[08.05.2008] Odysseus kehrt in die Armee der Sirene zurück II

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Esteban hatte den Lokalteil der Zeitung noch nicht komplett durchgelesen, aber das störte ihn nicht. Er faltete die Zeitung wieder ordentlich zusammen und stand auf.

"Einen kleinen Moment noch."

Er ging zu Sophia, hinterließ seinen Namen und Telefonnummer auf einem Zettel, bedankte sich nochmals für die Auskünfte und legte die Zeitung zurück in den Zeitschriftenständer.

"Na dann mal los."

Er zog sich die Lederjacke an der Garderobe wieder an und hielt Richard die Tür auf. Sie liefen ungefähr zwei Minuten durch den Regen, bis Richard Estebans nachtschwarzes Gefährt unter einer Brücke geparkt erkennen konnte. Der Wagen war in tadellosem Zustand und Richard war klar, dass er viel Zeit darin investiert haben musste. Nicht der kleinste Kratzer; die Felgen und auch die Karosserie wurden erst kürzlich poliert. Esteban schloss die Fahrertür auf, setzte sich hinter das Lenkrad und beugte sich zur Beifahrerseite, um den Knopf hochzuziehen, so dass Richard einsteigen konnte. Esteban schnallte sich an und drehte den Zündschlüssel um. Dieses Auto war eine Bestie. Der gesamte Wagen vibrierte und dröhnte, als Esteban ohne einen eingelegten Gang mehrmals das Gaspedal durchtrat. Ihm schien es wahre Freude zu machen, sein Gefährt vorzuführen. Aus den Boxen dröhnte Cast me aside von Drowning Pool. Er drehte sich zu Richard um.

"Also, wo soll es hingehen?"

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"Die Akademie kennst du schon, oder? Was hällst du ersteinmal von der Umgebungsstraße. Da kannst du richtig aufs Gas treten. Und dann? Ja worauf stehst du? Ein bisschen was für die Kultur oder eher Szene? Vielleicht auch die Parks? Musst du wissen, ich kann dir nur den Weg sagen, wohin du willst musst du wissen. Das müsste doch deine Philosophie sein, nicht?" Richard musste lächeln... Männer und ihre Spielsachen... Männlichkeitsideale sind doch ne lustige Sache.
Er schnallte sich an. Das wär wohl nötig.
"Esteban, du hast Geschmack!"

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Esteban kurbelte das Fenster herunter und hing seinen Arm nach draußen, während die rechte Hand am Lenkrad war.

"Szene klingt gut. Ab die Post auf die Schnellstraße! Und danke, der Wagen passt einfach zu mir... Nichts auf der Welt sagt so gut 'Do you feel lucky, Punk?', wenn man mit diesem Wagen vorfährt."

Das Heck brach beim Anfahren seitlich nach rechts aus und die Reifen quitschten lautstark los. Esteban schien es jedoch keinerlei Probleme zu machen, den Wagen unter Kontrolle zu halten. Er war dieses mechanische Kraftpaket einfach gewohnt. Bei einem dieser asiatischen Reiskocher hätte er wahrscheinlich viel zu viel Angst, das Lenkrad oder noch schlimmer das Getriebe kaputt zu machen. Aber dies hier war alte Schule. Amerikanische Power. Robust und leistungsstark. Genau wie Esteban. Darum hatte er sich wohl auch so sehr in diesen Ami-Schlitten verliebt. Auf der Schnellstraße ging Esteban merklich vom Gas, bis der Wagen nur noch ausrollte. Esteban grinste.

"Von Null auf Sechzig Meilen... in 9 Sekunden."

Er trat auf das Gaspedal und Richard spürte, wie ihn die Beschleunigung tief in den Beifahrersitz presste. Bei 60 Meilen hielt er die Geschwindigkeit aufrecht.

"Na, wie ist das Fahrgefühl?"

Ein kurzer Blick in den Rückspiegel, dann wieder zu Richard.

"Was sind denn hier so die Szeneläden?"

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"Krass. Hat was von Harley... Aber auf vier Rädern... Das ist krass!" Richard Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.

"Die meisten davon liegen im Stieed. Da hätten wir zunächst das Mexican, dann das Dark End. Das ist vielleicht eher was für uns. Als Mensch hatte ich mal ne böse schwarze Gothic Phase. Da hing ich da ständig rum. Aber die machen auch sehr angenehmne Abende. Relativ regelmäßig spielen die da Stone, gemischt mit anderem Alternative. Man muss halt den richtigen Tag erwischen... wenn die Industrial spielen, solltest du den Laden meiden... wobei ich noch nicht mal weiß ob die das machen. Ich würds wahrscheinlich an ihrer Stelle. Gibt ne Menge Cyberkids... Ich wollte da sowieso bald mal vorbei. Weißte die Kleine aus dem Café. Die wollt ich da fotografieren. Ach übrigens. Darf ich dich mit deinem Auto fotografieren? Das wäre Klasse. Würd ein super Foto werden."
Er überlegte, dann berührte er das Auto auf einer zweiten Ebene. Das war ein persönlicher Gegenstand. Die Gelegenheit konnte er sich nicht entgehen lassen. Was der Kerl hier wohl schon erlebt hatte... Und außerdem war wohl nur das Auren lesen gefährlich, nicht der Blick zurück... Ach und selbst wenn. Soviele Infos für lau...(Auspex3)

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"Ich wusste doch, dass dir der Schlitten gefallen wird. Na dann. Auf zum Dark End. Gothic ist zwar nicht gerade meins, aber wenn du sagst, dass die auch andere Sachen spielen, bin ich natürlich mit von der Partie. Und logo darfst du mich mit meinem Auto ablichten. Gleich vor dem Dark End?"

Esteban ließ sich von Richard zum Stieed navigieren.

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Hier gehts NICHT weiter:

http://www.blutschwerter.de/f75-der-stieed/t62288-08-05-2008-odysseus-und-estebans-auftritt-im-stieed.html#post1500323

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Hätte Richard doch nur der Versuchung widerstanden, doch so erhielt er mehr Informationen und vorallem andere Informationen als er sie sich gewünscht hatte, denn kaum hatte er die Hand an das Auto gelegt und seinen Geist fokussiert, als ihn eine Flut von Bildern überfiel, die ihn schwindelig machten und sie bestanden alle aus brüllenden, gequälten Personen, damit gekoppelt wurden die ganzen Schmerzen und Gefühle, die in diesem Augenblick damit anheim gingen. Innerhalb von Sekunden, die für den Mann allerdings wie Ewigkeiten erschienen, starb er dutzende von den allerschrecklichsten Toden und dann war es still, die Stille der entgültigen Vernichtung in seinem Kopf, doch dieser Zustand dauerte nur einen Augenblick, dann ein Gesicht, das schönste und schrecklichste in einem und ein dämonisches Grinsen als sein gesamter Geist auf links gedreht wurde und dieses Wesen, jede auch noch so kleine Information aus seinem Geist heraus zu holen schien.

Es war so erniedrigend, so etwas konnte man doch eigentlich keinem antun und dann eine Stimme in seinem Kopf dröhnend, einhämmernd: "Danke, du Wurm, es ist immer gut, wenn mir die Informationen so präsentiert werden."

Dann war es zu Ende, Richard wieder alleine in seinem Kopf, der dröhnte, als habe er die ganze Nacht durchgesoffen und hatte jetzt den schlimmsten Kopfschmerz seines Leben.

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Zum Glück saß er im Auto... Es war zuviel für ihn. Die Eindrücke... Er schrie. So laut, das die melodischen Känge, die aus den Autolautsprecher rausdröhnten, übertönt wurden. Wie ein Blitzlichtgewitter folgten die Bilder aufeinander... wie die schlimmste Fotomontage seines Lebens... Und noch schlimmer...
Er wusste augenblicklich... was sein nächstes Fotoprojekt werden müsste. Er musste die Bilder verarbeiten...
Er schrie noch immer.
Der Schrecken war noch nicht vorüber. Er wollte die Augen nicht noch einmal öffnen. Nie wieder! Nie wieder wollte er wieder etwas sehen.
Schlielich öffnete er sie doch. Und blickte in den Bart seines Gegenübers. Richard fing an zu weinen.

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Esteban erschrak furchtbar. Er hätte mit so ziemlich allem gerechnet. Damit, dass ihm jemand die Vorfahrt nahm; damit, dass er Blaulicht und Sirenen vernahm und ihn die Polizei anhalten würde; aber mit Richards spontaner Kreischaktion nun wirklich nicht. Esteban legte eine Vollbremsung hin, hielt am Bürgersteig an und schaltete die Warnblinker ein. Er schnallte sich ab und drehte sich zu Richard.

"Hey, Richard, was ist los?"

Richard spürte, wie Estebans kräftigen Hände ihn an den Schultern packten und durchrüttelten.

"Rede mit mir, verdammt noch mal! Was ist mit dir?"

War Richard vielleicht einer dieser Spinner, vor denen ihn Julian immer gewarnt hatte? Einer dieser Malkavianer? Vielleicht...

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Er zitterte am ganzen Leib.
Der Bart fing an zu sprechen... Wie peinlich diese Situation sein musste... Aber nicht jetzt. Jetzt war das mal wirklich egal...

Er zitterte, weinte...

Dann ein Versuch von Logik.... Es war sein Auto. Seine Vergangengheit...
Und jetzt schüttelte er ihn. Hielt ihn fest. Es wurde ihm klar: Heute würde er hier sterben.
Und dieser Esteban wird ihn häuten... Und dann nicht nur sein Blut, sondern auch seine Seele trinken. Das wird sein, was passiert.
Doch etwas stimmte nicht... Er wird leben. Diese Nacht wird er noch leben.
Unter Tränen, sich versuchend loszureißen... was gegen diesen Brocken einfach nicht möglich war... gab er Laute von sich, die klangen wie "Was hast du hier drinn getan, zum Teufel. Lass mich los! Ich will... Ich will.. Ich will...

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Esteban war nun völlig verwirrt. Und er war sich nun mehr als sicher, dass Richard einer dieser Freaks sein musste. Anders konnte er sich das nun wirklich nicht erklären. Richard immer noch fest gepackt, schüttelte er ihn weiter durch. Als dies nichts zu nützen schien, verpasste er Richard eine deftige Ohrfeige.

"Was ich getan habe? Ich bin gefahren und du hast plötzlich wie am Spieß angefangen zu brüllen. Wegen dir habe ich fast einen Unfall gebaut! Jetzt reiß dich am Riemen und sag mir, was zum Teufel hier los ist!"

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"...Ich will ...Ich will... will leben!"
Richard beruhigte sich... Ich muss wissen ob ich ihm trauen kann... Seine Aura... Ich muss sie lesen. Der Gedanke flog weiter... Dann die Erkenntnis... Der wahre Blick! Nicht Esteban war es gewesen... Nicht Esteban hatte diese Morde begangen... Er würde nicht streben. Alles ok.
Leise sagte er "Nichts ist ok!"
Dann lauter: "Lass mich erstmal los."
Er zog die Nase hoch. Und mit ihr das Blut das ihm aus der Nase, statt der Rotze floß. er wischte sich das Blut aus den Augen. Denn auch Weinen konnte er nicht mehr auf normalen Wege.
"Ich bin ruhig. Bin ruhig! RUHIG, JA!?!"

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Esteban, immer noch völlig verwirrt über die momentane Situation, ließ Richard langsam los. Er ließ sich in den Fahrersitz zurückfallen.

"Meine Güte... Schlechtes Blut erwischt, oder was? Naja, Hauptsache, du bist wieder einigermaßen auf dem Teppich. Nun sag mal, was war das denn jetzt für eine sinnbefreite Aktion?? Ich hoffe ich hab' dir nicht all zu doll weh getan, aber ich sah gerade keine andere Möglichkeit, dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen..."

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Richard fasste sich auf die Wange... Erst jetzt spürte er den Schmerz...
"Au. Du musst mir sagen, ob du etwas Schlimmes in diesem Auto getan hast... ach egal. Ich kann Dinge sehen, die geschehen sind... Und ich hab Dinge gesehen. Was hast du in diesem Auto getan?"
So schnell er konnte, schnallte er sich ab.
Was soll ich ihm schon sagen... das darf ich eh nicht. Die Sache mit diesem Dämon/Hexer/Sabbat-Kerl... Ich muss zu jemanden, der mir damit WIRKLICH helfen kann

Richard schloss für einen Moment die Augen... Und dort war dieses Gesicht... Und dann all die anderen... Er muss sie offen halten. Er zuckte zusammen.

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"Was ich in meinem Wagen gemacht habe? Ich bin vielleicht mal zu schnell gefahren, aber das ist jetzt ja wohl kaum ein Grund, derartig auszuflippen! Im Handschuhfach liegen Taschentücher. Wisch dir erstmal das Blut aus dem Gesicht und erzähl mir jetzt ganz genau, was hier vor sich geht. Bist du einer dieser durchgeknallten Malkavianer? Vor euch hat mich mein Sire immer gewarnt. Ach, egal jetzt. Zähl erstmal bis 21, versuche wieder einen klaren Kopf zu kriegen und ich fahr dich gerne zurück ins Cafe oder wohin du auch immer möchtest. Nur zieh diese Nummer kein zweites Mal ab, ja?"

Diese Aktion hatte merklich an Estebans Nerven gezehrt. Er schaltete die Warnblinker aus, ließ sich erneut in den Sitz zurückfallen und fuhr sich nachdenklich mit beiden Händen durch die Haare.
Was für ein durchgeknallter Spinner! War ja klar, dass ich ausgerechnet auf so einen treffen musste, nachdem ich gerade erst in Finstertal angekommen bin.
Doch Esteban ließ sich nichts anmerken. Seine Gesichtsmuskeln waren gerade eh zu versteinert, um auch nur irgendeine Reaktion zu zeigen. Er schnallte sich wieder an, startete jedoch noch nicht den Wagen. Ersteinmal musste er das Erlebte selbst verarbeiten.

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"Ok. Alles ist Ok." Nichts ist Ok. Verdammte Scheiße!
"Du willst wissen was los war? Hier nimm mein Handy. Da ist ne Nummer gespeichert unter "Helena O'Neill" mach mal Schnellwahltaste. Ich muss mit der reden" Richard reichte ihm sein Handy Ich weiß nicht ob die Verbindung noch immer besteht... Aber der Kerl muss ja nicht unbedingt alle meine Nummern kennen, die ich nicht auswendig kann...
"Ach und nein, ich bin kein Kind des Mondes ist aber wirklich egal." Richard blinzelte und er sah die Gesichter, das Leid.
"Wenn du wissen willst was passiert ist, komm mit. Oder gib mir einen deftigen Grund es dir zu sagen... Denn ich darf es dir nicht sagen."
Richard griff in das Handschuhfach, holte ein Taschentuch raus und sah eine Kassette.
"Kannst du die hier reinschmeißen?"

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Esteban wunderte sich von nun an über gar nichts mehr. Völlig neben der Spur griff er zum Handy, suchte nach dem Namen Helena O'Neill, drückte die Schnellwahltaste und gab Richard das Mobiltelefon zurück. Direkt danach griff sich Esteban das Tape, welches Richard herausgesucht hatte, und steckte es ins Kassettendeck. Den Motor selbst ließ er nach wie vor aus, die Stromversorgung für das Tapedeck aktivierte er hingegen. Welches Band hatte sich Richard wohl herausgesucht?

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Die Musik erklang und Richard nahm das Telefon entgegen.
Er hörte das Freizeichen und wartete darauf, dass sie abnahm.

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"O'Niell", meldete sich eine Frauenstimme, die einem zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht einen Schauer der Verzückung über den Rücken geschickt hätte. Mehr kam nicht, in dieser Nacht und auf diesem Gerät sollte keiner anrufen, der nicht wußte , wer sie war.

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"Richard Stein hier... Ich... habe ... Wir sollten mit einander reden... Bald... Am besten jetzt gleich. Dieser Typ... Der Hexer... Also ich hab Scheiße gebaut... Das sollten wir aber unter uns klären... Nicht am Telefon... Darf ich jemanden mitbringen, zu ihnen kommen? Also wo sidn sie denn?" Er klang verstört. Obwohl er sich beruhigt hatte lag der Schock noch immer auf ihm und er schämte sich für seine Torheit...