[10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Malkav

Jacks vergeudetes Leben
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Ernest verbrachte die letzte Stunde der Nacht nicht, wie es die Schauerliteratur vermuten liess beim Studium der arkanen Künste oder dem Orgelspiel, sondern ganz ordinär bei StudiVz.

Er brauchte einen neuen Ghul... und er benötigte ihn, oder vielmehr „sie“ schnell!
Schnell, weil Churchill nunmal leider auch tagsüber wechselnde Bedürfnisse hatte und „sie“, weil er sich nach all der Zeit im Internat geschworen hatte, nie wieder einen Wohnbereich mit einem anderen Typen teilen zu müssen.

In diesem Punkt war Ernests Meinung klar wie ein Bergsee: Houseguests are like fish...
zu Anfangs frisch and delighting... aber nach drei Tagen fängt jeder an zu stinken!

Ernest konnte sich erst recht nicht vorstellen, einen Mann in Betracht zu ziehen, weil da ja auch immer noch Cat war. Die selbstbewusste Gangrel war mit in Ernests Augen bewundernswerter Gelassenheit mit dem in Anbetracht dessen, was ein Blutsband mit dem Herz einer jungen Frau so anrichten konnte kaum zu umgehenden Umstand umgegangen, dass sein mit nach London gezogener Ghul Christine ihm bisweilen schmachtende Blicke hinterher warf. In Anbetracht der ebenso unumgänglichen Ernährungsgewohnheiten die mit der Unsterblichkeit einher gingen war für Eifersucht in eingetragenen Unlebenspartnerschaften (ja... auch in London hatte man das Verhältnis zwischen Cat und Ernest schriftlich notiert), wie er eine führte für Eifersucht in physischen Belangen zwar wenig Platz, aber der dem Status nach immer noch „neugeborene“ Vampir hätte sich irgendwie nicht vorstellen können, dass er damit so locker gegangen wäre, wenn da irgend so ein Kerl vor seinen Augen längerfristig um seine Frau herumscharwenzelt wär. Don´t Ask - don´t tell war eine Sache, aber das? ...wahrscheinlich deshalb Neugeborener!, kam es Ernest in den Sinn.

Wie dem auch sei, Christine hatte sich gut gemacht und so hatte es sich ergeben, dass man überein gekommen war, dass sich in ihrem Falle lohnen könnte eine Reihe weiterführender Qualifikationen anzustreben die ihr und ihm und Cat und natürlich Haus und Clan Tremere und damit diesem Planeten allgemein später noch nützlich werden könnten.

Unglücklicherweise lies dieses Langzeitprojekt einige Fragen bezüglich unqualifizierter Arbeit zurück, die nur durch Hilfe von Außen zu lösen waren. Noch hatte das neue Semester an den Universitäten nicht angefangen und Christine war „nur“ im Vorbereitungsstreß, aber in absehbarer Zeit sah Ernest vor seinem inneren Auge einen kleinen Hund mit zusammengekniffenen Beinen winselnd vor der verschlossenen Tür hocken. So weit durfte es nicht kommen.

Der Engländer hatte spezifische Bedürfnisse handschriftlich auf einem Zettel notiert: Weiblich, nicht zu hübsch, aber auch nicht so, dass man nicht hätte was draus machen können, stand da zuoberst zu lesen. Am Besten vom Typ her einfach irgendwas, von dem Cat wusste, dass es einfach unmöglich sein Typ sein konnte, schoß es Ernest durch den Kopf. Nichtdestotrotz... ein Mann kam ihm nicht ins Haus und so leid es ihm jetzt schon tat – wenn eine Frau einen durch die Macht des Blutes liebte, dann tat Sie einfach alles für Einen. So war das halt.

speaks?, stand dann als nächstes zu lesen und: loves animals!
Desweiteren: Single, sportive, short hairdo, als hätte ihm sein Unterbewusstsein gezwungen zwei Positiven mindestens ein drittes negatives Tautogramm hinzu zu fügen.
Eine Reihe darunter: Intelligent!

Als Adept des fünften Ranges stand es Ernest in London zu, mit Genehmigung Ghule zu zeugen.
Diese Genehmigung hatte er bereits vor Wochen und Monaten eingeholt, aber bislang war er in diesem Thema nicht weitergekommen. Losziehen und ein Opfer für die Nacht suchen war eine Sache... jemanden heraus zu fischen, von dem er nicht das Gefühl hatte, dass sie ihm nach drei Tagen zwangsläufig anfing auf den Sack zu gehen? Erschwerend: Einen weiblichen Jemand, der explizit nicht sein Typ sein sollte aber mit 99%iger Wahrscheinlichkeit damit anfangen würde ihm Avancen zu machen?

Ernest wunderte sich nicht im Mindesten, dass er in den letzten Wochen in dieser Angelegenheit nicht den geringsten Fortschritt zu verzeichnen hatte. Wahrscheinlich gab es genau 5 Frauen auf diesem Planeten, die alle zu seiner und Cats Behaglichkeit notwendigen Anforderungen erfüllten... gut möglich gar keine. Ernest hätte wahrscheinlich zur Ersten, die Cat zur Tür reingeschleppt hätte ja gesagt nur um die Verantwortung los zu sein, aber Cat machte nicht den Eindruck Eile dabei zu haben sich da wie auch immer geartetete Konkurrenz ins Haus zu holen und hatte sich bislang auf wenig konstruktive, bisweilen leicht gehässige Kommentare über Passantinnen beschränkt, wenn sie gemeinsam in der Stadt unterwegs gewesen waren.

Auf der langen Fahrt nach Finstertal war Ernest zwischen Lichthupe und Runterschalten auf den Trichter gekommen, dass sein bislang so eifrig vor sich her geschobenes Problem mit jeder Meile die er Finstertal näher kam mehr drohte ihn zu überholen. Einerseits: Churchill, ganz klar. Der Hund musste raus, fressen... und Ernest sah den kleinen Mops irgendwo als seinen besten Freund an und würde einfach nicht zulassen, dass es ihm an etwas Grundsätzlichem mangelte, so lange er es nur irgendwie verhindern konnte.

Andererseits: Gelegenheit!
So lange er in Finstertal weilte und wirkte hatte er die Gelegenheit die Gunst der Stunde zu nutzen und jemanden aus zu wählen, der

1.) Cat zuliebe des Deutschen mächtig war
2.) Erstmal in London zunächst einmal ohne Anschluss sein würde.

Ernest sah sich nicht als grausamen Meister. Er war niemand, der es gut vertragen konnte wenn jemand litt. Er hatte nicht vor, eine junge Frau zu kidnappen und weg zu sperren, aber der Vorteil lag klar auf der Hand. Jemand, der auswanderte ließ sein altes Leben hinter sich – ganz gleich unter welcher Begründung. London war eine faszinierende Stadt – was sprach dagegen dort eine Weile zu leben? Ernest hatte Geld. Mehr als genug um eine weitere junge Dame weitestgehend frei von Sorgen zu halten und, das Beste... es ging ihm wirklich nicht um Sex. Da war die Gefahr andersrum wahrscheinlich viel größer.

Now... let´s see...
Ernest hatte sich bereits mehr oder weniger ergebnislos durch die gefühlte halbe Stadt geklickt und machte sich so langsam ernsthafte Sorgen bezüglich der Verrohung der Jugend, als er plötzlich auf einen virtuellen Sonnenstrahl in der Finsternis der kommunalen Netzwerke stieß.

Er lehnte sich in seinem Sessel nach vorne, näher an den Bildschirm und scrollte im Profil weiter nach unten. Das Bild zeigte ein elfenhaftes junges Mädchen mit kurzem rehbraunem Bubikopf und einem sonnigen Lächeln. Cat würde wahrscheinlich nichts gegen dieses knabenhafte kindliche Wesen einzuwenden haben. Sie wusste, dass er wusste was er an ihr hatte. Er horchte kurz in sich hinein und nein, auch er werde da wohl der Gentleman bleiben können der er war und sich zumindest rein vom ersten Eindruck her keinen Ärger ins Haus holen. Sie war 23, dieses magische Moment im Leben einer jungen Frau an der man rein statistisch gerade aus den gröbsten Folgen spätpubertärer Wirrungen hinaus und auf dem Weg zu neuen Untaten war, studierte Feinwerktechnik an der TU Finstertal, was auch immer das sein mochte, so klang es doch zumindest fancy, befand Ernest, aber was sie gewissermaßen aus dem Stand auf die Topposition schnellen ließ, war als Ernests Blick auf die Gruppe „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!“ fiel.

Was in Ernests Augen auch noch für sie sprach, war dass sie wenn man ihrem Profil glauben schenken mochte gerne mal zuviel trank und was Männer anging ein betont nüchternes, wenn auch nicht vollkommen desinteressiertes Verhältnis an den Tag zu legen schien. Dazu kamen eine Reihe von Gruppen, die nahe legten, dass sie Samstagabends eher zuhause vorm Computer anzutreffen war als das Tanzbein zu schwingen und damit scheinbar auch ganz zufrieden war, sowie morgens gerne lange schlief. What the heck is steampunk?

„I hear you calling, Marian...“, murmelte der Engländer zu sich selbst während er „Maria-Anne Leonhard“, Finstertal bei der Suchmaschine Yasni eingab und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass er selbst diesen kleinen Anfängerkniff aus der Stalkerfibel nicht hätte kennen müssen: Die junge Dame stand noch ganz altmodisch im Telefonbuch. ...you´re really one of the last harmless ones, huh?

Ernest notierte sich Telefonnummer und Adresse und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er sich die junge Studentin lange ansah und dazu trank. Er steckte sich eine Zigarette an. Wie wollte er es angehen? Er googelte die Adresse und stellte zuf seinem Entzücken fest, dass Marie-Anne offensichtlich eine Wohnung in bezahlbaren Entfernung zur TU und damit in der unmittelbaren Nähe des Gildehauses bewohnte. Ernest war sich nicht sicher, ob der Block noch zur Gästedomäne gehörte oder bereits Malkavianerrevier war, aber das Hoheitsgebiet der Tremere fing seines Wissens erst hinter der Finster so richtig an.

Er zuckte innerlich mit den Schultern. Es war nahe genug an der TU und damit der Gästedomäne und dem Fluss, dass man das Risiko etwaiger Reviersquereleien hinterm Schlosshotel wahrscheinlich bis zum Eintritt des Ernstfalles vernachlässigen konnte. Ausserdem... soweit Ernest das von hier aus beurteilen konnte und sich bei dem Clan überhaupt irgendwelche Kriterien anlegen liessen, waren Malkavianer entweder ziemlich flexibel oder aber ziemlich jung.

Apropos flexibel und jung...
Ernest kehrte zum eigentlichen Problem zurück. Wie konnte er die junge Frau am geschicktesten kennen lernen? Einfach mit dem N400 vorfahren, den Charme spielen lassen und aufs Beste hoffen?
Auf dem Gesicht des Tremere zuckte für einen kurzen Moment ein eher unsymphatisches, kaltes Lächeln, als er sich der Disziplin der Beherrschung besann, für das er sich dann allerdings auch sofort wieder schämte.

Eine Phrase aus dem Film Fight Club ging dem Engländer durch den Kopf... eine Generation die in dem Glauben großgezogen wurde, dass sie eines Tages Popstars und Models werden?

Er ging auf die Webseite der deutschen Post und verfasste umgehend einen E-Postbrief, der der jungen Frau noch am selben Morgen zugestellt werden würde:


Sehr geehrte Frau Marie-Anne Leonhard,

wir bedanken uns für die Teilnahme an unserem Gewinnspiel und freuen uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie von unserer Jury zur Gewinnerin unseres Photo-Castings gewählt worden sind.

Damit sind Sie nicht nur um sage und schreibe 500 Euro reicher, sondern auch das Gesicht für unseren kommenden Herbstkatalog und erhalten somit eine professionelle Setcard von unseren Aufnahmen!

Wir bitten Sie zwecks Absprache telefonisch Kontakt mit unserem Geschäftsführer Harry Le Sabre aufzunehmen, damit wir einen Termin für die Gewinnübergabe und Photoaufnahmen mit Ihnen vereinbaren können.


Mit freundlichem Gruß,

Ernest J. Gellar
Geschäftsführer U.K. Customs

Tel.: 555-34 34 007
Fax.: 555-34 34 001

Email: gellar@uk-customs.de


Er würde sich da einfach auf den Lockruf von Geld und Ruhm verlassen.
Die Emailadresse würde für den Fall, dass Marie-Anne auf diese Mail antworten würde eine automatisierte Rückantwort, dass sich Herr Gellar derzeit leiter nicht im Büro befände und die Email nicht weitergeleitet würde zurückschicken. Der Telefonanschluss war auf den Empfang von U.K. Customs weitergeleitet.

Direkt im Anschluss verfasste er eine Email an seinen Geschäftsführer:


Dear Harry,

wenn eine Frau Leonhard bei uns anruft, verabrede bitte einen Termin für nach 22 Uhr im Geschäft und lass es mich wissen! Männersache...


Love,
Ernest


Das "Männersache..." stellte sicher, dass Harry die Anweisung diskret und zuverlässig ausführen würde... schliesslich waren sie "Armykumpel", wie Harry es immer zu umschreiben pflegte (Dabei war das genau genommen Unsinn... er war bei den Fernmeldern gewesen... Ernest war zuhaus geblieben).

Der Engländer lehnte sich zurück und klickte noch einige Minuten durch die Gallerien, bevor es Zeit wurde...

Out of Character
Ich such gerade nen Ghul... hat irgendjemand zufällig Lust mir dabei spielerisch zur Seite zu stehen? ;-)
 

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AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne war nach den letzten furchtbaren Tagen gerade aufgewacht, die Sonne schien in ihr Zimmer und sie besah sich das Chaos in ihrer kleinen Einzimmerwohnung. Am schlimmsten ging es ihrem Mops Jules. Da der arme kleine Kerl nun seit zwei Tagen, in denen Marianne quasi besinnungslos gewesen war ohne zu wissen weshalb, weder gefüttert worden war noch Gassi geführt worden war, war er am versursten.
"Um Gottes Willen, Julie, Süsser, warte ich bring Dir Dein Wasser" stiess die junge Frau entsetzt über den Zustand des Tieres hervor und verschwand in der Küche wo sie eine kunstvoll verzierte und verschnörkelte Stahlschüssel mit Wasser füllte und dem Hund vorsetzte, der sofort gierig zu gierig Saufen anfing. Das gab Marianne Zeit ihm auch ein wenig Hundefutter in einen weiteren Napf im viktorianisch geprägten Steampunkstil zu füllen und dem Tier vorzusetzen.
Nachdem Jules, den Marianne nur liebevoll Julie nannte, nun aufs Gröbste versorgt worden war hatte die junge Studentin Zeit sich das Armageddon anzusehen das diese verfluchten letzten Nächte in ihrem Zimmer angerichtet hatten.
Gott, schlimmer kann es nach der Schlacht von Gettysburg nach Pickets Angriff auch nicht ausgesehen haben.
Offensichtlich hatte sie in dieser Zeit auf ihrem Bett gelegen und war selbst für ihre Notdurft nicht geschafft selbiges zu verlassen. Bestürzt sah sie sich die Überreste dessen an was von ihrer Matratze übrig war und riss die Fenster auf um die stinkende Luft im Zimmer durch frische auszutauschen. Ihre Kleider im Kleiderschrank packte sie sofort auf ein Kleidergestell das sie auf ihren kleinen Balkon im 2. Stock fuhr, um sie auszulüften.
Danach stellte sie fest das sie eben die letzten Nächte auf dieser konterminierten Matratze in ihrem eigen Unrat geschlafen hatte und das spezielle Aroma mit der sie die Liegefläche imprägniert hatte auch selbst angenommen hatte. Ihr T-Shirt und die Sschlafshorts wanderten nach kurzer Betrachtung direkt in den Müllsack mit dem sie vorhatte die zu erwatenden Opfer der Reinigungsaktion später zu entsorgen.
Dann begab Sie sich zur Grundreinigung unter die Dusche. Nachdem sie sich gefühlt mehrere Schichten Haut durch das Waschen abgekratzt hatte und weitere Spuren aus ihren Haaren entfernt hatte, Gott war sie froh vor knapp 6 Monaten ihre hüftlangen Haare durch eine Kurzhaarfrisur ersetzt hatte, stieg Marianne wieder aus ihrer Duschkabine und warf bequeme Kleidung an und begann ihre Wohnung zu putzen. Ihr Rechner, der wohl mehrere Tage und Nächte durchgelaufen war Klar, Strom wird ja immer günstiger und ich hab es ja prinzipiell meldete neue Nachrichten auf ihrem Emailaccount.
Während sie den Boden um und unter der Gussrahmenkonstruktion ihres Bette schrubbte und schließlich die Matratze zusammenrollte und direkt in den Müllcontainer hinter dem Haus warf blickte sie immer wieder zu dem blinkenden Cursor mit der Nachricht "New message".
Hoffentlich ist es eine Bestellung. Ich weiss garncht wie ich die neue Matratze bezahlen soll, die letzte Kohle ist für den Original - Vergaser des Motorrades draufgegangen. Was musst du auch so extravagante Hobbies haben?
Schließlich hielt Marianne die Neugier nicht mehr aus und öffnete die Nachrichten. Tatsächlich war eine Bestellung für einen ihrer Ringe eingegangen de sie in ihrem kleinen Online - Shop für Steampunk - Schmuckstücke selbst herstellte und verkaufte. Zumindest ersparte ihr das das Kellnern oder jobben in irgendeinem spiessigen Büro neben dem Studium und die Einkünfte finanzierten auch einen bescheidenen aber angenehmen Lebensstil neben dem Studium und ihren Faible für ausgefallene Kleidung nachempfunden der viktorianischen Epoche und die dazu passenden massgefertigten Damenschuhe und -stiefel. Außerdem schulte die Erstellung dieser Schmuckstücke ihre Fingerfertigkeit was für ihr Studium der Feinwerktechnik durchaus positiv auswirkte.
Eine Bestellung würde sie aber nicht aus den Miesen herausbringen. Shit, ich hätte nicht diese Ruine von einem Motorrad kaufen sollen, bis das Wrack von vor dem zweiten Weltkrieg wieder restauriert ist und fährt ist der Dritte ausgebrochen und hat unsere Zivilisation ausgelöscht. Womit ich dann auch keinen Käufer finden werde.
Merkwürdig war die zweite Nachricht von gestern Abend. Ein Kerl wollte mir ihr Bilder machen weil sie an einem Preisausschreiben gewonnen hatte? Wann sollte das denn gewesen sein? Sie hatte da vor einem Monat auf einer Jules Verne - Convention etwas unterschrieben und sich auch photographieren lassen - aber das sie sich damit dafür qualifiziert hatte sich in die Reihen der magersüchtigen Hupfdohlen von Heidi Klum einzureihen war ihr nicht klar gewesen. Zu was so ein Gläschen Absinth doch führen konnte...
Aber das bringt 500 € - was hat der olle römische Kaiser mal zu seinem Sohn gesagt? Pecunia non olet - Geld stinkt nicht und ich brauche die Moneten...
Marianne verfasste eine höflische Antwort auf die Nachricht und verabredete einen Termin für den nächsten Abend in besagtem Laden.
Danach begann sie das Schlachtfeld weiter zu bereinigen das diese obskuren letzten Tage und Nächte hinterlassen hatten. Frustriert kramte Marianne die Isomatte und den Schlafsack hervor auf der und in dem sie die nächsten Nächte verbringen würde bis sie eine neue Matratze kaufen könnte.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Out of Character
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wahrscheinlich nicht den geringsten Einfluss auf den Rest der Chronik haben dürfte, wenn ich mir hier zwecks Bekämpfung der Langeweile schonmal ein kleines Preview auf die kommende Nacht genehmige! ;-)


Ernest gähnte.
Der Mops gähnte.

Daraufhin musste der Engländer gleich noch ein weiteres Mal gähnen.
War die Schwere, die an ihm seit seiner Rückkehr nach Finstertal zerrte gestern noch irgendwie auf die lange Fahrt zu schieben gewesen und somit nicht weiter verwunderlich, fühlte Ernest sich in dieser Nacht an seinen kurzen Flirt mit der Londoner Club-Szene erinnert. Man warf eine kleine Pille ein und tauschte eine rauschende Ballnacht gegen drei freudlose Werktage. Im Grunde kein wirklich schlechter Deal, wenn Ernest mal ganz ehrlich war... aber es blieb an dieser traurigen Alternative zu einem Morgen die Frage, wann genau er rein stimmungstechnisch eigentlich die Limo zu seiner Party verpasst haben mochte?

Mit einem stillen Seufzer im nicht länger pochenden Herzen warf Ernest einen leidenden Blick hinüber zu der luxuriösen Espressovollautomatik hinter dem kleinen Tresen und gab sich kurz der Frage hin, wieviele Espressos er der jungen Dame wohl einflössen würde müssen, bevor er einen Kick davon verspürte.

...und dann, wenn Sie von der Toilette kommt..., Ernest schüttelte den Kopf um den halbgaren Gedanken zu vertreiben. So dringend wie er einen kleinen röstfrischen Muntermacher benötigte, würde er sich auch mit dem next best thing und einigen finstren Gedanken auskommen können. Er biss sich im gehen auf den Daumen, wartete aber noch damit ab, sein Blut in die schwarze Brühe fließen zu lassen, bis er zwei Eiswürfel aus der kleinen Kühltruhe hinterm Tresen genommen und in die Tasse hatte fallen lassen um zu verhindern, dass das Blut durch die Hitze direkt verklumpte.

Ihm fiel auf, dass das eine Möglichkeit war, die er in seinem Plan noch gar nicht in Erwägung gezogen hatte. Er hatte in Erwartung seiner potentiellen Kandidatin bereits eine Flasche global betrachtet gar nicht mal so üblen, regional betrachtet allerdings herausragenden englischen Rotwein zeitgerecht dekantiert und beizeiten entsprechend mit seinem Blut präpariert, sowie der Sicherheit halber eine Flasche alkohlfreien Traubensaft vom gleichen Winzer geöffnet, zu einem Drittel entleert, mit seinem Blut aufgefüllt und wieder auf Eis gestellt. Den Korken mit dem Daumen wieder vollständig hinein zu drücken machte ihm keine Schwierigkeiten.

Der Traubensaft stellte möglicherweise eine etwas obskure Variante unter all den Getränken an, die man gemeinhin so angeboten bekam, aber er passte zum Wein, er passte zum Laden, er passte zum Blut und das Wichtigste von Allem: Ernest war fest entschlossen es nicht unnötig kompliziert zu machen. Es gab Wein oder Traubensaft, er würde sich dafür ausgiebig entschuldigen und von da an hieß es trinken oder Durst haben. Basta

Er fragte sich, was Enio Pareto gerade machte... gewiss etwas kriegsherrliches...
Mit einer bestimmten Geste schob er die Heizung einige Stufen nach oben und nahm einen Zettel auf den er kurzerhand "out of order" schrieb und ihn im Anschluss auf die Kaffeemaschine klebte. Anschliessend sah er sich noch einmal von oben bis unten an.

Er trug die selben Sachen wie gestern auf der Fahrt hierhin. Die Haushälterin des Gildehauses war so zuvorkommend gewesen seine Kleidung über Tag entweder selbst zu reinigen oder zumindest zur Reinigung zu geben, ein Service der Ernest, der mit leichtem Gepäck reiste zwar einerseits zu Dank verpflichtete, andererseits aber mit dem unguten Gefühl zurück liess, dass da eine fremde italienische Frau in seinem Zimmer gewesen sein musste als er schlief. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es ihr als sie Churchill aus seinem Zimmer holte wahrscheinlich nur zufällig als nette Geste in den Sinn gekommen sein... könnte.

...in gewisser Weise hasste er es doch, nun notgedrungen wieder Personal um sich haben zu müssen. Er hatte sich doch tatsächlich eingebildet, das Thema sei einfach damit erledigt, dass man halt auszog und danach niemandem einstellte. Er hoffte inständig, dass die junge Dame Potential zeigte. Junge Damen zeigten so bedrückend selten Potential...

"...uuuund hopp!", der Engländer warf seinem Hund einen kleinen Bisquit zu und schüttelnde schmunzelnd den Kopf, als die Leckerei wie so oft erstmal von dem kleinen Gesichtchen abprallte und anschliessend, in eifrigem Mopsgalopp munter grunzend verfolgt über den Boden der umgebauten Tankstelle schlidderte. Der kleine Hund war ihm ein stetiger Quell der Freude, stellte er mal wieder fest.

Er überprüfte zum dritten Mal seine Kamera und drapierte die zahlreichen Objektive möglichst zufällig um den Photokoffer herum, damit es möglichst nach Arbeit aussah. Anschliessend sah er sich noch einmal mit prüfendem Blick um und betrachtete sich in den zahreichen spiegelnden Flächeln inmitten seines Reiches.

U.K. Customs hatte für das was es bot nur einen relativ überschaubaren Showroom. Wer sich einen Wagen in dieser Preiskategorie leisten wollte, war nur dann bereit Spitzenpreise für einen vorkonfigurierten wenn nicht sogar gebrauchten Wagen zu zahlen, wenn das Angebotene auch wirklich exklusiv war. Wer einen aktuellen Neuwagen nach Maß haben wollte, konnte hier eine Probefahrt buchen und wurde dann in den Hinterhof geführt wo eine fahrbereite Auswahl der gängigsten Modelle gut geschützt in einer Reihe einbruchsicherer Garagen befand. Vorne, dort wo anschliessend bei einem Schluck Champagner und vielleicht ein paar sonstigen Muntermachern die Konfiguration erstellt und der Kaufvertrag unterschrieben wurde, stand nur die Cremé de la Creme der britischen Unvernünftigkeiten im Wandel der Zeiten... und Ernest passte mitten hinein.

Er warf Churchill noch ein Bisquit in den Raum und nahm einen beherzten Schluck von der lauwarmen, bitterblutigen Plörre die ihm noch geblieben war. Er warf einen Blick auf seine Uhr und fragte sich, wo sie denn bliebe. Er fühlte sich seltsam... eine Mischung aus Raubtier und jemandem, der es als unhöflich empfunden hätte sich nicht die Zähne zu putzen bevor er sie in sein Opfer schlug. Als würde das im Kommenden noch irgendeine Rolle spielen, ob Sie ihn jetzt cool fand oder nicht. Ernest seufzte... manchmal gelang es ihm einfach nicht seinen roten Faden auf der ich danke Haus und Clan Tremere für meine Supermodelfreundin, meine coolen Superheldenfähigkeiten, insbesondere die Erfahrung zu fliegen und Polizisten herumzukommandieren, vor allem aber dafür, dass meine Existenz endlich einen Sinn macht Linie zu behalten und dann kam er sich für gewöhnlich ziemlich unmenschlich vor.

Nevertheless..., Churchill brauchte eine Tagesmutter und wenn das bedeutete einer jungen Frau ihren freien Willen zu entreißen, dann war Ernest offenbar gerade im Begriff genau das dafür in Kauf zu nehmen. Im Grunde war es auch nur halb so schlimm... er war ja schliesslich kein Unmensch. Untot ja... Unmensch nein!

Er entschied sich ein wenig Musik einzuspielen... irgendwas Aufmunterndes vielleicht? Was konnte ihn denn am ehesten wieder hoch bringen? Er blätterte unentschlossen durch die bescheidene, eher ruhigereren Tönen zugeneigte Musiksammlung des Autohauses und blieb schliesslich beim Soundtrack des Films Trainspotting hängen. Good old Iggy wirds schon richten! The King of Rock and Roll is alive and well and comes from Ypsilante Michigan . Wenige Augenblicke später bebten die Glaswände unter der gewaltigen Basslinie von Lust for Life.

Out of Character
Ich würde vorschlagen, Marie-Anne kommt dann bei diesem Meisterwerk zur Tür rein: YouTube - ‪Underworld Born Slippy‬‏ ;-)
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne hatte sich für den Termin aufgebrezelt so gut es ging. Sie trug eine weinrote gerüschte Bluse im viktorianischen Stil, einen langen, bis zum Boden reichenden anthrazigrauen Reifrock und gleichzeitig einen recht extravaganten breitkrempigen weissen Hut sowie eine kurze Jacke aus dunklem Samt, die über die Schultern reichte und nur am Hals mit einer Brosche verschlossen war. Ihre Hände steckten in dunklen, fingerfreien Handschuhen aus einem spinnennetzartigen Gewebe. Auch Teile ihres selbstdesignten Schmucks hatte sie angelegt, dazu gehörte ein Anhänger in Form eines kleinen Pfaus, der aber vollkommen aus kleinen Rädchen, Federn und anderen feinen Teilen zusammengesetzt war, die sich wie in einem Uhrwerk bewegten so dass in einem unregelmäßigen Rhythmus das Tier vom Mechanismus angetrieben sein Rad schlug.
Vor dem Treffpunkt angekommen staunte Marianne nicht schlecht. Mit einem Laden für exklusiv gestylte Autos hatte sie nicht gerechnet, eher mit einem Fotoatelier oder einem Lokal. Noch einmal schaute sie auf den Zettel mit der Adresse, aber ihre Kommilitonin Melissa hatte sie am richtigen Platz abgesetzt. Sie hatte sie auch hinein begleiten wollen mit dem Argument jeder dahergelaufene Lüstling könne einen über das Studentenverzeichnis anschreiben und zu so einem Treffpunkt bestellen, aber Marianne hielt das doch für ein wenig zu weit hergeholt und hatte dankend abgelehnt. Was sollte schon passieren? Der Kerl den sie traf war wahrscheinlich Photograph und nicht Ted Bundy oder Graf Dracula.
Kurz überprüfte sie im Spiegel ihres Schminktäschchens ihren Lidstrich und als sie zufrieden war ging sie selbstsicheren Schrittes auf die Tür zu und klingelte. Das erste was passierte war das sie Gekläffe von drinnen vernahm und zu Mariannes großem Entzücken ein Mops auf die Tür zulief, sich in imposanter Pose jenseits der Scheibe der Eingangstür in Stellung brachte und sie anbellte. Sofort ging die junge Frau in die Hocke und legte ihre kleine Hand an das Glas der Tür und trommelte sanft dagegen als Antwort auf die Begrüssung des kleinen Wachhundes. Dabei stellte sie fest das die Tür geöffnet war und schob sich daher vorsichtig durch die Tür, um zu verhindern das der kleine Racker reißaus nehmen und auf die Straße laufen konnte. Drinnen gestattete sie dem Mops zunächst sie zu beschnüffeln damit er mit ihr vertraut wurde und kraulte ihm anschließend ausgiebig Hals und Bauch.
Den Grund ihres Kommens hatte Marianne beim Anblick des kleinen Wonneproppens gänzlich verdrängt und bemerkte deshalb auch nicht den Mann der sich im hinteren Teil des Raumes aufhielt.
Die laute Musik registrierte Marianne nur am Rande, sie bevorzugte leisere klassische Töne, aber das machte ja nichts.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Ernest bekam die junge Dame erst dann richtig mit, als diese bereits mitten dabei war seinen Hund zu betuddeln. Er war über das Warten und Musikhören in Gedanken gekommen, hatte dann im Sog der allgemeinen Apathie den Faden verloren und wirkte nun in den ersten Sekunden wo er sich mit der Situation so plötzlich nicht mehr alleine im Raum zu sein abfand für einige kurze Augenblicke ein wenig aufgeschreckt und irgendwie auch neben der Spur... ein erster Eindruck der zugegeben in völligem Einklang zu seinem tatsächlichen Lebensgefühl schwang.

Abgesehen davon wirkte der optisch in seinem möglicherweise sogar als optimal zu betrachtenden Reifegrad von Anfang Vierzig eingefrorene Brite adrett wie immer. Er hatte die GQ-Sache zu Lebzeiten schon so oder so seit langem am Laufen gehabt und war dann letztendlich aus einer langen Phase des Müßigganges, in der ihm abgesehen von routinemäßigen Exkursionen ins Fitnesstudio und Wellness-Spa eigentlich recht wenig Rythmus geboten war, in die Unsterblichkeit hineingestolpert. Jetzt wo er sich nach so langer Zeit erstmalig wieder hier umsah, wurde ihm auch wieder der ein wenig peinliche Umstand, dass er dann letztendlich deutlich weniger der erfolgreiche Self-Made-Man geworden war, der ihm bei dem Projekt U.K. Customs vorgeschwebt hatte als er sich selbst versprochen hatte bewusst. Natürlich... der Laden lief auch ganz ohne sein Zutun. Mit ein wenig gutem Willen konnte man die Sache sogar so drehen, dass er mit seiner beiläufig gehandhabten Akquise in den Reihen seiner mit den angenehmen Neuerungen der Zeit bisweilen zwar noch ein wenig auf Kriegsfuß stehenden, dafür aber oft genug auf prall gefüllten Schatztruhen hockenden Bekanntschaften eifrig ansonsten brachliegendes Ackerland bestellte, aber dann widerum stand Ernest trotzdem vor der Frage, was wohl gewesen wäre, wenn er damals nicht so blauäugig zu dem fremden Mann ins Auto gestiegen wäre. Apropos...


Ernest würdigte die zierliche junge Frau in der beeindruckenden Aufmachung eines zweiten Blickes: Tatsächlich... eine junge Dame... , stellte Ernest mit einer Mischung aus amüsierter Neugier und seinem über lange Jahre kultiviertem Blick für Qualität und Authentizität fest. Zugegeben... es hätte nicht zwingend einen Modewissenschaftler gebraucht um zu erkennen, dass er es hier nicht mit einem der seit geraumer Zeit massenkompatibel auf Stange produzierten Fetzen aus dem Gruftiversandhandel zu tun hatte. Dafür war der Stoff zu schwer, die Accessoires zu pointiert und was den letztendlichen Ausschlag gab war, dass Marie-Anne in diesem zugegeben selbst für Ernests Verhältnisse schrägen Outfit nicht wie verkleidet wirke. Er glaubte, das auf eine seltsame Art und Weise auf Anhieb zu mögen, auch wenn noch nicht raus war, ob sie nun einfach auf Alltagsbasis so aussah, oder sich aus einem Impuls, den der Tremere nur zu gern eines Tages verstehen würde entschieden hatte sich genau hierfür genau das anzuziehen.

Der Umstand, dass die Kleidung nicht über dem zierlichen Körper seiner nächtlichen Besucherin bulkte und knautschte liess Ernests innere Waagschale auch eher in Richtung maßangefertigt oder gar selbstgenäht als zugunsten einer glücklich erstandenen Requisite aus etwa einem Theaterfundus ausschlagen. Er machte die Musik ein wenig leiser und hob zur Begrüßung die Hand: "Hi there..."

"I´see you have already met Churchill... ich bin Ernest Gellar, ich hatte Ihnen geschrieben...", der Tremere vermied es nach Möglichkeit Unbekannten die Hand zu reichen, seitdem seine Körpertemperatur infolge einer dummen, in der Hitze des Gefechts getroffenen Entscheidung von immerhin noch einem respektablen lauwarm abrubt und dauerhaft auf einige kaum zu ignorierende Grad noch unter Raumtemperatur gesunken war und nutzte die Gelegenheit so lange die Hände seiner Besucherin noch mit Churchills Unterseite beschäftigt war. Er bediente sich stattdessen routiniert aus einem Fundus altertümlicher Manierismen und Verbeugungen, die bei einem weniger in dem eigenen Auftritt verhafteten Mann als Ernest wahrscheinlich so aufgesetzt und fehl am Platz gewirkt hätten, wie ein noch so perfekt ausgeführter Discofox auf der Tanzfläche einer Discothek, die den Glauben an sich selbst und ihr Publikum noch nicht völlig aufgegeben hatte: "Es freut mich, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten..."

Er scannte ihr Outfit schnell nach dem Teil ab, das ihm die beste Chance zu einem präventiven Erstschlag suggerieren würde: "I really love that peacock-thingie! Can you buy it online?". Das war vielleicht ein wenig überkandidelter herausgekommen als es in seinem Kopf geklungen hatte, daher entschied Ernest es sich sicher zu spielen und als nächstes die Karte, die Marie-Anne in trügerischer Sicherheit gegenüber dem Frenden, der da gerade vor ihr stand wiegen sollte zu spielen und fügte daher ohne aus dem Takt zu geraten, wie als würde er beiläufig ein Problem erläutern, welches überhaupt nichts mit der Situation im hier und jetzt zu tun hatte hinzu: "Meine Verlobte und ich haben kinda soon Jahrestag und wir haben uns am Peacock-Gehege hier im Zoo for the very first time geküsst..."

Et voilá... das war natürlich gelogen. Der erste Kuss mit Cat war von den Umständen her ungleich aufwühlender gewesen als die schnell herbeigeflunkerte Liebe die er hier gerade verkaufte und Ernest hatte in dem Augenblick als ihm diese Finte über die Zunge rollte genau genommen auch nicht den blassesten Schimmer, ob es im Finstertaler Zoo überhaupt Pfauen gab (geschweige denn ob es hier überhaupt einen Zoo gab). Die selbstzufriedene Mine, die der Engländer ob seiner guten Eröffnung der Konversation an den Tag legte ging aber mit hoher Wahrscheinlichkeit als das Lächeln eines Mannes durch, der nur mal eben kurz an seine Liebste dachte.

Natürlich... sie war hier alleine mit einem völlig fremden Mann. Alleine mit einem fremden, körperlich deutlich überlegenen Mann, irgendwo in einer ansonsten wie leer gefegten Stadt.

Aber es war wohltemperiert, luxuriös, hell und aus hundetechnischer Sicht einfach mopstastisch hier. Irgendwas hatte der Geschäftsführer von U.K. Customs an sich, von dem Marie-Anne das Gefühl haben mochte, dass es ihr noch gefährlich werden mochte. Nichtdestotrotz... auf rationaler Seite war hier eigentlich alles Bestens. Wenn der mit allen offensichtlichen Vorzügen gesegnete Fremde den Wunsch verspüren sollte blutjunge Damen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf den Teppich zu zerren... was in aller Welt sollte ihn abseits von schwedischer Kriminalliteratur dazu bringen, ausgerechnet so ein Gespräch anzufangen?
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne schreckte hoch so dass Winston, oder Winnie, wie sie den Mops mit ihrem Faible für die weibliche Form der Abkürzung männlicher Vornamen sofort umbenannt hatte, einen etwa einen halben Meter hohen Satz machte und Ernest einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, den er sofort als den Grund für den Abbruch seiner Streicheleinheiten ausgemacht hatte.
Marianne fasst sich mit der Hand vor die Brust und stiess leicht keuchend die Luft aus. "Mein Gott, jetzt haben Sie mich aber erschreckt, entschuldigen Sie bitte und Du auch kleiner Winnie", beruhigend kraulte sie ihren neuen Freund hinter dem Ohr.
"Well, nice to meet you, Mr. Gellar. My name is Marianne Leonhard" sie gab sich dabei Mühe dem Engländer klar zu betonen, dass Ihr Vorname in einem Wort gesprochen wurde und betonte ihn auch auf Deutsch. "I was quite surprised by your message. I can not even remember that i attended to a content, but maybe it was at the Steampunk Convention last month at Vienna. Some photographs made pictures of me and my outfit. I allowed them to announce them in the world wide web, it might be I signed to a content with it.
Thanks for your compliments for the peacock. I make them myseld at home, you can buy it on my homepage. I will pass you my card with the link later."
Der Mann vor ihr war Marianne ein wenig zu hager und zu blass, obwohl er nicht wirklich alt wirkte sprachen Lebenserfahrung und auch eine Spur von Abgeklärtheit und Härte aus seinen Augen.
Kommt mir vor wie jemand der bekommen hat was er will und jetzt nicht mehr mag was er gekriegt hat.
"Yes, I allready met Winnie. From where did you know I love such tiny, sweet little boys like him? I have one at home, too. Aren´t they the friendliest little beings on earth?"
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Indeed they are...", Ernest lebte zwar in dem Irrglauben ein grundsätzlich eher kameradschaftliches Verhältnis zu seinem vierbeinigen Freund zu pflegen, aber so waren Mädchen wohl. Es war auch nicht so, als ob Kindchenschema bei Ernest nicht funktioniert hätte. Immerhin schien Churchill nichts gegen Sie zu haben und das sprach grundsätzlich schonmal für Marianne.

"Sie gestatten...", er beugte sich mit der Gelassenheit eines Menschen, der es arglos meinte hinunter an Mariannes Brust und kniff ein wenig die Augen zusammen um das kleine Kunstwerk im Detail zu erfassen: "That is actually quite impressive! Ist das like an Uhrwerk? Zum aufziehen?". Obwohl der Engländere einen gebührenden Abstand wahrte, mochte der Zeitrahmen in dem er mit nachdenklicher Mine den goldenen Pfauen betrachtete der Besitzerin der darunterliegenden Brust einige Sekunden zu lange vorgekommen sein. Bevor die Situation endgültig ins Unangenehme abdriftete, federte die hagere Gestalt des Engländers wieder hoch und seine Mine zeugte von ehrlicher Anerkennung: "Like in... from Scratch? Remarkable!"

So langsam dämmerte ihm auch wieder, was sich hinter dem Begriff Steampunk verbarg. Nun, nicht wirklich verbarg - vielmehr wie das was er verbarg von außen aussah. Ernest drehte sich abrubt um und bewegte sich von Marianne weg in Richtung Tresen: "Ich habe mir gerade eine Flasche Wein aufgemacht... sie haben nicht zufällig ihr Auto heute Abend stehen lassen?"
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne fühlte sich nicht von Ernest bedrängt, vielmehr freute sie sich über die Anerkennung ihrer Handwerkskunst durch den distinguierten Gentlemen.Sie schenkte Ernest ein strahlendes Lächeln.
"Thanks a lot, this is very kind. I like it to make such items with my hands and selling them spares me towork as a waitress to pay for my study and it is also helpful in my studies in light engineering."
oh Mann, Melissa würde jetzt ausrasten. Er bietet mir auch noch Alkohol an, passt ins Sittenstrolch - Schema. Trotzdem....
Mit betont schwerenm italienischem Akzent antwortete Marianne gemäß einer ehemals bekannten Werbefigur: "Ische abe gar kein Auto, Signore. Nur ein altes Triumph Bonneville 650 Motorrad das ich versuche wieder in Gang zu bringen und das mich warscheinlich in den Schuldturm bringen wird. Wahrscheinlich setzt Mastercard demnächst Killer auf mich an."
Marianne war ganz unbewusst wieder ins Deutsche verfallen, Gellar hatte ja angedeutet das er es gut verstand und seine Englischen Spuren fand Marianne eigentlich charmant.
Hoffentlich war der Übergang zum Finanziellen jetzt nicht zu plump.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Nice Choice...", Ernest schenkte beiden einen bescheidenen Schluck Rotwein ein. Wenn sein Blut Marianne ebenso gut mundete wie Christine ...or Cat for that matter, dann würde sich der Rest vom ersten Schluck an quasi von alleine erledigen: "Wenn die in the meantime keiner haben wollte, müsste ich somewhere back there noch eine Rocket III unter einer dicken Staubschicht stehen haben, now that you mention it..."

Dafür das bei dieser in gewisser Weise betagten Pointe die Verwirrung eigentlich nur gespielt sein konnte, gelang es dem Geschäftsführer von U.K. Customs bei dem dazugehörigen Schulterblick ziemlich überzeugend mal eben kurz ziemlich dumm aus der Wäsche zu gucken, was in erster Linie darauf zurück zu führen war, dass er im letzten Jahr mit Sicherheit nicht ein einziges Mal daran gedacht hatte, dass er noch ein Motorrad in Finstertal stehen hatte. Und weshalb, fragte er sich... weil er mal in dem juvenilen Wunsch den jetzigen sogenannten Kriegsherren der Domäne auszustechen einige Motorräder in Zahlung genommen und es dann gerade noch eben zwischen Tür und Angel geschafft hatte deren Existenz kurz anzudeuten, nur um dann gleich wieder von Wichtigerem aus dem Konzept gebracht zu werden. Cat fuhr ihre gelbe Rennmaschine ab und zu sogar noch wenn das Wetter schön war - zumindest erinnerte er sie düster sich Mitte letztes Jahr einmal in Bikerkombi vorbeihuschen gesehen zu haben.

"For whatever that´s worth kannst Du den Jungs in der Werkstatt if needed ja mal einen schönen Gruß von mir ausrichten...", Ernest notierte sich gedanklich Harry da entsprechend in Kenntniss zu setzen - so sicher war es dann auch wieder nicht, dass die derzeitigen Angestellten was mit seiner Person anzufangen wussten. In Sachen Wiedererkennungswert durfte er wohl einen ähnlichen Status wie Charlie bei seinen drei Engeln geniessen: "Falls es da mal am richtigen Werkzeug mangelt oder whatever... hier auf dem Continent ist ja meist alles metric...". Der Engländer sah sich sich mit der Zufriedenheit eines Mannes, der in dieser kleinen Besonderheit der englischen Kultur gewissermaßen gesicherte Arbeit auf Jahre sah kurz in seinem Geschäft um und zog währenddessen beiläufig sein Scheckbuch aus der Reverstasche um nebenher einen Scheck über 500€ für Marie auszustellen. Er war schlicht zu faul gewesen noch an der Bank anzuhalten und war zu Mariannes Leidwesen nicht in dem Sinne Student gewesen, dass ihm der Unterschied zwischen Bargeld in der Tasche und Vorbehaltszeit bei einem Scheck als Kriterium in den Sinn gekommen war: "So... tell me about this steampunk... war da nicht mal something in an episode of Dr. Who?".

Im Grunde handelte es sich hier nur um einen Schuß ins Blaue, da ihn die T.A.R.D.I.S. in dem TV-Film aus den frühen Neunzigern an das erinnerte was er aus seinen durch Mariannes Outfit angeregten Gedächtnis bezüglich dieser... ja was war es eigentlich? Film? Buch? Einfach eine Stilrichtung wie dieses Cosplay von dem er immer wieder etwas im Zusammenhang mit hübschen Asiatinnen las?, kramen konnte.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Oh, vielen Dank, aber ich glaube mehr als eine Motorradruine kann ich mir derzeit nicht leisten. Die fehlenden Ersatzteile sind mein Problem, zusammengeschraubt kriege ich die Maschine schon."
Marianne nahm das Weinglas entgegen und atmete ausgiebig das Bouquet bevor sie einen kleinen Schluck probierte und sofort anerkennend das Gesicht verzog.
"Mr. Geller, der Wein ist großartig, ich glaube ich habe noch nie einen besseren getrunken. Er hat eine Note die ich schmecke aber nicht identifizieren kann, erdig aber doch süffig. Ist das ein Bordeaux?"
Irgendwie schien Marianne leicht vom Thema abzubringen zu sein, Ernests Frage nach dem Steampunk hatte sie offenbar völlig verdrängt während sie durch verdrehen ihres Halses versuchte einen Blick auf das Etikett der Weinflasche zu erhaschen. Sie schien sich recht wohl zu fühlen und hatte sich samt Reifrock auf der Besuchercouch drapiert. Churchill hatte es sich sofort in ihrem Schoß bequem gemacht, lag auf dem Rücken und streckte alle vier Pfoten von sich um Marianne aufzufordern ihn am Bauch zu kraulen, eine Forderung der die junge Frau mit ihrer Linken gerne nachkam während sie mit der anderen Hand weiter das Weinglas hielt und die blutrote Flüssigkeit betrachtete, die darin herumschwabbte.
Irgendwie dickflüssig, sieht fast aus wie Blut.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

http://30.media.tumblr.com/tumblr_ljv64khBnh1qgpfi7o1_500.jpg

Der Engländer hob die Flasche an um das Etikett zu lesen und musste erstmal kurz vor lachen prusten.
"...ein East-Anglian-Regional-Wine, steht da!", las Ernest mit hochgezogenen Augenbrauen amüsiert vor: "Geschmacksrichtung Dry wie es scheint..."

Er hatte im Bewusstsein, dass hier bei U.K.Customs mit Sicherheit alles vorzeigbar war (und er dank seines Blutes wahrscheinlich auch mit einer Pulle Thunderbird durchgekommen wäre, blaue Zunge hin oder her) die Flasche einfach blind aus dem Tresenschrank gezogen und recht achtlos in den Dekanter umgefüllt: "...positively speaking meinen die damit gewiss Rebstöcke, die schon seit den Römern da waren und von denen no one so recht weiß what exactly das mal gewesen sein mochte! Honorary citizenship and all..."

Er nahm selbst einen Schluck und bemühte sich ungeachtet der Tatsache, dass ihm seine Geschmacksknospen ausschliesslich Auskunft zu dem eigenen Blut geben wollten um eine zufriedene Mine: "Actually not that bad... quite good sogar..."

Er kehrte Marianne kurz den Rücken zu um neue Musik einzulegen. Er entschied sich dafür das Album The Age of the Understatement von den Last Shadow Puppets einzulegen, welches er vorhin extra aus seinem Auto mit rein gebracht hatte. Das Album war vor kurzem von null auf eins in die englischen Charts gestürmt und Ernest gefiel der Beat.

Anschliessend steckte er den Scheck in einen Briefumschlag und griff nach seinem Weinglas um sich zu der jungen Dame in die Gästeecke zu gesellen. Den Briefumschlag legte er in Mariannes Reichweite auf den kleinen Glastisch ohne ihn weiter zu beachten. Er nahm Platz und deutete auf mit dem Glas in Richtung Reifrock: "I´m really sorry, aber ich fürchte Sie haben es sich für heute ein wenig schwer gemacht etwas anderes zu machen als sich dekorativ neben ein Auto zu stellen, haven´t you?" Die leise Kritik klang vermutlich deutlich freundlicher und amüsierter als das, was sich das vermeintliche Model in spe bei einem professionellen Casting hätte anhören dürfen, aber ursprünglich hatte Ernest nur geplant vorzutäuschen, dass es sich heute nur um ein paar Probeaufnahmen handelte, oder zu behaupten, der Photograph seinen Termin nicht einhalten können, aber er so konnte er sich die Ausreden offenbar noch bis zu ihrem zweiten Treffen aufsparen: "I´m afraid, ich werde Sie um einen weiteren Termin bitten müssen... love the general Look though. Haben Sie noch mehr in dieser Richtung? Ich denke an die frühen Fliegerfrauen, if you know what I mean... Ladies in Pants, so to say... or whatever you have to offer for that matter that is less, well... fluffy!"
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne zog die Augenbraue in bester Spock-Manier nach oben - es fehlte nur das emotionslose "Faszinierend" ob des englisch - antiken Weinbaugebiet von dem Gellar da redete - sie würde das später googlen.
"Oh, bei 500 € werde ich bestimmt noch einmal Zeit für Sie haben, ich denke das kann ich irgendwie hinbiegen und wenn ich so nette Komplimente zu meinem Outfit bekomme komme ich auch gerne freiwillig. Ja, ich habe noch mehr solcher Sachen, auch wenn das Nähen wirklich anstrengend und zeitaufwendig ist, aber ich finde die Sachen toll. Der Steampunk verbindet den wunderbaren viktorianischen Kleidungsstil den man durch moderne Einflüsse aufpeppt mit den Innovationen der Industriellen Revolution und mit den literarische Phantasien Ideen eines H.G. Wells oder Jules Verne. Meine Schmuckstücke integrieren die Technik die uns umgibt in ursprünglich verspielter Form mit unserem Lebensgefühl indem ich Abbilder von diesen in unsere Kleidung und damit in unsere Ästhetik integriere."
Was die Ladies in Pants angeht klingt das für mich so als wollten sie das typische Amelia Erhardt - Thema - Sie wissen schon, die Pionierin der frühen amerikanische Luftfahrt, ncht sehr originell finde ich und schon zu oft kopiert. Ich empfehle Ihnen da den Film Sky Captain and the world of tomorrow und die Rolle von Angelina Jolie darin - das war schon mal da und wird durch den verwendeten Blue-Screen nicht besser.
Aber warum etwas so banales und funktionales als Kostum wenn man auch etwas wesentlich adretteres für das Auge bieten kann. Verstehen Sie mich richtig, ich trage solche Kleidung nur bei besonderen Anlässen, im Alltag, sind T-Shirts, Blusen, Pullies, Sweatshirts und Turnschuhe auch eher mein Stil weil sie praktischer sind. Wenn ich mein Motorrad fertig habe und fahre werde ich auch ganz bestimmt keine von den dünnen Lederkappen mit großer Brille tragen weil sie zeitgemäß zum Motorrad passen, als Ersatz für einen vernünftigen Sturzhelm mit neuesten Sicherheitsstandards."
Marianne betrachtete den Mann genauer. Mit jedem Schluck des Rotweins wurde er ihr sympathischer obwohl sie weit davon entfernt war betrunken und damit urteilsunfähig zu sein. Sie mochte seine niedliche Art zu sprechen und das Deutsche mit dem Englischen zu mischen und er interessierte sich für Autos und Möpse - ok für letzteres interessierten sich ihre unreifen Kommilitonen auch, aber das waren keine Vierbeinigen.
Mach mal langsam Marianne, das ist ein gestandener erwachsener Mann, kein triebgesteuerter Nerd der Maschinenbau studiert und mehr durch Testosteron als durch seine bescheidene Portion Hirn geleitet wird, die ihnen der liebe Gott bei ihrer Geburt in so bescheidenem Rahmen zugeteilt hat. Für ihn ist das hier nur ein geschäftliches Treffen, kein Rendezvous, also fang jetzt nicht an auf rosa Wolken zu schweben. Andererseits...wie er sich bewegt...fast wie ein Raubtier, seine Bewegungen wirken in einer Art fliessend wie ich es noch nie bei einem Mann gesehen habe...das ist nicht der übliche notgeile Student der dich sonst abzuschleppen versucht.
"Was ihre Frage nach einem anderen Outfit angeht....ich könnte mich umziehen wenn sie etwas Passendes hier hätten, aber ich dachte Sie wollen mich in etwas vergleichbarem sehen wie auf den Photos durch die Sie ja offensichtlich auf mich aumerksam geworden sind, Sachen wie ich Sie auf der Steampunk - Convention in Wien getragen habe. Durch die Photos von dort kommt der Kontakt doch, oder täusche ich mich?"
Marianne wartete immer noch darauf das er ihr den Umschlag mit dem Scheck gab und warf einen kurzen aber eindeutigen scheck auf den Umschlag in Gellars Händen.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Ernest nickte die Frage danach, wie er auf Marianne gekommen sein mochte nur beiläufig ab und schob ihr statt einer Antwort nur den Scheck die wenigen Zentimeter näher, die die Übergabe besiegelten: "So you would assume, that Amelia Erhard is dead, so to say?", der Engländer wirkte amüsiert: "As a matter of fact würde ich mich freuen, wenn Sie sich da was das Geben von Impulsen anbetrifft, einbringen würden. Sie scheinen sich da quite obviously mehr Gedanken dazu gemacht haben als ich bis hier..."

Der Tremere meinte eine kleine Weitung in den Pupillen seiner Besucherin wahrzunehmen.
Es war eine langsame, aber stetige Wandlung in ihrer Körpersprache wahrzunehmen, der Art wie sie sich unbewusst die Lippen benetzt hatte beispielsweise oder dem Umstand, dass die Spitze ihres Fußes nun in seine Richtung wippte. Als langjähriger Leser von Herrenmagazinen wie Gentlemans Quarterly, Men´s Health und natürlich dem guten alten Playboy hatte Ernest an so vielen "Deuten Sie die 10 geheimen Flirtzeichen jeder Frau"-Artikeln vorbei geblättert, dass ihm kaum eine andere Wahl blieb als unwillkürlich die entsprechende Liste an zu erwartenden Signalen abzuarbeiten. Nicht zuletzt war es vor allem aber die Routine, die er in den letzten Jahren notgedrungen darin entwickelt hatte junge Frauen in sein Auto zu locken, die ihm das klare Bewusstsein, dass er von hier an nur noch offene Türen einzurennen hatte vermittelte: "So dieses steampunk... ist es eine rein, wie soll ich sagen... ist es nur some kind of victorian age retro high tech oder hat es auch something mystical? In the Victorian Age gab es in England einen sehr starken Trend zum Okkultismus, Witchcraft, Rituals, Ghosts, Mummies, Werewolfes, Frankenstein, Dracula... really hip issues zu der Zeit. Nach der Industrial Revoluton hätte man probably eher erwartet, dass alles technisch und logisch and else würde, aber was plappere ich, I guess Sie wissen darüber mehr als ich...", der Blick des Engländers gewann für kurz etwas lauerndes, entspannte sich aber schnell wieder, als er bewusst leichtfertig die Vermutung: "I guess es hat etwas mit Lightbulbs zu tun...", in den Raum warf: "...wenn man erstmal keine Angst vor der Dunkelheit und den dancing shadows on the wall mehr hat, ist das alles wahrscheinlich eher fascinating than gruselig, don´t you think?"
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Worauf will er nur hinaus? Der hat mich doch wegen des Steampunk-Fashion-Looks ausgewählt und jetzt will er das ich ihm die Szene und ihren Hinergrund erkläre...aber ich mag seine Stimme, also weitersprechen Marianne, dann hörst Du sie auch noch länger.
"Nun, der Mystizismus dieser Zeit ist mir offen gestanden fremd, ich bin nicht gerade Alistair Crowley, auch wenn ichz mal im Internet eine alte Aufnahme gehört habe in der er Enochäisch etwas vortrug - krasses Zeug. Ansonsten würde ich die erwähnten Dinge eher den Romantikern um Lord Byron zuordnen, Mary Shelley und ihr mann gehörte zu seinem Zirkel und ich bin ziemlich sicher das er Stoker stark beeinflusst hat, ansonsten war Esoterik im 19 Jhdt. in der guten Gesellschaft weit verbreitet, man siehe den Circle of the Golden Dawn, ich hoffe ich zitiere den Namen richtig und die vielen anderen Scharlatane, Medien und Wahrsager die sich auf diesem Weg der guten Londoner Gesellschaft anschlossen und durch sie ihr Auskommen hatten.
Ich persönlich bin der Meinung das eine zu profane und techniisierte Welt dem Menschen die Luft zum Atmen nimmt, ihn quasi spirituell verkümmern lässt. Der Mensch verzeht sich geradezu nach dem Überntürlichen weil es quasi ein Teil seiner Seele, oder wie Freud sagen würde seines Über-Ich ist. Daher wird es in einer sehr technisierten Gesellschaft immer Gruppen mit starken Bestrebungen nach dem Übernatürlichen geben."
Wow, Du redest wie ein Wasserfall und er spornt Dich zu geistigen Hochleistungen an, woher kommt nur dieser Drang ihm gefallen und ihn beeindrucken zu wollen?
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Aha?", der Engländer machte bei Mariannes Ausführungen nicht den Eindruck, dass Sie ihm mit ihren Worten nur von etwas erzählte, dass er eh schon wusste: "I´m not sure ob es wirklich das ist was da passiert ist...", seine nachdenkliche Mine verriet der jungen Frau zudem, dass er sich gerade durchaus mit dem was sie gerade gesagt hatte beschäftigte und nicht im Begriff war sie belehren oder letztendlich gar kritisieren zu wollen: "...to be honest, ich habe darüber bisher gar nicht so gedacht. Für mich ist das was in dieser Zeit passiert ist eher ein, well... change of paradigme, another point of view. Der Glaube an die Kirche und die old stories wurde slowly but surely von dem Glauben an die Wissenschaft und Technik abgelöst, see - die meisten Menschen verstehen elektrischen Strom kein Stück besser als the holy ghost, so to say... möchten Sie noch einen Schluck East-Anglian-Regional-Wine?"

Er unterbrach sich kurz um sich und Marianne nachzuschenken und dem Gedanken, den er gerade zu formulieren versuchte noch ein wenig Gelegenheit zum reifen zu geben: "The thing is... Sie sprechen davon wie Technik einen spirituell verkümmern lässt, aber in a way, I guess, war es erst die Technik die den Leuten die Möglichkeit gab sich in a rational way mit dem was ihnen bislang Unsicherheit machte auseinander zu setzen. You don´t have to believe in science to make it work. It leaves you no choice... if you see a car on a regular basis, dann hört das irgendwann auf ein Wagen ohne Pferde zu sein, the devils work, die hellish loud ist und stinkt und sich von Geisterhand bewegt. Sie haben still no clue wie ein Motor funktioniert, aber es funktioniert quite obviously somehow und wenn das somehow funktioniert, well... dann ist es nur noch a tiny step zu der Frage, was noch alles somehow funktionieren mag. Worauf ich hinaus will...", der Tremere versuchte in Mariannes Gesicht zu lesen, ob er sie bereits langweilte.

Die Ausbildung in Sachen Okkultismus, die er in London in den letzten Jahren erfahren hatte, hatte ihm bislang im Grunde nur Fragen die er sich normalerweise nie gestellt hätte und keinerlei Antworten aufgebürdet. Er war ein praktisch orientierter Mensch. Jemand, der lösungsorientiert dachte und im Grunde immer nur auf der Suche nach dem schnellsten Weg von a nach b war. Wenn er es nicht jede Nacht aufs Neue am eigenen Leib erfahren würde, dann würde er sich wahrscheinlich selbst seine Geschichte nicht abkaufen und selbst wenn er sich geglaubt hätte, dann hätte sie ihn wahrscheinlich nicht gekümmert, so lange es kein Problem gegeben hätte: "Worauf ich hinaus will ist, well... ist diese, let´s call it "Normalisierung" des Glaubens, dieser Punkt an dem man sich nicht mehr die Frage stellt ob, sondern... well, wenn überhaupt... wie Elektrizität... oder Magick for that matter funktioniert eher ein Zeichen der Victorian Era?", Ernest viel auf, wie wenig Gelegenheit er seit langem dazu hatte einfach mal eine Diskussion zu führen, bei der es am Ende nicht darum ging wer Recht behielt: "Die Frage ist doch... wo ist after all überhaupt der Unterschied? Ist Science die wir nicht verstehen nicht einfach nur Magie unter another name? Wäre ein Vampir these days nicht einfach some unlucky guy with a weird Krankheit?"
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Hmmm....man könnte also sagen das Technik nur eine andere Art von Magie ist, die funktioniert weil die Menschen inzwischen übereinstimmend glauben das die Technik funktioniert. Das würde natürlich bedeuten das der Glaube der Menschen als Ganzes bewirkt das Magie funktioniert oder nicht. Nehmen wir zum Beispiel den Schneider von Ulm mit seinem Flugapparat, angeblich hat der ja zu Beginn funktioniert, aber als er es dann der ganzen Stadt vorführte, die mehrheitlich religiös geprägt war zu dieser Zeit, ist er abgestürzt. Bliebe die Frage wer dafür gesorgt hat das sich das Weltbild der Menschen so sehr ändert das die Mehrheit begann eher an die Naturwissenschaften und ihre Gesetze zu glaben als an die Lehre der Bibel? Müsste hinter so etwas nicht eine steuernde Intelligenz stecken?"
Marianne nahm nachdenklich das nächste Glas Wein entgegen. Irgendwie sprach sie gerade über Dinge die eigentlich reine Spinnerei waren, aber in Mr. Gellars Gegenwart war es ein angenehmes Thema, man konnte so nett mit ihm plaudern und er war klug und sensibel genug sie ohne Herablassung Ernst zu nehmen. Marianne mochte den Mann gern.
Wieder nippte sie am Weinglas.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Well... if I find a watch in the desert, I have to assume that there is a watchmaker...", Mariannes Gastgeber legte den Kopf ein wenig schräg und zuckte mit den Schultern, als sei dies eine Frage, die er sich gar nicht stellen müsste: "It´s like the controversy about Evolution in the States... Ich persönlich sehe in dem Wissen darum wie etwas funktioniert keinen Widerspruch zu der Frage warum das so ist, quite in the contrary - wenn Sie mich fragen, it´s weird enough that there are rules at all. As a matter of fact wollte ich eben aber actually nicht ausdrücken, dass Technik funktionieren würde, weil wir daran glauben, quite in the contrary - ich wollte sagen, dass der Umstand, dass ein mechanical Gegenstand funktioniert, völlig egal was Sie davon halten, maybe die Frage aufwarf what else noch alles funktionieren mag obwohl es undenkbar erscheint."

Ernest kratzte sich nachdenklich am Kopf und zwinkerte Marianne verschmitzt zu: "Nicht, dass ihr Gedanke nicht etwas für sich hätte! Kind of reminds me how stuff tends to work out on the Discworld..."
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Nun, Mr. Gellar, die Plauderei mit Ihnen ist ja sehr angenehm, aber vielleicht sollten wir einmal darüber reden was Sie mit dieser Model - Sache erreichen möchten die Sie in Ihrer Nachricht angedeutet haben. Wie ich Ihnen ja schon sagte bin ich Studentin, stehe also nicht täglich für Photoshootings auf Hawaii oder in Monte Carlo bereit."
Marianne lächelte bei der letzten Aussage leicht, sie sah sich ganz bestimmt nicht als zukünftiges Topmodel, aber wenn er schon damit angefangen hatte sollte er ruhig mal ein wenig die Hosen runterlassen was er von ihr erwartete.
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

"Well... wenn das so ist, werde ich die Flugtickets besser wieder canceln, huh?", der Engländer verzog bei diesem Kommentar keine Miene und schien nach dem Briefumschlag mit dem Scheck auf dem Tisch greifen zu wollen.

Ernest fiel es nicht schwer bei diesem Scherz nicht zu schmunzeln, im Gegenteil, er wirkte in diesem Moment sogar ein klein wenig verärgert.

Verärgert war er vor allem über sich selbst. Er hatte sich einlullen lassen... das war unter den gegebenen Umständen zwar noch verzeihlich weil ohne jegliche Konsequenzen, aber er ärgerte sich vor allem darüber, dass er schlecht vorbereitet gekommen war. Der Auftrag in Finstertal, Cat daheim in London... überhaupt das Wassertreten in seiner neuen Heimat... er fühlte sich matt und unkonzentriert und gerade hier in seinen einstigen heiligen Hallen wo alles seinen Anfang genommen hatte, fühlte er sich seiner früheren Form besonders fern.

Warum wechselt sie das Thema? Bin ich so uninteressant geworden, dass ich nichtmal mehr eine kleine Studentin einwickeln kann?, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste den Ball zurückspielen. Zeit gewinnen. Initiative gewinnen. Eine verdammte Idee bekommen, was der Besitzer eines Autohauses mit einem so dezidiert elitären Kundenkreis von Marianne wollen könnte und eben nicht denken wie ein untoter Blutsauger mit Hund und Bedarf für ein Dienstmädchen bei Tag. Bestimmt lag es daran, dass er die Scheibenwelt erwähnt hatte... Mädchen lasen sowas heutztage bestimmt nicht mehr als zu seiner Zeit und jetzt hielt sie ihn für einen totalen Geek... seine Kommentare zu Dr. Who und dem Anhalter hatte sie auch nicht gewürdigt... Ernest ging die möglichen Antworten fieberhaft durch, während er seine kleine Scharade vollführte und sich dabei für einen kurzen Moment wieder fühlte wie mit 14. Think, Ernest... Think!
 
AW: [10.05.2008] In a sea of faces, in a sea of doubt...

Marianne war überrascht das sie ihn irgendwie aus der Fassung gebracht hatte. Die scheibenweltromane hatte sie nie gelesen, der anhalter war Ewigkeiten her so dass sie den Punkt offensichtlich übersehen hatte und Dr. Who fand Marianne einfach nur grottig schlecht wenn man sie danach gefragt hätte.
"Ähem, Sie wussten doch das ich kein professionelles Model bin hoffe ich? Ich meine, es ist nicht so einfach für eine so unsichere Gelegenheit das Studium hinzuschmeissen. Außerdem habe ich kaum eine entsprechende Erfahrung, wenn werde ich nur mal von Freunden und Bekannten wegen meier Outfit photographiert, ich habe keine Ahnung wie ich mich auf einem Laufsteg zu bewegen habe und habe auch keine Tanz- oder Theatererfahrung. Da ist es doch nicht verkehrt zumindest einmal nachzuhaken auf welche Art von Abenteuer ich mich da einlassen soll."
 
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