Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Zornhau

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Deadlands Classic Regeln haben einen sehr bestimmten Charakter. Es ist durch Poker-Chips und Pokerkarten einiges an Glücksspieler- und Western-Flair im System verankert.

Nachdem ich mich eines (lang verschollenen) Threads im Pinnacle-Forum entsonnen habe, in welchem vor einigen Jahren jemand berichtete, daß er eine langjährige Fantasy-Kampagne auf Basis des Deadlands Classic Regelwerks durchgespielt hat, bin ich in dieser Richtung neugierig geworden.

Wie gut eignet sich Deadlands Classic (mit ein wenig "Zurechtbiegen") für das Erschließen anderer Settings wie z.B Fantasy?

Mit Deadlands: The Weird West wurde ja schon Western/Steampunk umgesetzt. Deadlands: Hell on Earth setzt Endzeit/Postapokalypse/Sci-Fi um. Lost Colony setzt Firefly/Space Western/Sci-Fi um. - Allen gemein ist ein Grusel- bzw. Horror-Element, welches sich aufgrund der gemeinsamen Setting-Thematik mit der "Abrechnung" durchzieht.

Das Regelsystem hat einige Stärken, die es mir durchaus für RuneQuest-artige, eher "gritty" Fantasy geeignet erscheinen lassen. - RuneQuest, Warhammer Fantasy, aber auch Iron Kingdoms oder entsprechende Piraten-Settings würden durchaus zur regeltechnischen "Fragilität" der Deadlands-Charaktere passen.

Hat hier im Forum schon jemand mal das Deadlands Classic Regelsystem (nach eventuellen Umbauten - Welchen?) für ganz andere als die originalen Settings eingesetzt?

Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht?

Was ging gut? Was schlecht?

Worauf muß man bei einer solchen DL Classic Conversion achten?
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Ich habs noch nicht versucht und auch nur Deadlands Classic gespielt. Aber irgendwie löst das bei mir einen negativen Beigeschmack aus. Das Flair ist schon westernlastig.
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Leider kenne ich das DL:Classic System nicht sonderlich gut, um das richtig zubeurteilen.
Wie wärs denn mit amerikanischem (pulpigen) Call of Cthulhu?
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Das Flair ist schon westernlastig.

Yap. Liegt IMHO wirklich hauptsächlich an den Spielkarten für Ini und den Pokerchips als Glücksfaktor. Beides kann man eigentlich leicht ersetzen, umschreiben oder auch weglassen. Allerdings wird Deadlands Classic ohne die Pokerchips reichlich tödlich.

Ich hab' mal 'ne zeitlang probiert, die RIFTS-Welt für Deadlands Classic umzusetzen und das eher aus verlorenem Interesse wieder sein lassen. Ging soweit eigentlich ganz gut.

*edit* Hab' die alten Notizen ausgegraben:

Charakter-Erschaffung hatte ich auf ein Punkte-system umgestellt, Magie-System war noch nicht ausgearbeitet. Ansonsten haben die Fahrzeugschadensregeln aus HoE eine gewaltig verbesserte Alternative zu Mega-Damage geboten. Alles in allem ging die Konversion ziemlich gut.
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Yap. Liegt IMHO wirklich hauptsächlich an den Spielkarten für Ini und den Pokerchips als Glücksfaktor. Beides kann man eigentlich leicht ersetzen, umschreiben oder auch weglassen. Allerdings wird Deadlands Classic ohne die Pokerchips reichlich tödlich.
Ein Western-Flair kann man bei den Spielkarten und Pokerchips schon erkennen.

Jedoch: Savage Worlds, welches ja aus Deadlands und dem Deadlands-Tabletop "The Great Railwars" hervorgegangen ist, verwendet auch Spielkarten für Initiative und - je nach Setting - noch für andere Dinge (Zombie-Run z.B. für das Auffinden von Ausrüstung, Nahrung und Benzin in der zombie-überfluteten Welt, Evernight für das Bestimmen von Überland-Begegnungen, usw.).

Bei Savage Worlds habe ich weder in Sci-Fi, noch in Fantasy irgendwelches "Western"-Geschmäckle verspürt, nur weil dort Karten eingesetzt werden.

Bennies unterschiedlicher Farbe und Funktion auszugeben ist auch schon ein bekannte Hausregeln in manchen Gruppen - ob man dazu bunte Glassteine oder Pokerchips verwendet, dürfte ein DL Classic Fantasy-Setting nicht zu einem "Western" machen - entscheidend ist letztlich doch immer, was denn in den Szenarien so passiert, wie die Welt präsentiert wird.

Die hohe Tödlichkeit von Deadlands ohne Fate-Chips halte ich gerade für ein etwas härteres Setting für sehr angemessen. Über den Chip-Fluß kann man sehr gut die Härte der Kampfszenen in Deadlands steuern, finde ich.

Gute Ansatzpunkte für eine Conversion auf andere Settings sind auch die unterschiedlichen Magie-Arten. - Wunder kann man praktisch unverändert von den Blessed übernehmen. "Erschöpfende" Magie kann auf Basis der Martial Artists oder der Doomsayer und Syker laufen. Ritual-Magie kann die Schamanen als Vorlage verwenden. Animismus ohnehin inklusive Guardian-Spirits etc. - Nur die Huckster sehe ich als nicht so einfach wiederverwendbar an.

Black Magic kann ja in einem anderen Setting auch alles andere als "EVIL" sein und die Vorlage für ein generisches Powers-System mit Trappings abgeben. - Mein Eindruck ist ohnehin, daß die Savage Worlds Powers mit ihren Trappings geradezu 1:1 von DL Classic Black Magic übernommen wurden.

Alchimie, Blood Magic, Voodoo, usw. - DL Classic bietet ja wirklich eine Fülle an Arcane Backgrounds als Beispiele und Vorlagen für eigene Conversions.

Ich sehe hier schon durchaus Potential das DL Classic Regelsystem für andere Settings zu verwenden. Die Arbeitsaufwände halten sich in Grenzen.

Die Frage ist, was GEWINNT man dadurch?
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Interesse daran hätte ich schon, da das Classic-Regelwerk zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Kann es mir z.B. gut für kontemporäre Horror-Settings vorstellen (wenn man in Las Vegas spielt ist es mit Karten und Chips auch immer noch passend ;)).

Ansonsten könnte ich mir auch gut vorstellen Rippers oder andere Savage Settings mit DL:C-Regeln zu spielen...
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Ansonsten könnte ich mir auch gut vorstellen Rippers oder andere Savage Settings mit DL:C-Regeln zu spielen...
Ich auch.

Wem Savage Worlds zuwenig Details bietet, der kann mit DL Classic ein deutlich detaillierters und stärker "gewohnt" fertigkeits-orientiertes (gegenüber dem Edge-orientierten SW) Regelsystem für "geistesverwandte" Settings heranziehen.

Die meisten Savage Settings sind vom gleichen - schwer es anders auszudrücken - "Geist" wie Deadlands beflügelt. Es sind Crossover-Settings mit einer Prise Horror, harten Fights, schrägen Ideen, die aber in der Mischung irgendwie doch funktionieren. - Eben wie Deadlands.

Rippers wäre eh ein guter Kandidat, da man auch schon in den beiden DL-Bänden zu "Back East" Vorlagen für eher "urbanes" DL-Spiel bekommen hat. - Die Rippertech ist mit Patchwork-Science zu vergleichen. Die unterschiedlichen Arten von Rippers, die Magier, die Gesegneten, die Mad Scientists, die " Ver-ripper-ten", usw. lassen sich mit den DL-Arcane Backgrounds schon mal schnell grob annähern. - Und die meisten Monster in Rippers sind eh in den Bänden "Rascals, Varmints and Critters" so oder so ähnlich zu finden (nur umbenennen und gut ist's).

Rippers geht leicht zu konvertieren, denke ich.

Necropolis könnte auf Basis der DL: Hell on Earth Regeln auch recht geradlinig umzusetzen sein, wobei man dann aber von den doch bei Necropolis gerne größeren Zahlen an Kampfbeteiligten absehen sollte - für das zügige Abwickeln von Kämpfen mit ein paar Hundert Beteiligten ist DL Classic nicht wirklich eine gute Wahl.
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Rippers ist für mich England pur.

Dann sollte man französische(englische) Karten nehmen und noch eine Alternative zu Pokerchips finden ;)

Und vielleicht irgendwie noch "Whist" integrieren, wenn man schon Karten in der Hand hält :)
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Ein Western-Flair kann man bei den Spielkarten und Pokerchips schon erkennen.

Es stimmt zwar, dass Spielkarten und Pokerchips Western-Flair transportieren, aber sie bleiben nicht ausschließlich dem Western vorbehalten. Die selben (physischen) Komponenten könnte man ebenso zur Unterstreichung von Casino-, Zocker-, Mafia- oder Agenten-Flair einsetzen.

mfG
jjf
 
AW: Deadlands Classic Regeln für ganz andere Settings?

Rippers ist für mich England pur.
Die Rippers treiben sich dafür aber ziemlich weit auf dem "Kontinent" herum, um nur "England pur" zu sein. - Zumal ja auch jede Menge Rippers-Fraktionen aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlicher bevorzugter Vorgehensweise präsentiert werden.

Aber insgesamt ist es deutlich weniger "Western" und "Pionierzeit" als mehr die "gutbürgerliche Zivilisation" des verschlafenen Good Old Europe - und in dieser wirken die Machenschaften der Kabale dann eigentlich noch verstörender als in einem Weird West, wo Mojave Rattler als "normale Tiere" gelten.

Das Anpassen der Karten an die Region ist eine schnelle Änderung. Zum Glück gibt es ja ein sehr umfangreiches und abwechslungsreiches Angebot an (Poker- und anderen) Karten unterschiedlicher Hersteller, so daß man da leicht etwas finden könnte.

Was den Ersatz der "griffigen" Spielelemente der Fate-Chips statt mittels Poker-Chips auf andere Weise umzusetzen anbetrifft, so kann man z.B. bei Savage Worlds mal schauen: Was da alles so als Bennies eingesetzt wird, geht weit über die Poker-Chips hinaus. - Man bräuchte nur die unterschiedlichen Wertigkeiten in unterscheidbarer Form abzubilden. So könnte man z.B. mit Spielgeld alter englischer "Prägung" arbeiten, oder "Besuchskarten" unterschiedlich aufwendiger Art (siehe Castle Falkenstein) verwenden (die dann auch leichter zufällig zu ziehen wären, wenn sie dieselbe Größe haben).

Das sind aber alles KOSMETISCHE Änderungen, wie auch das Umbenennen von Edges, Hindrances und Aptitudes in etwas zivilere Bezeichnungen (Western-Slang raus, viktorianische Umständlichkeit rein).

Was müßte denn INHALTLICH bzw. REGELTECHNISCH angepaßt werden?

Bräuchte ein DL Classic Rippers überhaupt Status und Reason? - Ich glaube, NEIN.
Status kann leicht mit den Edges in DL Classic wie Renown, Friends in High Places, Dinero, etc. umgesetzt werden. Reason wird ja per Rippertech gefährdet. Hier würde ich den aus Rascals, Varmints & Critters bekannten Corruption-Mechanismus anpassen und es auch gleich Corruption nennen.
 
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