[01.06.06]Ein weiteres neues Gesicht

AW: Ein weiteres neues Gesicht

"Gut gemacht!", Ernest klopfte Alexis wohlwollend auf die Schulter.
Nachdem in den letzten Tagen so ziemlich alle Versuche mit den Vampiren der jüngeren Generation in Kontakt zu treten auf die eine oder andere Weise unglücklich geendet waren, hatte Ernest beschlossen sich diesmal doppelt ins Zeug zu legen. 40... was war das schon? Er war immer noch hip, oder etwa nicht? Er hatte die GQ- Sache doch voll am laufen, oder?

"Nun, Miss Fillmore...", der Engländer schlug unternehmungslustig die Hände zusammen:"...angesichts des Umstandes, dass dies ihr erster Besuch in unserer Stadt ist, würde ich empfehlen, dass wir mit einer Stadtrundfahrt beginnen und uns das Café für später aufheben. Es ist noch nicht offiziell eröffnet und man steht sich, wie sagt man? Die Beine in den Bauch...", Ernest lachte, aber er war eigentlich alles andere als scharf darauf Miss Gerlish über den Weg zu laufen- sie war eine Furie in letzter Zeit, Ernest kochte das Blut schon hoch wenn er sie nur sah und im Großen und Ganzen lief gar nicht gut zwischen den beiden Hütern.
 
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Etwas verwirrt und überfordert, schaute Alexis dann auf ihre Schulter, dort - wo sie gerade von Ernest geklopft wurde. Sie legte etwas den Kopf schief, die fast schwarzen Augen funkelten etwas. Die schlanken Finger verschränkte sie in einander, legte jene auf ihren Bauch nieder, diszipliniert und ein wenig mit der Etikette tanzend.

"Ihr wollt mir die Stadt zeigen? Nun gut, wo wollt ihr anfangen? Ich bin eurem Angebot sicherlich nicht abgeneigt, mich interessiert die Stadt natürlich auch!"

Sanft lächelte sie Ernerst an, eine schöne Gestik in ihrem Gesicht, welches manchmal eher ruhig und zuernst für diese Welt war.
 
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Ihr? Eurem?, Ernest zuckte innerlich mit den Schultern- die Feinheiten der deutschen Sprache würden ein ewiges Mysterium bleiben.
"Sie haben nicht zufällig eine Motorradlicence, oder?", fragte Ernest beiläufig während er Alexis durch die langen Hallen des Gildehauses zurück zur Garage führte. Er brannte förmlich darauf sein neues Spielzeug auszuprobieren.
 
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"Ich habe meinen Führerschein zwar in Amerika gemacht, aber an einem Motorrad, war ich nun nicht interessiert. Weshalb fragt ihr?"

Murmelte sie ein wenig, fast ein wenig misstraurisch in diesem Moment, als sie ihm folgte und ihn sehr aufmerksam musterte. Wieder jede Faser seines und seine Haltung. Auch seine Präsenz, nahm sie nun in sich auf. Sie verschränkte nun die Arme vor der Brust und schnaubte etwas überflüssig die Luft aus.
 
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"Schade... It´s just because, weil ich habe heute morgen ein Motorrad angeschafft und...", er winkte ab: "Nevermind! Ich finde schon irgendwann die Zeit zum fahren..."
Jetzt, wo sie den Engländer genauer musterte, fiel Alexis auf, dass Ernest müde und ausgemergelt wirkte. Zu Lebzeiten hatte er viel Sport getrieben und sehr auf sein Äußeres und seine Gesundheit geachtet, jetzt nach seinem Tod spannte seine Haut und wirkte fahl und dünn wenn das Licht auf sie fiel.
Ausserdem trank er zuviel und machte sich zu viele Sorgen.

Es waren seine Augen, die ihn symphatisch machten. Seine Augen, die blau waren und die Grübchen, die er bekam wenn er lächelte- dann wurde aus einem ernsten Gentleman für ein paar Wimpernschläge ein lebhafter Lausbub mit dem man Pferde stehlen gehen konnte.
Es waren aber auch die selben Augen, die einem, wenn er die Brauen nur ein wenig herunterzog und seine Stirn in Falten legte ohne weiteres klar machen konnten, dass man das Ende der Fahnenstange erreicht hatte und in manchen Nachten wusste Ernest am Ende der Nacht, wenn der Morgen graute, selbst kaum noch welches dieser Gesichter denn nun seines war.

Im Moment wirkte er- wie so häufig in den letzten Nächten, zwar leicht nervös aber Alexis spürte dennoch, möglicherweise zu ihrer eigenen Verwunderung, dass der Engländer es ohne jeden Zweifel gut mit ihr meinte.
"Sagen Sie, haben sie zufällig etwas gegen Hunde? Wenn es ihnen nichts ausmacht- ich habe gehört in der City ist ein großer Midnight Flea Market und vielleicht könnte ich meinen Hund holen und we´ll give it a try?", Ernests Stimme klang rührend hoffnungsvoll, als würde er schon fast damit rechnen von Alexis ein "Nö, kein Bock- fick dich ins Knie mit deinem Köter!" zu hören. Alexis fiel desweitern auf, dass es ihm mit bewundernswerter Nonchalance gelang ihr die Türen zu öffnen und den Vortritt zu gewähren.
 
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Sie lauschte Ernest aufmerksam, dennoch mit einem sanften Lächeln. Ohman, er sah wirklich abgespannt aus. Sie folgte ihm und nahm sich das Privileg heraus, sanft aber dennoch behutsam eine Hand an seine Wange zulegen, in einem ruhigen dennoch irgendwo schnellen Augenblick, als sie murmelte. "Sie sehen müde aus, Sir." Sie machte sich durchaus ihre Gedanken, als sie schnell die Hand wegzog und ihn mit großen fast schwarzen Augen anschaute. Ob ich später auch so vom Unleben gezeichnet werden sein? Dachte sie ein wenig missmutig, sie wollte es nicht und irgendwie wollte sie auch nicht, dass es Ernest so erging. Er wirkte recht sympathisch, auch wenn er ein ziemliches Alter auf dem Buckel hatte.

Sie regte etwas die schlanken Finger, die Finger der Hand, mit der sie gerade Ernest berührt hatte, sie blinzelte - eine unnötige Geste, dennoch noch bei ihr eine gewisse Gewohnheit. "Ich... habe nichts gegen Hunde... nur reagieren Tiere nach meinem Tod..sooo komisch auf mich. Ich kanns mir noch nicht wirklich erklären. Aber... natürlich.. ich würde sie und ihren Hund gerne begleiten." Sprach sie sanft und dennoch durchaus ehrlich.
 
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Alexis wusste noch nicht, dass sie sich in einem Punkt gründlich irrte. Ernest war nicht alt.
Es war gerade zwei Jahre her als er auf den schmutzigen Stufen der Kathedrale sein Leben ausgehaucht hatte.
Er hatte viel erreicht in den wenigen Tagen aber wie eine Glühbirne die unerwartet hell aufleuchtete war auch er kurz davor durchzubrennen.
Der Professor hatte das Ritual mit dem er die Magie in Ernest entfachte meisterhaft ausgeführt- aber es würde sich noch herausstellen müssen ob der Engländer dieser Bürde auch gewachsen war. Wie lange würde es dauern bis die Sicherung unter der Überlast endgültig durchbrannte?
"Churchill wird da keine Ausnahme machen, I´m afraid...", antwortete Ernest mit einem entschuldigenden Lächeln.
Er war vor Alexis Berührung leicht zurückgewichen aber sie hatte lang genug angedauert, dass die Novizin spüren konnte, dass seine Haut kalt wie Eis war.
"Ich bin einfach etwas überarbeitet...", wiegelte er ihre Bemerkung ruhig ab: "Es waren einige hektische Wochen und ich bin mir noch nicht sicher ob nicht weitere folgen werden...", er konnte es nicht verhindern bei diesen Worten ein wenig düster drein zu schauen.
Ernest öffnete die Türe zur Garage und steuerte zielstrebig auf den spacig designten Morgan zu.
 
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Die junge Tremere folgte ihm dann, schaute sich aber immer wieder mit ihren dunklen, fast schwarzen Augen aufmerksam um, jedes Detail musternd, so war es wichtig, seine Umgebung zukennen, bevor die Umgebung ‚dich’ kennt. Ihre Schritte waren fast lautlos, dennoch elegant und wieder lag nun der Blick in seinem Rücken, ihn aufmerksam musternd.

„Mylord sprach von einem eigenen Haus... ist es dennoch so einfach, die Schatten der Pyramide hinter sich zu lassen? Ist es mir denn überhaupt gestattet, Sire? Schon sofrüh, mit einem jungen Alter?“

Leise fragend, sehr leise sprechend, aus der seidigen Kehle der Tremere. Irgendwie wusste sie noch nicht sorecht, ob sie wirklich ein Haus wollte, ein eigenes Haus, so war der Gedanke allerdings daran, wahnsinnig verlockend.
 
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Ernest schien über diese Frage ernsthaft nachzudenken: "Wir vertrauen einander...", die Antwort kam mit einer überraschenden Überzeugung seitens des jungen Engländers: "Wir verlassen den Schatten der Pyramide nicht. Niemals. Der Professor ist es gewohnt und er hat allen Grund dazu, dass jeder voll und ganz hinter dem anderen steht. Ich habe bereits versucht es ihnen auf der Hinfahrt zu erklären- erfüllen sie ihre Aufgaben freiwillig und nach bestem Gewissen und niemand wird sie, wie sagt man? Schickanieren?"
Diese Worte sprach Ernest ohne eine Spur von Zweifel aus und man konnte erkennen, dass er voll und ganz daran glaubte: "Wenn man sie zurechtweist oder bestraft oder ihnen ihre Privileges entzieht, dann haben sie es auch verdient."
 
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Wir... vertrauen einander..
Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder, als sie immer noch den Rücken von Ernest anschaute, fast wollte sie sich mit dem Blick in sein Fleisch bohren, sinnbildlich aber und dann hörte man sie sehr sacht seufzend.
Verdient - ebenfalls so relativ. Vielleicht aus der Sicht der anderen. Bzw. verdient - ist immer so ein heikles Thema. Durchaus gibt es auch selbst hier so etwas wie Ungerechtigkeit...
Nur ein kurzes überflüssiges Schlucken, als sie sich zu einem Lächeln zwang. Er hatte ja recht und eigentlich wollte sie ihren Clan auch nicht enttäuschen, nur war dieses Leben noch immer zu bizarr und zu verwirrend für sie.
"Ihr habt recht, Sire." Murmelte sie leise, als sie kurz die Luft ausschnaubte.
In diesem Moment, verdrängte sie alle Gedanken und wollte sich jetzt eher von Ernest führen lassen, sich die Stadt zeigen lassen.
 
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