[16.05.2008] Der Verborgene und die Hexe

Kiera McKinney

Die Dunkle Macht
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Das Gespräch mit Thürmer hatte dann doch nicht so lange gedauert, Helena war unterwegs und ihre Schwester auch, so war es eine gute Möglichkeit sich mit Lurker zu treffen ohne dass jemand der anderen davon etwas mitbekam. Zwar machte sie kein Geheimnis daraus, dass sie sich mit dem Feind der Tremere traf, doch ihre Schwester sollte wenigstens sagen können sie wußte von nichts.

Wenn sie jemandem auffiel würde der sich vermutlich wundern, dass eine Frau in Jeans und Lederjacke, mit langen schwarzen und leicht wehenden Haaren doch ziemlich zielstrebig auf die Mülldeponie zustrebte und diese auch ohne sich umzusehen betrat. Warum heimlich tun, wenn sie doch davon ausgehen konnte, dass die Verborgenen hier überall ihre Melder hatten. Bei ihr waren es ihre Geister, hier waren es vermutlich Ratten oder ähnliches, aber der Effekt war der selbe. Man wußte, wenn Besuch kam, immerhin konnte man hier nicht irgendwo klingeln und sich damit anmelden.

Sie ging einfach mal weiter, vermutlich würde sich der Nosferatu schon von selber melden, wenn sie weit genug gegangen war.
 
Das beständige Fauchen und Rauschen der Verbrennungsanlage, die stoisch gegen die beständige Konsumsucht der Welt weiter arbeite und alles, was gestern noch heiß begehrt und Lebensnotwendig erschien und heute schon nicht mehr als Abfall war, in ihrem Innerem verzehrte, bildete eine sanfte Hintergrundmusik. Die Schornsteine spien dunklen Qualm in den nächtlichen Himmel, wo sich die Rauchsäulen des gesamten Industriegebietes vereinten.
Ungehindert betrat die Mambo das abgezäunte Gelände und fand sich schnell zwischen den Hohen Bergen aus Müll wieder, durch die sich breite Pfade schlängelten, die sich wiederum in kleinere Wege verästelten. Die Augen die sie in der Dunkelheit anstarrten gehörten einigen Katzen. Zu Marie Wegeners Zeiten waren es deutlich mehr gewesen, mittlerweile hatte sich die Population auf ein normales Maß reduziert. Ratten huschten ebenfalls leise raschelnd durch die unteren Stockwerke dieser Necropole aus Verfall und Unrat. Oben auf den Gipfeln des Mülls war das Kreischen einiger Raben zu hören, die sich heftig in der Wolle zu haben schienen. Für jemanden der darauf achtete, hatte es hier mehr Leben als man denken mochte. Die wimmelden Maden überall noch gar nicht mitgezählt.

Kiera betrat das Reich der Verborgenen mit einer gewissen Furchtlosigkeit, die Lurker durchaus imponierte. Es grenzte natürlich an Tollkühnheit hier derartig sorglos herein zu spazieren. Sie war zwar wachsam, aber schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Wenn man den gewöhnlichen Nimbus der Nosferatu bedachte, war das schon bemerkenswert, aber wenn man wusste, dass möglicherweise ein Geschöpf wie der Uralte Evangelistos hier herum lief, sollte man eigentlich davon ausgehen das sich ein Besucher deutlich unkomfortabler fühlte.
Der McKinney nahm er es aber durchaus ab das sie sich nicht übermäßig ekelte. Sie vermied es auf ihrem Weg in irgendwelche Dinge zu treten und sich die Schuhe zu versauen, einfach weil das auch vernünftig war, schließlich konnte so ein Tritt in eine Pfütze aus Batteriesäure und rostigen Spänen einem wirklich den Tag, oder eher die Nacht, verderben, aber ihr Auftreten strahlte durchaus auch aus, dass es am Ende einfach nur Müll war und man sich hinterher einfach waschen konnte.

Der Nosferatu schätze die Clanlose als Pragmatisch veranlagt ein. Ein Wesenszug den er teilte. Trotzdem konnte er sich jetzt seinen üblichen Auftritt nicht verkneifen. Daher konnte Kiera spüren wie sich hinter ihr die Dunkelheit verdichtete und zusammen zu ziehen schien und dann beinahe anfing zu zittern, wie ein Spinnennetz, kurz bevor sich die Spinne auf den Weg hinaus machte, während ein Augenpaar ihr Rückgrat hinauf wanderte. Wenn sie sich umdrehte konnte sie den Umriss Lurkers erkennen, der in einem Türrahmen lehnte, was durchaus ein wenig komisch war, denn das Konstrukt lagt halb in einem Berg aus Abfall und hatte seine Funktion schon seit langer Zeit eingebüßt.

Guten Abend Kiera.

Krächzte es leise aus der Kapuze, wie eine heiser gespielte Geigensaite.
 
Kiera antwortete erst, bevor sie sich umdrehte und hätte er sie sehen können, dann hätte er sogar das Lächeln auf ihren Lippen sehen können, sie wäre wirklich enttäuscht gewesen, wenn er einfach aus einer Tür getreten wäre.

Sie liebte ein wenig den Nervenkitzel und natürlich war sie aufmerksam, vermutlich war sie sogar die oder eine der Personen, die am meisten mitbekamen in der Stadt, wenn man mal von Buchet oder Galante absah vermutlich und Akin war an ihrer Seite auch wenn das außer ihr keiner wußte. Legte sie es auf den Uralten an? Vielleicht, wer die Samedi kannte, hatte auch vor dem Aussehen der Nosferatu keine Angst, die taten sich da nicht viel.

"Guten Abend, Lurker, ich habe gehofft, dich hier zu treffen", sagte sie und drehte sich dann langsam um.

"Ich freue mich, dass wir alle gestern nicht aus der Mine gekommen sind, ich hätte vorallem dich nicht verlieren wollen."

Ja, Kiera war jemand, der schon mal sehr intensive Bindungen einging, es war dann so das Gefühl, dass der andere es wert war und Lurker gehörte auf jeden Fall zu diesen.
 
Ohne es zu wollen hatte sie den Anderen damit völlig überrumpelt. Lurker war eine ganze Menge Dinge gewohnt, besonders Extreme waren ihm nicht fremd und man lernte unter seinesgleichen sehr schnell mit Abscheu, Ekel und offenen Beleidigungen umzugehen. Je nachdem ob er an dem jeweiligem Geschäft interessiert war, wie stark seine Position war oder was er Beabsichtigte hatte er gelernt von Ätzend bis Gleichgültig auf so ziemlich alles zu reagieren was man ihm entgegenbrachte. Aber die absolut direkte und offene Freundlichkeit der Mambo brachte ihn aus dem Konzept. Zwar hätte er von ihr nichts negatives erwartet, aber so direkte Zuneigung war etwas, das er von außerhalb seines Kreises nicht gewohnt war. Anscheinend machte die Hexenschwester schneller Freundschaften als das sonst so üblich war.
Hätte er gar von ihrer Einschätzung seiner Person gewusst, wäre er sicher vor Scham versunken, denn wenn er in den Spiegel schaute, dann würde er eines ganz sicher nicht von sich behaupten wollen. Nämlich das er echte Freundlichkeit verdient hatte. Er hatte üble Dinge getan, selbst nach den Maßstäben der Untoten. Er hatte Menschen regelrecht geschlachtet und leer gesoffen zu der Zeit als er mit seinem Tzimiscen Bruder umtriebig war und er hatte an den Festen der Unholde in deren Heimat teilgenommen. Obwohl es ihn entsetzt hatte und er vieles davon abstoßend genannt hätte, gab es doch einen Teil in ihm, der auch Faszination für das empfand, was man wohl gemeinhin als 'das Böse' benennen würde. Es war ein Teil von ihm und erst gestern in der Mine hatte er diesem Teil nicht unerheblich viel Platz eingeräumt. Ganz sicher hätte er das Gefühl Kieras also nicht bestätigt.

Nun war er also in der Verlegenheit was er auf ihre offensive Freundlichkeit antworten sollte. Er hätte es als Plattitüde empfunden, wenn er etwas so profanes wie 'ich hätte dich auch nicht verlieren wollen' antworten würde und ein abgeklärtes 'gleichfalls' oder 'ebenso' wäre irgendwie zu abgeklärt und unhöflich auf so eine Aussage. Allerdings war es schon so, dass es einige gab bei denen es ihn nicht mal ein Achselzucken gekostet hätte, wenn sie gestern auf der Strecke geblieben wären. Einige weil er sie nicht leiden konnte, andere weil sie ihm egal waren. Wenn es ihm also bei der McKinney nicht egal gewesen wäre, bedeutete das schon etwas?

Danke. Ja.

Manchmal fehlten einem die richtigen Worte und er wollte sie nicht mit einem schlagfertigem Witz abspeisen, oder ihrer Aussage den Wert nehmen indem er abwiegelte.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher was da Unten eigentlich wirklich passiert ist.

War das etwa die Einleitung oder die Bitte die Sache gemeinsam durch zu gehen? Etwas schien den Nosferatu zu beschäftigen und zwar abgesehen von der Tatsache das sie einem rachesüchtigem Gespenst getrotzt hatten. Hatte er vielleicht mehr erlebt als es den Anschein hatte?
 
Nun, die meisten hatten schon Dinge getan, die sie nicht tun sollten und auch sie hatte eine Zeit gehabt, in der sie um ihre Seele nicht die Bohne gegeben hätte, doch die Zeiten änderten sich und man konnte nicht nur die Spirale hinabfallen, sondern wenn man Glück hatte und den festen Willen, diese auch wieder hinaufklettern und so lange nicht alles verschwunden war, was einem ausgemacht hatte, konnte das jederzeit passieren.

Sie konnte nicht genau sagen, warum ihr denn nun Lurker wichtig war, es gab einfach manches Mal Dinge, die ließen sich nicht erklären, vielleicht eine Ressonanz auf einer ganz anderen Ebene, vielleicht weil sie ein gemeinsames Ziel hatten und das Gemeinsamkeit gab. Vielleicht würde sie es irgendwann wissen, vielleicht war es auch eines der Mysterien, die kein Sterblicher und kein Untoter wissen sollte. Und Lurker hatte gestern etwas getan, was sie selber gerne getan, aber nicht gekonnt hatte.

"Ich weiss es auch nicht genau, deswegen werde ich vielleicht wirklich nochmal da runter müssen", erwiderte sie nach einigen Augenblicken. "Aber vielleicht finden wir es zusammen heraus. Ich weiss einiges über Geister und Gespenster, wenn du willst, kann ich dir dazu das eine oder andere erzählen."

Sie blickte sich um und ihre Augen fragten: Hier oder lieber wo anders?
 
Er nahm ihre stumm gestellte Frage auf und machte eine Geste in Richtung eine der schmaleren Passagen durch die Landschaft aus Unrat um sie zu dem eher zweifelhaftem Vergnügen eines Spazierganges durch den verrottenden Müll einzuladen. Es war eine Art Angewohnheit des Nosferatu, dass er gerne ein Stück ging, wenn er sich unterhielt oder nachdachte. Zum Einem, weil man dann schwerer zu verfolgen und belauschen war, zum Anderem aber auch, weil es in seinem Körper Erinnerungen daran weckte, das es einmal angenehmer gewesen war zu laufen bei solchen Gelegenheiten.

Tatsächlich war er über Kieras Aussage diesen Ort noch einmal aufzusuchen weniger entsetzt, als er es eigentlich von sich selber erwartet hätte. Tatsächlich hatte er ja noch in der Höhle selber festgestellt, das er unter bestimmten Voraussetzungen nur zu gerne mehr über das erfahren hätte was dort vor sich ging. Seine alte Bürde, die Neugierde. Die Flüche eines dämonenpaktierenden Tzimicen Geistes hatten ihn nicht erwischt. Zweimal war er ihnen davon gekommen. Die Monster Werwölfe hatten ihn nicht erwischt und der tobende Rachegeist in der Mine hatten ihn nicht bekommen, aber eines Tages würde ihn seine verfluchte Neugierde zur Strecke bringen. Was nutzt einem da die ganze paranoide Vorsicht?

Ich glaube ich werde auch noch einmal dort hin müssen. Wenn du also dann Hilfe brauchst...

Er beendete den Satz nicht, als ihn die Ungeheuerlichkeit des Gesagten plötzlich einholte. Daher nickte er einfach nur, als es ihm die Sprache verschlug.
Kurz musste er sich sammeln um dann fortfahren zu können.

Das Gespenst? Also sagen wir das Gespenst hat mit mir geredet. Ich habe seine Stimme in meinem Kopf gehört. Nicht die ganze Zeit, aber sehr oft. Es hat mit allen Kontakt gehabt, aber ich hatte den Eindruck, dass die Anderen nicht so oft mit ihm zu tun hatten wie ich und das war schon bevor ich Romero aufgelesen hatte.

Das war das eigentlich besondere an der Sache für den Nosferatu. Er hatte die gestrige Nacht ausführlich analysiert und dabei bemerkt, dass diese 'Mina' schon in seinem Kopf herumgespukt war, ein Wort Spiel das viel weniger amüsant war, wenn man einmal die kalten Gedanken dieses Dings gefühlt hatte, als er ihr Spielzeug noch gar nicht aufgenommen hatte. Sicher, er war vielleicht selber Schuld, weil er auf ihren Kontaktversuch auch geantwortet hatte und das Wesen hatte nach seiner Antwort auch eine kleine Pause gemacht, ganz so als wäre es verdutzt gewesen, dass es Antwort bekam, aber die Frage warum es ausgerechnet ihn kontaktiert hatte blieb.

Ich...ich mache mir ein wenig Sorgen. Es ist so als ob....ich meine...glaubst du das die Dinge die in dieser Stadt passieren irgendwie auf einen abfärben können? Wenn man sich zuviel mit 'solchen Dingen'..

Der Verborgene hob einen Finger und machte eine kreisende Bewegung die alle Geister, Dämonen, Flüche und furchtbaren Dinge die er in Finstertal schon erlebt hatte und umschloss damit universell all die Vorkommnisse die er nicht erklären konnte.

Wenn man sich zuviel damit beschäftigt, kann dann etwas in einem zurück bleiben? Oder wird man einfach nur Irre und bildet sich so etwas dann am Ende ein? Ich kann diese Dinge nicht wirklich analysieren und einordnen, weil ich nicht weiß, ob sie wahr sind, oder ob mein Verstand einfach schlapp gemacht hat. Verstehst du was ich meine?

Lurker klang ein wenig hilflos und er zuckte auch mit den Schultern. Früher hätte er mit seinem Freund, dem altem Primogen des Mondes über solche Dinge gesprochen, aber der war nicht mehr hier. Somit musste er nun Kiera, die er eigentlich kaum kannte, plötzlich eine solche Frage stellen. Innerhalb seines Clans konnte er solche Dinge nicht ansprechen. Evangelistos war nicht hier um sich um das Seelenheil eines verwirrten Jungblutes zu kümmern und für die Anderen musste er der Erstgeborene sein, der ganz sicher keine Angst vor Gespenstern zu haben hatte. Wenn er sie Zweifel spüren ließ, würde er sie nur in Verwirrung und Angst stürzen. Er würde ganz sicher nicht als Primogen des Jahrhunderts in die Geschichte seines Clans eingehen, aber er sollte verdammt sein, wenn er für die Familie nicht alles versuchte um diesen Platz so gut auszufüllen wie es eben ging.

Außerdem hat es mir gedroht, das es kommen würde um sich an mir und an deiner Schwester zu rächen. Da ich die Anderen beschützen muss, heißt das nichts geringeres, als dass ich dem Ding zuvor kommen muss. Ich muss einen Weg finden es los zu werden, es unschädlich zu machen bevor es Schaden anrichten kann.

Es lag bei solchen Dingen nicht in der Natur des Nosferatu die Hände in den Schoss zu legen und schicksalsergeben darauf zu warten, dass etwas über ihn kam und er ohnehin nichts tun konnte. Als er den Kampf gegen Zacharii aufgenommen hatte, hatte er auch keinen blassen Schimmer gehabt wie man ihn überhaupt bekämpfen sollte und wie man Martin Zieglowski genau los werden konnte hatte er auch nicht gewusst, als er die Sache in die Hand genommen hatte. Ein Kampf begann im Kopf, mit dem festen Willen zu kämpfen, nicht mit einem genauem Plan wie das gehen sollte. Als erstes musste man sich entscheiden aufzustehen und die Fäuste hoch zu nehmen. Boxen lernen konnte man dann noch immer.
 
Kiera seufzte und nickte. Sie lief neben ihm her durch die Dunkelheit, immerhin hatte sie schon in weiser Voraussicht, feste Schuhe angezogen

"Ich kenne ja das Gefühl wenn ein Geist in meinem Kopf ist, das ist eben für beide Seiten die bequemste Art mit einander zu kommunizieren", sagte sie und relativierte die Tatsache mit der telepathischen Kommunikation. "Allerdings ist es mir auch aufgefallen, dass sie nur dich und Caitlin direkt angegangen hat. Ich habe da auch ein wenig die Idee, dass gerade ihr beide hier in der Stadt vielleicht am meisten unter Druck steht. Die Sache mit Ziege schlägt vermutlich bis in die Geistersphäre Wellen, immerhin ist es keinem Wesen beschieden, ewig zu existieren ...." Da lehnte sie sich dann mal weiter aus dem Fenster als es sich die meisten trauen würden.

"Wenn du mit runtergehst, dann danke ich dir dafür, es kann hart werden, ich denke nicht, dass es ein Spaziergang wird und wir müssen ihren Anker finden, damit wir sie los werden, ansonsten wird das nichts werden. Ich bin sicher, sie wird sich wehren, sie ist so irre wie man nur sein kann und sie hat es sich vermutlich sogar zurecht gebogen. An Leute, die nicht wirklich unter Druck sind, konnte sie nicht ran, Buchet ist geistig zu stark, andere nicht erpressbar genug oder sie konnte einfach keinen Ansatzpunkt finden."

Sie ging weiter und dachte nach. Es war ein grosser Schritt, aber vielleicht der einzig richtige.

"Würdest du dir zu trauen, mit Geistern umzugehen? Also nicht solche Geister, aber welche, die auch hin und wieder ein wenig einen schrägen Humor haben?"

Sie könnte sich gut vorstellen, dass Samedi oder Brigit an Lurker Spass haben könnten und dann würden sie ihn auch als eines ihrer Kinder aufnehmen und was dann geschah, das lag dann in den Händen der Götter.

"Ich meine, du hast mir eine erste Lektion in Richtung Schatten erteilt und ich würde mich da gerne bedanken."
 
Kam die Situation um Zieglowski wirklich als Grund in Frage dafür, dass sich so ein rasender Geist auf ihn stürzen wollte? Zugegeben, die Lage rund um den Luden taugte wahrhaftig dazu einem die Nacht zu verderben, aber hatte er deswegen unter besonderen Druck gestanden? Im Gegenteil hatte er sich eigentlich sogar eingebildet, dass er bei jedem dieser irrsinnigen Einsätze ein wenig abgerühter wurde. Hatte bei den sonstigen Malen wo es darum ging in irgendwelche verfluchten Katakomben hinab zu steigen, im Werwolf Wald zu spionieren oder sich auf den Angriff eines Koldunen Gespenstes vorzubereiten einzig die Tatsache das sein Körper tot und wiederbelebt war dafür gesorgt, dass er sich nicht die ganze Nacht übergeben musste vor Angst, so war es die letzten Male schon viel weniger schlimm für ihn gewesen. Ganz allmählich härtete er wohl ab.
Daher vermutete er, dass einige der Anderen die mit dort Unten waren und neu in dieser Stadt, eigentlich unter deutlich mehr Druck gestanden haben sollten. Vielleicht waren aber auch alle anderen hartgesottener als er.

Die Mambo verfiel wieder in ihren Hokuspokus Jargon, genauso wie auch gestern Nacht ordentlich gefachsimpelt worden war und es dem Nosferatu nichts gesagt hatte, wäre er auch jetzt versucht gewesen das Gesagte einfach als Fachchinesisch abzutun, aber er hatte es ja eben gesagt. Er musste einen Weg finden dieses Problem zu erledigen.
Allerdings hatte er sich das eher so vorgestellt, dass Kiera irgendwelche wilde Theorien vom Stapel ließ und man dann einfach ein schönes, altes Ritual ausgrub und dieses dann, mit ein oder zwei unvorhergesehenen Wendungen, die den Plan dann wiederum zertrampelten wie eine Sandburg, es doch irgendwie schaffen würde das Geister Ding los zu werden. So war es zumindest bisher immer gelaufen.
Das er selber in diese Richtung aktiv werden sollte kam ihm weit hergeholt vor. Sicher, was ein 'Anker' sein sollte war noch einigermaßen verständlich. Zumindest glaubte er das es sich um irgendetwas handeln musste das diese Mina in ihrem jetzigem Zustand hielt. Aber sollte er sich wirklich mit diesem Kram beschäftigen?

An sich wäre es sogar logisch. Wenn sich doch herausstellte, dass 'der Feind' immer öfter aus diesem Bereich kam der bislang ein nebulöses Schlachtfeld für ihn war, dann sollte man irgendwann damit beginnen das Schlachtfeld zu erkunden bevor die nächste Angriffswelle rollte. Zumindest sollte er die Idee nicht einfach abtun.

Wie schräg? So Schräg wie Zacharii?

Tatsächlich klang das Krähen des Verborgenen selber ein wenig amüsiert bei diesem Gedanken.

Wenn ich an das von gestern Denke, oder an die beiden Male wo der Fluch des Tzimiscen Geistes uns getroffen hat, würde ich mir diese ganzen Sachen am liebsten so weit weg wünschen, dass es zu einem Märchen wird. Aber ich glaube ich verstehe was du meinst. Man muss den Feind kennen. Wenn du mir hilfst und denkst das es möglich ist, dann bin ich natürlich bereit mir derartiges Wissen anzueignen.

Er hatte angeboten zu helfen und wenn man bei der Stadtwache anbot das man beim nächsten Überfall doch auf der Mauer stehen könnte, dann sollte man lernen Schwert und Schild zu halten.
Wäre er also nicht bereit sich auf das einzulassen was Kiera sagte, hätte er sich gar nicht erst anbieten brauchen.
Dann fiel ihm noch etwas ein.

Du hast dich bereits bedankt. Apropos, hier, vielen Dank.

Lurker hatte an seinem Kragen herum genestelt und hielt der McKinney nun das Amulett entgegen, dass diese ihm gegeben hatte. Nach seinem Verständnis war es nur geliehen gewesen.
Kurz überlegte er, ob es nicht an diesem Ding gelegen hatte, dass er plötzlich mit einem Geist einen Plausch hatte halten dürfen, aber wenn es an dem Ding gelegen hätte, dann hätte die Andere das sicher erwähnt.
 
Kiera hatte mit dem Druck eigentlich die Gesamtsituation gesehen, aber das konnte Lurker nicht wirklich wissen. Und ja, vielleicht hatte es auch mit Ziglowski zu tun und damit, dass man Caitlin und Lurker erpressen konnte, damit dass man sie mit Leuten aus ihrem Umfeld erpressen konnte, bei ihrer Schwester hatte das bestens geklappt und Galante, na der war vermutlich nur aus Geltungszwang mitgekommen.

Und dann hielt ihr Lurker das Amulett hin, das eindeutig die Signatur des Voodoo trug für jeden Geist und nicht wenige hatten Angst davor, konnten aber auch gleichzeitig die Personen nicht wirklich angehen, auch wenn Mina Akin hatte vertreiben können.

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein, Lurker, das ist nicht geliehen, das ist geschenkt, das hilft auch nur dir alleine und keinem anderen, es wird noch ein paar Tage anhalten, dann müßte ich es neu laden", sagte sie.

Klar, klang es manches Mal etwas unverständlich was sie sagte, aber sie würde es ihm auch gerne weiter erklären, doch zuerst zu den komischen Geistern.

"Nein, diese Geister sind anders, ganz anders, als das was du kennst. Es sind Totengeister, die sozusagen aufgestiegen sind, anders auch als das Zeug mit denen sich Giovanni oder Tremere abgeben. Es gibt davon ganz viele und sie werden von Schamanen, Priestern, Zauberern und Hexen befragt, aber sie sind nie von diesen abhängig.

Den meisten davon sind wir als Vampire ziemlich egal, aber eine Gruppe davon, gibt sich trotzdem mit uns ab, die Totengeister, wenn du den Anführer von denen Baron Samedi oder auch Papa Ghede fragst, was er ist, wird er dir erklären, er wäre untot, aber nicht so wie wir, er hat durchaus Interesse an dem, was wir nicht mehr können, essen, trinken, rauchen, Sex.

Es gibt von denen eine ganze Menge und die meisten von denen sind auch den grössten Teil unsichtbar auf er Welt unterwegs. Sie sind nicht böse und nicht gut, sie sind neutral, verstehen jede Menge Spass und lieben rüde Witze." Sie wühlte ein wenig in ihrer Tasche herum und zog dann ein Bild heraus, eines der Objekte die sie für manche Zauber brauchte. "Hier so stellt man sie dar und meistens erscheinen sie dir auch genauso."

Auf dem Bild war ein schwarzer Mann im Frack und Zylinder, mit Gehstock und einem zum Skelett geschminkten Gesicht zu sehen und daneben eine weisshäutige, rothaarige Frau in einen schwarz-violetten Kleid in viktorianischem Stil.

"Was man nicht vor ihnen haben sollte ist Angst, denn sonst machen sie sich gnadenlos über dich lustig. Wenn du dich auf sie einlässt, kannst du fantastische Sachen lernen, zwar musst du immer eine Gegenleistung geben, aber ich habe bis jetzt selten Klagen gehört, dass der Preis zu hoch war."

Gut, es gab auf Haiti und in Louisiana einige Tremere, die schlechte Erfahrungen gemacht hatten, aber das war dann deren eigene Schuld.

"Ich meine, du würdest sie auch erst kennenlernen und dich dann entscheiden und nur, wenn du es dann willst, werde ich das Ritual durchführen."
 
Es waren also keine Geister, sondern 'Totengeister'. Dann war ja alles klar.
Es machte aber für Lurker keinen Unterschied, dass er nicht genau wusste von was die Mambo ihm dort erzählte. Vielleicht würde das alles mehr Sinn machen, wenn er sich auf diese Sache eingelassen hatte und von Kiera lernte. Vielleicht würde sich auch herausstellen, dass er absolut gar nicht im Stande war irgendetwas von dem zu verstehen was die Hexenschwester ihm da erzählte. Es war egal, denn er hatte sich eigentlich schon entschieden. Er musste die Seinen beschützen und das waren sowohl seine Blutsgeschwister, als auch seine Freunde und seine Heimat, Finstertal. Wie es aussah gehörte nun auch Kiera McKinney dazu, denn sie hatte Stray geholfen, bedingungslos, und sie bot ihm auch jetzt wieder ihre Hilfe an. Wenn die Bedrohung also aus dem Reich des okkultem kam, und das war bislang noch immer der Fall gewesen, dann würde er diesen Weg gehen. Er würde jeden Weg gehen der gegangen werden musste. Stoisch, pragmatisch, geduldig. Nicht stark, stolz und aufrecht wie ein großer Krieger, sondern stur, leise und beharrlich. Wie eine Ratte.

Gut, dann nochmals Danke.

Und damit verstaute er den Anhänger wieder. Die Kraft die von diesem Ding ausging war für den Nosferatu ohnehin nur theoretischer Natur, daher würde er ihm auch einfach als Andenken und Geschenk taugen. Er würde noch etwas für Kiera finden müssen, das ihr gefiel.

Als sie von Baron Samedi sprach, nickte er immerhin und betrachtete die Bilder. Die Gestalt des Voodoo 'Gottes' kannte er natürlich, denn sie war natürlich kulturell bekannt genug, dass auch Laien etwas mit ihm anfangen konnten. Wenn auch kaum jemand mehr als das Kostüm aus dem Mardi Gras kannte. Darüber wofür er genau stand wusste der Nosferatu genauso wenig, wie von der Frau des Baron, die außerhalb spiritueller Kreise kaum jemand kennen würde.

Ich kann nicht versprechen keine Angst zu haben.

Seine raspelnde Stimme klang nicht sonderlich verschähmt, im Gegenteil wurde sein Flüstern in Kieras Gegenwart sogar allmählich ein wenig lauter, was ein Zeichen von Vertrautheit war, die dem Verborgenen aber selber gar nicht bewusst war.
Normalerweise Flüsterte er. Nur wenn er innerhalb seines Blutes war, sprach er in normaler Lautstärke, weil man dann sein Lispeln stark hören konnte. Es war ein wenig schwer den bösen, unheimlichen Nosferatu zu geben, wenn das Gegenüber bei jedem 'S' das man sprach kichern musste, aber wenn man lauter Flüsterte, klang der Sprachfehler immer nach einem leisem Zischen, was wiederum dem Gesamtauftritt zu Gute kam.

Aber ich kann dir versprechen das ich Spott und Demütigungen hervorragend wegstecke, also kein Problem.

Man konnte sein Lächeln nicht sehen, aber in seiner Stimme vibrierte ein Ton, der sie wie ein leichtes Schmunzeln anhörte, da seine Stimme ein wenig auf und ab hüpfte.
Lurker machte sich keine Illusionen darüber wie mutig er war. Er war ein Feigling. Aber oft war es gerade seine Angst die ihn zu vielen Dingen getrieben hatte. Man musste mit dem Arbeiten was man hatte und wenn man eben feige war, dann musste man eben mit Angst gewappnet in den Kampf ziehen, anstelle von Mut. Das funktionierte oft genauso, man kämpfte verbissen, es sah nur nicht so toll aus von außen. Aber wie er schon angedeutet hatte, als Nosferatu wurde man so oft gebrochen bis einem Häme und Herabwürdigungen nichts mehr ausmachten.
Genauso wie man Furcht nutzen konnte, konnte man auch Spott nutzen als Ansporn. Man musste nur genug davon abbekommen bis man lernte darin zu schwimmen.

Ich werde tun was nötig ist um dir in dieser Sache zu helfen und natürlich für die zukünftige Sicherheit meiner Familie zu sorgen und vielleicht nützt es uns auch im Bezug auf Martin Zieglowski.

Auch wenn er eigentlich vor hatte dieses Problem mit seinem Verstand zu lösen, ein weiterer Aspekt würde diesem Vorhaben nicht schaden.
 
Kiera lächelte.

"Gut dann werde ich für dich in den nächsten Tagen mal ein Treffen mit ihnen versuchen zu arragieren", sagte sie.

"Was das andere sProblem angeht, also ich kann dir versichern, meine Schwester will Ziege auch vernichtet sehen, allerdings darf sie das offiziell keinem sagen, sie will auch nicht, dass du ihn rausrückst, also nur mal so, dass du weisst, dass eventuelle Angriffe Spiegelgefechte sind.

Wie sieht es denn dein Methusalem, musst du ihn genauso unter dessen Nase vernichten oder ist der für Vernichtung, weisst du das? In meiner Heimat gibt es Legenden von Unsterblichen, also so welche, die keine Vampire sind und die man nur töten kann, wenn man ihnen den Kopf abschlägt. Ich meine, ich bin mir nicht sicher, ob du das probieren willst.

Auf der anderen Seite, habt ihr schon mal versucht, ihn ausserhalb vonFinstertal zu bringen? Soweit bekannt, hat er die Stadt nie verlassen, es wäre interessant zu wissen, ob er es vielleicht nicht kann."

Das Ganze war vielleicht was irre, aber es war ja nicht so, als ob Ziege nicht auch irre genug wäre.
 
Es fühlte sich beinahe erleichternd und gut an das er nun zumindest eine Richtung hatte in die er marschieren wollte um dem neuestem Feind den er sich gemacht hatte zu begegnen. Zusätzlich dazu spürte er nun das leise Prickeln und Kribbeln der Neugierde, das ihn immer überkam, wenn er sich daran machte ein neues Mysterium zu ergründen. Er sah es nicht als verwerflich an, dass er bei seinen andauernden Eskapaden zur Rettung der Stadt auch ab und an mal ein wenig Spaß hatte.

Dann sprach Kiera von dem 'anderem Problem' und tatsächlich schien sie davon auszugehen, dass es auch in Lurkers Absicht lag den Wiedergänger endgültig zu vernichten. Das er sich dazu tatsächlich erst relativ spät entschlossen hatte und das es vorher eine andere Möglichkeit gegeben hatte für ihn, schien die Mambo nicht einmal in Erwägung zu ziehen.
War das jetzt eher Naivität, oder doch eine tiefere Einsicht in die Dinge und sie hatte schon von dem Nosferatu gewusst, das dieser am Ende zu dem Schluss kommen würde, dass Zieglowski vernichtet gehörte? Eine Frage die er sich wohl auch weiterhin amüsiert selber stellen konnte. Immerhin glaubte sie aber anscheinend daran, dass ihre Schwester das gleiche Ziel zu verfolgen schien. Für den Verborgenen war das nun nicht wirklich eine gesetzte Tatsache, aber die McKinney würde ja ihre Schwester wohl noch besser kennen als er. Davon ab war es einigermaßen egal was die Oberhexe in Wahrheit wollte.

Ich glaube niemand außer ihm weiß wirklich wie er zu dieser Sache steht. Natürlich läge es im Interesse meines Clans Zieglowski möglichst lange zu melken um hinter sein Geheimnis zu kommen, aber diese Leute sind alle ja nicht hier und bekommen nicht alles mit was hier abläuft. Möglich das mein Uralter bereits beschlossen hat ihn zu vernichten, aber wissen werden wir das vermutlich nie.

Lurker zuckte ein wenig entschuldigend mit den Schultern. Nicht mal die Nosferatu wussten immer so genau was die Nosferatu gerade so taten. Das war nun mal der Einzige Weg, wie es auch sonst keiner Wissen konnte.

Soweit ich weiß ist es schon versucht worden ihn vollständig zu vernichten und anscheinend taucht er dann einfach irgendwo wieder auf. Vielleicht bei seinem Bild? Wer weiß. Aber solange ich nicht weiß wo das ist, werde ich ihn nicht verbrennen oder enthaupten. Nicht das er am Ende dadurch wieder frei kommt. Das gilt natürlich auch für die Idee ihn aus der Stadt zu schaffen. Ich bin nicht dafür irgendwelche Experimente zu veranstalten, durch die er uns durch die Lappen gehen kann.
 
Kiera nickte einige Male, irgendwie hatte sie sich drauf verlassen, dass Lurker schlau genug war, um zu erkennen, wie gefährlich es wäre, wenn ihre Rasse an echte Unvernichtbarkeit käme.

"Daran, dass er bei seinem Bild auftauchen könnte hatte ich auch schon gedacht und so gar mehr, dass wenn wir es richtig machen, sogar dann die Chance hätten, ihn und das bild in die Hände zu bekommen, aber das müssen wir gut planen", sagte sie dann.
"Sprich mal bitte über die Machbarkeit mit den Leuten, denn du vertraust, denn aufspüren von Ziege ist für mich sowenig ein Problem wie bei Buchet, aber keine angst, ich werde es keinem verraten."

Sie lachte kurz.

"Ich stelle mir gerade Grimm und die etepetete Tremere vor, wie sie durch die Kanalisation stolpern und kriechen. Laut meiner Geisterfreundin haben sie Zuwachs bekommen, der denkt, er wäre die Krone der Schöpfung."
 
Sicher wäre der Verborgene geschmeichelt, wenn er wüsste welchen Weitblick die Andere ihm zutraute, allerdings hatte er sich bislang noch gar keine wirklichen Sorgen darüber gemacht, dass diese 'Unsterblichkeit' von einem der Ihren selbst und direkt genutzt werden konnte. Zum Einem, weil auch diese Form des ewigem Leben nicht wirklich ewig währen würde, denn wie Kiera bereits so richtig erkannt hatte existierte nichts ewig. Gar nichts, nicht einmal die Zeit konnte ewig existieren. Auch Zieglowski nicht. Alleine die Tatsache das die Finstertaler Blutsauger sich nun daran machten dem Luden den Garaus zu machen zeigte ja schon, dass er vernichtet werden konnte, zum Anderem gab es absolut keinen Ansatz dafür zu glauben das der Zustand des Mannes auf einen Untoten übertragbar wäre.

Die Idee der Mambo war dagegen natürlich bestechend, allerdings hatte Lurker bislang keine Idee gehabt, wie ihm die Theorie das der Wiedergänger bei seinem Bild zurückkehren mochte helfen sollte, da er eben nicht wusste wie man den Mann wiederfinden sollte, wenn er einmal weg wäre.
Wenn Kiera aber in der Lage wäre eine Person so zu finden, wie ihr das bei dem alten Prinzen gelungen war, dann wäre das natürlich eine grandiose Möglichkeit beides in die Finger zu bekommen. Leider hatte die Sache nur einen Schönheitsfehler.

Wenn du also erfühlen kannst wo sich der Kerl aufhält, nachdem wir seinen Körper zu Asche verbrannt haben, könnten wir, wenn unsere Idee richtig wäre, theoretisch beides abpflücken. Aber nur, wenn wir dann auch schnell genug hin kommen. Was nützt es uns, wenn er am anderen Ende der Welt wieder in Erscheinung tritt. Dann ist beides weg. Aber...immerhin haben wir damit einen Notfall Plan. Wenn es hart auf hart kommt, können wir so, gemeinsam mit unseren Verbündeten, einen verzweifelten, letzten Versuch starten, falls die Hexer...oder die Nosferatu..

Er zuckte erneut entschuldigend mit den Schultern.

..plötzlich auf die Idee kommen die Sache zu beschleunigen.

Darüber das ihm die Hexenschwester gerade gesteckt hatte, dass sie genauso gut versuchen konnte den Luden jetzt im Moment zu finden machte sich Lurker indes keine großen Sorgen.
Er war sich ziemlich sicher, dass er in der Lage wäre sich direkt vor den Augen der Caitiff zu verbergen, selbst wenn sie wusste das er in der Nähe sein musste. Wozu Evangelistos in der Lage sein würde, wollte er sich noch nicht einmal vorstellen. Es gab Geschichten in seinem Clan, dass einige der wahren Meister ihrer Kunst ganze Orte vor den Augen der Welt zu verbergen mochten und sogar, dass es ihnen möglich war manche Leute völlig aus der Welt zu reißen, so vollständig, dass niemand sich auch nur daran erinnerte von diesen Personen jemals gehört zu haben. Wieviel davon Nosferatu Räuberpistolen waren blieb zwar zu vermuten offen, aber wenn nur ein Drittel stimmte, würde es reichen.

Ja, ich habe schon gehört das die Hexer alles hier her geschickt haben was laufen kann. Egal was es am Ende bringt, immerhin haben wir sie mal ein wenig aufgescheucht.
 
"Ja, das mit dem die Sache bechleunigen kann durchaus passieren, wer weiss, was passiert, wenn sie vielleicht denken, dass ihnen die Felle wegschwimmen, dann müssen wir auf jeden Fall schnell handeln", meinte Kiera etwas nachdenklich.

Hätte sie gewußt, dass sie zu Hause zumindest einen Teil der Lösung liegen hatte, wenn sie es nur hätte lesen können, wäre sie vielleicht ruhiger gewesen, aber so rechnete sie mit dem was sie wußte.

"Ja, mit 2 Mann werden wir es nicht schaffen, dazu ist die Stadt zu gross, aber ich gehe davon aus, dass auch das Bild noch hier in der Stadt ist, denn sonst wären die Sucher vermutlich nicht alle hier versammelt und würden jeden Stein umdrehen." Es hatte ihnen ja keiner versprochen, dass es einfach werden würde. "Ich würde dir auch lieber was bessere erzählen, aber mehr kann ich nicht anbieten, außer einer sehr genauen Kopie von Zieges Körper, wenn ihr in den ein bisschen von Zieges Blut rein gepumpt bekommt, werden die Tremere sogar darauf reinfallen, dass er es ist, wenn sie ihn finden, allerdings ist es nur künstliches Leben, das nach 7 Tagen einfach wieder verschwindet. Ich brauche dazu eine Nacht und das sollte ich erst machen, wenn abzusehen ist, dass die Hexer auf die Jagd gehen."

Sie ging weiter.

"Was glaubst du, wie lange die Verhandlung morgen dauern wird?"

Der Themenwechsel würde vielleicht etwas impulsiv wirken, aber Kiera hatte einen Grund, dies zu fragen.
 
Wenn man ihre Idee von vor zwei Tagen hinzu nahm, hatten sie damit also schon zwei Pläne. Einen der kurzfristig gestartet werden konnte und einen um die Tremere derbe in das offene Messer laufen zu lassen. Letzterer würde allerdings wohl nur zum tragen kommen, wenn der alte Hexer den Wien als Bademeister gesandt hatte plötzlich zum Angriff blasen sollte. Glücklicherweise würde die Regentin ihrer Schwester dann bescheid geben und damit hätten sie dann genug Zeit.
Kurz sah er Kiera nachdenklich an bei dem Gedanken das diese ihre eigene Schwester würde verraten müssen, wenn es an der Zeit war. Für den Nosferatu waren die Hexer im Augenblick nur ein ärgerlicher Gegenspieler und ansonsten hatte er mit den Zauberlehrlingen nicht weniger oder mehr Probleme als jeder andere auch. Die Mambo hingegen musste Haus und Clan wohl wirklich hassen für die Lage in der sie steckten.

Der Themenwechsel war dagegen ein geringeres Problem. Wenn man es gewohnt war mit Mondkindern zu sprechen, oder Lurkers sprunghafter Tochter durch ein Gespräch zu folgen, dann war der Umschwung der Mc Kinney nicht nur kein Problem, sondern sogar beinahe angenehm. Immerhin konnte man mit einem normal funktionierendem Verstand dabei einen roten Faden erkennen.

Ich hoffe fast die ganze Nacht. Wenn es schneller geht, haben wir es verpatzt und Buchett wird wieder Prinz

Etwas in seinem Innerem peitschte mit dem Schwanz bei dem Gedanken und vor seinem Innerem Auge sah er, wie er in diesem Fall einfach aufspringen und dem Rosenzögling den Kopf abriss um ihn dann neben eine Büste in ein Regal zu stellen und dann fröhlich den nächsten Prinzen zu bestimmen. Ein hungriges Funkeln huschte durch die Augen des Verborgenen.
 
Nun, Kiera würde natürlich nicht ihre Schwester mit dem falschen Ziege nach Wien gehen lassen, also das würde wohl schon Grimm machen, oder Anna oder der Typ, der so selbstlos sein Leben für Magoo offenbart hatte.

Lurker meinte also, dass sie Buchet aufhalten könnten, wenn die Verhandlung lange genug ging, also da war sich Kiera nunmal garnicht so sicher, sie hatte ihn in den Höhlen erlebt und sie hatte den Rest der Leute erlebt, Buchet würde die vermutlich zerpflücken. Am schlechtesten hatte damit der abgeschnitten von dem sie erwartet hatte, dass er ihm machtmässig begegnen könnte. Sie konnte ja ihre Schwester verstehen, dass die sich auf Mina Drohungen einließ, aber Galante hatte ihrer Meinung nach einfach nur schwachsinnig reagiert. War es nicht eigentlich egal, wer Prinz würde, würde nicht Oliver Buchet sowieso gewinnen?

"Na, dann hoffen wir mal, dass es eine vernünftige Lösung gibt", erwiderte sie, während sie darüber nachdachte, dass sie dann genug Zeit hätte ungestört unter der Zacharias-Kirche zu stöbern.

"Ich hoffe nur, dass wir dann nicht die Stadt ins nächste Unglück stürzen."
 
Tatsächlich ging der Verborgene einfach nur davon aus, dass eine kurze Verhandlung nichts anderes bedeuten würde, als dass man die versammelte Mannschaft darüber aufklären würde, dass Buchett ja alles richtig gemacht hätte, auch wenn das für alle ein wenig anders ausgesehen haben mag, weil man nicht alle Informationen hatte, und dass er ab jetzt ja wieder prima Prinz sein konnte und alle sich doch bitte jetzt kurz freuen sollten. Schlimmstenfalls schaffte es Buchett in so einem Szenario tatsächlich einige Leute zu überzeugen, bestenfalls würde sich die Front gegen den Toreador auflösen und es würde später jeder sein eigenes Süppchen kochen.

In einem Szenario das mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, brauchte man die Zeit aus Szenario eins zunächst einmal komplett für den Rosenjünger um sich darzustellen und dann ging es überhaupt erst mal an die Demontage des Mannes. Alleine darum räumte Lurker einer längeren Verhandlung größere Chancen ein, wenn es darum ginge den Exprinzen genau das bleiben zu lassen. Ex.

An ein kurzes und schmerzloses ablösen Buchetts konnte er zumindest nicht glauben.

Wir werden es auch in Zukunft nicht leicht haben und wir werden auch in Zukunft gegen Dinge kämpfen müssen die aus unseren eigenen Reihen stammen. Was sich vielleicht ändert wird unser Umgang mit diesen Dingen sein.

Der Nosferatu zuckte mit den misgebildeten, buckeligen Schultern. Für ihn war die Sache einfach. Es musste irgendwie weiter gehen.
 
Ja, man konnte von viel ausgehen, aber keiner konnte in die Zukunft sehen und das Schicksal manipulieren war auch eine Kunst, die sie nur dann machte, wenn sie vorort war. Sie hatte jedenfalls morgen anderes vor und so wie sie es sah, würde das vielleicht sowas wie ein Süssigkeitenladen für Zauberer sein, nur dass sie von denen keinen mitnehmen wollte, denn der könnte dann vielleicht genau das Puzzleteilchen finden, was Wien brauchte und das würde sie lieber unauffällig vernichten.

"Ja, da hast du recht, wir werden damit leben müssen, was sich ergibt und ja, es wird nicht viel anders, egal, wer morgen Prinz wird, unser Weg wird weitergehen und wir können, nur versuchen, damit umzugehen", sagte sie. "Das einzige, was wir aber nicht aus dem Auge verlieren dürfen ist die Vernichtung von Ziege und seinem Bild."
 
Bislang waren es immer die verzweifelten und riskanten Schritte gewesen, die am Ende die Lage vor dem Absturz bewahrt hatten. Vielleicht konnte es dem Nosferatu gelingen die nötigen Fäden zu ziehen um morgen ein Mal, nur ein einziges, verdammtes Mal, nicht den Notfallplan ausführen zu müssen, sondern allen die nötige Zeit zu verschaffen. Wie wunderbar, dass es dabei ausgerechnet gegen Buchett gehen sollte, denn das fühlte sich für Lurker immer noch ein wenig an wie der Kampf eines Nichtschwimmers gegen den weißen Hai.

Wenn der Belgier es morgen schafft allen den Kopf zu verdrehen und sich wieder in den Thron zu schwingen, dann starten wir noch morgen unseren Versuch, denn dann muss es schnell gehen. Bereite dich vor, schlimmstenfalls werden wir nur die Nosferatu und du sein, aber Stray hat so ein Motorrad, damit kann sie dich so ziemlich überall hin bringen, wenn du dich traust auf dem Höllending zu sitzen. Außerdem kenne ich Abkürzungen und Wege durch die Stadt mit denen man auch sehr schnell überall hinkommt. Das Einzige das ich morgen Nacht noch prüfen muss ist, ob ich noch durch meine Tunnel nach Burgh gelangen kann nach dem Unfall.

Den letzten Satz hatte er eher leise vor sich her gemurmelt, weil es mehr eine kleine Gedankennotiz an ihn selber war, dass er sich um die Tunnel unter der Stadt würde kümmern müssen, sobald die Menschen alles unter Kontrolle hatten.
Wenn der Tunnel blockiert wäre, würde sich eine Suche in Burgh schwierig gestalten.

Plötzlich blieb der Nosferatu einfach stehen als hätte ihn der Schlag getroffen. Die Dunkelheit in seiner Kapuze schien zu verschwimmen und wirbelte für einen Moment hin und her, als kaltes Entsetzen und plötzliche Erkenntnis wie ein Kübel voller Eis in sein Gesicht schwappten. Der Tunnel und Burgh. Ausgerechnet jetzt? Der plötzliche Geistesblitz erschütterte ihn so sehr, dass Kiera plötzlich die grauen, milchig trüben Augen des Anderen in seiner Verschleierung zu sehen bekam.

Bei allen....Kiera..der Tunnel....Das Gemälde ist in Burgh versteckt. Wir sind abgeschnitten worden.

War der Verborgene nun paranoid? Oder kombinierte er einfach nur richtig?
 
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