AW: [05.05.08] Ich ein Anarch? NIEEEMALS
Lady Noir sah, wie Anelotte ihren Kopf ein wenig schief legte. Die Augen der Malkavianerin zuckten über den Körper der Seneschall und lasen jede Bewegung, während sie sprach. Der Ausdruck im Gesicht der Holländerin wirkte angespannt, aufs höchste konzentriert und analytisch. Das hier war das echte Gesicht von Anelotte de Vries.
Die junge Dame gab der Toreador keinerlei Rückmeldung was das Gesagte anging in ihrer Gestik oder Mimik und für Lady Noir musste es ein wenig so wirken, als würde sie mit einem Aufnahmegerät sprechen.
Doch dann, während der Pause, senkte die Schwarzhaarige den Kopf. Ihr Blick war jedoch immer noch auf die Seneschall gerichtet und lies ihn durch die Kopfposition intensiver wirken.
Schließlich lächelte die Malkavianerin. Sie hatte die richtige Frau gefunden.
"Sie sollten mir nicht vertrauen."
Immer noch lächelte sie.
Dann legte sie ein Bein über das andere und faltete die Hände im Schoß.
"Wie sie richtig bemerkt haben, ist mein Wort das Einzige, dass ich momentan vorlegen kann."
Sie machte eine kurze rethorische Pause, ähnlich derer, die Lady Noir in ihre Aussage eingebaut hatte.
"Der Schwerpunkt des letzten Satzes liegt auf momentan.
"Wie ich bereits gesagt habe, wird mein Klüngel in zwei Tagen das erste Mal zusammen treffen. Ich kann ihnen allerdings bereits ein Mitglied beschreiben: der Mittelmann, der mich kontaktiert hat. Ich weiß nicht welchen Namen er benutzt, aber er hat schwarzes Haar, ein deutsches Gesicht mit dunklen Augenbrauen. Er trägt wahrscheinlich bevorzugt Leder-, zumindest aber dunkle Kleidung. Ungefähr 184-187 Zentimeter groß. Menschliches Alter schätze ich auf Mitte 30.
"Die schwarzen Augen sehen einen direkt und klar an. Meißtens hat er einen milden Gesichtsausdruck. Seine Bewegungen sind klar ausgeführt, aber nicht sehr dynamisch. Er bewegt sich in klaren Linien und sitzt meißtens aufrecht. Ab und zu werden Hände gefaltet, Füße überkreuzt oder Arme verschränkt, um gewisse Punkte zu unterstreichen.
"Er wirkt sehr kooperativ und freundlich. Ist interessiert am Gegenüber, tritt aber selten in einen intimen Kontakt zu seinen Gesprächspartnern.
Ich tippe er ist vom Typ er Einzelgänger, der gut in der Masse untergeht. Allerdings hat er auch ein paar exzentrische Seiten, so etwa die Kleidung, oder Gesprächsthemen.
"Vielleicht passt diese Beschreibung auf einen Neuankömling der letzten Tage."
Sie machte eine Pause in der Beschreibung. Spätestens jetzt sollte Noir klar sein, warum Anelotte de Vries diesen Job hatte.
Dann wie als wäre es eine Nebensächlichkeit, die nicht so wichtig war, erwähnte sie:
"Achja, er ist von ihrem Clan, ein Toreador.
"Diese Person können sie als Gefahr, für den Posten den sie innerhalb der Camarilla haben, ansehen. Wir alle wissen, dass interne Politik dreckig ist und viele über Leichen gehen, wenn es darum geht einen hohen Posten zu erobern.
Aber ich interessiere mich nicht für solche Spielchen.
"Vielleicht hilft es ihnen, wenn ich ihnen mehr über meine Motivation erzähle."
Erneut legte die Malkavianerin eine Pause ein.
"Ich habe sie nicht ohne Grund nach wirklichem Schmerz gefragt.
"Schmerz ist etwas, dass eine Person unheimlich stark bewegt. Es kann Motor, Hinderniss und Fluchtpunkt sein.
Ich bin eine Person, die ihren Schmerz als Motor benutzt.
Die exakte Story wird sie sicher nicht interessieren, aber um es kurz zu machen, wollte mein Erzeuger eine Position erreichen, indem er das Kind eines anderen Kainskindes nutze. Ich wurde zu diesem Zweck erschaffen und als Freund neben der Seite des anderen Kainskindes installiert. Nachdem sein Plan durchgeführt war und er die Position erreicht hatte, wurde sowohl der Erzeuger als auch das andere Kainskind getötet. Ich erfüllte meinen Auftrag, doch ich verlor einen wirklichen Freund.
"Diese kleine Anekdote zeigt deutlich, dass ich keinerlei Interesse mehr daran habe, in irgendwelche Intrigen versponnen zu werden."
Anelotte sah der Seneschall in die Augen und lächelte dann bösartig.
"Außer natürlich ich habe ihnen das alles erzählt, um sie über meine eigentlichen Ziele hinwegzutäuschen.
"Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt. Warum sollte ich mich ihnen dann an erster Stelle offenbaren, wenn ich sowieso nur etwas vortäuschen wollte?
"Meine Ziele sind relativ einfach zu benennen:
Ich suche nach einen Spion des Sabbat.
Dieser ist jedoch nicht -wie sie annehmen- angekommen um dem Sabbat Boden zu bereiten, sondern ist vielmehr schon seit Jahren Teil der Stadt. Es geht hier also nicht darum, jemanden zu finden, der Finstertal für den Sabbat zu erobern versucht, sondern um einen gerissenen Spion, der Finstertal als Umsatzort für Informationen gebraucht.
"Diesen Spion zu finden und zu eliminieren ist auch in ihrem Sinne. Doch viel mehr wird es sie sicher auch interessieren, wer hinter diesem Klüngel eigentlich steht. Und hier beginnt unser potentielles Geschäft. Der Schlüssel zu dieser Person ist der Mann, den ich ihnen bereits beschrieben habe. Wenn sie mir ihre Kooperation anbieten, garantiere ich ihnen, dass ich nicht nur herausfinden werde, wer ihre Position an sich nehmen will, sondern ich werde auch verhindern, dass das Klüngel erfolgreich Informationen zu dieser Person transportieren kann."
Anelotte lehnte sich zurück und war endlich fertig mit ihrer langen Rede. Doch kurz bevor die Toreador etwas antworten konnte, lächelte sie noch einmal.
"Und sicher haben sie bemerkt, dass ich ihnen immer noch nicht mehr als Worte gegeben habe. Es waren viele und schöne Worte, doch nichts, dass ihnen eine Garantie gibt.
Doch das haben wir an diesem Punkt unserer Unterhaltung auch noch nicht nötig.
Ich werde so handeln, wie ich es dargelegt habe und sie sehen, wie sie damit umgehen möchten."