AW: Zum singenden Wirt
Dem Wirtshaus fehlt da noch ein Schild: ARSler müssen leider draussen bleiben.
Ansonsten erinnert mich das Konzept gleich mal an die typische Chat-Taverne (außer mit dem Übergewicht auf Männer und dem Fokus auf Gesang): Da geht es nicht um Plots, da treffen sich die kunterbunten Leute aus aller Herren Länder und beäugen sich, kommen vielleicht sogar ins Gespräch und lernen sich kennen. Pures Stimmungsspiel, aus dem nur selten mal ein Plot erwächst, der unter ARS den Namen verdient hätte.
Aber da tauscht eine Diebin das geheime 'Ich-bin-neu-in-der-Stadt'-Zeichen mit einem Alteingesessenen aus und die beiden ziehen sich in eine von Dutzenden dunklen Ecken zurück, um sich zu besprechen (und am nächsten Tag gibt es den neuen Channel Diebesversteck, wo die Neue mit den anderen zusammen einen Einbruch plant). Da glotzen erstmal alle als der Elf in der Tür steht, der gar nicht so richtig zu wissen scheint, was er hier will. Da begibt sich der Adelige aus Andalusien notgedrungen zu dem aus Frankreich, weil alle anderen Gesprächspartner unter seinem Stand wären. Da redet der Zwerg mit dem Thorwaler über Schiffe, Stollen und Bier (als Thema, wo sie sich einig werden können). Da verstummt alles, als plötzlich der Priester des Sonnengottes hereinkommt und Wasser bestellt und alles fragt sich: Was macht der denn hier? Während die Hexe versucht, sich hinter dem breiten Rücken des Kriegers zu verstecken.
Ich hab schon viel Zeit in solchen Tavernen verbracht (und wenn es mit meiner Bardin war, wurde da auch gesungen.. aber bitte nicht von allen

). Zumeist DSA-spezifisch, aber auch (über das Konzept eines interdimensionalen Nexus) freestyle, wo dann Strassensams neben Earthdawn-Orks, Mech-Piloten neben Furries und WoD-Garou neben D20-Werwölfen sitzen. Braucht keinen SL, hervorragend für Stimmungsspiel und wer will kann auch einen Plot mitbringen und nach Mitspielern suchen. Und hin und wieder gibt es selbstverständlich auch eine Kneipenschlägerei.
Wer ansonsten einen Nutzen davon haben will, kann den ja in knüpfbaren connections festhalten, oder im Abbau von Stresspunkten, oder der Möglichkeit, soziale Skills auszuprobieren und zu verbessern. Wer weiß, vielleicht ist es nochmal nützlich, hier ein paar Worte mit dem komischen Magier gewechselt zu haben? Die Sprüche, mit denen der Barde die Aufmerksamkeit der Schankmaid erhascht hat, kann man sich ja merken. Und überhaupt ist das alles so entspannend hier.
Da die Geschmäcker verschieden sind muss es auch nicht eine kunterbunte Für-alles-Taverne geben sondern themenbezogene: In eine windschiefe Hinterhofspelunke verirren sich natürlich keine Adeligen, in der abseits der Handelsstrassen gelegenen Dorftaverne sind es halt nur die Einheimischen, im Gasthof 'Zum Kaiser' hat nur die gehobene Gesellschaft Einlass.
Tavernen sind toll. Der ideale Treffpunkt. Der Ort an dem die Charaktere nicht nur einander sondern auch sich selbst kennenlernen, denn hier werden sie gefragt, wo sie herkommen, was sie so machen, wie ihre Zukunftspläne aussehen. Jeder kann was daraus mitnehmen, und wenn nur die Erkenntnis dass es unklug ist, einen betrunkenen Thorwaler zu reizen oder dass diese 'Seiberteknik' noch unheimlicher ist als Magie. Das mag Wettbewerblern zuwenig sein, für mich kann das Abende füllen.
Zum Eingangskonzept: Klingt mir eher nach dem Teil eines Spiels als dem ganzen. Genauso wie meine Beispieldiebin ihre connection in der Taverne findet, mit der diese dann aber verlässt erscheint mir der Singende Wirt eher als Start-, Zwischen- oder Endpunkt. Das Leben findet nicht nur in der Taverne statt; eine isolierte Taverne mit nix drumherum... das wäre nicht stimmungsvoll.
