Malkav
Jacks vergeudetes Leben
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- 4. April 2004
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Ernest verbrachte die letzte Stunde der Nacht nicht, wie es die Schauerliteratur vermuten liess beim Studium der arkanen Künste oder dem Orgelspiel, sondern ganz ordinär bei StudiVz.
Er brauchte einen neuen Ghul... und er benötigte ihn, oder vielmehr „sie“ schnell!
Schnell, weil Churchill nunmal leider auch tagsüber wechselnde Bedürfnisse hatte und „sie“, weil er sich nach all der Zeit im Internat geschworen hatte, nie wieder einen Wohnbereich mit einem anderen Typen teilen zu müssen.
In diesem Punkt war Ernests Meinung klar wie ein Bergsee: Houseguests are like fish...
zu Anfangs frisch and delighting... aber nach drei Tagen fängt jeder an zu stinken!
Ernest konnte sich erst recht nicht vorstellen, einen Mann in Betracht zu ziehen, weil da ja auch immer noch Cat war. Die selbstbewusste Gangrel war mit in Ernests Augen bewundernswerter Gelassenheit mit dem in Anbetracht dessen, was ein Blutsband mit dem Herz einer jungen Frau so anrichten konnte kaum zu umgehenden Umstand umgegangen, dass sein mit nach London gezogener Ghul Christine ihm bisweilen schmachtende Blicke hinterher warf. In Anbetracht der ebenso unumgänglichen Ernährungsgewohnheiten die mit der Unsterblichkeit einher gingen war für Eifersucht in eingetragenen Unlebenspartnerschaften (ja... auch in London hatte man das Verhältnis zwischen Cat und Ernest schriftlich notiert), wie er eine führte für Eifersucht in physischen Belangen zwar wenig Platz, aber der dem Status nach immer noch „neugeborene“ Vampir hätte sich irgendwie nicht vorstellen können, dass er damit so locker gegangen wäre, wenn da irgend so ein Kerl vor seinen Augen längerfristig um seine Frau herumscharwenzelt wär. Don´t Ask - don´t tell war eine Sache, aber das? ...wahrscheinlich deshalb Neugeborener!, kam es Ernest in den Sinn.
Wie dem auch sei, Christine hatte sich gut gemacht und so hatte es sich ergeben, dass man überein gekommen war, dass sich in ihrem Falle lohnen könnte eine Reihe weiterführender Qualifikationen anzustreben die ihr und ihm und Cat und natürlich Haus und Clan Tremere und damit diesem Planeten allgemein später noch nützlich werden könnten.
Unglücklicherweise lies dieses Langzeitprojekt einige Fragen bezüglich unqualifizierter Arbeit zurück, die nur durch Hilfe von Außen zu lösen waren. Noch hatte das neue Semester an den Universitäten nicht angefangen und Christine war „nur“ im Vorbereitungsstreß, aber in absehbarer Zeit sah Ernest vor seinem inneren Auge einen kleinen Hund mit zusammengekniffenen Beinen winselnd vor der verschlossenen Tür hocken. So weit durfte es nicht kommen.
Der Engländer hatte spezifische Bedürfnisse handschriftlich auf einem Zettel notiert: Weiblich, nicht zu hübsch, aber auch nicht so, dass man nicht hätte was draus machen können, stand da zuoberst zu lesen. Am Besten vom Typ her einfach irgendwas, von dem Cat wusste, dass es einfach unmöglich sein Typ sein konnte, schoß es Ernest durch den Kopf. Nichtdestotrotz... ein Mann kam ihm nicht ins Haus und so leid es ihm jetzt schon tat – wenn eine Frau einen durch die Macht des Blutes liebte, dann tat Sie einfach alles für Einen. So war das halt.
speaks?, stand dann als nächstes zu lesen und: loves animals!
Desweiteren: Single, sportive, short hairdo, als hätte ihm sein Unterbewusstsein gezwungen zwei Positiven mindestens ein drittes negatives Tautogramm hinzu zu fügen.
Eine Reihe darunter: Intelligent!
Als Adept des fünften Ranges stand es Ernest in London zu, mit Genehmigung Ghule zu zeugen.
Diese Genehmigung hatte er bereits vor Wochen und Monaten eingeholt, aber bislang war er in diesem Thema nicht weitergekommen. Losziehen und ein Opfer für die Nacht suchen war eine Sache... jemanden heraus zu fischen, von dem er nicht das Gefühl hatte, dass sie ihm nach drei Tagen zwangsläufig anfing auf den Sack zu gehen? Erschwerend: Einen weiblichen Jemand, der explizit nicht sein Typ sein sollte aber mit 99%iger Wahrscheinlichkeit damit anfangen würde ihm Avancen zu machen?
Ernest wunderte sich nicht im Mindesten, dass er in den letzten Wochen in dieser Angelegenheit nicht den geringsten Fortschritt zu verzeichnen hatte. Wahrscheinlich gab es genau 5 Frauen auf diesem Planeten, die alle zu seiner und Cats Behaglichkeit notwendigen Anforderungen erfüllten... gut möglich gar keine. Ernest hätte wahrscheinlich zur Ersten, die Cat zur Tür reingeschleppt hätte ja gesagt nur um die Verantwortung los zu sein, aber Cat machte nicht den Eindruck Eile dabei zu haben sich da wie auch immer geartetete Konkurrenz ins Haus zu holen und hatte sich bislang auf wenig konstruktive, bisweilen leicht gehässige Kommentare über Passantinnen beschränkt, wenn sie gemeinsam in der Stadt unterwegs gewesen waren.
Auf der langen Fahrt nach Finstertal war Ernest zwischen Lichthupe und Runterschalten auf den Trichter gekommen, dass sein bislang so eifrig vor sich her geschobenes Problem mit jeder Meile die er Finstertal näher kam mehr drohte ihn zu überholen. Einerseits: Churchill, ganz klar. Der Hund musste raus, fressen... und Ernest sah den kleinen Mops irgendwo als seinen besten Freund an und würde einfach nicht zulassen, dass es ihm an etwas Grundsätzlichem mangelte, so lange er es nur irgendwie verhindern konnte.
Andererseits: Gelegenheit!
So lange er in Finstertal weilte und wirkte hatte er die Gelegenheit die Gunst der Stunde zu nutzen und jemanden aus zu wählen, der
1.) Cat zuliebe des Deutschen mächtig war
2.) Erstmal in London zunächst einmal ohne Anschluss sein würde.
Ernest sah sich nicht als grausamen Meister. Er war niemand, der es gut vertragen konnte wenn jemand litt. Er hatte nicht vor, eine junge Frau zu kidnappen und weg zu sperren, aber der Vorteil lag klar auf der Hand. Jemand, der auswanderte ließ sein altes Leben hinter sich – ganz gleich unter welcher Begründung. London war eine faszinierende Stadt – was sprach dagegen dort eine Weile zu leben? Ernest hatte Geld. Mehr als genug um eine weitere junge Dame weitestgehend frei von Sorgen zu halten und, das Beste... es ging ihm wirklich nicht um Sex. Da war die Gefahr andersrum wahrscheinlich viel größer.
Now... let´s see...
Ernest hatte sich bereits mehr oder weniger ergebnislos durch die gefühlte halbe Stadt geklickt und machte sich so langsam ernsthafte Sorgen bezüglich der Verrohung der Jugend, als er plötzlich auf einen virtuellen Sonnenstrahl in der Finsternis der kommunalen Netzwerke stieß.
Er lehnte sich in seinem Sessel nach vorne, näher an den Bildschirm und scrollte im Profil weiter nach unten. Das Bild zeigte ein elfenhaftes junges Mädchen mit kurzem rehbraunem Bubikopf und einem sonnigen Lächeln. Cat würde wahrscheinlich nichts gegen dieses knabenhafte kindliche Wesen einzuwenden haben. Sie wusste, dass er wusste was er an ihr hatte. Er horchte kurz in sich hinein und nein, auch er werde da wohl der Gentleman bleiben können der er war und sich zumindest rein vom ersten Eindruck her keinen Ärger ins Haus holen. Sie war 23, dieses magische Moment im Leben einer jungen Frau an der man rein statistisch gerade aus den gröbsten Folgen spätpubertärer Wirrungen hinaus und auf dem Weg zu neuen Untaten war, studierte Feinwerktechnik an der TU Finstertal, was auch immer das sein mochte, so klang es doch zumindest fancy, befand Ernest, aber was sie gewissermaßen aus dem Stand auf die Topposition schnellen ließ, war als Ernests Blick auf die Gruppe „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!“ fiel.
Was in Ernests Augen auch noch für sie sprach, war dass sie wenn man ihrem Profil glauben schenken mochte gerne mal zuviel trank und was Männer anging ein betont nüchternes, wenn auch nicht vollkommen desinteressiertes Verhältnis an den Tag zu legen schien. Dazu kamen eine Reihe von Gruppen, die nahe legten, dass sie Samstagabends eher zuhause vorm Computer anzutreffen war als das Tanzbein zu schwingen und damit scheinbar auch ganz zufrieden war, sowie morgens gerne lange schlief. What the heck is steampunk?
„I hear you calling, Marian...“, murmelte der Engländer zu sich selbst während er „Maria-Anne Leonhard“, Finstertal bei der Suchmaschine Yasni eingab und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass er selbst diesen kleinen Anfängerkniff aus der Stalkerfibel nicht hätte kennen müssen: Die junge Dame stand noch ganz altmodisch im Telefonbuch. ...you´re really one of the last harmless ones, huh?
Ernest notierte sich Telefonnummer und Adresse und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er sich die junge Studentin lange ansah und dazu trank. Er steckte sich eine Zigarette an. Wie wollte er es angehen? Er googelte die Adresse und stellte zuf seinem Entzücken fest, dass Marie-Anne offensichtlich eine Wohnung in bezahlbaren Entfernung zur TU und damit in der unmittelbaren Nähe des Gildehauses bewohnte. Ernest war sich nicht sicher, ob der Block noch zur Gästedomäne gehörte oder bereits Malkavianerrevier war, aber das Hoheitsgebiet der Tremere fing seines Wissens erst hinter der Finster so richtig an.
Er zuckte innerlich mit den Schultern. Es war nahe genug an der TU und damit der Gästedomäne und dem Fluss, dass man das Risiko etwaiger Reviersquereleien hinterm Schlosshotel wahrscheinlich bis zum Eintritt des Ernstfalles vernachlässigen konnte. Ausserdem... soweit Ernest das von hier aus beurteilen konnte und sich bei dem Clan überhaupt irgendwelche Kriterien anlegen liessen, waren Malkavianer entweder ziemlich flexibel oder aber ziemlich jung.
Apropos flexibel und jung...
Ernest kehrte zum eigentlichen Problem zurück. Wie konnte er die junge Frau am geschicktesten kennen lernen? Einfach mit dem N400 vorfahren, den Charme spielen lassen und aufs Beste hoffen?
Auf dem Gesicht des Tremere zuckte für einen kurzen Moment ein eher unsymphatisches, kaltes Lächeln, als er sich der Disziplin der Beherrschung besann, für das er sich dann allerdings auch sofort wieder schämte.
Eine Phrase aus dem Film Fight Club ging dem Engländer durch den Kopf... eine Generation die in dem Glauben großgezogen wurde, dass sie eines Tages Popstars und Models werden?
Er ging auf die Webseite der deutschen Post und verfasste umgehend einen E-Postbrief, der der jungen Frau noch am selben Morgen zugestellt werden würde:
Sehr geehrte Frau Marie-Anne Leonhard,
wir bedanken uns für die Teilnahme an unserem Gewinnspiel und freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie von unserer Jury zur Gewinnerin unseres Photo-Castings gewählt worden sind.
Damit sind Sie nicht nur um sage und schreibe 500 Euro reicher, sondern auch das Gesicht für unseren kommenden Herbstkatalog und erhalten somit eine professionelle Setcard von unseren Aufnahmen!
Wir bitten Sie zwecks Absprache telefonisch Kontakt mit unserem Geschäftsführer Harry Le Sabre aufzunehmen, damit wir einen Termin für die Gewinnübergabe und Photoaufnahmen mit Ihnen vereinbaren können.
Mit freundlichem Gruß,
Ernest J. Gellar
Geschäftsführer U.K. Customs
Tel.: 555-34 34 007
Fax.: 555-34 34 001
Email: gellar@uk-customs.de
Er würde sich da einfach auf den Lockruf von Geld und Ruhm verlassen.
Die Emailadresse würde für den Fall, dass Marie-Anne auf diese Mail antworten würde eine automatisierte Rückantwort, dass sich Herr Gellar derzeit leiter nicht im Büro befände und die Email nicht weitergeleitet würde zurückschicken. Der Telefonanschluss war auf den Empfang von U.K. Customs weitergeleitet.
Direkt im Anschluss verfasste er eine Email an seinen Geschäftsführer:
Dear Harry,
wenn eine Frau Leonhard bei uns anruft, verabrede bitte einen Termin für nach 22 Uhr im Geschäft und lass es mich wissen! Männersache...
Love,
Ernest
Das "Männersache..." stellte sicher, dass Harry die Anweisung diskret und zuverlässig ausführen würde... schliesslich waren sie "Armykumpel", wie Harry es immer zu umschreiben pflegte (Dabei war das genau genommen Unsinn... er war bei den Fernmeldern gewesen... Ernest war zuhaus geblieben).
Der Engländer lehnte sich zurück und klickte noch einige Minuten durch die Gallerien, bevor es Zeit wurde...
Er brauchte einen neuen Ghul... und er benötigte ihn, oder vielmehr „sie“ schnell!
Schnell, weil Churchill nunmal leider auch tagsüber wechselnde Bedürfnisse hatte und „sie“, weil er sich nach all der Zeit im Internat geschworen hatte, nie wieder einen Wohnbereich mit einem anderen Typen teilen zu müssen.
In diesem Punkt war Ernests Meinung klar wie ein Bergsee: Houseguests are like fish...
zu Anfangs frisch and delighting... aber nach drei Tagen fängt jeder an zu stinken!
Ernest konnte sich erst recht nicht vorstellen, einen Mann in Betracht zu ziehen, weil da ja auch immer noch Cat war. Die selbstbewusste Gangrel war mit in Ernests Augen bewundernswerter Gelassenheit mit dem in Anbetracht dessen, was ein Blutsband mit dem Herz einer jungen Frau so anrichten konnte kaum zu umgehenden Umstand umgegangen, dass sein mit nach London gezogener Ghul Christine ihm bisweilen schmachtende Blicke hinterher warf. In Anbetracht der ebenso unumgänglichen Ernährungsgewohnheiten die mit der Unsterblichkeit einher gingen war für Eifersucht in eingetragenen Unlebenspartnerschaften (ja... auch in London hatte man das Verhältnis zwischen Cat und Ernest schriftlich notiert), wie er eine führte für Eifersucht in physischen Belangen zwar wenig Platz, aber der dem Status nach immer noch „neugeborene“ Vampir hätte sich irgendwie nicht vorstellen können, dass er damit so locker gegangen wäre, wenn da irgend so ein Kerl vor seinen Augen längerfristig um seine Frau herumscharwenzelt wär. Don´t Ask - don´t tell war eine Sache, aber das? ...wahrscheinlich deshalb Neugeborener!, kam es Ernest in den Sinn.
Wie dem auch sei, Christine hatte sich gut gemacht und so hatte es sich ergeben, dass man überein gekommen war, dass sich in ihrem Falle lohnen könnte eine Reihe weiterführender Qualifikationen anzustreben die ihr und ihm und Cat und natürlich Haus und Clan Tremere und damit diesem Planeten allgemein später noch nützlich werden könnten.
Unglücklicherweise lies dieses Langzeitprojekt einige Fragen bezüglich unqualifizierter Arbeit zurück, die nur durch Hilfe von Außen zu lösen waren. Noch hatte das neue Semester an den Universitäten nicht angefangen und Christine war „nur“ im Vorbereitungsstreß, aber in absehbarer Zeit sah Ernest vor seinem inneren Auge einen kleinen Hund mit zusammengekniffenen Beinen winselnd vor der verschlossenen Tür hocken. So weit durfte es nicht kommen.
Der Engländer hatte spezifische Bedürfnisse handschriftlich auf einem Zettel notiert: Weiblich, nicht zu hübsch, aber auch nicht so, dass man nicht hätte was draus machen können, stand da zuoberst zu lesen. Am Besten vom Typ her einfach irgendwas, von dem Cat wusste, dass es einfach unmöglich sein Typ sein konnte, schoß es Ernest durch den Kopf. Nichtdestotrotz... ein Mann kam ihm nicht ins Haus und so leid es ihm jetzt schon tat – wenn eine Frau einen durch die Macht des Blutes liebte, dann tat Sie einfach alles für Einen. So war das halt.
speaks?, stand dann als nächstes zu lesen und: loves animals!
Desweiteren: Single, sportive, short hairdo, als hätte ihm sein Unterbewusstsein gezwungen zwei Positiven mindestens ein drittes negatives Tautogramm hinzu zu fügen.
Eine Reihe darunter: Intelligent!
Als Adept des fünften Ranges stand es Ernest in London zu, mit Genehmigung Ghule zu zeugen.
Diese Genehmigung hatte er bereits vor Wochen und Monaten eingeholt, aber bislang war er in diesem Thema nicht weitergekommen. Losziehen und ein Opfer für die Nacht suchen war eine Sache... jemanden heraus zu fischen, von dem er nicht das Gefühl hatte, dass sie ihm nach drei Tagen zwangsläufig anfing auf den Sack zu gehen? Erschwerend: Einen weiblichen Jemand, der explizit nicht sein Typ sein sollte aber mit 99%iger Wahrscheinlichkeit damit anfangen würde ihm Avancen zu machen?
Ernest wunderte sich nicht im Mindesten, dass er in den letzten Wochen in dieser Angelegenheit nicht den geringsten Fortschritt zu verzeichnen hatte. Wahrscheinlich gab es genau 5 Frauen auf diesem Planeten, die alle zu seiner und Cats Behaglichkeit notwendigen Anforderungen erfüllten... gut möglich gar keine. Ernest hätte wahrscheinlich zur Ersten, die Cat zur Tür reingeschleppt hätte ja gesagt nur um die Verantwortung los zu sein, aber Cat machte nicht den Eindruck Eile dabei zu haben sich da wie auch immer geartetete Konkurrenz ins Haus zu holen und hatte sich bislang auf wenig konstruktive, bisweilen leicht gehässige Kommentare über Passantinnen beschränkt, wenn sie gemeinsam in der Stadt unterwegs gewesen waren.
Auf der langen Fahrt nach Finstertal war Ernest zwischen Lichthupe und Runterschalten auf den Trichter gekommen, dass sein bislang so eifrig vor sich her geschobenes Problem mit jeder Meile die er Finstertal näher kam mehr drohte ihn zu überholen. Einerseits: Churchill, ganz klar. Der Hund musste raus, fressen... und Ernest sah den kleinen Mops irgendwo als seinen besten Freund an und würde einfach nicht zulassen, dass es ihm an etwas Grundsätzlichem mangelte, so lange er es nur irgendwie verhindern konnte.
Andererseits: Gelegenheit!
So lange er in Finstertal weilte und wirkte hatte er die Gelegenheit die Gunst der Stunde zu nutzen und jemanden aus zu wählen, der
1.) Cat zuliebe des Deutschen mächtig war
2.) Erstmal in London zunächst einmal ohne Anschluss sein würde.
Ernest sah sich nicht als grausamen Meister. Er war niemand, der es gut vertragen konnte wenn jemand litt. Er hatte nicht vor, eine junge Frau zu kidnappen und weg zu sperren, aber der Vorteil lag klar auf der Hand. Jemand, der auswanderte ließ sein altes Leben hinter sich – ganz gleich unter welcher Begründung. London war eine faszinierende Stadt – was sprach dagegen dort eine Weile zu leben? Ernest hatte Geld. Mehr als genug um eine weitere junge Dame weitestgehend frei von Sorgen zu halten und, das Beste... es ging ihm wirklich nicht um Sex. Da war die Gefahr andersrum wahrscheinlich viel größer.
Now... let´s see...
Ernest hatte sich bereits mehr oder weniger ergebnislos durch die gefühlte halbe Stadt geklickt und machte sich so langsam ernsthafte Sorgen bezüglich der Verrohung der Jugend, als er plötzlich auf einen virtuellen Sonnenstrahl in der Finsternis der kommunalen Netzwerke stieß.
Er lehnte sich in seinem Sessel nach vorne, näher an den Bildschirm und scrollte im Profil weiter nach unten. Das Bild zeigte ein elfenhaftes junges Mädchen mit kurzem rehbraunem Bubikopf und einem sonnigen Lächeln. Cat würde wahrscheinlich nichts gegen dieses knabenhafte kindliche Wesen einzuwenden haben. Sie wusste, dass er wusste was er an ihr hatte. Er horchte kurz in sich hinein und nein, auch er werde da wohl der Gentleman bleiben können der er war und sich zumindest rein vom ersten Eindruck her keinen Ärger ins Haus holen. Sie war 23, dieses magische Moment im Leben einer jungen Frau an der man rein statistisch gerade aus den gröbsten Folgen spätpubertärer Wirrungen hinaus und auf dem Weg zu neuen Untaten war, studierte Feinwerktechnik an der TU Finstertal, was auch immer das sein mochte, so klang es doch zumindest fancy, befand Ernest, aber was sie gewissermaßen aus dem Stand auf die Topposition schnellen ließ, war als Ernests Blick auf die Gruppe „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!“ fiel.
Was in Ernests Augen auch noch für sie sprach, war dass sie wenn man ihrem Profil glauben schenken mochte gerne mal zuviel trank und was Männer anging ein betont nüchternes, wenn auch nicht vollkommen desinteressiertes Verhältnis an den Tag zu legen schien. Dazu kamen eine Reihe von Gruppen, die nahe legten, dass sie Samstagabends eher zuhause vorm Computer anzutreffen war als das Tanzbein zu schwingen und damit scheinbar auch ganz zufrieden war, sowie morgens gerne lange schlief. What the heck is steampunk?
„I hear you calling, Marian...“, murmelte der Engländer zu sich selbst während er „Maria-Anne Leonhard“, Finstertal bei der Suchmaschine Yasni eingab und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass er selbst diesen kleinen Anfängerkniff aus der Stalkerfibel nicht hätte kennen müssen: Die junge Dame stand noch ganz altmodisch im Telefonbuch. ...you´re really one of the last harmless ones, huh?
Ernest notierte sich Telefonnummer und Adresse und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er sich die junge Studentin lange ansah und dazu trank. Er steckte sich eine Zigarette an. Wie wollte er es angehen? Er googelte die Adresse und stellte zuf seinem Entzücken fest, dass Marie-Anne offensichtlich eine Wohnung in bezahlbaren Entfernung zur TU und damit in der unmittelbaren Nähe des Gildehauses bewohnte. Ernest war sich nicht sicher, ob der Block noch zur Gästedomäne gehörte oder bereits Malkavianerrevier war, aber das Hoheitsgebiet der Tremere fing seines Wissens erst hinter der Finster so richtig an.
Er zuckte innerlich mit den Schultern. Es war nahe genug an der TU und damit der Gästedomäne und dem Fluss, dass man das Risiko etwaiger Reviersquereleien hinterm Schlosshotel wahrscheinlich bis zum Eintritt des Ernstfalles vernachlässigen konnte. Ausserdem... soweit Ernest das von hier aus beurteilen konnte und sich bei dem Clan überhaupt irgendwelche Kriterien anlegen liessen, waren Malkavianer entweder ziemlich flexibel oder aber ziemlich jung.
Apropos flexibel und jung...
Ernest kehrte zum eigentlichen Problem zurück. Wie konnte er die junge Frau am geschicktesten kennen lernen? Einfach mit dem N400 vorfahren, den Charme spielen lassen und aufs Beste hoffen?
Auf dem Gesicht des Tremere zuckte für einen kurzen Moment ein eher unsymphatisches, kaltes Lächeln, als er sich der Disziplin der Beherrschung besann, für das er sich dann allerdings auch sofort wieder schämte.
Eine Phrase aus dem Film Fight Club ging dem Engländer durch den Kopf... eine Generation die in dem Glauben großgezogen wurde, dass sie eines Tages Popstars und Models werden?
Er ging auf die Webseite der deutschen Post und verfasste umgehend einen E-Postbrief, der der jungen Frau noch am selben Morgen zugestellt werden würde:
Sehr geehrte Frau Marie-Anne Leonhard,
wir bedanken uns für die Teilnahme an unserem Gewinnspiel und freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie von unserer Jury zur Gewinnerin unseres Photo-Castings gewählt worden sind.
Damit sind Sie nicht nur um sage und schreibe 500 Euro reicher, sondern auch das Gesicht für unseren kommenden Herbstkatalog und erhalten somit eine professionelle Setcard von unseren Aufnahmen!
Wir bitten Sie zwecks Absprache telefonisch Kontakt mit unserem Geschäftsführer Harry Le Sabre aufzunehmen, damit wir einen Termin für die Gewinnübergabe und Photoaufnahmen mit Ihnen vereinbaren können.
Mit freundlichem Gruß,
Ernest J. Gellar
Geschäftsführer U.K. Customs
Tel.: 555-34 34 007
Fax.: 555-34 34 001
Email: gellar@uk-customs.de
Er würde sich da einfach auf den Lockruf von Geld und Ruhm verlassen.
Die Emailadresse würde für den Fall, dass Marie-Anne auf diese Mail antworten würde eine automatisierte Rückantwort, dass sich Herr Gellar derzeit leiter nicht im Büro befände und die Email nicht weitergeleitet würde zurückschicken. Der Telefonanschluss war auf den Empfang von U.K. Customs weitergeleitet.
Direkt im Anschluss verfasste er eine Email an seinen Geschäftsführer:
Dear Harry,
wenn eine Frau Leonhard bei uns anruft, verabrede bitte einen Termin für nach 22 Uhr im Geschäft und lass es mich wissen! Männersache...
Love,
Ernest
Das "Männersache..." stellte sicher, dass Harry die Anweisung diskret und zuverlässig ausführen würde... schliesslich waren sie "Armykumpel", wie Harry es immer zu umschreiben pflegte (Dabei war das genau genommen Unsinn... er war bei den Fernmeldern gewesen... Ernest war zuhaus geblieben).
Der Engländer lehnte sich zurück und klickte noch einige Minuten durch die Gallerien, bevor es Zeit wurde...
Out of CharacterIch such gerade nen Ghul... hat irgendjemand zufällig Lust mir dabei spielerisch zur Seite zu stehen? ;-)
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