ZWei Welten

Lethrael

Schreiberling
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9. März 2004
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Hiermit stelle ich die neuéste Kurzgeschichte von mir ins Netz. Viel Spaß
Zwei Welten.
Die Musik spielte, sanfte Töne hallten durch die Halle, Geigenklang, Flötenspiel erfreute das Ohr der Zuhörer. Männer, Frauen und Kinder bekleidet mit kostbarsten Kostümen vergnügten sich miteinander. Feinste Speisen ließen die mit Blattgold verzierten Tische ächzen. Kostbare filigrane Schalen aus Gold, Silber und Elfenbein glitzerten im Widerschein des Kerzenlichts, oder wirkten wie polierter Marmor. Aus echtem weißem Marmor dagegen waren die Säulen, die das gülden Glänzende Dach trugen.
Schwere Samtvorhänge schirmten diese Welt für sich von der kalten wahren Wirklichkeit ab. Draußen weit weg von dieser illustren Gesellschaft lag tief im kalten weiten weißen Winterkleide dieser Weihnachtsnacht, jemand frierend, hungrig und einsam in einer stinkenden Gosse.
Auch hier spielte Musik, leiser Glockenklang verkündete Hoffnung, doch selbst in dieser Nacht erwachte die Hoffnung nicht.
Schreie verschiedenster Herkunft durchzogen durchdringend die Dunkelheit der Nacht.
Ein mit dreckigen Lumpen bedeckter frierender Körper versuchte sich dadurch zu wärmen, indem er sich so klein wie möglich machte, doch es half kaum.
Abgemagert bis auf die Knochen kaute er einen ebensolchen. Versuchte aus ihm den letzten Tropfen Nahrung herauszusaugen. Morsche Häuser stöhnten unter der Last der weißen Pracht und gelbliches Vollmondlicht ließ den Schnee, der über den rauchenden Schornsteinen im Wind tanzte, wie köstliches Manna glitzern.
Lange Zapfen aus Eis klirrten die Melodie der Kälte in dieser verheißungsvollen Nacht. Doch nichts wurde dem frierenden Etwas in der Gosse verheißen, denn alle seine Hoffnungen und Wünsche waren gefroren wie der Schnee der langsam hernieder fiel.
Die Stille aus Glockenklang und Eisesklirren wurde nun unterbrochen von einer Melodie aus hohlem Klappern und dumpfes Knirschen. Der zweifache Schatten brach sich im Gossenlicht und langsam stolperte die frierende Gestalt auf das Lichtermeer der Kirche zu.
Doch die Tore waren verschlossen zu dieser späten Stunde und so verzweifelte das frierende Etwas an der Pforte zur Erlösung seiner Qualen.
Es fror erbärmlich, doch es spürte die Wärme des Ortes vor ihm tief in seiner Seele, schöpfte Hoffnung daraus und nahm Mut und Hoffnung zusammen um verzweifelt wie er war an das Tor des Barmherzigen selbst zu klopfen.
Tatsächlich klopfte es lange und laut genug, das eine leise Stimme antwortete: „Wer dort zu so später Stunde?“ Das frierende Etwas versuchte zu antworten, doch seine Stimme versagte ihm krächzend den Dienst. Die leise Stimme verstummte und das Etwas verzweifelte, denn weder hörte er ein Schlüssel im Schloss knirschen, noch hörte er das knarren von Torflügeln.
Sein Lebenswille schien in ihm zu erlöschen, als hätte der Windhauch, der nun etwas Schnee auf den Platz blies, ihn ausgeweht.
So sackte er in sich zusammen und hauchte seinen letzten, weißen Atem gen Himmel, so dachte er zumindest.
Danach wurde alles dunkel was vorher weis war und die Welt versank in Stille und Nichts.
Man fand ihn frierend und bleich wie der Schnee vor dem Portal des Barmherzigen. Der Abt befahl ihn zu wärmen und zu pflegen, wie die vielen anderen, die in dieser geheiligten Nacht Schutz gesucht hatten.
Es war die Gnade die das Herz des Abtes lenkte und dieses Haus mit Wärme füllte.
Doch diejenigen die sich hoch oben in ihrem Palast vergnügten waren kalt wie das Eis, das den hohen Turm der Kirche wie eine Kristallkrone krönte.
Es ging ihm wieder etwas besser, als es in einem warmen Bett wieder erwachte, doch sprechen konnte es nicht, denn sein schwerer Husten ließ ihn kaum noch zur Ruhe kommen. So konnte er seinen Retter nur in stiller Dankbarkeit anlächeln. Der Novize lächelte vorsichtig zurück. Tief in seinem Inneren fühlte er tiefes Bedauern mit dem armen Ding, was da abgemagert und krank im Bette saß. Er wusste jedoch nicht, wie er es ausdrücken sollte. So saßen beide nur da und lächelten sich an, solange das Etwas wach war.
Der Morgen zog ins Land und der Ball endete, doch unten in den Straßen spielte der Tod zu seiner Melodie auf. Ein harter Winter war im Lande und der Tod hielt reiche Ernte…
 
Melodramatisch und trffend eine typische Wintersituation

Mir gefällt die Möglichkeit deinen Schreibstil sowohl in Mittelalterzeit als ich die Gegenwart interpretiern zu können.

MfG XvP
 
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