[03|05|08] Die Alte Heimat

Cry

Aus der Asche
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Der Flieger aus Bern hatte immerhin eine halbe Stunde verspätung, Céleste warf ihrer Uhr einen verärgerten Blick zu, während sie darauf wartete, dass ihr Assistent ihre Tasche vom Gepäckband wuchtete. Ohne eine Sekunde zum Verschnaufen für den ächzenden Ghul marschiert die Toreador aus dem Terminal, der Wagen steht schon seit einer Weile bereit, wenigstens der Chauffeur war pünktlich.

Mit einem unterdrückten Seufzer lässt die Gräfin sich in die gepolsterten Sitze des Maybach fallen und betrachtet die durcheinander wuselnden Sterblichen durch die getönten Scheiben, es geht auf Mitternacht zu, aber die Geschäftsreisenden kennen keine Gnade, sie wuseln durcheinander wie Lemminge auf Ecstasy, immer auf einem Sprintparcours zwischen Check-In und Taxistand.

Der Wagen rollt beinahe geräuschlos an, während der Chauffeur die Trennscheibe auf die Hälfte herunterfährt und einen fragenden Blick in den Rückspiegel wirft. "Zur Kunstakademie" verkündet Céleste, der Chauffeur war zusammen mit ihrem Sicherheitsberater schon vor ein paar Tagen angekommen, hatte sich um die Zuflucht gekümmert und auch ansonsten dafür gesorgt, dass der Umzug möglichst schnell über die Bühne gehen könnte.

Aber zunächst müsste sie sich dem Prinzen vorstellen, oder zumindest dem Seneschall - wenigstens endlich mal eine europäische Großstadt, die nicht unter dem durchaus langweiligen Joch der Ventrue ächzte.

Nachdenklich mustert die Toreador die vorbeiziehenden Lichter der Straßenlaternen, während der Assistent in seinen Papieren zu versunken sein scheint, die er auf dem Rücken eines schwarzen Aktenkoffers stapelt. "Den Termin mit dem Seneschall halten wir ein, oder?" fragt er in Richtung des Chauffeurs, der zuversichtlich nickt und etwas unverständliches murmelt, während er merklich beschleunigt.
 
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Der Weg führte eine ganze Zeit über die grell erleuchtete Hauptverkehrsstraße die glücklicherweise um diese Zeit nur noch spärlich befahren war. Nicht mehr lange und der erste Arbeitsverkehr würde einsetzen und diese Straße wieder bis zum Abend hin verstopfen. Der Maybach bog irgendwann ab und steuerte auf ein äußerst beeidruckendes Gebäude zu das selbst unter manchen europäischen Monarchenhäusern seines gleichen suchte.

Das war sie also die berühmte Kunstakademie, Geburtsort vieler moderner Künstler und Hoffnungsträger einer verheißungsvollen Zukunft für dieses aussterbende Handwerk. Selbst von ihrem zurückliegenden Standort aus konnte Céleste das weitläufige Bauwerk betrachten das schon vielen ein staunendes Oh! abgefordert hatte.

Glücklicherweise hatte man dem Chauffeur eine Wegbeschreibung zu dem gesuchten Büro überreicht, denn es lag derartig ungünstig das Kinder anderer Clans nicht selten Gezwungen waren viel Zeit für dioe Suche nach dem Eingang aufzuwenden.
Hatte man den Trakt des Prinzen dann aber erst gefunden war es eigentlich ganz einfach. Bescheiden und unauffällig lag der Zugang im fahlen Licht der Nacht. Einzig einige Kameras wiesen darauf hin, dass hier etwas besonderes verborgen lag.
 
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Nachdem sie sich die Tür hatte aufhalten lassen, stieg die Toreador aus dem Wagen. Nur zögerlich setzte sie die Absätze ihrer blankpolierten Schuhe auf den Asphalt, schritt dann aber durchaus entschlossen auf die Tür zu, die man ihr beschrieben hatte. Die Ghule warteten bei dem Auto und hielten die Augen offen - mit einer kleinen Entourage im Büro des Prinzen einzufallen, wäre gewiss als unhöflich aufgenommen worden.
Ihr Klopfen klackte metallisch, als Edelmetall melodisch auf die Tür schlug.
 
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Surrende Kameras blickten mit toten Augen auf den neu eingetroffenen Gast. Irgendwann schnappte es leise in der Zugangstür was wohl verdeutlichte das der Zugang nun offen war. Eine Zeit lang war die Tür heute Nacht nicht einmal verschlossen gewesen, zum ersten Mal seit Wochen. Aber da dies anscheinend direkt die Nosferatu angelockt hatte, wurde dieser Mangel schnellstens behoben.
Als die Toreador eingetreten war, fiel ihr Blick auf ein geschmackvoll eingerichtetes Vorzimmer. In seinen Grundsätzen erkannte man eine ordnungsliebende, professionell abreitende Person. Der erste Blick auf den Schreibtisch und die umliegenden Regale aber führte diesen anfänglichen Verdacht ad absurdum. Hinter einem nur als chaotisch zu bezeichnenden Haufen Papier saß eine schwarzhaarige Frau, offensichtlich mit einem Hang zu Düsterniss und Depressionen, die eben eine kleine handliche Taschenkonsole zur Seite legte.

Die Goth grinste den ihr unbekannten Besucher erfreut an und man musste ihr zu Gute halten das sie vor Freundlichkeit und Sympathie nur so erstrahlte. Noch bevor ein erstes Wort über ihre dunkel gefärbten Lippen hüpfte boten die bleichen Hände einen Sitzplatz an.

"Guten Abend und Willkommen an der Akademie zu Finstertal. Mein Name ist Laura Raabe und es ist mirt eine Freude Sie in der Stadt willkommen zu heißen. Setzen Sie sich bitte und stellen Sie sich vor. Ich bin wirklich neugierig!"
 
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"Céleste von Grimm", die Toreador nickte Laura freundlich zu, setzte sich aber nicht - gesessen hatte sie im Flieger lange genug. "Ich werde hoffentlich erwartet" fügte sie mit einem vermeintlich schüchternen Lächeln hinzu, während sie ein paar Schritte in das Zimmer machte und sich aufmerksam umsah, wobei sie jedes ältere Möbelstück mit einem fachmännischen Blick bedachte.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Das werden Sie in der Tat. Allerdings müssen im Vorfeld einige Administrative Dinge erledigt werden. Zum einen habe ich irgendwo einen Hefter mit Fragen die Sie bitte in den nächsten drei Tagen beantworten wollen, es geht um ihre Vergangenheit, ihr Ansinnen, Leumundszeugen und die Ahnenreihe. Langweiliges Zeugs aber unabdingbar. Des Weiteren bin ich gehalten Sie zu fragen ob Sie eine Unterkunft für den Tag haben."

Laura begann in dem Stapel nach der beschriebenen Akte zu wühlen. Wärend sie den Anschein erweckte das dies das normalste auf der Welt war, fuhr sie fort.

"Normalerweise gibt es für jeden der dies wünscht ein Zimmer im El Privilegio, leider ist das ausgerechnet heute Nacht nicht möglich. Da fällt mir ein, Adressen dazu und zu den Elysien finden sie ebenfalls in den Unterlagen!"
 
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"Danke, um meine Unterbringung habe ich mich bereits selber gekümmert." Dass es ihr etwas auf die Nerven ging, ihre Zeit mit einer Sekretärin vergeuden zu müssen, ließ sie sich nicht im geringsten anmerken. "Die Unterlagen kann mein Assistent doch gewiss gleich bei ihnen abholen, oder?" sie deutete unschuldig an sich herab, die Toreador steckte in einem teuren Anzug ohne sichtbare Taschen. "Kann ich mich heute Nacht noch nicht persönlich vorstellen?" Es war ihr nicht ganz klar, ob die drei Tage, die sie für die Unterlagen Zeit hatte, vor dem ersten Gespräch verstreichen würden. Seltsam wäre es allemal.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Sie war kein Toni Romero das wurde deutlich. Der eigentliche Prinzenghul hätte die Toreador um den Finger gewickelt und so weichgeklopft das diese nicht einmal mehr den Drang verspürte mit der Seneshall zu reden. Aber das war der Ghul des Herren selbst und sie nur eine neu erschaffene Blutsklavin ohne Erfahrung. Ohne jeden Wiederstand brach sie daher ein und nickte.

"Natürlich! Gehen Sie bitte direkt durch, es ist die zweite Tür auf der linken Seite. Ich melde Sie bei Mylady an!"
 
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"Vielen Dank" entgegnete Céleste zuckersüß und ging geradewegs zur zweiten Tür auf der linken Seite...
 
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Die kunstvoll verzierte Tür war nicht zu übersehen. Selbst wenn Laura den Weg nicht beschrieben hätte wäre der richtige Zugang problemlos zu finden gewesen. Toreador hielten sich nicht mit schnöden Schildern auf, wenn Pracht und erlesener Geschmack dies genausogut erledigen konnte.

Als Céleste den Zugang öffnete und ins Innere des Büros trat, fiel ihr erster Blick auf einen kunstvollen schlanken Schreibtisch. Das Zimmer selbst war eine herausragende Mischung aus Antike und Moderne. Hier war ein Meister am Werk, alles passte perfekt zusammen. Perfekte Harmonie war eine treffende Bezeichnung, wurde dem Ganzen aber noch immer nicht ganz gerecht. Eine weitere Auffälligkeit war das spärliche Licht. Anscheinend mochte die Seneshall keine grelle Beleuchtung.

Noir selbst war eine schöne Frau, aber was sie eigentlich ausmachte war ihr förmlich greifbares Charisma, Ihr Wesen war mehr als nur einnehmend und wer sie alleine nur berachtete konnte nicht umhin sie in sein Herz zu schließen. Dazu dieses wahrlich bezaubernde Lächeln. Nach den üblichen Etiketteschritten richtete Sie ihr Wort an den Neuankömmling.

"Guten Abend Frau von Grimm! Es freut mich aufrichtig Sie kennenzulernen. Wie war Ihre Anreise? Ich hoffe es verlief alles zu Ihrer Zufriedenheit?"

Auffallend war jeglicher Mangel von Präsenz der Herrscher dieses Kalibers sonst umwehte. Noir war eine wirkungsvolle doch auffallend schlichte Herrscherin.

"Aber was rede ich, nehmen Sie doch bitte Platz!"
 
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Nachdem die Begrüßung entsprechend freundlich erwidert war, setzte die Gräfin sich, schlug ein Bein übers Andere und strich sich gewissenhaft eine Falte aus dem Hosenbein. "Guten Abend, sie haben hier eine beeindruckende Stätte" meinte Céleste ehrlich beeindruckt. "Ich wollte seit Jahren mal einen Blick in die Kunstakademie werfen, aber irgendwie habe ich mich seit dem Krieg immer schwer getan, in die alte Heimat zu reisen", kurz klang sie gar wehmütig, wenn auch das nur gespielt sein mochte.
Ihr war die schlichte Art der Seneschallin symapathisch, aber was hieß das in solcher Gesellschaft schon? Am Ende waren sie alle nur verfluchte Mörder. Dennoch legte sie ein bezauberndes Lächeln auf, von ebenso perfekter Symmetrie wie der Rest ihrer Gesichtszüge. Mit dem blonden Zopf und dem schwarzen Anzug wirkte die Toreador etwas bleich, aber die lebhaften Augen lenkten davon umgehend ab.
"Wir träumen in der Schweiz nur von so einem Dreh- und Angelpunkt für junge Künstler... Aber sehen sie nur, ich rede zu viel, sicher haben wir zunächst wichtigeres zu klären, dem Vergnügen können wir uns ja auch nach getaner Arbeit widmen."
Ihr Tonfall war galant, das Kompliment durchaus aufrichtig gemeint. Wie viel die Seneschallin wohl überhaupt bereits über sie wusste? Sie selber hatte aus Finstertal kaum mehr gehört, als ein paar Anekdoten über den Prinzen...
 
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"Innerhalb des Clans hat die Arbeit viel Zeit meine Liebe. Mein Ghul wird Ihnen einen Ordner mit allen für mich wichtigen Punkten überreichen und wenn Sie mir diesen dann ausgefüllt zurück bringen ist noch immer mehr als genug Zeit eventuell interessante Fakten zu diskutieren. Momentan erfreut es mich einfach endlich wieder ein Kind der Rose in Finstertal begrüßen zu dürfen. Es tut gut neben all den anderen Kainiten auch jemand kultiviertes zu sprechen. Ich will die anderen Clans damit nicht diskreditieren, aber es ist doch ein spürbarer Unterschied, finden Sie nicht?"

Die Seneshall lächelte freundlich und sichtlich angetan.

"Sie sind eine außerordentlich hübsche Frau, wenn ich das so sagen darf. Eine bereicherung für unseren Clan und eine klare Verbesserung unseres Standes hier in der Stadt. Leider haben viele andere Rosenkinder die Stadt unlängst verlassen, so dass neben mir und meinem Gatten nur noch Frau de Groot und Frau O'Niell übrig geblieben sind. Letztere ist übrigens für den Erhalt der Elysien verantwortlich. Sie müssen sie unbedingt im Cafe de Trois besuchen, eine wunderbare Lokalität."

Das Noir einen Großteil ihres Lebens dort hinter der Theke verbracht hatte, behielt sie wohl weißlich für sich. Zu vieles war seit dem geschehen, so vieles hatte sich seit dem geändert. Und nichts mehr als sie selbst, von der ehemaligen Prinzenghul war nicht mehr viel übrig. Es würde viele zu Tode erschrecken wenn sie wüssten wie wenig von der alten Person noch übrig war. Sie grinste als sie darüber nachdachte und für eine Sekunde wurde der Blick der Seneshall finster und verschlagen. Dann aber strahlte sie wieder aus vollstem Herzen und sprch weiter.

"Seine Exzellenz Prinz Buchet kommt morgen in der frühen Nacht zurück in die Stadt, es wäre ihm sicherlich eine große Freude Sie zu treffen. Könnten Sie es einrichten? Sagen wir gegen vier?"
 
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"Aber natürlich, natürlich, es wäre mir ein Vergnügen. Und ja, ich kann es kaum glauben, unser Clan scheint hier angesichts der prachtvollen Akademie schon arg unterrepräsentiert. Aber es sind wilde Nächte dieser Tage, nicht? Mich überrascht schon lange nur noch wenig, was ein wenig schade ist, aber dem Überleben gewiss dienlich", die Gräfin lächelte verschmitzt. Natürlich konnten sie so plaudern, aber in Wahrheit war sie schon lange aus dem Alter heraus, in dem sie die Aufregung aktiv suchte. Die kam in der Regel ganz von alleine, wenn man als Ancilla eine Stadt betrat, in diesen Tagen in denen die Küken aus jeder Mülltonne zu quellen schienen...

"Ich bin auf jeden Fall froh, in Zukunft unter einer kultivierten Regentschaft zu stehen, das kann ich euch versichern", was durchaus aufrichtig klang, "ich komme gerade aus der Domäne eines sehr barbarischen Ventrue, ein schrecklich eintöniger Geselle, aber sehr resolut, das will ich ihm nicht absprechen. Naja, ich habe mich jedenfalls für einen Wohnsitz entschieden, der mehr zu bieten hat, und ich glaube, dass sie in dieser Stadt eine ganz hervorragende Arbeit leisten - da wäre es für mich eine Ehre, wenn ich ein paar Quäntchen für die Akademie oder die Stadt tun könnte." Sie lächelte freundlich und offen, aber wenn sie über Kunst sprach, dachte sie auch ans Geschäft - und konnte nicht verhindern, dass ihr Lächeln eine raubtierhafte Qualität bekam.
 
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"Finstertal sagt nur wenigen unserer Art wirklich zu! Derzeit machen uns zum Beispiel die Werwölfe zu schaffen. Nach Jahren des Friedens haben sie uns sozusagen den Krieg erklärt und ich muss zugeben das die Qualität ihrer Angriffe den Grad eines Ärgernisses bereits arg überschritten haben. Ein weiteres Problem sind die Gerüchte um einen angeblichen Koldunen der hier trotz seines Todes sein Unwesen treiben soll. Ich würde ihnen gerne versichern dass es sich bei ihm um nicht mehr als ein Schreckgespenst handelt, aber ich fürchte es ist mehr an diesem Tzimisce als ich zugestehen möchte."

Ja es waren schwere Zeiten und für eine Stadt die die Bedeutung ruhiger Momente gar nicht kannte, wollte das schon was heißen. Noir aber nahm es mit der Gelassenheit einer Führungskraft die in Problemen stets nur eine Herausforderung zur Lösung sah.

"Ich schreibe den Termin dann für morgen um vier fest! Prinz Buchet wird sehr angetan sein!"
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"Ausgezeichnet, dann Morgen um vier hier? Ach, bevor ich es vergesse, mein Assistent hatte ja schon mit seinem Stellvertreter gesprochen, wegen des Anwesens..." Aber gut, hier schien das wichtigste geklärt zu sein. Das mit den Werwölfen und einem Ununtoten Tzimisce klang nicht besonders vielversprechend, aber sie war gerade frisch in der Stadt angekommen und vermutlich noch auf niemandes Radar, aber sie würde die Türen wohl verstärken und die Fenster vergittern lassen. Und eventuell war es Zeit, wieder mehr Silberschmuck aus der Schatulle zu kramen.

"Wobei ich ehrlich überrascht bin, sicher, der Name Finstertal hat vielleicht nicht den selben Glamour wie Paris oder Tokyo, aber man sollte doch meinen, dass die pragmatischeren Argumente anklang finden, wo sonst können junge Künstler so günstig direkt neben einer Akademie von Weltrang ihre Karriere beginnen? Die Pariser Kollegen wohnen in absurden Wohngemeinschaften auf ein paar Quadratmeterchen, so kann sich der Geist doch nicht entfalten!" Sie schüttelte den Kopf, während sie sich erhob. Sollte es nichts mehr zu besprechen geben, so könnte Johann die Unterlagen bei der Ghulin Raabe abholen...
 
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"Viele schreckt die Gefahr!? Die Zeiten in denen sich ein Künstler allein für seine Überzeugung gegen jegliches Hinderniss gestemmt hat, sind bestenfalls Erinnerung. Andere Orte bieten weniger, sind aber sicherer. Ein weiteres Problem der äußeren Umstände ist, dass es auch zwielichtige Subjekte anlockt. Erst kürzlich mussten wir einen Toreador verstossen und nachhaltig bestrafen, weil er sich der rüden Verletzung seiner grundlegensten Aufsichtspflichten schuldig gemacht hatte. Nur ein Detail, aber sein ungezügelter Ghul tötete eine Ventrue. Sie können sich vorstellen was dies zur Folge hätte haben können!"

Noir winkte ab. Sie hatte keine Lust dieses unangenehme Thema weiter zu vertiefen. Es gab soviel anderes, was ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, dass sie sich nicht auch noch mit den alten Sorgen belasten wollte.
Als Spanierin war ihre Vorliebe für die arroganten Franzosen nicht sonderlich ausgeprägt, daher sammelte Céleste mit ihrer Anmerkungen zu den Pariser Verhältnissen heimliche Pluspunkte. Schon zu Zeiten in denen sie noch ein normales Leben als Schauspielerin führte, hatte sie unter dem Nachbarstaat zu leiden. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts stand es schlecht um Spanien. Wie sehr hatte es sie getroffen das der Rest Europas den rückständigen iberischen Stummfilm belächelte. Die gute alte Zeit, nicht mehr die ihre. Bestenfalls die Erinnerung eines verlorenen Lebens.
 
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"Von einem Ghul getötet? Das ist bitter" kommentierte Céleste, die sich nicht anmerken ließ, dass sie durchaus der auffassung war, dass man die Vernichtung eventuell verdiente, wenn man einem Ghul nicht beikommen konnte...
"Nun ich will ehrlich sein, ich habe Lugano vor allem verlassen, weil ich mit dem Prinzen einfach nicht warm wurde, um nicht zu sagen, es ging siebzig Jahre stetig bergab. Aber halten sie mich bitte für keine dieser neumodischen Anarchinnen, der Prinz war einfach... Nun, ein sehr, sehr altmodischer Ventrue, aus Deutschland, der Mann hatte noch das Feuer der germanischen Horden im Hinterkopf, war immerzu kurz davor auf Rom zu marschieren, statt sich anständig um die Belange seiner Stadt zu kümmern, wahrlich ein Relikt aus vergangenen Zeiten" sie schüttelte den Kopf. "Ich denke, dass gerade weil hier aufgrund von ein paar Unsicherheiten der Einsatz höher ist, könnte dies eine sehr stimulierende Umgebung sein. Außerdem ist unsere noble Blutlinie hier ja wirklich unterrepresäntiert, was gerade in den Hallen hier schon etwas seltsam wirkt, nicht wahr?"
Irgendiwe kam ihr das Gesicht bekannt vor, aber wer konnte das schon sagen. Als sich Anfang des 20. Jahrhunderts plötzlich Kreti und Pleti eine Kamera leisten konnte, geisterten Fotografien praktisch jedes ansehnlichen Kainiten durch gewisse Kreise der Elysien...
 
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Von einem Ghul getötet? Das ist bitter!

Noir musste breit grinsen, denn sie sah den Vorfall ähnlich. Das es sich bei der Getöteten auch noch um die herrschende Primogena der Blaublüter gehandelt hatte, verschwieg sie mit Rücksicht auf ein förderliches Miteinander unter den Herrscherclans. Dieses wahrlich peinliche Detail war dann auch wohl der Grund warum über dieses Thema auch von weit höherer Stelle nie mehr geredet wurde. Selbst die ansässigen Ventrue bevorzugten es, diesen Punkt zu übersehen.

"Herr Alexander Stahl, der derzeitige Primogen der Ventrue ist ein sehr aufgeschlossener Mann. Sicher werden Sie sich wunderbar mit ihm verstehen, er ist anders als die anderen seiner Art. Sicher kann man das nicht von allen seines Clans behaupten, aber man kann nicht alles haben, nicht wahr?"

Das Céleste die Seneshall bereits einmal im Kino gesehen hatte war möglich, wenn auch unwahrscheinlich. Noir hatte unter ihrem wahren Namen Magdalena Cruiz in gut einem Dutzend spanischer Stummfilmen mitgespielt acht man sogar die Hauptrolle. Beinahe hatte sie sogar eine Rolle in Friedrich Wilhelm Murnaus Nosferatu bekommen. Einer großen deutschen Produktion. Sie war für die Rolle der Krankenschwester Fanny Schreck gesetzt gewesen was sicherlich ihren internationalen Durchbruch bedeutet hätte. Aber dann traf sie auf Oliver Buchet und alles wurde anders.
 
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"Ach, obgleich ich bereit bin zuzugeben, dass ich die Ventrue im Ganzen unglaublich langweilig finde - ich habe kein Problem mit der ganzen Blutlinie, lediglich diese eine Personalie, die dummerweise meine Stadt übernommen hatte... Ich hatte ganz bezaubernde Unterhaltungen mit den Ventrue von Milano, als die Camarilla dort noch einen besseren Stand hatte" erklärte sie in munterem Tonfall. Das letzte was sie gebrauchen konnte war, direkt als Störfaktor zu erscheinen.
"Gibt es sonst noch etwas über diese Stadt, das ich wissen sollte? Zusatzparagraphen zu den üblichen Gesetzen? Ich möchte doch in keinen Fettnapf trefen." Die Toreador lächelte entschuldigend.
 
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"Nicht jeder hier wird ihnen wohlgesonnen sein Céleste! Das vorne weg, Sie werden erkennen was ich meine! Ansonsten gelten die üblichen Regeln. Die Heiligkeit des Elysiums, die Genehmigungspflicht für Ghule und das strengste Verbot schwerer Waffen."

Was gab es sonst dazu zu sagen? Als Toreador stand man über vielen Dingen, hatte es also leichter. Noir legte nachdenklich die Hand ans Kinn und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.

"Frau de Groote ist Harpyie hier in der Stadt. Seine Exzellenz bestand darauf dieses Amt mit einer festen Person zu versehen. Vielleicht sprechen Sie mal mit ihr? Zauberhafte Frau mit sehr viel Talent!"
 
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