[08.05.2008]BRAF - Die blutrote Armeefraktion

Morticcia

Addams
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11. Mai 2006
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Jenny parkte ihr Motorrad auf dem Parkplatz des Black Hammer und stieg ab. Wie immer machte sie eine kleine artistische Einlage daraus. Sie streckte das linke Bein lang aus und schwang es dann in einer fließenden Bewegung über den Lenker hinweg auf die andere Seite. Wenn es etwas das sie an ihrer untoten Existenz wirklich genoß, dann die Tatsache das sie mit der Zeit anscheinend immer geschmeidiger und gelenkiger wurde.

Wie immer befestigte sie ihren Helm am Heck, damit er nicht gestohlen werden konnte und öffnete dann ihre geliebte schwere Lederjacke. Aus der Innentasche zauberte sie anschließend drei Dinge hervor. Eine Zigarette, ein Feuerzeug und ihr Handy. Als der Glimmstängel wenig später brannte tippte sie die Nummer von Max. Der Riese sie ihr gegeben, nachdem sie sich auf die gute alte Brujahart kennengelernt hatten. Mit den Fäusten!

Ein kurzes Lächeln flog über Jennys Lippen, dann wartete sie darauf das der Kerl endlich dranging...
 
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Nichts!
Auch nach mehrfacher Wahlwiederholung.
Nichts!

Jenny schrieb Max eine sms sich unverzüglich mit ihr in Verbindung zu setzen, dann tippte sie die Nummer von Roxanna Dragomir.
Hoffentlich ging wenigstens die alte Ravnos ans Telefon.
Wenn sie so etwas überhaupt mit sich herumtrug....
 
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Es dauerte eine Weile bis sich jemand meldete und dann war es auch noch eine Männerstimme, die ans Telefon ging und in einer Sprache anwortete, die Jenny nicht kannte. Es war lediglich herauszuhören, dass der Mann wohl auch Dragomir hieß.

Im Hintergrund hörte sie auch einige Stimmen, darunter auch Kinderstimmen. Hatte sie sich verwählt?
 
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Nun, Jenny war weder ängstlich noch besonders schnell peinlich berührt.
Als sich die Stimme des Mannes meldete plapperte sie fröhlich drauf los. Sollte sie tatsächlich die falsche Nummer gewählt haben, würde man ihr das sicherlich noch früh genug mitteilen. Kein Grund also einen auf zaghaft zu machen. Sicher wäre es manchmal besser etwas vorsichtiger zu sein, aber das lag der Caitiff wohl einfach nicht.

"N'Abend! Färber mein Name. Ich hätte gerne eine Frau Roxanna Dragomir gesprochen. Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit, die ich gerne persönlich mit ihr besprochen hätte. Sollte sie nicht telefonieren wollen, so können wir uns auch gerne persönlich treffen. Dazu müsste ich natürlich wissen wo und wann es ihr am Besten auskommt, ist ja klar. Äh.... mit wem habe ich noch gleich die Ehre?"
 
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"Ich bin Vigil Dragomir, Roxanna kann nicht ans Telefon kommen, doch es gibt wenig, was sie nicht auch mit mir besprechen können, ich mache hier die Verwaltung von allem." Der Mann hatte keine Ahnung, wer Frau Färbe war oder sein könnte und so behandelte er sie wie jeden anderen, der anrief und nach etwas fragtee. Die meisten Sachen konnte er auch erledigen.
 
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"Ich wette Sie können das nicht entscheiden, aber gut versuchen wir es!"

Ein schmales Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der Caitiff. Da sie und ihre neuen Verbündeten eh vor hatten das Anarchentum in Finstertal offensiv wenn auch friedlich zu verbreiten sah sie keinen Bedarf darin weiterhin heimlich vorzugehen. Warum also nicht den netten Telefonsklaven mit den neuen Fakten konfrontieren? Spätestens danach würde man sehen wie weit seine Kompetenzen wirklich verteilt waren.

"Nun gut! Hören Sie gut zu, es ist wichtig! Ich wollte Frau Dragomir bitten sich mir in einer recht riskanten aber dringend notwendigen Angelegenheit anzuschließen. Ich habe mit ein paar Freuden zusammen eine oppositionelle Gruppierung geschaffen, die sich den politischen Intrigen der Altherren-Sekte entgegenstellen will. Ich bin gerade dabei weitere Förderer und Glaubensgenossen um mich zu scharen und bin dabei eben auch auf Roxanna gestoßen. Wenn ich mich recht entsinne, steht sie weder der alten, noch der neuen Seneshall besonders innig gegenüber? Außerdem gehört sie, wenn ich das so richtig verstanden habe eh zu einem der Clans die sich nie der Camarilla angeschlossen haben. Ich denke also dass sie genau die Richtige für unser Vorhaben wäre."

Jenny stockte kurz, dann fiel ihr etwas wichtiges ein.

"Oh! Vielleicht sollte ich sagen, dass wir durch und durch friedliche Interessen haben? Als organisierte Anarchen liegt unser Bestreben darin, als zusätzliche Partei aufzutreten. Als unübersehbare und nicht zu ignorierende Fraktion die bis hinauf in die Ränge des Ältestenrates Gehör finden wird."

Damit war die junge Anarche erst einmal fertig. Ziemlich viel Stoff, nicht wenig davon äußerst brisant. Noch vor einem Jahr hätten solche Aussagen für Jenny den sicheren Tod bedeutet. In Nächten wie diesen aber, in einer führungslosen Stadt die von allen Seiten bedroht wird, war es das Wachstum einer neuen Aera die sich schon bald nicht mehr würde aufhalten lassen.
 
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Vigil verdrehte die Augen, was wenn jetzt jemand ganz anderer dran war, was wenn ...
Es gab 1000 Möglichkeiten, was passieren konnte, wenn man so etwas in die Nacht hinausposaunte. Allerdings wußte er jetzt, wen er am Apparat hatte.

"Naja, wenn sie das Roxanna erzählen wollen, dann können sie gegen 3 hier auf dem Gestütt vorbeikommen oder morgen abend so gegen 22 Uhr", sagte er dann.

Was sollte er sonst auch sagen? So ein ungeheuerliches Angebot machte man nicht einfach und schon garnicht am Telefon.
 
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Überlegtes Handeln...
Vernunft...
Vorsicht...


Alles Worte mit denen sich Jenny nur schwer arrangieren konnte. Sie war es gewohnt so zu reden wie ihr der Schnabel gewachsen war. Wenn das jemandem nicht passte konnte er ja kommen und es mit ihr ausdikutieren. Diese Art zu Handeln hatte die Caitiff schon unzählige Male in wirklich unangenehme Schwierigekeiten gebracht. Gelernt aber, hatte sie nie daraus. Sie war eben wie sie war und sie mochte es. Jenny hasste Lügen, Intrigen und Manipulationen und bevorzugte den direkten Weg. Immer und in jeder Lage, es hatte Gründe warum sie ständig in Schlägereien geriet oder sich an irgendetwas den Kopf anschlug.

"Ja klar will ich das Roxanna erzählen, deshalb ruf ich doch an! Weißte was? Ich habe eh grad nix zu tun, ich komme einfach bei euch vorbei. Gib mal die Adresse raus, dann mache ich mich auf den Weg."

Sollte Vigil nichts einzuwenden haben, würde sich die junge Anarche direkt auf den Weg zum Gestüt machen und nur wenig späüter dort eintreffen.
 
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Vigil hatte nichts einzuwenden, warum auch, das Gestütt war relativ gut abgesichert, auch wenn das nicht zu Anfang schon sichtbar war. Die meisten der Romas hatten es sich in einer der Hallen breit gemacht, die sie nicht briauchten und deswegen ausgeräumt hatten.

Auch in dem Gebäude brannte Licht, aber nur hinter wenigen Fenstern.

Als sich Jenny näherte, kamen ihr etliche grosse Wolfshunde mit lautem Gebell entgegen und würden auch bleiben, bis sie auf dem Hof war. Komisch trotz des schlechten Wetters unterhielten die Roma hier auch einige grössere Feuer.
 
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Jenny verspürte große Lust, sich selbst in einen Hund zu verwandeln und dann mit den Tieren hier herumzutollen. Sie beherrschte diesen Teil ihres Gangrelvermächtnisses noch nicht sonderlich lange und verspürte noch immer einen kaum zu bändigenden Drang dazu, sich diesen neuen Körperformen ausgiebig hinzugeben. Aber deswegen war sie nicht hier, sie wollte reden.

Vorsichtig und stets darauf bedacht keinem der Feuer zu nahe zu kommen näherte sie sich dem Lager.

Hoffentlich kümmert sich wer um mich, ich hab echt keinen Bock hier herumbrüllen zu müssen...

Erst einmal aber waren die Hunde dran.
Blieb zu hoffen das sie friedlich blieben. Jenny wollte ihren Besuch nicht mit einem Massaker beginnen müssen.
 
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Es dauerte einige Ajugenblicke, dann erschien ein Mann in der Tür, er war schon etwas älter, aber er hatte ein Gesicht, dem man ansah, dass er gerne und viel lachte und alles in allem doch ein ziemlich fröhlicher Mensch zu sein schien.

Er pfiff durch die Finger und die Hunde gesellten sich dann zu ihm.

"Guten Abend, haben sie sich verfahren?" fragte er und musterte Jenny. "Sie sehen nicht unbedingt so aus, als würden sie unbedingt zu uns wollen."

Wenn Jenny nicht mit einem Massaker beginnen würde, würde es hier auch zu keinem kommen.
 
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Nichts lag der Caitiff in diesem Moment ferner als Gewalt.
Das konnte sich bei der jungen Anarche bekanntermaßen zwar sehr schnell ändern, aber grundsätzlich war sie nur hier um zu reden.

"Möglich das ich hier nicht an der richtigen Adresse bin, aber verfahren habe ich mich sicher nicht. Ich suche nach einer Frau Roxana Dragomir. Man sagte mir, dass ich sie hier finde..."

Ihr Blick fiel auf die Meute.
Ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.

"Wunderschöne Tiere haben sie da. Ich mag Hunde, wissen Sie!? Leider beruht das nicht bei allen Tieren auf Gegenseitigkeit."
 
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"Ja, die sind schon eine ganze Weile bei uns", antwortete der Mann. "Ich bin Vigil Dragomir, kommen sie rein, Roxanna ist drinnen."

Er deutete auf das Tor und ließ Jenny ein. Drinnen brannten einige Laternen und es war einigemassen hell. Die Ravnos sah nun wirklich wieder aus, wie man sich eine Zigeunerin vorstellte. Sie hatte 2 Kinder vor sich sitzen, die wohl bis eben eine Geschichte gehört hatten und die sie nun ins Bett schickte.

Der Blick ging zu Jenny.

"Kommen sie her und setzen sie sich." Sie winkte der Caitiff zu und deutete dann auf eines der Sitzkissen.
 
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Jenny tat wie ihr geheißen, verzichtete aber darauf sich für das Angebot zu bedanken. Nicht weil sie unhöflich sein wollte, immerhin fand sie ein paar Worte des Grußes, sondern schlicht weil es in der Welt der Caitiff selbstverständlich schien das ein Gastgeber sich um seine Gäste kümmerte. Viele Nosferatu wäre es sehr komisch vorgekommen sich dafür zu bedanken, das ein Clanskollege ihnen anbot sich tief unter der Erde auf einem schmutzigen Rohr niederzulassen.

"N'Abend Roxana! Ich hoffe ich störe dich nicht? Wenn doch, kann ich dir versichern, dass mein Besuch wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein wird."
 
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Ein kleines Lächeln von Roxana. "Stören könnten mich Leute, die mit Zacharii im Bunde sind oder bei denen ich feststellen müßte, dass sie andere ernordet haben", sagte sie dann und wartete bis Jenny saß.

Die Kissen waren auf jeden Fall besser als ein Rohr bei einem Nosferatu.

"Was hast du auf dem Herzen?" Es war fast ein "mein Kind " dahinter zu hören, aber das wüde vermutlich bei Jenny nicht ankommen.
 
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...andere ermordet haben...

Es gelang Jenny nur sehr schwer sich den inneren Kampf den diese Worte in ihr auslösten, nicht anmerken zu lassen. Angefangen mit dem Tag an dem sie ihr Erzeuger sterbend auf den Gleisen zurück gelassen hatte, war ihre Existenz ein stetiger Überlebenskampf gewesen. Oft war sie die Unschuldige, die Gejagte, die Gefolterte, nicht selten aber auch Diejenige die es allein von sich aus mit der Gewalt übertrieben hatte. Aber sie hatte in den letzten Jahren eine Menge dazu gelernt. Nun, ...vielleicht sollte man besser sagen, dass sie ernsthaft bestrebt war es zukünftig besser zu machen.

Ich habe gemordet! Viel zu oft und viel zu leichtfertig. Sogar Jene die ich aufrichtig und aus vollstem Herzen geliebt habe. Meinen Mann, meinen Freund, Unschuldige... Wüsstest du, was ich seit meinem Todestag alles getan habe, du würdest wohl kein Wort mehr mit mir reden. Und du tätest recht daran...

Nach kurzem Zögern fand die junge Caitiff ihre Worte.

"Ich bin zu dir gekommen, weil ein paar Freunde und ich der Meinung sind, dass es an der Zeit ist etwas an den Machtgefügen in der Stadt zu verändern. Buchets ungewöhnliches Verschwinden, die daraus folgenden, elenden Streitereien um die neue Machtverteilungen. Erst dieser Frischling Noir, dann Pareto zusammen mit diesem seltsamen Tremerezwilling. Was kommt danach? Wer weiß ob die beiden sich halten können und wer sich als nächstes auf den Platz setzt. Ich weiß das diese ganzen Probleme mit Zacharii und seinen finsteren Machenschaften zu tun haben und ich will auch gar keine Revolte provozieren. Versteh' mich da bitte nicht falsch!"

Beschwichtigend hob Jenny beide Hände. Nichts lag ihrer ferner, als das die Ravnos ihr Anliegen in den falschen Hals bekam und bereits jetzt dicht machte. Lange bevor sie die Gelegenheit bekam, sich genau zu erklären.

"Wie gesagt ich will keinen Ärger und schon gar keinen Krieg! Was ich will, ist den Minderheiten eine Stimme zu geben. Als Caitiff habe ich beinahe keine Rechte hier in der Stadt. Niemand hört meine Stimme und niemand vertritt meinen 'Clan' -oder besser meine Art- vor dem großen Rat der Ältesten. Du hast eine Sitz dort, darfst aber nicht einmal mitbestimmen. Obwohl du ein Ahn, einer der Ihren bist... Und warum? Weil du zu den Ravnos gehörst und damit eine Minderheit darstellst."

Es folgte ein entschuldigendes Lächeln.

"Vater, ich meine Lurker, hat mir die ganzen Zusammenhänge erklärt. Daher weiß ich das alles. Ich hoffe du bist jetzt nicht böse auf ihn!?
Worauf ich hinaus will. Ich habe Gleichgesinnte aus den verschiedensten Clans, die ebenfalls unzufrieden darüber sind wie wir behandelt werden. Also wollen wir uns zu einem neuen 'Clan' zusammenschließen und eine friedliche Anarchenbewegung ins Leben rufen. Es geht uns darum, dass wir auf diesem Weg einen Sitz und eine Stimme im Ältestenrat bekommen. Du und ich haben für diese Stadt mehr als einmal unser Leben riskiert, haben weiß Gott mehr geleistet, als die meisten anderen es sich je vorstellen könnten. Trotzdem sind wir zu einem Schattendasein verdammt. Niemanden interessiert es was wir denken, fühlen oder uns wünschen. Geht es darum seinen Arsch zu riskieren sind wir denen gut genug. Geht es aber darum mitzubestimmen, darum sein eigenes Schicksal vor der Stadt zu vertreten, sind wir in den Augen der anderen Clans nicht mehr als Dreck."

Einmal mehr verfiel die junge Frau in einen hitzigen Monolog.
Man spürte wie sehr ihr dieses Thema am Herzen lag.

"Gib mir noch eine Sekunde bevor du antwortest, ich bin fast fertig! Daher möchte ich dich fragen, ob du bereit wärst dich unserem Clan anzuschließen. Wir hätten keinen Primogen und wären allesamt gleichberechtigt -für dich also vielleicht ein Schritt zurück- aber wir wollen das Richtige tun und als Gemeinschaft dafür sorgen, dass es dieser Stadt ein wenig besser geht und das ein Einzelner sich nicht um sein Leben sorgen muss, nur weil er niemanden hat an den er sich wenden kann!"
 
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Roxana hörte sich alles an, allerdings konnte man ein wenig Unwillen daran ablesen, als der Name Lurker hörte. Da war nun mal eine gewisse Problematik, doch das war nicht das wichtigste daran.

"Tja, was wissen sie denn über meinen Clan, Jenny?" fragte sie als erstes. "Ich bin eine Ahnin und vermutlich eines der ältesten Kainskinder in dieser Stadt. Ich bin und war niemals in einer der Sekten und werde es auch nie sein. Ich könnte jetzt sagen, es interessiert mich nicht, wer hier an der Macht ist, aber das ist natürlich nicht der Fall, ich war bisher hier, weil Oliver Buchet mir Sicherheit zugesagt hatte und jetzt, weil ich gewisse gemeinsame Interessen mit Enio teile."

Es folgte eine kleine Pause.

"Was hat dir denn Lurker so erzählt? Ich meine, wenn es ihm und dir wirklich wichtig wäre, dann könnte er dich auch für den Clan adoptieren. Ich meine, hast du schon mal in einer Anarchenstadt gewohnt? Mein Erzeuger und Lehrmeister hatte mir dereinst gesagt, dass man erst in den Stiefeln des Anderen gegangen sein muss, um sich ein Urteil fällen zu können. Ich meine, wenn du nie in der Camarilla oder auch im Sabbat warst, bin ich mir nicht sicher, ob du es beurteilen kannst, denn ich bin wesentlich älter und würde es mir nicht zutrauen.“

Sie räusperte sich.

"Nun, ich denke mal, es ist eine gute Idee, nur glaubst du, du kannst erreichen, dass es nicht der eine oder andere nutzt, um sich Vorteile zu verschaffen? Wie willst du es erreichen und wie willst du rechtfertigen, dass nun ein kleines unerfahrenes Küken die gleichen Rechte erhält wie eine Person, die sehr viel getan und geleistet hat, ich bin mir nicht sicher, ob dies wirklich machbar ist. Da müsstest du Wesen haben, denen jeglicher Egoismus abgeht, welche die voll auf Gemeinschaft stehen, ich für meinen Teil, kann dies zum Beispiel für mich nicht sagen, so ehrlich bin ich mir gegenüber. Egoismus und Machtbestreben sind und waren die Triebfedern des Fortschritts.
Ich gehe davon aus, dass genau das der Grund ist, warum Basisdemokratien nicht funktionieren zumindest auf die Dauer. Kannst du sagen, dass dir jeder deiner Mitkainskinder gleich wichtig ist, dass du jeden gleich gut leiden kannst, egal wer es ist?“

Würde die Anarche das verstehen?

"Ich könnte mit schon etwas vorstellen, aber nicht einen neuen Clan der alle aufnimmt oder den jeder annimmt, der mitmachen will, denn der Clan definiert unsere Kräfte und unsere Schwächen, wenn du keine hast, hast du beides nicht, ist nicht unbedingt ein Nachteil, aber dich definiert, dass du theoretisch alles lernen kannst und dass du eben keine clanspezifische Schwäche hast. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass das ein Vorteil sein könnte? Ich wäre allerdings dafür, dass jeder, der keinen Clan hat, eine Art Paten anstatt eines Sires bekommt und dann hinterher die gleichen Rechte.

Was ich allerdings nicht als richtig ansehen kann und wo du auf jeden Fall auf Widerstand stoßen wirst, ist die Sache mit der absoluten Gleichberechtigung, das könntest du vielleicht jetzt noch, aber wie ist es hundert Jahren, in fünfhundert, in tausend? Du lernst dazu, wirst besser, hast viel erreicht und dann kommt jemand, der gerade ein paar Tage alt ist und will dir sagen, was du zu tun hast, meinst du, du kannst das dann akzeptieren?“

Eine weitere Pause.

"Ich behaupte bei Leibe nicht, dass die Camarilla der Weisheit letzter Schluss ist, aber die andere Alternative ist es auch nicht. Was sind es für Leute, die du hast? Meinst du, die Verlockung, die Situation auszunutzen, ist nicht auf die Dauer zu groß?“

Dann lachte sie.

"Ein Sitz im Rat? Was versprichst du dir von einer Stimme im Rat? Der Primogenrat ist eine Institution der Camarilla, brauchst du die? Mein Wunsch in die Richtung wäre es, bei bestimmten Sachen eine Vollversammlung einzurufen und dann über die Vorschläge geheim abzustimmen, keine Ahnung, ob das machbar ist, besonders in einer Stadt mit soviel Fluktuation wie in Finstertal.“

Jede Menge Fragen, würde Jenny sich darüber Gedanken machen oder ihr einfach unterstellen, sie würde nicht wissen von was sie redet oder einfach was nachplappern.
 
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"Verzeih`ich fürchte du hast mich völlig falsch verstanden! Die Gruppierung in der wir uns zusammenschließen soll keinen Clan ersetzen, sie soll nur die gleichen Rechte bekommen. Ich bin gerne Caitiff und würde daran gar nichts ändern wollen. Auch geht es mir, wie ich bereits gesagt habe, gar nicht darum die Camarilla hier in der Stadt zu stürzen. So etwas habe ich mit keinem Wort erwähnt. Unser Plan ist nur, allen Ausgestoßenen Gehör zu verschaffen. Ich will ja lernen wie die Camarilla funktioniert und ich will sehen, ob ich auf den Wegen die die Camarilla legal anbietet etwas für die unterdrückten Minderheiten erreichen kann. Darum mache ich das alles, darum und damit es den Minderheiten hier in der Stadt möglicherweise etwas besser geht..."

Jenny kratzte sich nachdenklich den Nacken.

"Ist es nicht witzig? Ich kritisiere Zeit meines Todes offen die Camarilla und plötzlich nennen mich soviel Kainiten eine Anarche das ich den Namen irgendwann so für mich übernommen habe. Aber muss ich deshalb unbedingt auch eine Anarchie durchsetzen wollen? Ich werde sofort in eine Ecke gesteckt, abgeurteilt und einer vorbestimmten Form unterworfen. Selbst von dir und das obwohl du eigentlich nicht einmal dazugehörst. Noch einmal! Ich will niemanden stürzen! Ich will kein Chaos! Ich will, dass es besser wird. Sonst nichts! Aber dafür brauche ich Hilfe..."

Ein leiser Seufzer entschlich sich der Caitiff. Warum wurde sie eigentlich immer sofort in die gleiche Schublade gepresst? Es war echt gruselig wie tief und allumfassend sich die Parolen der Camarilla in den Köpfen ihrer Anhänger festgefressen hatten. Eine Anarche kann nur für den Untergang einer Stadt stehen, weil ihr weg immer der Gleiche ist....

"Das Selbe gilt für deine Anmerkung zum Gleichheitsprinzip! Ich habe es so gar nicht gesagt! Ich weiß das Kainiten machtgierige Mistkerle sind die ohne Rücksicht auf den Schultern der Kleinen tanzen. Glaub mir, niemand weiß besser als ich, wie es denjenigen geht die ganz unten im Dreck liegen. Deshalb rede ich ja mit dir! Warum sollen die ganz unten sich das ohne Protest gefallen lassen? Warum sollen wir uns nicht organisieren und eine Fraktion bilden? Das muss nichts mit Gewalt und Anarchie zu tun haben. Es reicht völlig, wenn wir damit anfangen uns eine Stimme im Ältestenrat zu beschaffen. Schon jetzt ist die Zahl derer die sich auf unsere Seite geschlagen haben, größer als die der meisten Clans hier in der Stadt. Wir mögen schwach sein als Einzelne, aber wir sind Viele, verdammt Viele! Auch wenn der Einzelne schwach sein mag, so wird man uns organisiert doch wenigstens anhören müssen. Hast du als Ahn nicht auch das Interesse, dein Wissen und deine unermessliche Erfahrung für das Wohl aller beizutragen? Aber als fester und anerkannter Bestandteil des Systems und nicht als ungeliebter Außenseiter?"

Es folgte eine kurze Pause in der Jenny inständig hoffte, der alten Ravnos ihr Vorhaben endlich richtig erklärt zu haben.

"Tu mir also bitte den Gefallen und befreie dich von deinem Förmchendenken über mich. Vielleicht bin ich mehr als die kleine naive Krawallbraut die du in mir siehst. Ich habe mir Gedanken gemacht, weißt du? Habe gelernt, studiert und mich weiter gebildet! Habe zugehört! Und bei aller berechtigten Kritik am anarchistischen Gedanken, so wie es in der Camarilla läuft, ist es auch nicht richtig! Meinst es gibt sie noch in fünfzig Jahren? Meinst du es sollte sie dann noch geben?"
 
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Roxana betrachtete Jenny.

„Ich weiß genauso wenig, wie irgendjemand anderer, ob es die Camarilla in 50 Jahren noch gibt oder nicht. Vielleicht gibt es dann auch keine Untoten mehr.
Ich habe kein Problem damit, die Tatsache zu unterstützen, dass die Clanslosen eine gewisse Stellung bekommen, auch wie die Anderen, das würde dann aber umgekehrt bedeuten, dass sie sich auch wie ein Clan benehmen“, meinte sie dann. „Aber ein Zusammenschluß von allen, die sich benachteiligt fühlen, wäre nicht das Richtige, meiner Meinung nach zumindest. Ich wäre auch dafür, dass du für das was du getan hast, die entsprechende Anerkennung bekommst, hat aber wohl auch die Harpyie getan.“

Dann war da jedoch ein Grinsen.

„Es ist schon witzig, dass du von Schubladen sprichst, wo du doch die mit den meisten Schubladen bist, in die du alle anderen reinsteckst. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass du bei einem Ventrue oder Toreador-Schwafelbruder in die Lehre gegangen bist. Du schwafelst und lamentierst, aber Fragen beantwortest du nicht. Ich meine, ich habe dazu einen Verdacht, warum …“

Konnte sich Jenny da was denken? Abwarten …

„Ich denke schon, dass du einiges an Widerstand bekommen hast, allerdings sagen wir mal so, du nimmst dir einiges heraus, wovon ich sagen muss, das ist einfach schlechtes Benehmen, das muss keiner tolerieren. Auch ich habe hier meine Regeln und die sind auch noch aus den sterblichen Zeiten. Du erwartest Entgegenkommen von allen anderen, benimmst dich daneben und dann sind die Anderen schuld, wenn es ihnen nicht gefällt.
Wie kann dir da irgendjemand Vernunft unterstellen. Auch mich regt das eine oder andere auf, aber wenn ich dann Sachen werfe oder rumblöcke wie diese Schlampe vom Drogenstrich auf Türkey, kann ich nicht erwarten, dass man mich ernst nimmt.“

Roxana unterbrach sich, vielleicht würde Jenny jetzt ausrasten oder anfangen, wirklich vernünftig zu argumentieren.

„Also noch mal von vorne. Wer hat dir was über die Camarilla erzählt und was? Und was sind es für Leute, die du bisher angesprochen hast?
Ich bin gerne bereit mit dir zu diskutieren, aber dann ohne irgendwelche komischen Unterstellungen.“
 
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Man konnte Jenny eine Menge vorwerfen, aber nicht das sie nicht fähig war zu lernen.

"Interessant wie gut du mich zu kennen glaubst, alte Frau! Leider entspricht nichts von dem was du sagst der Realität. Mehr Klischees kann man in fünf Sätze echt nicht packen. Das letzte Mal, als ich mich in der Öffentlichkeit schlecht benommen habe -nach deinen Werten gemessen- war im Cafe de Trois vor ein paar Nächten. Und da hat die Geißel einen wehrlosen und nicht abgeurteilten Mann hingerichtet. Ja da habe ich geschrien wie eine Straßenhure und ich würde es wieder tun. Und warum habe ich das getan? Weil es Typen waren wie du, die darum herum gestanden haben und verschämt zu Boden blickten. Niemand von euch hatte den Mumm etwas zu sagen, etwas zu unternehmen. DAS Roxana ist der Grund warum ich manchmal schreie und mich im Ton vergreife, weil die meisten deiner Sorte es sonst einfach nicht mehr mitbekommen!!!"

Jenny fasste sich innerlich an den Kopf. Noch so eine Dame die dachte die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Weisheit als Gericht irgendeines uralten Ahnen der die einzelnen Zutaten bestimmte, es zu einer Suppe zusammenkochte und dann an die breite Masse verfütterte.

"Sicher sitze ich in euren Schubladen. Tut man es nicht, nehmt ihr einen nicht wahr oder noch besser, ihr vernichtet ihn rein prophylaktisch. Aber ich stecke wenigsten meinen Kopf daraus hervor und sehe mir die Umgegend an. Wenn deine Mitgliedschaft bei uns also bedeutet, dass wir niemals wieder ein Wort des Protestes von uns geben dürfen. Das es uns von da an verboten ist Kritik zu üben und die Verfehlungen der Mächtigen offen anzuprangern, dann bist du definitiv die Falsche! Aber es würde erklären, warum ein alter und mächtiger Vampir wie du sich damit zufieden gibt eine Randerscheinung unter dem Absatz der Kunstakademie zu bleiben."

Entgegen Roxanas Meinung hatte Jenny aber auch zugehört. Bevor die Ravnos sich also eine der typischen Camarillahandlungen bediente und ihren Argumenten mit haltlosen Gegenvorwürfen ignorierte -so wie sie es bereits getan hatte und wie es Enio und Anna vor ihr auch schon gemacht hatten -von wegen die Camarilla vergiftet nicht den Geist...- ging die Caitiff auf die Fragen der alten Zigeunerin ein. Man lernte ja dazu...

"Ich rede viel, das stimmt! Aber auch das hat seine Gründe. Zum einen ist es meine Art mit innerlichem Stress umzugehen und zum anderen ist es mir eben wichtig, dass du verstehst was ich sagen will. Deine Vorwürfe gegen mich, ich wüsste mich nicht zu benehmen, mag wie ich bereits sagte stimmen. Allerdings habe ich gelernt, das Anhänger der Camarilla wesentlich besser zuhören, wenn man ihnen vor den Kopf stößt. Es ist also mehr Taktik, als Dummheit! Abgesehen davon verlange ich gar nicht, das man mir entgegenkommt. Ich verlange, dass man auch den Kainiten zuhört, die nicht zum elitären Kreis der oberen Zehn gehört. Das schließt sowohl mich, als auch dich mit ein. Dabei aber geht es nicht um den Einzelnen, sondern um die Gesamtheit!"

Und der zweite Teil.

"Ich habe von vielen über die Camarilla gehört. Nicht selten im gleichen Moment in dem mich die Schergen dieser Sekte mit Eisenstangen malträtierten. Vielleicht höre ich deswegen bei diesem Thema so schlecht zu, ich habe nicht die besten Erinnerungen an meine Unterrichtszeiten. So wenige es am Ende auch gewesen sind!. Aber du willst eine Dsikussion ohne Unterstellungen. Gut, dann stelle ich dir einfach ein paar Fragen! Für den Anfang nur drei und die aus der jüngsten Vergangenheit: Eins: Warum darf die Geißel einen Caitiff töten, ohne das dieser vorher verurteilt wurde? Ich denke ein fairer Prozess ist das mindeste das man auch einem Verbrecher zugestehen muss. Warum musste dieser Mord als Videoübertragung an das Cafe gesendet werden? Worin liegt für die Camarilla der Sinn? Und das muss es, denn die Geißel ist ja offiziell bestellt und wurde auch nach dieser Hinrichtung nicht aus ihrem Amt entlassen. Zwei: Warum begehrt niemand der hier in Fisntertal gegen dieses Verbrechen auf? Warum protestiert niemand? Warum wird nicht verlangt, das die Geißel gezwungen wird sich zu erklären, so etwas zukünftig zu unterlassen? Drei: Wieso sitzt die Tremereregentin mittlerweile auf dem Thron der Akademie? Wie kommt so ein Machtwechsel zu stande? Durch Wahlen? Durch Erbrecht? Durch Schnelligkeit? Wer zuerst kommt, malt zu erst? Nach dem 'Reise nach Jerusalem' Prinzip? Wer am Ende der Musik als erstes auf dem Stuhl sitzt, ist der neue König?"

Jenny wartete gespannt auf die Antworten.
 
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