[11.05.2008] Ehre, Blut und klingende Münze

"Oh, wunderbar! Werden noch Kandidaturen angenommen?" fragte Gretchen mit leuchtenden Augen und hoffnungsvollem Lächeln.
"Das würde sich in meinem Curriculum Mortis sicherlich gut machen!"

Vollkommen ernst blickte sie in das Gesicht des scheinbar humorlosen und steifen Ventrue aus England. Dann lachte sie lange und glockenklar und hielt sich den flachen Bauch.

"Entschuldigung, das klingt nur so, als hätte da jeder Kainit die Chance, sich für diese Position zu bewerben." Sie wischte sich eine Blutträne aus dem Augenwinkel, ihre Zunge schnellte in einer Reflexreaktion hervor und leckte diese vom Finger. Langsam beruhigte sich das Mondskind wieder.

"Also alles in allem eine spannende Zeit in Finstertal im Moment? Dann bin ich ja gerade zum richtign Zeitpunkt eingetroffen..."
War sie sorglos, unbekümmert oder zu naiv um die Gefahren, die Moishe beschrieben hatte ernst zu nehmen? Oder war es einfach besser für ihre geistige - haha! - Gesundheit, es eben auf die leichte Schulter zu nehmen?
 
Moishe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und zwinkerte Grete verschmitzt zu.

Curriculum Mortis gefällt mir - sie hat Humor.

"Und wenn es hier zu spät ist können Sie Ihren Hut ja bei der nächsten Papstwahl in den Ring werfen. Schillernd genug sind Sie ja um dort als Lichtgestalt zu gelten."

Dem Gesicht des Ventrue war deutlich abzulesen das er einen freundlichen Witz gemacht hatte und hoffte dabei mit Grete zu lachen und auf keinen Fall über sie.

Frau Worre, darf ich Ihnen meinen geschätzten Clanbruder Hr. Iain Finlay vorstellen?"

Moishe wartete bis die beidsetigen Begrüssungsfloskeln ausgetauscht waren bevor er erneut das Wort ergriff.

Nein, jetzt mal im Ernst, es wurde über die Nachfolge bisher allenfalls unter der Hand gesprochen, einige Clans haben sich wohl bisher völlig bedeckt gehalten und es kann wohl sein das in den kommenden Nächten hier weitere Kandidaten auftauchen, aber dazu hiesse alles weitere zu spekulieren."
 
Iain lachte zusammen mit Moishe mit. Er war sich aber trotzdem noch unsicher, wie er mit dieser Vampirin umgehen sollte.

Entweder spielt sie sehr überzeugend und ist wesentlich gefährlicher, als man vermuten möchte, oder sie ist tatsächlich harmlos... und letzteres traue ich mich nicht wirklich zu glauben...
 
Gretchen ging auf Moishes Scherz ein und schien diesen 'irre' komisch zu finden. Sie krümmte sich wieder vor Lachen, streckte eine Hand aus und stützte sich sogar am Oberarm des jüdischen Ventrue ab. Diesmal schaffte sie es aber anscheinend, kein weiteres Blut zu weinen.

Sie lachte zu ende - was durchaus ein bißchen dauern konnte, kamen Vampire doch nicht in die Bedrängnis einer Atemnot - kam scheinbar wieder zu sich und nahm offensichtlich etwas betreten die Hand wieder vom Arm Moishes. Sie hatte erneut eine Regel des guten Anstandes gebrochen und ihr war anzumerken, dass ihr das durchaus peinlich war.

Ha! Peinlich! Was fühlst Du Dich schuldig, kleine Schnepfe! Du hast Dir nichts vorzuwerfen, und wenn Du den aufgeblasenen Blaublüter hättest beeinflussen wollen, hätten ihn auch drei Meter Abstand nicht davor bewahrt!

Ihre innere Stimme keifte geifernd, aber die andere, etwas freundlichere Persönlichkeit Gretchens war immer noch betreten.

"Entschuldigung... das... passiert mir immer noch..." Sie biss sich auf die Lippen, zwei betretene Sekunden vergingen in Schweigen, dann nahm sie sich wieder zusammen, rückte einen halben Schritt nach hinten an den Thresen , rutschte wieder auf ihren Barhocker und richtete ihre zierliche Gestalt auf. Im letzten Moment unterdrückte sie den Impuls, ihren Ausschnitt zurecht zu zupfen.
Die beiden Ventrue vor ihr strahlten beide das unbewusste Signal ihrer Anwesenheit in den Raum, wie es viele gesellschaftlich orientierte Clans taten. Zwar waren das ganz andere Signale, als das leise Ziehen des Wahnsinns, das Grete schon vor so langer Zeit zu deuten gelernt hatte, doch ihre feinen Sinne nahmen auch das wahr. Interessanterweise überlagerten sich jedoch diese Ausstrahlungen, so dass sie sich gegenseitig fast neutralisierten. Zwar wirkten beide Ventrue immer noch ehrfurchtgebietend und präsent, aber eben nicht, wie der Mittelpunkt des Raumes.

Erschreckend, die Vorstellung, dass diese Schnösel alleine mit ihrer Anwesenheit einen ganzen Raum zum Verstummen bringen könnten... so mir doch munteres, irres Lachen so viel netter erscheint... ]

Gretes dunkle Seite übernahm kurz die Führung:
"Und-was-machen-Sie-hier-in-Finstertal?" schnappte sie den schottischen Ventrue fast schon herrisch an.
Dann, fast versöhnlich-entschuldigend hinterher:
"Ich meine... wenn man den Clichés glauben darf, dann muss es hier in Finstertal ja einigen Profit zu erwarten geben, wenn Sie hier sind..."

Ja. Tatsächlich. Der Witz war nicht so gelungen. Naja... manchmal musste als Entschuldigung eben einfach reichen, Malkavianer zu sein...
 
Iain zog eine Braue hoch, verkniff es sich, einen eindeutigen Blick in Moishes Richtung zu werfen.

"Nun... ganz offensichtlich, wenn Sie das schon sagen!" stimmte er freundlich in den von Grete geschossenen Kalauer mit ein.
Innerlich hätte er zwar am liebsten ausgespuckt, aber was tat man nicht alles, für ein kleines bißchen Ansehen des Clans in der Öffentlichkeit!
 
So witzig war das nun auch wieder nicht Frau Worre, aber danke für die Blumen Vielleicht doch noch eine Zweitkarriere als Comedian Moishe?

Auf die Berührung seines Armes reagierte er garnicht, das hätte ihn eher bei einem Usurpatoren erschreckt wo man eben nie wusste welche thaumaturgische Teufelei mit einer solchen harmlosen Berührung ausgelöst wurde.

"Seien sie doch froh das Sie noch nicht verlernt haben so ausgelassen zu lachen, es macht sie menschlich und hält das Tier im Zaum. Es stört mich nicht und ich denke sie sind Kainskind genug zu wissen wann es wirklich angebracht ist Ihre Emotionen zu zügeln."
 
Grete machte ein trauriges Gesicht.

"Ich denke, dass gerade dies ja als Makel ausgelegt wird... meiner Meinung wird ausgelassene Fröhlichkeit viel zu oft als Mangel an Beherrschung und damit auch als mangelnde Kontrolle des eigenen Tieres verunglimpft..."

Verunglimpft, verunglimpft! Nur wer sich allen Facetten seiner Gefühle, seines Hasses, seiner Liebe, seiner Vernunft und seines Wahnsinns hingibt, der sieht die wahre Bedeutung des Unlebens!
Gretes Augen glühten in intensiven Emotionen, doch sie behielt sich auch dieses Mal wieder unter Kontrolle.
 
"Wie andere das auslegen kann Ihnen doch gleich sein, wenn Sie es besser wissen. Es muss Sie also nicht stören und ich versichere Ihnen das ich es Ihnen nicht als Schwäche auslegen. Wenn ich nicht manchmal über mich oder mit anderen lachen könnte hätte ich schon längst die Sonne gewählt. Aber ich verstehe was Sie meinen, in der Gesellschaft soll man sich immer unter Kontrolle haben, niemand weiss das wohl besser als ein Ventrue in dessen Clan jede Art von Schwäche als ehrenrührig und würdelos betrachtet. Aber dieser Druck braucht eben hin und wieder ein Ventil und da ist mir lautes Gelächter lieber als das gefährliche Zerren des Tiers an seinen Ketten."

Moishe war während der Unterhaltung wieder Ernst geworden und hatte als Antwort auf Gretes Geste auf Ihren Arm gelegt und dabei Ihr beruhigend auf den Uterarm geklopft.

"Wenn Sie einmal wieder jemanden brauchen mit dem Sie ein wenig lachen können stehe ich gerne bereit und werde deshalb nicht schlecht von Ihnen denken."
 
"Das Vergnügen mit Ihnen zu lachen, will ich gerne widerholen, Herr ben Levy!"

Grete ließ die Berührung geschehen, zuckte nicht davor zurück und schien sehr locker damit umzugehen. Um so mehr, da Moishes zutrauliches Verhalten ein Spiegel ihres eigenen war und sie erneut darin bestätigte, nichts falsch gemacht zu haben.

"Wissen Sie, meine Herren, ist ihnen schon bekannt, welche Kleiderordnung für die morgige Feier gelten wird?
Als Neuling in der Domäne möchte ich natürlich nichts falsch machen..."
 
Moishe zuckte mit den Schultern.

"Es ist nichts offiziell dazu vorgegeben worden, aber ich werde im Smoking erscheinen wenn Ihnen das hilft. Von einigen anderen in der Stadt erwarte ich aber weniger Anpassung an die gesellschaftlichen Konventionen. Die Feier ist eine Art Willkommens- und Kennenlernfest für den Interimsprinzen Monsignore Galante. Da er ein Ahn der Toreador ist und den Titel des Monsignore wohl zu Recht trägt gehe ich von einer eher konservativen Einstellung des Mannes aus. Also ist eine etwas dezentere Wahl der Kleidung wahrscheinlich passend."
 
"Hm... dezente Kleidung, sagten Sie?

Nun, Moishe, Ihnen muss klar sein, dass das einigen Grundzügen des malkavianischen Wesenes widersprechen muss!" Gretchen lächelte belustigt vor sich hin.

"Doch ich werde in der Tat versuchen, der Clanszugehörigkeit unseres Gastgebers bei der Wahl meiner Garderobe Rechnung zu zollen."
Gretchens Lachen war glockenhell und fröhlich.

"Ich danke Ihnen beiden für dieses nette Gespräch. Doch die Uhr zeigt, dass das Sonnenaufgang nicht mehr all zu fern ist, daher möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich zurück ziehen.
Ich bin noch nicht ganz vertraut mit Finstertal, da wäre es ja eine Schande, sich zu verlaufen und von der aufgehenden Sonne entstofflicht zu werden!"

Grete reichte Moishe noch einmal eine zarte Hand.
"Herr ben Levy! Es war mir ein Vergnügen." Sie neigte den Kopf.

Dann ein ebenso zarter Händedruck in Finnlays Richtung.
"Auch Sie war ich erfreut, kennenzuerlernen, Herr Finnlay.
Ich wünsche eine angenehme Tagesruhe! Bis morgen Nacht!"

Sie verabschiedete sich noch von Sophie und nickt etwaigen anderen Anwesenden zu. Dann machte sie sich auf den Weg aus dem Hotel, um sich von Pfropp in ihre vorläufige Unterkunft im Privilegio bringen zu lassen.
 
Moishe verabschiedete sich ebenfalls höflich von Grete.

So, jetzt werde ich mir morgen Abend einmal das Äquivalent zu dezenter Kleidung von Clan Malkav anschauen. Hab ich doch schon wieder etwas auf das ich mich freuen kann.

Er nickte Iain noch einmal zu und machte sich nun endgültig auf den Weg in den Besprechungsraum um das Meeting vorzubereiten.
 
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