Pip war überrascht, doch nicht im negativen, sondern im positiven Sinne. Ein schelmisches Lächeln umspielte sein Gesicht und kurz hörte das Geplapper um Jean auf. Doch plötzlich ist es so, als würde der Gangrel in ein tiefes Loch gestoßen werden und die Umgebung um ihn begann zu verschwimmen, als würde er mit großer Geschwindigkeit fallen. Dabei drehte er sich im Fallen und sah, wie die Schwärze um ihn herum plötzlich mehrere rötliche Färbungen annahm und er scheinbar in einen tiefen Trichter fällt, an dessen Ende ein warmes Licht pulsierte.
Kurz hörte er auch noch sein Tier aufjaulen, doch dann ist es still. Eine Stille, die vollkommen ist umfasst den Gangrel und das Licht strahlt eine angenehme Wärme und Zufriedenheit aus. Sein Tier schweigt, ja es ist sogar nicht mehr zu fühlen, als wäre es verschwunden...als wäre er von seinem Fluch befreit. Das Licht pulsiert Leicht, als würde es ihn rufen und ewigen Frieden versprechen. Jeans Augen füllten sich mit Tränen und er spürte einen Frieden in sich, wie noch nie...
Doch von einem auf den anderen Augenblick, eh er es erreichen kann, zerbirst das Licht wie ein Spiegel und auch der rote Strudel um ihn herum bekommt risse und zerbricht, wobei scheinbar Millionen von Scherben auf ihn einstürzten und tiefe Schnitte hinterlassen. Doch jeder Splitter trägt eine Geschichte in sich und mit jedem Schnitt durchflutete Jeans Geist eine unglaublich intensive Vision.
Er liegt in seinem Bett und schaut voller Angst zur Decke. Sein Vater hat gesagt, dass er die Dunkelheit nicht fürchten bräuchte, doch sieht er ganz klar die Monster in ihr. Plötzlich öffnet sich sein Schrank und er sieht eine Gestalt dort drinnen und pinkelt vor Schreck ins Bett. Morgen werden seine Eltern wieder mit ihm schimpfen, doch er stürmt aus dem Zimmer mit Tränen im Gesicht und schreit nach seinem Papa...
Er läuft durch die Straßen und lächelt über beide Backen. Morgen wird er sie fragen und sie wird ja sagen! Plötzlich ertönen die Warnsirenen und er schaut zum Himmel...ein greller Blitz, unerträgliche Hitze und dann nichts mehr...
Er liegt gefesselt in einer Zelle. Sie sagen, er sei verrückt! Er! Verrückt! Er muss kichern...diese Idioten! Als die Wächter kommen versucht er sie zu beißen, doch es nützt nichts und sie bringen ihn zu dem Foltermeister. "Keine Angst mein Guter, wir werden ihnen helfen." die Stromschläge rasen durch seinen Leib und nach der Qual, kommt die Finsternis.
Er liegt in den Armen einer Frau und schaut entspannt zur Decke...Ja, sie ist die richtige...
Überall um ihn herum, schlagen Kugeln ein, Jimmy hat es gerade erwischt und er betete wie wild zu Gott, dass er ihm helfen soll...
Ein dunkler Tunnel, dann ein grelles Licht und komische Leute in Weiß. Ihm ist Kalt und er wird auf den Hintern geschlagen. Warum? Er schreit aus leibes Kräften, weil ihn die Angst packt...
Ein Mädchen mit großen Puppenaugen und rotem Kleid schaut ihn fragend an. An ihrer Seite ein großes Messer und hinter ihr die Flammen. "Ist dir kalt?"
Noch tausend andere Visionen durchfluten Jeans Geist. Jede mit einem anderen starken Gefühlseindruck, gute wie schlechte und langsam merkt er, wie sein Geist daran zerbricht. Jedes Mal, geht ein Stück von ihm mit der Vision mit und ein neuer Teil kommt dazu. Doch etwas packt ihn und das warme pulsierende Licht, streift ihn noch ein letztes Mal und nimmt das Versprechen des ewigen Frieden mit sich.
Eine Gestalt beugt sich über ihn in einer Kutte und ein Kindergesicht schaut zu ihm hinunter und lächelt. Dann sieht er die Augen, tiefe Schwärze und Sterne in ihr.
Als der Gangrel wieder halbwegs klar bei Verstand ist, liegt er auf seinem Stein und schaut in den Nachthimmel. In tiefe Schwärze und Sterne...langsam kommen die Geräusche der Außenwelt wieder zu ihm und er merkt, dass er geweint hat. Von Pip ist nichts mehr zu sehen und auch die Erinnerung an das gerade erlebte, fängt langsam an zu verblassen. Doch nur langsam und immer bleibt ein Gefühl, dass man etwas übersehen hat oder hätte sehen können, wenn man nur eine Sekunde länger zugesehen hätte.
Das Versprechen des Frieden ist weg und Jean ist wieder alleine in dieser groben und kalten Welt.