[16.04.2004 Mittags] Kings Pub - Quell der Erholung

Darkness

Headshot to be sure!
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Die Tür des Pubs öffnete sich und Raphael und Melody traten ein. Die gemütliche warme Atmossphäre des kleinen Pubs schlug den beiden Durchnässten entgegen wie ein Schwall voll Wohlbefinden auch wenn es ihr Innerstes nicht erreichte.

Raphael zog Melody einen der Stühle zurück und nahm ihr die nassen Jacken ab.

"Was willst du trinken?"

"Irish Coffee!" gab sie als antwort.

Darauf hin ging Raphael zum Tresen und bestellte zwei irish Coffee, dann kam er zurück und setzte sich zu Melody an den Tisch.
 
Melody muss trotz ihrer Stimmung schmunzeln weil Raphael -wenn auch nett gemeint- sich so um sie kümmert als könnte sie nicht selbst den Stuhl nach hinten ziehen und sich draufsetzen. Vielleicht ist es seine Art, sowas solls ja noch geben überlegt sie während er die Getränke bestellt.
Als erstes legt sie ihre kalten Finger um das Glas ihres Kaffees und seufzt, so als würde ihr in dem Moment eine große Last von der Schulter genommen werden. Zwar war die Atmosphäre hier drinnen gemütlich, aber dennoch sah man kein lachendes Gesicht. Der Umstand lässt sie dann doch langsam überlegen was hier los ist.
"Danke" meint sie leise wegen dem Kaffee und sieht Raphael wieder an. "Ist dir das auch schon aufgefallen? Es lacht niemand mehr. So als wären alle Gründe für ein Lachen plötzlich verschwunden." Ihre Stimme ist nur leise, wie die ganze Zeit schon schwingt ein leidender Unterton darin mit, und obwohl Loreena McKennit im Hintergrund läuft fällt ihr ein Lied von 3 Doors Down ein..
 
"Ich denke es wäre anmaßend zu glauben das nur wir Probleme hätten... und das Wetter trägt einen guten teil dazu bei die Melancholie und Depression der Gesellschaft zu steigern."

Er nippt an seinem Kaffee.

"Was hast du so gemacht bevor du zu Regeane gekommen bist? Hattest du einen Job?"
 
Die Kneipe war nur etwas besucht. Die Leute redeten nur sehr leise miteinander ... auch wenn in der Kneipe eher beschwingte irische Musik erklang. Die Leute ließen sich davon einfach nicht anstecken. Tom war etwas frustriert ... normalerweise liebte er seinen Job. Und er brachte die Leute immer zum schmunzeln ... aber hier war ja eine Trauergemeinde lustiger drauf ...

Der nickte dem Mann zu, machte die beiden Irish Coffee ... oO(Iiiihhh, gepanschtes Zeug ...) und brachte es den beiden. "Hmmm ... ist doch recht nass da draußen, was? Ich hoffe, das wärmt eucht etwas auf. Wollt ihr vielleicht nen guten irischen Eintopf? Der macht echt warm." Er nickte zu seinen eigenen Worten zustimmend.
 
Nein, das denke ich ja auch nicht. Aber normalerweise sitzen nicht schon Mittags alle in einer Kneipe und ertränken ihre Probleme im Alkohol.. naja.. Es war ihr aufgefallen wie so vieles schon immer, und wie so vieles war es vielleicht wirklich etwas ganz unwichtiges über das man sich keine Gedanken machen sollte. 'Kind, deine Sorgen möchte ich haben' hört sie ihren Vater in Gedanken sagen.
Tom bringt den Beiden aus unerfindlichen Gründen einen zweiten Kaffee, und Melody sieht ihn kurz fragend an ehe sie halbherzig grinst. "Wenns den immer doppelt gibt nehme ich noch zwei." Oh aber du könntest etwas essen.. "Ein Eintopf wäre klasse.. am besten zwei" Ein kurzer Seitenblick wird auf Raphael geworfen. Der muss halt einen essen, so wirklich gesund sieht er nämlich nicht aus, und jetzt noch das nasse. Melody nickt Tom leicht zu und wendet sich dann Raphael wieder zu
"Ich hab in einem kleinen Zeitungsverlag gearbeitet. Meine Mutter hat eine Tanzschule, da habe ich manchmal geholfen. Kurz bevor ich zu Regeane gekommen bin hat ein Typ bei uns gefragt wegen seiner bar, ob wir da nicht etwas mit der Tanzschule machen könnten oder so. Tanzabende.. meine Mutter hat mich hingeschickt. Das war der Kerl der mich mit zu dem Ball genommen hat.. tja.. Und was hast du für Partys in New York gefeiert?"
 
Tom nickte und ging in die Küche. Von dort hörten sie eine aufgeregte Frauenstimme, die leicht um ihre Fassung rang ... "Schau ihn dir doch an! Das ist doch nicht normal! Ich habe das nur kurz ... wirklich KURZ berührt!" Dann wurde es wieder leiser.
 
"Eine Tanzschule in der du ausgeholfen hast? Es... es ist etwas her, aber wir probieren heute Abend mal einen Tanz ja? Und über was hast du geschrieben?"

Er machte einen Moment Pause.

"Hm, meine Partys in New York habe ich mit Leuten gefeiert die ich nicht kannte... hunderte von Frauen und Kerle die sich ihren Stoff bei mir geklaut haben... das musste ein Ende finden. Ich bin nicht stolz auf diese Zeit, viel Geld kann einen sehr schnell in die falschen Bahnen leiten, jetzt habe ich ein Haus in der Nähe der JVA, aber ich werde es wohl nicht mehr bewohnen können, werde es verkaufen müssen... mir vielleicht ein neues suchen."
 
Tanzen? Ihr steht der Sinn grade nach vielem, und ganz am Ende der großen Liste befindet sich wohl das Tanzen. Aber weil sie denkt dass er es macht um sie aufzumuntern nickt sie leicht zu dem Vorschlag. Der Lärm aus der Küche lenkt sie für einen Moment ab, dann sieht sie wieder zu Raphael "Stoff.. du nimmst Drogen?" Sie fragt das so, als hätte sie die Bezeichnung Stoff für Drogen heute erst das zweite mal gehört. Feine Linien bilden Falten auf ihrer sonst glatten Stirn und ihre Mundwinkel verziehen sich leicht nach unten. "Oder hast du damit jetzt aufgehört?"
Die Abneigung ist ihr anzusehen, wenn auch wie vieles andere nur in abgeschwächter Form. Vielleicht sind Drogen ja auch genau das was ich jetzt brauchen könnte. Damit soll es einem ja so gut gehen
 
Nüchtern schüttelt Raphael den Kopf und fährt fast flüsternd fort.

"Koks, ich nehme Koks... und nein ich habe damit nicht aufgehört, es... es... es bringt vollkommen neue Möglichkeiten zu schreiben! Man ist um einiges Kreativer... aber... wenn es so einfach wäre wie es zu nehmen würde ich jederzeit aufhören..."
 
Drogen um noch kreativer zu werden.. das hätte sie mal ihren Eltern erzählen sollen, die hätten sie gekreuzigt. Wohl weniger wegen der Drogen als vielmehr wegen ihrer Ideen die sie dann gehabt hätte.

"Hmm aber du könntest doch einen Entzug machen" Melody blickt sich kurz um, aber sie reden eigentlich nicht laut genug als dass es einer von den Nachbartischen mitbekommen könnte.
"hast du dein Buch im Café? Dann würde ich gerne mal ein Stück darin lesen"
 
Immernoch ertönte die Stimme aus der Küche. "Vergiss es! Ich geh jetzt Tatjana suchen ... das muss ich ihr zeigen ..." Tom kam kopfschüttelnd und etwas blasser aus der Küche heraus und hatte zwei große Schalen mit irischem Eintopf in der Hand. "Lasst es euch schmecken! Wenn ihr noch was braucht ... sagt es ruhig." Dann ging er wieder in Richtung Theke.
 
"Ach... nein nein ein entzug... nein! Ja ich hab das Buch im Cafe, kannst es gern haben, ich geb dir auch ne Signatur! Was ließt du denn sonst so?" er zwinkerte.

"Ich hoffe wir haben keine Probleme bereitet?" fragt Raphael rein der Neugierde halber Tom und wirft dabei einen Blick auf die Küchentür.
 
"Eins mit Signatur.. klasse" Sie lächelt, auf seine nächste Frage hin muss sie aber erstmal einen Moment schweigen. "Tja.. Johnathan Kellerman lese ich gerne. Der schreibt Psychothriller. Das ist unglaublich spannend.. manchmal so spannend dass ich Angst kriege" Und tatsächlich, nach diesem Satz lacht sie.. zwar kein wirklich befreiendes oder gar herzhaftes Lachen, aber immerhin. Als müsste sie sich deswegen schämen blickt sie kurz zur Seite, wo Tom mit dem Eintopf auftaucht. Noch immer leicht grinsend sieht sie an ihm hoch. "Danke!"
 
"Ich... das klingt jetzt vielleicht etwas... komisch, aber... ich könnte heute Nacht etwas Gesellschaft berbrauchen, keine Angst, einfach nur jemand der da ist, keine männlichen Hintergedanken... " Raphael hasst sich einen Moment dafür das er dieses Thema angesprochen hat, alles was er an ablenkenden Themen aufgebaut hat, hat er in einem Satz durch seine verdammte Selbstsucht zerstört. DU IDIOT!
 
Tom schüttelte beschwichtigend die Hand ... "Die Cheffin hatte nur einen ... kleinen Unfall und ist jetzt natürlich etwas aufgelöst ... das gibt sich schon wieder." Er lächelte freundlich.
 
Das klingt in der Tat komisch.. und genauso komisch sieht Melody ihn an. Das Grinsen verschwindet von ihren Lippen und ihre Stirn legt sich wieder in Falten. "schläfst du nicht bei Greg?" Für sie war es vollkommen normal gewesen und mittlerweile auch geworden mit Regeane zusammen in einem Bett zu liegen und neben ihr zu schlafen. Ja eigentlich denkt sie bis jetzt noch dass das alle so machen. Auch wenn Regeane sich seit sie zurückgekommen war scheinbar ein anderes Bett gesucht hatte.
Aber dennoch.. die Vorstellung mit Raphael im Bett zu legen -von ihr aus auch mit männlichen Hintergedanken- hat sicher etwas reizvolles an sich.. und sie hatte ihn ja auch gefragt ob er mir ihr zur Pathologie geht um ihre Eltern nochmal zu sehen und danach für sie dazusein. Welche Frage ist jetzt seltsamer? Wahrscheinlich hört man öfter jene die er gestellt hatte.
"Also wenn Greg nicht bei dir schläft und du Angst hast oder so.. ja hmm.. ich glaube nicht dass Regeane etwas dagegen hätte"
 
Es gab genau zwei Dinge die Raphael verwirrten und im Erdboden versinken ließen.

1. Bei Greg? BITTE?

2. Angst? ICH IDIOT, WIE KONNTE ICH MICH NUR SO ZUM AFFEN MACHEN... OH HALLO SCHÖNE FRAU DIE IHRE ELTERN MORGEN IDENTIFIZIEREN MUSS... WOLLEN SIE VIELLEICHT OHNE SEX BEI MIR HEUTE ÜBERNACHTEN? ICH VOLLIDIOT!!!



"Oh... ich... äh... nein, ist schon gut, es... das war eine dumme Idee... vergiss einfach was ich gesagt habe..." Raphael schien allerdings nicht nur im Erdboden zu versinken, er schien auch noch trauriger geworden zu sein.
Er wünschte sich so sehr die Nähe eines MENSCHEN, und nun hatte er es sich selbst versaut...

Was für ein beschissener Tag!
 
Also irgendwas musste sie falsches gesagt haben, aber er hatte doch gesagt.. naja.. "Entschuldigung" murmelt sie noch und fängt dann an den dampfenden Eintopf langsam zu essen. Das kurze Lachen ist schnell wieder vergangen und eine Weile isst sie schweigend einfach weiter ihren Eintopf, bis ihr einfällt dass Raphael sie auch Sarah nennt.
"Eigentlich werde ich gar nicht Sarah genannt, nur von.. na von den anderen eben. Meine Eltern und meine Freunde nennen mich Melody" Wie auch immer sie jetzt darauf gekommen ist, sie sagt es ihm einfach. Was er damit anfängt ist immernoch seine Sache
 
"Melody? Ein... schöner Name, wirklich! Wie kommt das?"

Raphael scheint ein anderer mensch zu sein, eben noch gespräche suchend und vertrauenswürdig, scheint er jetzt abweisend und verletzt.
Auch er isst seinen Eintopf.

Aber er schaffte es nicht das eben gesagte unkommentiert zu lassen.

"Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen, es war eine dumme Frage, ich hätte sie nicht stellen dürfen... es ist nur... ich... ich brauche etwas lebendes bei mir, etwas warmes eine Person und kein Ding! Heute ist ein echt beschissener Tag, die letzten Tage waren für uns beide hart, da dachte ich, könnten wir uns vielleicht gegenseitig etwas Wärme geben... es... es tut mir wirklich leid, es war dumm von mir, es ist klar das du allein sein willst!"
 
Ich weiß nicht Melody hebt lustlos eine Schulter. Natürlich weiß sie weshalb ihre Eltern irgendwann angefangen hatten sie so zu nennen, aber sie hatte einfach keine Lust es zu sagen. Ist nicht wichtig. der Appetit ist ihr halb vergangen und sie lässt den Löffel einfach in den Eintopf sinken, sieht dabei zu wie er zwischen dem Gemüse untergeht, davon verschlungen wird..

Raphaels nächste Worte hört sie nur halb, den Schluss dafür umso genauer. "Wer sagt denn dass ich alleine sein will? Ich war die letzten 8 oder 9 Tage und Nächte alleine.. ich weiß es schon gar nicht mehr.. Ich bin fro wenn jemand mit mir redet oder einfach nur da ist.. verdammt. Sehe ich so aus als ob ich gerne alleine wäre?" Ihre Stimme hat etwas anklagendes, vorwurfsvolles an sich.. und ihr Blick ist fast noch schlimmer, verletzt und gleichzeitig irgendwie wütend
 
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