Materialsammlung Wie war das eigentlich ... bei den Wikingern

Ich finde es immer etwas schade, dass man bei Gedichten usw. oft nur an heidnische Überlieferung denkt, dabei ist z. B. die Skaldendichtung mit der Christianisierung nicht untergegangen.
 
Religiös betrachtet finde ich herauszuheben, dass die Götter willkürlich waren, wie echte Menschen. Sie waren höhere Wesen, aber kein Deut besser. Deswegen bringt man Opfer, um sie auf ihrer Seite zu wissen. Unglück sieht man, je nach Ausmaß, als deren Ungenaden, ein göttlicher Streich oder deren Freude am Chaos.

Dass nur Krieger nach Valhalla einkehren, dazu habe ich letztens von einem Freund gesagt bekommen: Ursprünglich sollten alle Leute nach Valhalla einkehren. Dies wurde geändert, da die Wikinger mangels Landwirtschaft Piraten waren. Damit auch alle räubern, brandschatzen, kämpfen etc. und kein, wenn auch schwieriges Bauern leben lebt, änderte sich das Recht auf Eintritt in Valhalla. Ich hoffe erzähle mit diesem Teil keine Blödsinn... Interessant ist es trotzdem.

Empfehlung
:
Ich kann dir dazu GEO Epoche empfehlen, die haben dazu dazu ein, wie üblich, umfangreiches und gut recherchiertes Magazin herausgebracht. Das klingt jetzt wie Werbung, oder? o_O
Aber gerade wenn es um den Alltag, Bräuche, Versorgung, Handwerk, Technologie geht, ist das Heft zu empfehlen.

Naja, da dass dann doch alles sehr trocken wäre, kann man auch die Uthred-Saga lesen - zumindest das erste Buch, der Rest ist mehr vom gleichen. Cornwell schreibt viele historische Romane. Sehr kurzweilig geschrieben. Nicht 100% korrekt, aber hey: er kennzeichnet klar was er frei ergänzt, was er etwas flexibel handhabt etc.
 
Ursprünglich sollten alle Leute nach Valhalla einkehren. Dies wurde geändert, da die Wikinger mangels Landwirtschaft Piraten waren.
Ich kenne das eher umgekehrt - dass ursprünglich alle Toten nach Hel kamen bzw auf dem Meeresgrund leben mussten falls sie ertrunken sind. Valhalla wurde später "eingeführt" um der Christianisierung entgegen zu wirken, da ein tolles Nachleben der Verkaufsschlager schlechthin war. Kann aber sein, dass ich das mit den Germanen verwechsle.

Grundsätzlich ist es schwierig zu sagen die Wikinger waren Piraten. Die Wikinger als Volk waren nur zu einem kleinen Teil Seefahrer, wenn auch verglichen mit anderen Völkern doch wieder ein großer Teil. Von den Seefahrern sind nicht alle auf Viking gegangen, das was man sich allgemein unter plündernde Wikinger vorstellt, in Wahrheit aber ein Mix aus Plündern und Handel war - je nach dem wie schwer die zu erwartende Gegenwehr schien. Dazu kommt, dass sie erfolgreiche Söldner waren (zb in Byzanz) und nicht zuletzt Königreiche gegründet haben (Sizilien).

Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen und Zeiten wurde über die Wikinger aber auch schon echt viel geschrieben, da lohnt es sich einfach bei der Wikipedia anzufangen und sich dann durch die Literaturliste zu wühlen.
 
Ich kenne das eher umgekehrt - dass ursprünglich alle Toten nach Hel kamen bzw auf dem Meeresgrund leben mussten falls sie ertrunken sind. Valhalla wurde später "eingeführt" um der Christianisierung entgegen zu wirken, da ein tolles Nachleben der Verkaufsschlager schlechthin war. Kann aber sein, dass ich das mit den Germanen verwechsle
Ich weiß es selber ja nicht... habe es gehört, und dem entsprechend den Abschnitt eingeleitet und beendet. Ungefährliches Halbwissen :)

Dadurch dass die Wikinger aber als Seefahrer viel rum kamen, wurden sie nicht nur gefürchtet, sondern auch als Händler geschätzt. Man findet bei ihnen kulturell/handwerklich bunt gemischten Schmuck. Viele Waren, ob nun geplündert oder erstanden, waren anderswo viel Wert. Den Seehandel hatten sie lange vor Spanien und England raus.
 
Es ist allgemein schwierig über die Wikinger zu sprechen da es sich hierbei um keine Volks sondern vielmehr um eine Berufsbezeichnung handelt.
Wikinger kommt von Vikinger was sich wiederum auf das Wort Viking bezieht.
Viking bedeutet soviel wie Raubfahrt so das Vikinger jemanden bezeichnet der auf Raubfahrt geht.

Das was man in England und großen Teilen Europas als Wikinger bezeichnet wird bezeichnet in Wirklichkeit nur die Raubfahrer der vielen kleinen und Größeren Norwegischen und Schwedischen Volksstämme.
Deswegen ist es auch schwierig darüber etwas einheitliches zu finden.
Ähnlich den Volksstämmen die später als die Germanen bezeichnet wurden sind sie wie gesagt viele kleine Stämme die alle auch mehr oder weniger abweichende Glaubensvorstellungen hatten.

Wer im übrigen ein Freund Historischer Romane ist dem kann ich zu dem Thema das Buch "Das Schicksal der Götter" empfehlen.
 
Ja, aber es ist im wesentlichen ein Sprachraum und ein Kulturraum.
Das die Dänen, Jüten, Norweger, Schweden, Isländer und Rus Eigenheiten hatten, geschenkt.

Trotzdem waren Religion, Rechtsprechung, Technologie und Kultur sehr ähnlich.

Also ist eine Sammelbezeichnung Wikinger schon okay. So wie Germanen, Kelten etc. auch okay ist.
Das man präziser sein kann, ja, stimmt.

Das es man die Wikinger nicht nur auf die Bootsfahrer die auf "Viking" gehen reduzieren sollte, sondern auch die zu Hause gebliebene Mehrheit oder die Händler die Felle und Honig bis Byzanz schippern betrachten sollte, ist doch auch klar.

Paul Andersons "Der letzte Wikinger" eine historischer Romanreihe ist sehr lesenswert.
 
Populäre Stereotypen (einige davon gelten nicht nur für Wikinger sondern überhaupt für das gesamte Mittelalter):
- Helme mit Hörnern
- Wilde Berserker die unkoordiniert vorpreschen
- Viel Leder (am besten mit Metallnieten) und Pelze als Kleidung. Kleidung meist recht farblos.
- Waffen töten Leute in Metallrüstungen wenn man nur stark genug zuhaut
- Herrscher können im Alleingang alles entscheiden. Ihr Wort ist Gesetz

Historisch (einige davon gelten nicht nur für Wikinger sondern überhaupt für das gesamte Mittelalter):
- Helme mit Nasenschutz oder "Brillenhelme". Definitiv. Keine. Hörner.
- Kampf im Schildwall
- Leinen und Wolle, gegen die Kälte auch mal Pelze. Oft in Farben wie Rot und Blau, bisweilen auch verziert
- Metallrüstungen bieten effektiven Schutz vor den meisten Waffen
- Es mag kein Gesetz im heutigen Sinne geben, aber die Möglichkeiten eines Herrsches sind durch Traditionen stark begrenzt
 
Du meinst statt Stereotypen populäre Mißverständnisse.

Gesetze sind meist Gewohnheitsrecht.
Also eben das altbekannte
"Haben wir schon IMMER so gemacht!"
"Haben wir noch NIE so gemacht!"
"Da könnte ja jeder kommen!"

Deswegen gibt es in UK und USA auch das Case-Law das sich, im Unterschied zu römischem Recht oder dem darauf basierenden napoleonischen Code-Civil dem das übrige Europa folgt, auf frühere Entscheidungen maßgeblich beruft.
 
Interessant wäre die Tradition des Things.
Dieser Versammlung durften alle Erwachsenen Männer beiwohnen und auch Vorschläge vorbringen.

Auch wurde auf dem Thing recht gesprochen.
Ein Mann durfte eine Anklage aussprechen der dann auch gehör geschenkt wurde.
Der Angeklagte hatte dann drei Things Zeit um dort zu erscheinen und sich zu verteidigen (daher kommt auch der Spruch aller guten Dinge sind drei).
Sollte der angeklagte es versäumt haben innerhalb der Frist zu erscheinen wurde er mit Gewalt geholt und direkt für schuldig befunden.

Interessant an dieser Rechtsprechung ist das der Jarl zwar das Urteil gesprochen hat allerdings nicht für dessen Durchsetzung verantwortlich war.
Wenn ein Jarl also dem Kläger recht gab und ihm z.B. als Entschädigung 5 Schafe aus der Herde des Schuldigen zusprach dann war der Kläger dafür verantwortlich die Strafe auch einzutreiben.
Dadurch konnte es vorkommen das jemand zwar verurteilt wurde das Urteil allerdings nie vollzogen wurde.
 
Es ist allgemein schwierig über die Wikinger zu sprechen da es sich hierbei um keine Volks sondern vielmehr um eine Berufsbezeichnung handelt.
In der mir bekannten neueren Literatur/Museumsausstellungen wird genau für die Unterscheidung "Wikinger" für die Völker genutzt, "Viking" für die Raub-/Handelsfahrten. Sprich Wikinger als Bezeichnung für den Kulturraum ist zwar ahistorisch und künstlich aber durchaus richtig.
- Helme mit Nasenschutz oder "Brillenhelme".
Waren die nicht Vendelzeitlich? Also zu Wikingerzeit schon wieder out?
 
Da hast du recht. Wobei es natürlich keine klare Trennlinie gibt und einzele Helme auch noch getragen werden obwohl sie eigentlich "out" sind (Gjermundbu-Helm).
 
Man kann hier von 600 n.Chr. bis 1100 n.Chr. von Wikingern sprechen wobei die ersten Raubzüge im späten 8-ten Jahrhundert aufgezeichnet wurden.
Auf Wiki steht dann 800 bis 1050. (Pun intended...)

Die Nasalhelme sind wohl dem Teppich von Bayeux entlehnt-->
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/Teppich_von_Bayeux.jpg

Der ist 68 METER!!!!! lang, also nicht wundern das erst nur ein schmaler heller Strich zu sehen ist...

Waren die nicht Vendelzeitlich? Also zu Wikingerzeit schon wieder out?

Gehen wir mal davon aus das hier durchaus funktionierende Gegenstände nicht einfach weggeworfen wurden.
Und um 900 ist z.B. mitten drin in der Wikingerzeit.

Das Problem ist das wir hier mehr auf Funde und nicht so sehr auf illustrierte Schrift angewiesen sind.
 
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Es ist allgemein schwierig über die Wikinger zu sprechen da es sich hierbei um keine Volks sondern vielmehr um eine Berufsbezeichnung handelt.
Wikinger kommt von Vikinger was sich wiederum auf das Wort Viking bezieht.
Viking bedeutet soviel wie Raubfahrt so das Vikinger jemanden bezeichnet der auf Raubfahrt geht.

Dann formuliere ich die Frage gerne um:

Wie war es eigentlich zur ZEIT der Vickinger?

Ich interessiere mich gerade tatsächlich auch mehr für das tägliche Leben (Sitten, Gepflogenheiten, Kultur...) als für die Krieger der Zeit.
 
Dann würde ich tatsächlich einen historischen Roman empfehlen. Fachzeitschrift lese ich gerne, aber um eine Beschreibung des Alltags zu bekommen, sind Romane besser. Die meisten Romane (aus meiner eingeschränkten Erfahrung) beschreiben zu Beginn viel des täglichen Lebens, nicht nur als Disposition, sondern auch um eine Atmosphäre zu schaffen.
 
Vielleicht findest Du auch hier was: Museum Haithabu
Ansonsten wäre vielleicht das Atschenbuch Die Wikinger von R. Simek hilfreich, da gibt es eine kurze, kompakte Einführung, auch was Alltagsleben und Feste betrifft. (Kannste da auch gebraucht günstig schießen; die Beck'schen Taschenbücher sind als Einführung i.d.R. gut geeignet).
 
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Einen lebendigen Einblick gibt das Buch "Die Wikinger, Krieger, Seefahrer, Händler" von Nurmann, Schulze, Verhüsldonk.
Ich habe es mir vor ein paar Jahren bei den Wikingertagen im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen gekauft (Ausgabe von 1997).
Es sind viele gute Fotos von Reenactors und Reenactmentgruppen abgebildet, die nach meinem Empfinden sehr lebendige Bilder aus der Welt der Wikinger zeigen. Möglicherweise sogar relativ authentische Bilder, wobei deutlich gesagt wird, dass es nur Bemühungen sind und es relativ wenig Quellen gibt. In den durchaus ausführlichen Texten wird auf viele Dinge eingegangen und es werden Erklärungen für die Darstellungen geliefert.
Mir gefällt das Büchlein sehr gut und ich empfinde es als inspirierend.
https://zauberfeder-shop.de/Die-Wikinger-Krieger-Seefahrer-Haendler
 
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Ich kann verstehen, dass man sich darüber aufregt, dass Kulturen verfälscht werden, nicht darüber, dass man sich davon inspirieren lässt.



 
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