Gildenhaus [14.10.2015] ein offenes Spiel (e7-e5)

Magnus Eriksson

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Von Bredow wartete, bis das Taxi, das ihn abgesetzt hatte, wieder in der Nacht verschwunden war. Dann ging er die letzten paar Schritte zu Fuß. Der Wind blies kräftig entlang der Finster und er musste sowohl seinen Regenschirm, als auch seinen Hut gut festhalten, dass diese ihm nicht weggeblasen wurden. Es war nicht daran zu denken, den Schirm aufzuspannen und das ungeziemte Flattern seines Mantels war nicht zu verhindern.

Das letzte, was ich brauchen kann, ist, hinter meinen Hut herzulaufen, dachte er missmutig. Auch jetzt würde bereits die sorgfältig zurecht gekämmte Frisur leiden. Es wäre paranoid anzunehmen, dass die Tremere das schlechte Wetter befohlen haben, um mich schlecht aussehen zu lassen. Auf der anderen Seite werden sicherlich ständig irgendwelche Rituale in den Untiefen dieser Feste gewirkt und deren Auswirkungen lassen sich nur selten zu den Hexenmeistern zurück verfolgen. Wer weiß schon, was sie da tun? Wer will es wirklich wissen?

Die Burg war nur ein massiver Schatten vor dem grauen Nachthimmel. Die spärliche Beleuchtung ließ den Rest nur noch dunkler wirken. Fehlt nur noch ein Gewitter, um die Szenerie noch gespenstischer zu machen und bei dem Gedanken spähte von Bredow in die Wolken, ob sich just ein Blitz lösen mochte.

Als er den ersten Fuß auf die Brücke setzte, schwoll auch das Donnergrollen an, jedoch stieg es nicht vom Himmel herab, sondern von den Wassern herauf, die wütend unter ihm hindurch tobten.

Doch dem Fluss schenkte er keinen Aufmerksamkeit. Stattdessen wanderte sein Blick immer wieder zu den Zinnen hoch und suchte dort nach stummen Verteidigern, die Pech und Schwefel auf jeden Angreifer niederregnen lassen konnten, der versuchte gewaltsam das Tor zu erstürmen. Klang der Donner nicht auch nach heran preschenden Hufen von Schlachtrössern?
Schluss mit dem Unsinn!
, vertrieb von Bredow eisern die Hirngespinste. Es ist eine Sache, den Geist mit nutzlosen Dinge zu füllen, um einen spionierenden Eindringling zu verwirren, aber man sollte nicht selbst den Irrungen erliegen.

Er lenkte seine Überlegungen lieber in geschichtliche Bahnen, welches Adelsgeschlecht hier wohl geherrscht hatte und ob es noch sterbliche Nachkommen davon gab. Tatsächlich würde er die Herrin des Hauses gerne darauf ansprechen, falls sich die Gelegenheit ergab.

Mit einigen strammen Schritten hatte von Bredow die Brücke überquert und stand nun vor dem imposanten Tor. Sicherlich wissen sie bereits, dass ich hier bin. Immerhin werde ich erwartet.
Trotzdem würde er sich nochmals bemerkbar machen, so ihm ein Türklopfer oder Klingelknopf die Gelegenheit dazu bot. Allein schon der Höflichkeit halber...
 
Eine Klingel fand er neben einem Schlitz für Post in die dicken Mauern neben dem Eisentor eingelassen. Danach tat sich einige Sekunden gar nichts, wenngleich er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Ein eiskalter Luftzug zog trotz seines Mantels über seinen Rücken und er musste unwillkürlich schaudern. Dann endlich fuhr das Tor ohne Qietschen oder ähnliches nahezu lautlos zur Seite und gab den Blick auf einen beleuchteten Kopfteinpflasterweg frei, der unter einigen fast blattlosen Bäumen zu einem gepflegten Innenhof führte. Die Fenster waren an mehreren Stellen beleuchtet, sodass klar war: Diese Burg war keine Ruine sondern bewohnt und in einem hervorragenden Zustand. Der Kenner würde feststellen, dass hier unlängst alles saniert wurden war und sowohl das Gebäude, als auch der Garten gepflegt wirkten. Die kniehohen LED-Leuchten vertrömten ein sanftes, warmweißes Licht, dasss ihn zum Hauptgebäude führte. Dort befand sich im Anschluss an eine kunstvolle Granittreppe eine altertümliche, 2-flügelige Eichentür, die sich öffnete, als Von Bredow sich ihr näherte.

Eine junge Frau, Mitte/Ende 20 stand im Eingangsbereich und erwartete ihn offenbar. Die schwarzen Haare hatte sie sorgsam zu einem Knoten hochgebunden und sie trug eine schwarze Stoffhose, mit einer dunkelroten Seitenbluse und schwarzglänzende Schnürrschuhe mit wenig Absatz. Sonst war ersteinmal niemand zu sehen.
 
Es dauerte eine Weile bis von Bredow die gut vor ihm verborgene Klingel fand. Er war schon kurz davor mit dem Knauf des Regenschirms gegen das Tor zu hämmern und zu rufen, bevor er sie entdeckte. Warum müssen die Tremere immer so geheimnistuerisch sein?, ärgerte er sich.
Beim Durchschreiten der „Ruine“ nahm er anerkennend den guten Zustand zu Kenntnis, rümpfte aber die Nase über die unpassenden LED-Leuchten.

Als sich ihm eine weitere Tür öffnete, schritt von Bredow entspannt auf die Dame zu und blieb sicherheitshalber im respektvollen Abstand am Fuß der Treppe stehen. Von Bredow war nicht von beeindruckender Gestalt. Er war nicht übermäßig groß oder kräftig oder gutaussehend. Für den flüchtigen Beobachter könnte er irgendein älterer Spaziergänger sein. Sicher, seine dunkle Kleidung war von ausgezeichneter Qualität, aber selbst das war nicht offensichtlich, da von Bredow es nicht nötig hatte, seinen Wohlstand explizit zur Schau zu stellen, wie so viele Neureiche heutzutage.
Der Wind hatte innerhalb der Burg nachgelassen und fuhr nur noch sanft durch die Haare des pelzbesetzten Kragens. Mit einer lederbehandschuhten Hand nahm von Bredow seinen klassisch-eleganten Hut ab, nicht unähnlich jenem den auch Churchill so gerne getragen hatte und erlaubte dem Wind auch eine kurze Strähne des angegrauten Haars zu lösen. Man musste nicht über die extrem-scharfen Sinne eines Vampirs verfügen, um die Wolke von schweren Aftershaves zu bemerken, die herüberwehte.

Aus Respekt für seine Gastgeberin ließ von Bredow die Maske des harmlosen, alten Herrn fallen und strahlte sie mit seinem besten Raubtierlächeln an, scharf und und hungrig und mit blitzenden Augen. Er schwang seinen Hut und verbeugte sich in der Manier, wie es an den alten europäischen Adelshöfen üblich gewesen war. Mühelos übertönte seine kräftige Stimme das Rauschen des Windes:
„Ein schönen, guten Abend. Mein Name ist Gustav Albrecht von Bredow. Ich nehme an, ich werde erwartet.“
 
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"So ist es Herr von Bredow. Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Abend, mein Name ist Lara Blumhoff, die Assistentin der Seneshall. Bitte folgen Sie mir, ich geleite Sie zu Lady McKinney" erwiederte Lara proffessionell und ging, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick davon überzeugt hatte, dass er folgen würde, vorran. Nach wenigen Schritten im Inneren des eindrucksvollen Gemäuers kam eine weitere Dame italienischer Abstammung auf ihn heran getreten. "Möchten Sie ablegen, Herr von Bredow?" bot sie freundlich und mit deutlichem Akzent an und würde dann seinen Mantel so es sein Wunsch war, entgegennehmen und danach aus Sicht verschwinden. Die übriggebliebene Lara führte den Ventrue durch eine Art Wohnzimmer, dass auch als Wartezimmer oder Aufenthaltsruam genutzt werden könnte, zu einem Büro. Die Tür war verschlossen, sodass sie ihm deutete stehenzubleiben und kurz klopfte. Nach einem leisen "Herrein" öffnete sie und meldete: "Herr von Bredow ist eingetroffen, Mylady. Sind Sie bereit ihn zu empfangen?"

Lara verkniff sich ein Schmunzeln, als Caitlin ihr telepatisch sarkastisch mitteilte: "Jetzt ist er nunmal da. Da haben wir wohl wenig Wahl, nicht wahr? Mal sehen wie er sich anstellt." Laut antwortete die Tremere nur:"Aber ja, schick ihn bitte herrein". Dann trat die Guhlin beiseite und bat ihn mit einem kurzen Lächeln, einzutreten.

Die Seneshall stand im hinteren Teil des Raumes neben ihrem Schreibtisch und legte eine Akte weg, die sie offensichtlich zuvor durchgeblättert hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie aus Bequemlichkeit die Akten der Akademie kopiert und ihre eigene sammlung angefertigt, sodass die Seneshall über alle Informationen über die Kainiten Finstertals verfügte, die das Büro in der Akademie auch hatte. Ergänzte sie etwas, gab sie die Informationen auch an Lenas Sekretätin weiter, sodass sie alle immer auf dem aktuellen Stand waren. Es hatte sich als praktisch heraus gestellt. Und vieles war heute auf Datenträgern gespreichert, aber eben nicht alles. Die Gefahr durch Hacker war einfach zu groß. So bot das Büro eben genau den Eindruck eines Büros. Ein warm beleuchteter heller Raum mit Holzdielen und einem großen weißen Schreibtisch. Davor standen 2 Besucherstühle, dahinter ein Sessel vor einer großen Wand voll Akten und Büchern. Ein PC stand auf einem separaten Arbeitsplatz neben dem Fenster. Kunst oder Bilder gab es nicht, lediglich ein Strauß weißer Lilien stand auf dem Tisch. Es sah wenig wie das aus, was man sich als Arbeitszimmer einer Tremereregentin vorstellte. Eigentlich überhaupt nicht und so war zu vermuten, dass es sich um Caitlins Seneshallbüro handelte und sie in einem anderen Teil der Burg weitere Räume zum Arbeiten besaß. Caitlin Mc'Kinney selbst trug einen dunkelgrauen Anzug mit Blazer, sowie eine weiße Bluse und HighHeels. Ihre dunkelbraunen Haare waren offen und glatt zurückgekämmt, das Makeup sehr dezent. Dennoch vertrömte sie eine sehr selbstbewußte Aura, die Haltung damenhaft kerzengrade, der Blick ihrer sanften Rehaugen war interessiert und gleichzeitig herausfordernd.
 
Natürlich folgte von Bredow Lara durch die Räume zum Büro und er überließ der Italienerin seine Garderobe. Er mochte den italienischen Akzent der einen Dame, schüttelte aber unmerklich den Kopf über die ständigen Anglizismen der Assistentin. Eine kurze Haarsträhne, die der Wind gelöst hatte, verbannte er unnachgiebig wieder zurück auf ihren Platz.
Als er an Lara vorbei ins Büro eintrat, wischte er diese Nebensächlichkeiten zur Seite und konzentrierte sich ganz auf den Seneschall. Nach so vielen Jahren fiel es ihm sehr leicht, die wenigen, verbliebenen geistigen Regungen und Gefühle vollständig zu unterdrücken und seine Aura ruhig wie einen spiegelglatten See bei Windstille zu präsentieren.

Auch äußerlich wirkte er völlig entspannt, als er dem Seneschall eine Sekunde lang gegenüberstand, während er wartete bis sich die Tür vollständig hinter ihm geschlossen hatte.
Momentan nahm McKinney seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Erst später würde er die funktionale Einrichtung des Büros zu schätzen wissen und sich Gedanken über die Bedeutung der Friedhofsblumen machen.
Länger als eine Sekunde würde er ihrer Herausforderung nicht trotzen, bevor er langsam und etwas steif auf ein Knie hinab sank und seinen starren Blick auf ihre Füße richtete.
Von Bredow ging davon aus, dass es an seiner Stelle war, als erster zu sprechen, aber er hatte es nicht eilig und er wollte dem Seneschall nicht zuvor kommen, falls sie ihre eigenen Regeln hatte. Also erlaubte er ihr erstmal, ihn in Ruhe zu mustern und sich ein besseres Bild von ihm zu machen.

Offensichtlich hatte von Bredow den Kuss in einem späteren Abschnitt seines Lebens erhalten. Die ehemals dunklen Haare waren zwar noch nicht sehr gelichtet aber an mehreren Stellen schon grau, fast weiß. Die Farbe passte gut zu dem Anthrazit des Anzugs, der zweifellos nicht nur von bester Qualität, sondern auch hervorragend gepflegt war und nicht ein einziger Fussel oder Falte ließ sich darauf finden.
Sein Körper war von schmaler Statur, fast schon mager, mit hohlen Wangen und tiefliegenden Augen im eingefallenen Gesicht. Auch die Haut war blass und nicht gerade von einer gesunden Farbe, was nicht gerade ungewöhnlich für die Untoten war. In der Enge der Räumlichkeiten war der Duft des schweren Parfüms, den er verströmte, kaum zu ignorieren.

Seine Macht war gut unter dem Mantel von Höflichkeit verborgen, aber wer Körpersprache gut zu deuten wusste oder tief in die wenigen, blassen Farben seiner Seele blickte, sah den Widerwillen und die Kraft, die es erforderte sich beugen zu müssen.
 
Caitlin musterte den Neuankömmling eine Weile interessiert und machte sich ein erstes Bild von seiner Optik. Ob sie wohl den Charakter widerspiegelte? Sie ging irgendwie davon aus, dass nahezu alles an diesem Mann wohl inszeniert war. Ob das nun Bauchgefühl oder Erfahrung war, wahrscheinlich ein bischen von beidem.

"Erheben Sie sich, Herr von Bredow." sprach sie schließlich mit befehlsgewohnter ruhiger Stimme und zauberte ein kleines Lächeln in ihr Gesicht. Die Seneshall deutete auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch und fuhr fort. " Nehmen wir Platz." Sie setzte sich während sich der Ventrue erhob, zog seine frisch angelegte Akte zu sich heran und fragte natürlich die höchst rhetorische Frage, die ihn in die berühmte Bittstellerposition brachte: "Was kann ich denn für Sie tun?" Die Hände auf dem Schreibtisch ineinander verflochten, sah Caitlin Mc'Kinney den Gast abwartend an.
 
Der Ventrue begab sich gemessenen Schrittes zum zugewiesenen Platz. Nachdem er noch einmal kurz seine Kleidung glatt gestrichen hatte, setzte er sich dem Seneschall gegenüber, ohne diese aus den Augen zu lassen. Er ließ einen kurzen Moment der Ruhe einkehren, bevor er antwortete:
„Es ist mein Wunsch die Traditionen zu ehren und dem Herrscher von Finstertal meinen Respekt zu zollen. Ich bitte um Aufnahme in diese Domäne.“

Von Bredows Stimme war tief, ehrerbietig und triefte von Pathos, als er sich auf die jahrhundertalten Traditionen berief, als würde er einen magischen Treueschwur leisten. Es war offensichtlich von großer Bedeutung für ihn.
 
Perfekt vorgetragen, so sollte es sein. Jetzt wurde es aber Zeit, dass er sie mal aufklärte, wer genau er war. Was Lara über ihn in Erfahrung gebracht hatte, war schließlich recht dünn gewesen und Caitlin hatte in den letzten Jahren nicht jedem das Bürgerrecht verliehen. Sie war stolz darauf, dass es so ruhig in Finstertal geblieben war und das schob sie auch der geringen Fluktuation der Mitbürger zu. Wer hier lebte, hatte zumeist das Schlimmste mitgemacht und sie waren zu einer starken Gemeinschaft geworden. Das setzte Caitlin nicht auf´s Spiel, weil die Blaublüter ihre Macht mehren wollten.

"Sie befinden sich an der richtigen Stelle, Herr von Bredow. Im Auftrag von Prinz Cruiz obliegt es mir, Ihnen das gewünschte Bürgerrecht auszusprechen. Doch bitte, warum sollte ich dies tun? Welchen Vorteil bringen Sie unserer Stadt? Erzählen Sie mir bitte von sich selbst und Ihren Absichten." verlangte Caitlin freundlich, aber bestimmt.
 
Es war schon viele, viele Jahre her, seit von Bredow sich das letzte Mal einem Bewerbungsgespräch stellen musste. Aber die Fragen waren berechtigt und er hatte ja auch nichts anderes erwartet. Insofern konnte er flüssig die gut vorbereitete Geschichte vortragen. Als erstes die freundliche Version, um es im Guten zu versuchen. Er hoffte wirklich, dass er die anderen Versionen nicht brauchen würde... oder nur Teile davon:

„Selbstverständlich. Als erstes möchte ich Ihnen für die Gunst und Ehre danken, mich so kurzfristig zu empfangen. Mein verehrter Primogen Moishe ben Levy hat ausdrücklich die langjährige und konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen gelobt und nicht zu viel versprochen. Als loyales Mitglied meines Clans der Ventrue beabsichtige ich dieser Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Mit mir gewinnen Sie und Finstertal einen standhaften Verteidiger der Traditionen der Camarilla, der gerade in diesen turbulenten Zeiten eine Säule der Stabilität sein kann, an denen sich andere, verlorene Kainiten von geringerer Abstammung aufrichten können.
Ich beabsichtige einen beträchtlichen Teil meines Vermögens hier in Finstertal zu investieren, was die Bedeutung der Stadt weiter verbessern und gegen zukünftige Krisen sichern wird. Und aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen unseren Clans würden Sie davon mehr als andere profitieren.“

Nun, das war ein Angebot. Mal hören, was sie wirklich wollte.
 
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