Unmerklich zuckte der Tremere zusammen.
Jetzt hieß es ruhig bleiben!
Ihm war bewusst, das dieser Geist die Bezeichnung ‚Dämon’ mit ziemlicher Sicherheit verdiente. Allein schon die grünlich glimmenden Augen schienen aus mythischen Erzählungen über Höllendiener entsprungen zu sein.
Und diese Klauen.....
Vielleicht war er etwas zu vorschnell und zu gierig auf seine neue Magie gewesen, und hatte sie beim Falschen angewandt!
Für Spurensuche hätte er es vielleicht mit einem entsprechenden Tiergeist, am besten einem Hund versuchen sollen.
Er schob den Hundegeist als Reserveplan beiseite.
Wieder lief ein Schauer über seinen Rücken, oder es schien ihm zumindest so!
Doch er spürte auch noch etwas anderes in sich aufbegehren....sein Tier regte sich!
Spürte es einen Gegner, einen Konkurrenten?
Er war bestimmt nicht bereit, wegen eines Auftrags von Johardo etwas unmenschliches zu tun und seine Seele zu gefährden!
Also hieß es hier......bluffen!
Komm schon, Viktor, hier heißt es Vampir gegen ‚Dämon’! Zeig mal, wie gut du beim Pokern bist!
Er riss sich zusammen.
Ein etwas süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen und wieder konnte man seine Fänge sehen, als er in der materiellen Welt zu flüstern begann.
Im Umbra hingegen hatte seine Stimme einen sehr kräftigen, sehr selbstüberzeugten Klang!
„Versteh mich nicht falsch, Geist, aber ich bin nicht wirklich hier, um um etwas zu bitten!
Auch habe ich nicht das geringste Interesse, mich irgendwie würdig zu erweisen!!
Du würdest mir nur helfen, schneller an mein Ziel zu kommen!
Wenn du meinesgleichen wirklich kennst, brauchst du keinen Beweiß und weißt, das unsere pure Existenz auf Grausamkeit beruht!“
Das war eine Tatsache, und Viktor machte sich da nichts vor!
Was ihn allerdings nicht daran hinderte, gewisse Vorgänge wie das trinken von Blut zu einem für das Opfer sehr, sehr angenehmen Erlebnis zu machen!
Und ihm ein fast reines Gewissen ließ.
Aber nur fast......
Wieder wischte er den Gedanken beiseite.
„Deswegen habe ich auch kein gesteigertes Interesse daran, dich mit einem Beweiß zu ‚füttern’, solange ich nicht mal weiß, das du mir nützlich sein kannst!
Solltest du mir helfen, wirst du so oder so neues Leid ernten können!
Du hättest also nur Gewinn.....warum also Spielchen!?“
Ja! So brauchst Du das doch, Baby! Das ist genau dein Ding!
Viktor konnte Johardo direkt vor sich sehen, wie der Professor gütig über seinen Kopf strich und sagte: “Fein gemacht! Braver Viktor! Hier hast du einen Blutknochen!“
Fast musste er lachen bei dem Gedanken!
Eigentlich war es ihm egal, was sein Ahn sagte, und doch wollte er es ihm recht machen...
Sonderbar...
Aber noch war er nicht fertig.
Es war noch Zeit, dem Geist das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, seine Macht beweisen zu können.
„Ich könnte auch einen anderen Geist fragen, aber du bist mir aufgefallen, weil ich zuvor noch keinen Geist wie dich oder so einen wunderschönen schwarzen Strudel gesehen habe!
Er scheint so wunderbare Dinge zu erschaffen....
Sehr faszinierend!“
In ihm kamen Gedanken auf, wie man am besten gegen so einen entropischen Riss vorgehen könnte, als er auf das wabernd, pulsierende 'Fleisch' des Geistes blickte, aber er zwang sich, an Bilder von Toten aus dem Fernsehen, brutale Experimente der Tremere, Blut und Vergewaltigungen zu denken!
Hoffte er doch damit, mehr die Ausstrahlung eines Sabbat-Vampirs zu haben.
Zumindest im spirituellen Sinne...