dass sie glaubte die absolute Wahrheit gepachtet zu haben und um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass er akzeptierte, dass es eine objektive und eindeutige Wahrheit vermutlich nicht gab. Das gab es nie.
Aber es ist auf jeden Fall klug morgen so weit wie möglich von diesem Hexenkessel entfernt zu sein, da hast du völlig Recht. Wie gesagt, es sollte nur ein Angebot sein falls du hin willst, kein Versuch dich in diese Sache rein zu ziehen. Ich hole mir den Kopf von dem Bastard selber und weil ich es will. Wenn ich mich irre und das Falsche tue, dann wäre das nicht das erste Mal, damit müsste ich dann klar kommen. Aber das was ich tue ist meine Überzeugung davon, dass es das Richtige ist.
Er würde jede andere Meinung gelten lassen. Aber manchmal man musste sich nun mal entscheiden, sowohl im Leben, als auch auf dem Weg durch die ewige Nacht. So war das eben.