[13.05.2008] Angetreten zur Steinigung

Maximiliano

Methusalem
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Rudolf fühlte wie sich sein Magen verkrampfte, zumindest geistig, als der Wagen auf dem Parkplatz hielt. Auch der Blick auf Kreuzners breite Schultern vor ihm beruhigte ihn nicht sonderlich. Am liebsten hätte er seinen Leibwächter mitgenommen, aber was hätte ihm das schon genutzt? Er seufzte und gab dem Mann die üblichen Sicherheitsanweisungen, ehe er dann aus dem Wagen stieg.

Er hatte sich wirklich beeilt, nachdem er heute Nacht erwacht war. Die Haare auf Milimeterschnitt getrimmt, einfacher grauer Anzug mit schwarzer Krawatte. Dann ab in den Wagen und schon stand er vor dem Höhlenlöwen. Der Löwin der Höhle. Seine Finger steckten in braunen Handschuhen und zupften seinen Kragen zurecht, während er den Eingang ansteuerte, durch den er schon einmal getreten war. Diesmal marschierte allerdings kein grimmiges Sturmgeschütz vorneweg.

Gestern Nacht, nach der Party, hatte er sich vor dieser verdammten Tür die Beine in den Bauch stehen dürfen. Eigentlich hätte diese ... Unterhaltung ... schon in der letzten Nacht stattfinden sollen. Und obwohl Vampire ja angeblich jede Ewigkeit Zeit hatten, durfte die Verzögerung dem Drachen nicht gefallen. Eher weniger wegen der verlorenen Zeit, mehr weil sie ihren Willen nicht bekommen hatte. Da waren Vampire wirklich empfindlich, besonders je älter sie waren. Wozu also noch irgendeine Hoffnung hegen?

Mit einem Mal und natürlich viel zu früh stand er vor dem gußeisernen Türklopfer, den er um nichts in der Welt anfassen wollte, und betätigte ihn. Weil ich gerne weiter leben würde?, fiel ihm eine Antwort auf seine Frage ein, während er darauf wartete, ob die Statthalterin bereits in ihrem Büro war und ihn herein ließ.
 
Es war zwar noch früh, aber die Tür öffnete sich für Rudolf dieses Mal und der Weg zu der Archontin war frei.
 
Der Teil seiner selbst, der dieser Begegnung lieber ausgewichen wäre und auf eine geschlossene Tür gehofft hatte, seufzte gequält auf. Der Teil seiner selbst, der dem Erscheinungsbild der Archontin verfallen war, seufzte begierig. Und der Teil seiner selbst, der sonst so gern und schnell mit zynischen Kommentaren bei der Hand war, schwieg.

Rudolf betrat den Vorraum und konnte ein kurzes Zögern seines Schrittes nicht verheimlichen. Wahrscheinlich war auch die Schluckbewegung seines Kehlkopfes gut zu sehen, sofern man sich die Mühe machte ihn zu beobachten. Ja, er war durchaus nervös. Unsterblichkeit war nicht wirklich Unsterblichkeit, wenn man sie dir wieder wegnehmen konnte. Und wahrscheinlich wäre er damals gleich gestorben, wenn nicht ein Teil seines Ichs unbedingt überdauern wollte, diese Welt einfach nicht loslassen wollte. Der Teil seines Ichs, der jedes Risiko scheute und die Wurzel jeder Paranoia bildete.
Aber zum Glück bestand er ja aus vielen Teilen. Schon etwas älteren Teilen. Er kam ja nicht nackt, er hatte einen Plan. Er musste nur ruhig bleiben, zumindest in seinem Verstand. Die Dinge nicht überstürzen, abwarten bis zur rechten Gelegenheit. Einen kühlen Kopf bewahren und sich seiner selbst sicher sein. Den letzten Rest des Chaos in seinem Verstand von letzter Nacht ausblenden. Und seinen Mut zusammen halten.

Falls er ins Büro der Statthalterin gelangte und diese ihn direkt empfing, verbeugte er sich einem Ancilla angemessen tief und zeigte ein freundliches Lächeln, dem ein geschulter Beobachter aber einerseits Nervosität und andererseits Verzückung ansehen konnte. Dann wartete er brav darauf angesprochen zu werden, schließlich hatte er den niederen Rang.
 
Sybille sah auf und musterte Rudolf einen Augenblick.

"Guten Abend", sagte sie. "Setzen sie sich doch.
Ich rechne es ihnen an, dass sich sich freiwillig bei mir melden."

Da es noch viel mehr Neuankömmling gab und die meisten davon sich wenig ruhmreich verhalten waren, war das Vergehen des Tremere schon fast nicht mehr so wichtig.

"Ich hoffe mal, die Benutzung von Disziplinen in einem Elysium wurde ihnen nicht durch ihren Erzeuger gelehrt."
 
Die Archontin sah sogar noch besser aus als in seiner Erinnerung. Dabei waren Erinnerungen doch stets subjektiv gefärbt. Doch obwohl er die Anziehungskraft von dieser Erscheinung sehr wohl spürte, blieb er einigermaßen gefasst. Es war wie in seinen Lernjahren: solange die Tür des Lehrmeisters noch geschlossen war die Sache aus irgendeinem Grund weitaus entnervender.

Er verneigte sich noch einmal und erwiderte, da er angesprochen wurde, ein wie er hoffte möglichst neutrales: "Guten Abend, Exzellenz." und "Danke". Dann nahm er das Angebot an und setzte sich.

Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, als Sybille seinen Erzeuger erwähnte. "Nun, genau genommen wurde mir beigebracht keine Dummheiten zu begehen oder sich nicht dabei erwischen zu lassen. Zu meinem Leidwesen war ich allerdings nie Klassenbester." Er versuchte es erst einmal mit seiner bewährten Offenheit. Zumal die Frau mit Sicherheit viel mehr Erfahrung darin hatte ein Schauspiel zu durchschauen, als er eines aufzuführen.
 
"Ja, das kann ich mir vorstellen", sagte Sybille und grinste. "Nun sind sie aber aufgefallen und so etwas darf natürlich nicht ungeahndet bleiben. Ihrer Regentin wurde für einen ähnlichen Verstoß ihr persönlicher Guhl entzogen." Es klang, als würde sie das so nebenher sagen. "Wie lange sind sie schon im Stab von Herrn Grimm? Hat er sie angestiftet, die Stadt auszuspionieren?"

Nun es war nicht klar, ob sie darauf wirklich eine ehrliche Antwort erwartete, es war auch nicht zu erkennen, ob sie eine Kraft auf ihn anwandte oder einfach nur von Natur aus eine sehr einnehmendes Wesen hatte.
 
Da Rudolf einige Erfahrung hatte wie die Maus vor der Schlange zu hocken, war sein innerer Gleichmut nicht so schnell zu erschüttern, besonders wenn man auf seinen nicht vorhandenen Stolz zielte. Es half ihm also, erst einmal abschreckende Beispiele und abwertende Bemerkungen um die Ohren geschlagen zu bekommen. Das Grinsen der Archontin jedoch löste im Lustzentrum seiner selbst ein kleineres Beben aus.

"Ich traf den Primogen meines Hauses erstmals in Finstertal", antwortete er ruhiger Stimme und ging auf die Bemerkung über die Regentin nicht ein. Was hätte er auch sagen sollen? Richtig so! Immer feste drauf!? "Und meine Spionage-Anweisungen betreffen nur den Clan der Nosferatu." Gut, das waren jetzt schon fast Interna, aber ohne Speck fing man keine Mäuse. Er hoffte nur, sie würde nicht versuchen ihn um nicht bekanntes Wissen zu erleichtern.
 
"Nun ja, das pfeifen fast schon die Spatzen von den Dächern, dass es eine Fehde zwischen ihrem Clan und dem der Verborgenen gibt", erwiderte Sybille. "Das Eintreffen von Herrn Grimm hat hier erhebliches an Unruhe hereingebracht und könnte den Frieden stören, von daher möchte ich sie als Sühne bitten, mir mehr über diese Geschichte zu erzählen."

War sie denn auch in der Lage Lügen zu erkennen? Das konnte man bei einer so mächtigen Ahnin nie wissen.
 
Na, da hatte sie ihn jetzt aber erwischt. Es hörte sich so an, als wüsste die Statthalterin keine Einzelheiten der Angelegenheit. War das wahrscheinlich? Wohl kaum. Aber wenn sie schon im Bilde war, was war das dann? Eine Sondierung seiner Loyalitäten? Schon eher.

"Nun", kaufte er sich gedehnt für seine Antwort zusammen mit einem entschuldigenden Lächeln erst einmal Zeit. Dann hatte er sich seine Worte zurecht gelegt: "soweit es mir bekannt gemacht wurde, geht es um einen Menschen. Oder einen Ghul. Er war der Diener eines Koldunen, der die Stadt unsicher gemacht hat aber wohl vernichtet werden konnte. Dieser Diener jedoch kann nicht vernichtet werden. Wenn er stirbt kehrt er immer wieder zurück von den Toten. Dieser Zieglowski befand sich im Gewahrsam des Gildenhauses, wurde aber von den Nosferatu geraubt. Warum und wie ist mir nicht bekannt. Aber ich habe den Eindruck meinem Primogen wurde jedes Mittel gestattet, um diesen Menschen wieder auf unsere Seziertische zu bekommen."

Mit Ausnahme des letzten Satzes gab er damit keine Informationen preis, die Sybille nicht auch von Clansfremden hätte erfahren können. Oder schon hatte. Diese mysteriöse und angebliche Zwillingsschwester der Regentin schien in dieser Hinsicht weitaus mehr zu wissen als er selbst. Und mit dem letzten Satz lehnte er sich eher weit aus dem Fenster der Spekulation, als Geheimnisverrat zu begehen. Spekulation war allerdings nicht der Grund, sondern eher Grimm einen Vorteil zu verschaffen. Denn eigentlich war es ja unwahrscheinlich, dass der Alte tatsächlich jedes Mittel anwenden durfte. Aber wenn die Toreador dies glaubten, ein großes Wenn, dann war man vielleicht eher bereit Grimm in irgendeiner Weise entgegen zu kommen. Soweit seine Milchmädchenrechnung.
 
Tja, Zwillingsschwester der Regentin, irgendwie war das bis jetzt an der Führung noch etwas vorbeigegangen, auch wenn Helena diese erwähnt hatte, doch bis jetzt hatte sie diese nur als die Frau in dem auffallenden violetten Kleid im viktorianischen Stil im Kopf, was diese für eine Magie haben könnte, hatte sich ihr noch nicht erschlossen.

Und natürlich würde sie sich mit Madam Guil absprechen, respektive dürfte Galante gerade dabei sein, während der junge Tremere sprach betrachtete sich Sybille dessen Aura, es hatte doch einen Vorteil für die Toreador zu arbeiten, denn so hatte sie diese Dinge doch fast bis zur Meisterschaft gebracht.

"Wissen sie, der Haken an der Geschichte ist, dass uns ihr Clan darüber im Unklaren gelassen hat, dass es sich bei Zieglowski um eine Experiment der Toreador handelt, da könnte es sein, dass die hohen Herrschaften noch einmal darüber verhandeln werden." Sie würde dann doch auch wirklich Rudolf noch eine Neuigkeit bekommen.

"Nun zu ihrer Strafe." Ihre Augen bohrten sich in die seinen und für einen Moment schien sie zur Eiskönigin zu werden. "Haben sie etwas anzubieten?"
 
Na, das war ja ein Hammer. Nicht die Tatsache, dass die Toreador sich hatten über den Tisch ziehen lassen. So wurde nun mal unter Vampiren gespielt und die Toreador hätten es auch getan, nur nicht gekonnt wie es aussah. Wobei er natürlich immer noch nicht um die Abmachungen der hohen Herrschaften wusste, wer immer das sein mochte. Nein, der Hammer war die Tatsache, Behauptung mein ungeduldiger kleiner Freund, dass dieser Unsterblichkeitsjuju von den Toreador erschaffen worden war. Wie sollten sie das geschafft haben? Mit ihren Pinseln? Oh ... Womöglich hatte Oscar Wilde mehr als nur seine Phantasie als Romanvorlage. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Kiera.

Rudolfs wirbelnde Aura wurde gerade orange grundiert, überlagert von einem hellen Blau, welches sich hier und dort immer wieder dunkel färbte. Ein ruhiger Geist, der seine Furcht in sich barg und den üblichen Argwohn trug. Möglicherweise war auch die Ahnung violetter oder tiefroter Funken zu sehen, die wie ein Schwarm winziger Fische durch den Strudel der anderen Farben glitten.

"Nein, das wusste ich nicht", erwiderte er entschuldigend, "und ich kenne weder die beteiligten Herrschaften noch die geschlossenen Handel." Er legte viel Wert darauf seine Stimme möglichst ernsthaft zu klingen und dementsprechend ernst war auch seine Miene. Er hoffte seiner Gegenüber so klarzumachen, dass er weder eingeweiht noch beteiligt war. Sie also in dieser Angelegenheit über ihn kaum etwas erreichen konnte.

Dann war also nun am Ende seine Strafe fällig. Er lächelte vorsichtig und wagte sich ein Stück aus seiner Deckung: "Leider bin ich nur ein sehr durchschnittliches Exemplar an Fähigkeiten, wie auch meine Diener. Darüber hinaus fehlte bisher die Zeit nennenswerte Ressourcen in der Stadt zu schaffen." Falls Sybille seine Aura immer noch unter der Lupe hatte, dann konnte sie jetzt eine verwirrende Stichflamme von Stolz wahrnehmen, falls sie sich nicht geirrt hatte. War der Tremere etwas stolz auf seine Durchschnittlichkeit? "Aber ich kann mich an die Worte von seiner großzügigen Exzellenz Galante erinnern. Nachdem wir diese unangenehme Angelegenheit der gestrigen Nacht in der Kunstakademie bereinigt hatten." Was er meinte? Die in Aussicht gestellte Belohnung für die Hilfe bei der Massengehirnwäsche natürlich.

"Wenn ihre Exzellenz", damit meinte er nun wieder diese unglaublich anziehende Eiskönigin direkt vor ihm, "so großzügig wären mir meine wohlverdiente Strafe zu erlassen, würde das eine Entlohnung meiner Dienste natürlich überflüssig machen. Außerdem könnte ich ihnen ...", er zögerte kurz und musste sich überwinden, fuhr dann aber doch fort, "... eine Quelle für mehr Informationen über diesen Streit zwischen Tremere und Nosferatu nennen. Eine Quelle, die weder zu den Nosferatu, noch zum Gildenhaus gehört." Angeblich. "Aber mit besten Beziehungen zu beiden Seiten."
 
Vielleicht hatten es auch nur die Finstertaler Toreador gewußt, vielleicht hatten es sogar nur die Familie Buchet und Johardo gewußt, wenn es Guil gewußt hätte, wäre es vielleicht anders gelaufen.

Er schien es wirklich nicht gewußt zu haben, gut, aber wen verwunderte es bei gerade diesem Clan, der eigentlich keine Feinde brauchte, weil jeder jedem Feind war und gleichzeitig alle unentrinnbar gebunden waren, was für ein Fluch. Vielleicht konnte man da wirklich stolz sein, durchschnitt zu sein, so dass weder die Obrigkeiten auf einem ausmerksam wurden und die, die unter einem standen, keinen Grund sahen, gegen einem vorzugehen.

"Nun, sie haben Recht, in der Situation haben sie sich als ausgesprochen dienlich erwiesen und ich verlasse mich einfach darauf, dass sie sich auch den kommenden Aufgaben nicht entziehen werden. Ich kann ihnen vermutlich nicht sagen, sie sollen sich aus den Streitigkeiten heraus halten, denn ich denke mit ihren Vorgesetzten dürfte dann nicht gut Kirschen essen sein", erklärte sie schließlich. "Aber wenn sie mir hin und wieder einige Informationen zukommen lassen, sollte es ihr Schaden nicht sein, vielleicht legen sie Wert auf ein Leben außerhalb des Gildehauses."

Sie konnte natürlich nicht wissen, ob Grimm so etwas zu lassen würde, doch das würde Rudolf schon selber wissen müssen.

"Sie meinen also, es gibt Leute, die außerhalb der verfeindeten Clans stehen und trotzdem Bescheid wissen, das klingt doch einigermassen interessant."
 
Erleichterung machte sich in Rudolf breit. Er hatte sogar eine Kraftprobe mit der Archontin befürchtet und sich dementsprechend vorbereitet, aber sie ersparte es ihm sich auf ihre Speiseliste zu setzen. Mit dieser Bestrafung jedenfalls konnte er sehr gut leben.

"Oh, ich habe schon immer Wert auf mein Leben gelegt, keine Frage", erwiderte er zweideutig auf ihr ... Angebot? "Und Schaden vermeide ich deshalb gerne." Wahrscheinlich amüsierte es sie, wie er sich mit den Worten wand, vielleicht kannte sie ja die Geschichten, die man frischen Lehrlinge erzählte, über Tremere die ein böses Wort gegen den Clan sprachen und sich dann in eine Feuersäule verwandelten?

Dann musste er sich erst einmal räupsern, um sein schlechtes Gewissen herunterzuschlucken. Er hatte weniger Übung darin Leute anzuschwärzen, als Leuten zu helfen dies mit ihren Feinden zu tun. "Kiera McKinney, Exzellenz, die", er verschluckte das angebliche, "Zwillingsschwester der Regentin. Sie scheint sehr gut vernetzt und informiert zu sein. Ich lernte sie auf dem Ball kennen." Sie hatte sich zwar als außerordentlich auskunftsfreudig und gute Gesellschaft erwiesen, deswegen auch der Anflug eines Gewissens, aber sie hatte auch versucht ihn auszuhorchen. Da war er sich einigermaßen sicher. Und sie hätte ihn mit Sicherheit ebenfalls verkauft, wenn es ihre Haut gewesen wäre. Er war ja ein Tremere. Wobei ... so richtig verkauft hatte er sie ja nicht. Er wusste ja von keinem Druckmittel gegen die Frau. Wie dem auch war, jetzt war es eh zu spät.
 
Es gab definitiv schlimmeres als den jungen Tremere und wenn man diesem vielleicht ein wenig Freiheit verschaffte, wer wußte, was sich ergeben würde. Ob wirklich Lehrlinge in Feuersäulen aufgingen? Wer wußte das schon, jedenfalls gab es nachweislich welche in diesem Clan, die einfach so im Nichts verschwanden.

"Nun gut, dann denke ich, sie werden sich dem Angebot würdig erweisen." Das Lächeln machte aus der Eiskönigin dann schon wieder eine begehrenswerte Frau, die mehr versprach als je eine zuvor.

"Hm, irgendwie höre ich den Namen immer wieder." Es war ihr nicht ganz recht, wenn eine Caitiff Zünglein an der Waage werden sollte, doch hin und wieder ließ sich das nicht vermeiden. "Ich denke, ich werde mich wirklich mal mit der Dame unterhalten müssen. Man erzählt sich, sie befaßt sich mit Voodoo, wissen sie darüber etwas?"
 
"Sie sagt sie ist eine Mambo. Ich glaube das bedeutet sie ist so etwas wie eine Priesterin. Ich hatte leider noch keine Zeit um in die Bibliothek zu gehen", erwiderte er und war sich nicht ganz sicher, ob ihm die Eiskönigin nicht doch besser gefiel. "Aber da ich das sowieso vor hatte, kann ich sie ja wissen lassen, ob ich etwas interessantes finde." Er hatte allerdings keine Ahnung wie es um die Bibliothek im Gildehaus stand. Und ob er dort etwas finden konnte. Wenn seine abstruse Theorie über die wahre Natur der Zwillinge stimmte, dann würde er nicht einen Fetzen über Voodoo finden. Oder doch?
 
Was einem bei Voodoo immer einfiel waren Zombies - Leichen, die aus den Gräbern aufstanden und Schwarze, die ungesehen durch die Nacht streiften, aber das es das nicht wirklich sein konnte, hatte Sybille schon gehört, trotzdem lief ihr da genauso ein kleiner Schauer über den Rücken, wie es bei Giovanni-Nekromanten auch war.

"Also keine Disziplin, die auch bei Haus und Clan betrieben wird", sagte sie dann. Wer von den Schwestern wohl wirklich herausfinden konnte, wo sich jemand befand? "Na schön, es wäre schön, wenn sie etwas darüber herausfinden würden. Aber ansonsten führt wohl kein Weg daran vorbei. Was für Dinge kennt sie denn, die interessant sein könnten und die sie mir nicht mitteilen könnten."
 
Kein Voodoo bei den Tremere? Das wollte er nicht beschwören. Alles was entfernt mit den beiden Wörtchen Blut und Magie zu tun hatte, war auf der Liste. Besonders in der Mittel- und Südamerika-Abteilung mochte es mit Sicherheit Tremere geben, die sich dafür interessierten.

"Nun, sie ist kein Mitglied des Gildenhaus. Aber die Verbindung ist offensichtlich. Ich bin mir nicht sicher wie stark die Verbindung dieser ... Schwestern ist. Aber sie befinden sich in derselben Domäne, oder?" Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwestern sich nicht ausstehen konnten und sich daher bekriegten statt unter die Arme zu greifen, war doch verschwindend gering. "Und da sie keine Tremere ist, könnten ihr ihre Kontakte bei den Nosferatu Dinge erzählt haben, die sie einem Tremere niemals erzählen würden. Sie sagte etwas von einem Gargylen und einem Bild. Aber ich glaube den Teil des Gesprächs habe ich nicht mehr so richtig im Schädel. Wahrscheinlich weil dieser zuvor weich geklopft wurde." Der Schauer einer unangenehmen Erinnerung lief kalt durch sein Bewusstsein.
 
Sie wohnen sogar in einem Haus, dachte die Archontin, aber das sagte sie nicht.

"Das könnte schon sein, die Frage ist nur, ob sie die Infos nicht nur an ihre Schwester gibt", sagte sie dann. "Aber ich denke, ich werde sie mir mal einbestellen, vorallem wenn es um die Sache mit Prinz Buchet geht." Dass Helena erzählt hatte, dass es Kiera gewesen war, die Kainskinder aufspüren konnte, ließ die Aussage der Regentin in genau diesem Licht erscheinen.
Ja, es gibt da eine Geschichte um ein Bild, hat ihnen doch bestimmt ihre Regentin erzählt, oder?" Es war aber schon erstaunlich, dass gerade eine Clanslose solche Sachen wußte, vielleicht war Voodoo garnicht so uninteressant.
 
"Ich kann ihnen leider nicht viel mehr über die Schwestern sagen. Ich habe mich mit beiden erst einmal unterhalten können." Es hatte definitiv seine Vorteile unwissend zu sein.

Auf die Frage nach dem Bild schüttelte er den Kopf. "Nein. Es war wohl nicht notwendig." Oder sie hatte es ihm erzählt, allerdings als ihre Schwester. "Auch mein Primogen erwähnte dieses Bild nicht." Er fragte sich warum. Wahrscheinlich, weil es tatsächlich nicht notwendig war. Fußsoldaten sollten nie mehr wissen, als sie mussten. Verhinderte eine Menge Probleme. Aber bestand nicht auch die Möglichkeit, dass Grimm gar nicht von dem Bild wusste?
 
Ja, er schien wirklich nicht gesagt bekommen zu haben, das war wohl bei allen Clans so und bei HuC noch viel schlimmer, nur keine Informationen rausgeben. Sybille fragte sich gerade, ob die Caitiff es ihm absichtlich erzählt hatte, denn dumm konnte diese nicht sein, wenn sie weit über 100 Jahre überlebt und bei den Dortmunder Ventrue einen Stein im Brett hatte.

"Nun, ich kann ihnen im Moment zu dem Thema auch nicht mehr sagen, aber vielleicht erfahren wir bald mehr, ich hoffe, sie werden dabei sein, wenn wir den Prinzen befreien wollen."
 
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