AW: [05.05.2008]Wir müssen reden Vater...
Er erhob sich und es sah aus, als faltete sich ein riesiger, schwarzer Käfer auseinander. Pendelnd kam er zum stehen und nickte zufrieden über Strays Wahl. Schnell hatten sie einander an den Arm genommen und nun schlenderten sie geradezu über die Wege des Friedhofes. Lurker war sich selber nicht ganz bewusst, dass er mit ihr praktisch direkt den Weg zum altem, verwilderten Teil des Geländes einschlug. Wäre dies eine touristische Führung gewesen, dann hätte er seiner Tochter erzählen können, dass es ganz hier in der Nähe gewesen war, als er Fabian Mahler das erstemal getroffen hatte.
Fragen sind gut Stray, sie halten die Welt am Laufen.
Er trug seine Kapuze, verzichtete aber in Gegenwart seiner Tochter darauf sein Gesicht zu verbergen, so dass sie aus dem Schatten deutlich ein Grinsen sehen konnte, dass aus schadhaften und vor allem zuvielen Zähnen bestand. Es war schlicht zu groß für einen menschenählichen Kopf.
Zumindest Lurkers Welt hielten sie in Gang, soviel stand fest.
Nein, niemand zieht dich ins Vertrauen. Natürlich nicht. Du bist eine Clanlose. Nicht einmal dein Erzeuger hielt es für nötig sich mit dir abzugeben. Du weißt wie sie sind. Beachte es nicht, nutze es. Du gehörst hier her, zu mir...zu uns. Wir haben die außerordentliche Chance alles zu beobachten, weil wir außerhalb von allem stehen. Weil sie uns nicht dabei haben wollen.
Ein humorloses Auflachen, das wie ein schlecht geölter Metallriegel klang, entrann sich den aufgesprungenen Lippen des Verborgenen. Die Gesellschaft der Untoten war ein Witz. Ein bitterer, tragischer, boshafter Witz. So war das nunmal.
Aber es ist gut, dass es dich stört, wenn du etwas nicht weißt. Es ist gut. Der Prinz, er ist ein verdammter Rosenzögling wie er im Buche steht, musst du wissen. Beschäftigt sich mehr mit Kunst als mit Realität, tanzt wo gehen genügt und singt wo ein gesprochenes Wort ausreicht. Aber ist auch ein gerissener Fuchs. Er ist sehr alt und er ist schon so verdammt lange hier Prinz, dass an ihm mehr dran sein muss, als nur ein parfümierter Charmeur und Opernball Besucher. Niemand überdauert in dieser Stadt, wenn er nicht gut darin ist zu bluffen und seine Trümpfe richtig auszuspielen. Als die Stadt das letztemal bedroht war unter zu gehen, hat er es auch geschafft in Deckung zu gehen und hinterher die Lorbeeren einzuheimsen. Wenn du mich fragst, der Schweinehund ist noch da. Er hat sich aus der Schusslinie gebracht, aber er ist noch da. Ich vermute, dass die Seneschall selber, sein geliebtes Weib,
er spieh es aus, und die Worte troffen vor ironie, gezischt als würde eine Schlange etwas hervorwürgen,
seine Reiseroute an jemanden veraten hat, oder sogar selber etwas eingefädelt hat, um ihn loszuwerden. Aber ich glaube nicht, dass er in diesem Auto saß.
Sie kannte ihren Vater gut genug um seine Bewunderung für den Rosenprinzen herauszuhören. Er mochte ihn und seine Sippe verabscheuen, aber er kam nicht umhin den Toreador zu respektieren für seine Schläue. Immerhin traute er ihm einiges zu, wahrscheinlich ein Zeichen für Jenny diesen Oliver Buchet im entsprechendem Licht zu sehen.
Es spricht für dich, dass du dir Gedanken um die Seneschall und ihre Position machst. Ich werde dir sagen, warum sie im Amt ist und wenn es nach mir geht, auch zunächst bleibt. Sie hat gestern versucht es los zu werden. Sie hat gezetert und geschimpft wie ein Rohrspatz und hanebüchenes Zeug geredet und es war eindeutig, dass sie den Posten loswerden wollte. Ich denke, weil sie weiß, dass der Anführer der Stadt ein prächtiges Ziel abgibt. Sie wollte, dass Pareto die Position an der Spitze einnimmt. Entweder hatte sie vor, ihn dabei draufgehen zu lassen, oder ihn als unfähig da stehen zu lassen, wenn dieser Krieg beendet ist. Dann könnte sie nämlich alle Verantwortung für diesen Mist von sich und ihrem Clan abwälzen und plötzlich wären andere Schuld, verstehst du? Vielleicht hat sie auch noch einen anderen Grund, den ich mir nicht einmal vorstellen kann, einerlei, ich weiß nur was sie wollte und das sie das nicht bekommen darf. Ihre Führung ist ohnehin nur nominell, alle würden dem Sheriff folgen, wenn es hart auf hart kommt und das wird es auch noch.
Er suchte ihren Blick um ihr zu verdeutlichen, dass diese Sache noch wichtig werden würde. Sein lispelndes Krächzend wurde eindringlich und beschwörend.
Wir werden sie und ihresgleichen loswerden. Aber auf unsere Art. Es läuft alles darauf hinaus, dass wir die Noir und alle die an ihr und der Herrschaft hängen durch etwas ersetzen, dass uns mehr entspricht. Ich glaube, dass wir mit Pareto gut beraten wären, am Ende. Darum lassen wir die 'Lady Noir' wo sie ist, weil sie ganz genau da hockt, wo wir sie brauchen. Mitten auf der Zielscheibe. Und wir lassen nicht zu, dass sie jemand anderen zwischen sich und die Gefahr zerrt.
Es war gut, dass Stray das Küken in Frage stellte. Sie musste es nur einmal von der anderen Seite betrachten. Wer Chef war, durfte alles bestimmen, war aber auch alles Schuld. Wenn man den Chef aber ohnehin überging und schon lange mit jemand anderem kollaborierte, was blieb dann von so einer Position? Richtig, plötzlich war man nur noch alles Schuld.