Das mit den Garou war mittelmäßig beeindruckend für Evangelistos. Er war zumindest bis jetzt davon ausgegangen, dass es ausreichen müsste Ziege in Streifen zu schneiden, um ihn endgültig aus dem Leben herauszubefördern. Wenn die Sache mit den Garou und den Ratten stimmte, dann sah die Sache vielleicht etwas anders aus.
Blieben nur noch die halbes Dutzend anderer Todesarten, die dem Nosferatu in den Kopf kamen. Aber das war eh immer noch nebensächlich für den Ahn. Ein endgültig toter Zieglowsky konnte nicht sein Ziel sein. "Du wirst mir dienen lieber Zieglowsky, ob vorübergehend tot oder lebendig ist was mich angeht ziemlich nebensächlich. Ob du um dein Leben bettelst oder nicht spielt auch keine Rolle. Und selbst dass du dich laufend selbst überschätzt ist vollkommen unerheblich.
Dass du aber nichtmal begreifst, dass wohl niemanden an deinem endgültigen Tod gelegen ist, ist erstaunlich lachhaft."
Mit diesen Worten riss sich der Ahn seinen linken kleinen Finger ab und stopfte in mit der offenen Seite in Zieges Mund. Der Ahn arbeitete schnell und zielgerichtet dabei und seine Kraft war überirdisch. Trotzdem war er bedacht Ziege keine weitere Angriffsfläche zu bieten. Womöglich würde er nach ihm schnappen wollen. Viel mehr war ihm in dieser Lage auch nicht zuzutrauen. Aber man wurde nicht hunderte von Jahren alt, wenn man solche Dinge dem Zufall überließ.
Hochkonzentriert ließ er Ziege das Blut aus seinem Finger aufnehmen und hinderte ihn daran es auszuspucken. Seine Rechte presste er dazu mit hartem Griff ins Gesicht Zieges. Mittel- und Zeigefinger oberhalb des Jochbeins unter die Augenhöhlen gelegt und den Daumen unter das Kinn des Gefangenen. Sein Handteller verschloss dabei den Mund des Gefesselten.
Viel Erfolg versprach sich Evangelistos nicht unbedingt von der Prozedur. Ihn zu binden dürften sicher schon mehreren Vampiren in den Sinn gekommen sein. Sein Blut mochte davon das Mächtigste sein, aber trotzdem stellte sich der Nosferatu eher auf einen bissigen Kommentar seitens Ziege ein.
Als der Kainit sicher war, dass Ziege sein Blut gekostet hatte, wischte er Ziege mit einem trockenen Lappen das Gesicht ab, nahm dann das Klebeband aus seiner Tasche, zog es mit diesem unverwechselbaren Geräusch von der Rolle ab und wickelte es gr0ßzügig wieder um Zieges Kopf. Sollte er doch erstmal wieder in das Schicksal geführt werden, um das er so rührend gebettelt hatte.
Out of Character
Wenns geht packt Evangelistos seinen Finger danach wieder ein.
Dann nahm der Ahn wieder Abstand von der Gestalt und beobachtete mit aller Hingabe seines Geistes den Todeskampf Zieges. Seine Sinne waren dabei erneut bis zum Zerreißen gespannt und bedienten sich dabei auch der für menschliche Sinne unerreichbaren Ebenen der Sinneswahrnehmung.
Dann setzte er sich auf den dreckigen Boden und schlug die Beine unter. Zunehmen umwölbten Gedanken seine Stirn und gingen sein weiteres Vorgehen durch. Einen unsterblichen Diener in Ziege zu haben war wenig interessant für den Ahn. Vielmehr ging es darum das Mysterium seines Wesens zu ergründen. Wie konnte Ziege so effizient existieren ohne den kainitischen Flüchen unterworfen zu sein. Und wie konnte das Wissen um diese Eigenarten dem Clan der Nosferatu zu Hilfe geneigen?
Die Suche nach einer Möglichkeit den Kainsmakel abzuwerfen hatte eine lange Geschichte unter alten Kainiten. Womöglich war lag hier der Schlüssel dazu. Nur wie ergründete man so ein Mysterium, das bisher kein Vampir ergründen konnte?
Und falls das nicht gelänge, wäre es das Risiko wert das unwahrscheinliche Ergründen seiner Wesenheit dem Clan der Hexer in die Hand zu legen? Für Zieglowsky konnte man problemlos einen Gefallen vom Clan der Ursupatoren einfordern, der den Nosferatu dauerhaft nutzen würde. Aber was wenn diese es schaffen würden das Mysterium zu ergründen? Dieses Wissen würden sie niemals teilen. Nichtmal wenn man dieses Geschäft zuvor mit Blut besiegelt hatte.
Und dann waren da noch die jetzigen Herrscher dieser Stadt. Sie würden Evangelistos nicht offen operieren lassen. Nicht aus freien Stücken zumindest.
Der Ahn ging weiter in sich und wartete auf Lurker, dass er ihn aus dieser Zelle befreie.