Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Zornhau

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Winterweir ist ein Savage Worlds Fantasy-Settingbuch (OHNE Plot-Point-Kampagne und ohne Savage Tales, nur Settingregeln und Weltbeschreibung, sowie Kreaturenkapitel).

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Winterweir tritt als "düstere Fantasy" auf. - Was auch immer das bedeuten soll, denn Fantasy war schon IMMER düster, dark, dangerous.

Winterweir stellt eine Rollenspielwelt mit dem Etikett "für Erwachsene" vor. Dieses Etikett kommt, weil in Winterweir Fragen zu Sexualität, zur Geschlechterrolle, usw. angesprochen werden, die in den meisten "D&D-like" Settings gerne aus Jugendschutzgründen ausgeblendet werden. Andererseits ist Sexualität NICHT DAS THEMA von Winterweir, sondern wird halt nur nicht ausgeblendet oder ignoriert.

Das Thema ist bei so einer offenen Welt ohne Plot-Point-Kampagne schwer zu fassen. Es werden jede Menge Konfliktpotentiale geschildert, die hier und da und dort auf der Welt für Spannungen und somit für Gelegenheiten seine eigene Kampagne dort zu plazieren sorgen, aber letztlich gibt es nicht DAS EINE THEMA dieses Settings.

Bei Evernight ist das Thema eindeutig. Auch bei 50 Fathoms. Und auch bei Sundered Skies. - Kampagnen, gerade auch die Plot-Point-Kampagnen befassen sich ja mit DEM oder DEN zentralen Konflikten der Spielwelt.

Settingbände ohne solch eine Kampagnen-Unterfütterung lassen viele Wege offen, kommen mit einer hohen Zahl an Freiheitsgraden daher, BELASTEN damit aber auch den Spielleiter, der sich in dieser Fülle SELBST zurechtfinden muß, der ALLES an Szenarien und an Kampagnenplanung SELBST machen muß.

Ich bin bei solchen "nackten" Settingbänden (egal ob für Savage Worlds oder für andere Regelsysteme) sehr skeptisch. Ich habe nicht (mehr) die Zeit mir meine Kampagnen komplett selbst zu basteln und auch nicht den Willen (in einer PP-Kampagne mal eigene "Tolle Ideen (tm)" als Episode einzuflechten ist eine Sache, aber eine komplette "Tolle Kampagne (tm)" nur mithilfe eines Settingbandes aus dem Ärmel zu schütteln, ist nicht mein Fall).

Andererseits bietet Winterweir schon ziemlich viel "Reibungsflächen", an denen auch mein Kreativitäts-Zündholz entflammen könnte. - Nur, anders als Hellfrost, wo Vielschreiber Wiggy und TAG, mit deren regelmäßigen Veröffentlichungen von MASSIG VIEL Material, für einen kontinuierlichen Support garantieren kann, wird bei Winterweir vermutlich nicht so bald mehr Material nachgelegt werden.

Aktuell finde ich es interessanter zu lesen als Hellfrost, aber halte einen konkreten Spieleinsatz in meinen Runden für noch weniger wahrscheinlich als den von Hellfrost (das ja zum Ärgernis auch KEIN Plot-Point-Kampagne bieten wird).


Für diejenigen, die noch unentschlossen sind, und sich an der Quelle selbst informieren wollen:

Winterweir Design Journal #1
Winterweir Design Journal #2
Winterweir Design Journal #3
Winterweir Design Journal #4
Winterweir Design Journal #5
Winterweir Design Journal #6
Winterweir Design Journal #7
Winterweir Design Journal #8

Und hier die Diskussion im Lizenznehmer-Teil des Pinnacle-Forum: Winterweir von Phipps Gaming Studio

Hier eine Diskussion zum Vergleich Hellfrost zu Winterweir im Pinnacle-Forum.


Aktuell gibt es Winterweir nur als Kauf-PDF bei RPGnow.com (Preis: ca. 12 Euro), die Druckversion wird aber gerade produziert.
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Klingt wie ne schöne Spielwiese für Savages mit Sandbox Liebe.
Also einfach Setting reinknallen, losspielen, schaun was passiert ohne Kampagne im Kopf.
Nichts für mich in dieser Lebenslage aber an sich nett.
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Die Referenz auf Elric und das "Lied von Feuer und Eis" macht neugierig. Ich würde zwar nicht so weit gehen, und jede Fantasy als düster zu bezeichnen (bei Glorantha oder Talislanta würde ich das Attribut genau so wenig vergeben wie bei DSA (was ich aber eigentlich zu wenig kenne als das ich mir da eine Meinung erlauben dürfte) oder der typischen D&D-Welt), aber es schadet jetzt auch nicht. Was ich mir wünschen würde, wären etwas weniger Klischees als sie bei Hellfrost aufzutreten zu scheinen. Muss es denn überall die selben 0815-Orks -Elven und -Zwerge geben? Warum braucht man überhaupt mehr als nur Menschen? AERA, falls das jemals erscheinen sollte, bietet eine für mich faszinierende Welt inspiriert durch die Völker um 600 unseres Europas. Warum glauben Autoren, dass billige Einkaufszettel á la 20 neue Rassen, 30 neue Edges, 40 neue Waffen irgendeinen Beweis von Originalität darstellen?

Doch genug davon, danke für den Hinweis auf das Setting. Gibt es schon einen Termin für das gedruckte Buch?

Stefan
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Was ich mir wünschen würde, wären etwas weniger Klischees als sie bei Hellfrost aufzutreten zu scheinen.
Es sind ANDERE Klischees als bei Hellfrost. - Und weniger Klischees bedeutet automatisch auch geringere Zugänglichkeit des gesamten Settings.

Glorantha verwendet wenig zugängliche Klischees (niemals "keine" oder auch nur "weniger", sondern ANDERE!). Dies sind Klischees, die eher aus Mythenerzählungen kommen und nicht so sehr der Fantasy-Literatur entlehnt sind. - Daher ist Glorantha für Spieler deutlich schwerer zugänglich, als z.B. die Forgotten Realms, wo man keine echte Überraschung erleben wird.

Muss es denn überall die selben 0815-Orks -Elven und -Zwerge geben?
Das entscheiden die KUNDEN. - Und die sagen: JA, es MUSS dieselben 08/15-Orks, -Elfen, und -Zwerge geben, sonst KAUFEN SIE ES NICHT!

Die überwiegende Mehrheit der verkaufbaren Fantasy ist EDO-Fantasy. Ob in aktuellen Romanen, in Brettspielen, in MMORPGs oder eben im eigentlichen Rollenspiel.

Klar, es gibt immer diejenigen, die anders sein wollen, nur um des Andersseins willen. - Dann gibt es eben KEINE Orks, sondern 'Hrr'gachts, KEINE Elfen, sondern Tirimirieeliieliels, keine Zwerge, sondern Jomeiwiasaufnden-Metbiskoanamehrsteht. Geklaut und umgespritzt, anderes Nummernschild, trotzdem ein in vielen Fantasywelten PASSENDES und oft auch NOTWENDIGES Klischee. Wie auch immer das letztlich heißen mag.

Fantasywelten ganz ohne EDO finden sich kaum. Auch 50 Fathoms, wo ja die Fremdrassen alle aus der Frutti-Di-Mare-Platte vom Italiener zu stammen scheinen, haben ihre Ausprägung der Edos: Orks = Ugaks, Halborks = Halb-Ugaks, Elfen = Atani, Zwerge = Scurillians (nach Vorlage: Grumpy).

Klischees sind auch nichts Schlimmes.

Im GEGENTEIL!

Mit einem Klischee wie EDO findet sich ein neuer Leser/Spieler sofort in der Welt zurecht. Jemand, der nicht einschätzen kann, wie die Goneels und die Hanisis so drauf sind und wie sie zueinander stehen, der wird sofort aufatmen, wenn man sagt: "Die Goneels sind hier die Elfen, Baumkuschler und Öko-Guerrillas, und die Hanisis sind hier die Zwerge, Höhlenkriecher und Industriearbeiter." - Sofort ist alles klar!

Und ein Klischee kann man auch schön ins GEGENTEIL verkehren, indem man z.B. die "Baumkuschler"-Elfen in Sundered Skies zum "Reich des Bösen" macht, zu Sklavenhaltern, Quälern, Mißhandlern, halt zu Arschlöchern, die man gerne (und mit Recht) nicht mag.

Warum braucht man überhaupt mehr als nur Menschen?
Braucht man nicht. - Das nennt sich dann z.B. Sword&Sorcery. Eine viel ältere Form der Fantasy, als die "Multi-Kulti-Vorstadt"-Fantasy mit den ganzen Mutantenwesen.

Und auch Sword&Sorcery kommt NIEMALS ohne Klischees aus!

Der halbnackte Barbar, der durch die Eiswüsten stapft und sich nichts Fortpflanzungswichtiges abfriert.
Der durchtriebene Dieb und Zauberlehrling, der mit seinem großen Barbaren-Kumpel seine unehrlich erworbene Beute innerhalb weniger Tage in der Metropole der Welt verzockt, verhurt, versäuft, und dann wieder das nächste Abenteuer suchen muß, um über die Runden zu kommen.
Der fanatische, selbstgerechte Puritaner, der seine Gegner über JAHRE ohne nachzulassen verfolgt und zur Strecke bringt, ohne sich an den nackten, für ihre Rettung SEHR dankbaren jungen Frauen zu vergreifen.

Alles Klischees.

Alles BESTES Rollenspiel-Material!

... ist die NDE ins pseudo-Mittelalter gekippt. Darque, dystör, drekkicht - wie es unsere Schwarzträgerseher der Neunziger so gerne mögen. - Nur leider bzw. glücklicherweise ist diese Zeit des Grau in Grau vorbei.

Willkommen in der Welt von Morgen!

Und die ist BUNT!

Schwarzweiß-Fernsehen ist sowas von vorgestern. Schwarzweiß-Fantasy-Ödnis erst recht!
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Winterweir is like Lord of the Rings if it had been written by Quentin Tarantino and Frank Miller.

Sowas klingt ja wirklich gut :)

Allerdings fehlt mir mal wieder die Plot Point Versorgung :(
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Also wenn das

Savage Worlds fans will notice that there is no Plot Point Campaign in the book. There’s only so much room. The version I received was 206 pages. But not to worry. Charles Phipps has assured us that a Plot Point will be released as a free web enhancement shortly after the release of the book.

stimmen sollte lässt sich das ja verschmerzen.
 
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Hats denn schon wer? Ist ja gerade bei drivethru im Angebot...
und mir juckts nach der Aussage doch in den Fingern ;)
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Ich sehe ein paar starke Punkte in Winterweir. Ich sehe jedoch einige Schwächen, die das Gesamtbild als nicht so solide wie Hellfrost erscheinen lassen.

Das regeltechnische Handwerkliche ist grenzwertig. Da gibt es z.B. Eigenschaften von Rassen, die im Fluff-Text der Rasse stehen, aber UNÜBERSEHBARE Effekte, die auch spieltechnisch abgebildet gehören (z.B. Flügel!) mitbringen, welche aber NICHT regeltechnisch umgesetzt sind.

Zum Vergleich: Die dämonenartigen Malakar in RunePunk haben das deutlich sauberer umgesetzt. Ebenso "Tiermenschen"-Mutanten, welche mit Sundered Skies Wildlings auch sauber umgesetzt sind.

Die coolen Teile in Winterweir (gerade das Thema Ehre und psychische Schäden) werde ich bestimmt in anderen Settings übernehmen.

Aber damit ich mit Winterweirs SW-Adaption soweit zufrieden bin, daß ich dort einen Kampagne starten würde, müßte ich zuviel selbst "geradeziehen", was eben an nicht so soliden Umsetzungen enthalten ist.

Um es mit einem bekannten Schurken einer Weltraumwesternfernsehserie zu sagen: "Not so solid."
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

Das regeltechnische Handwerkliche ist grenzwertig. Da gibt es z.B. Eigenschaften von Rassen, die im Fluff-Text der Rasse stehen, aber UNÜBERSEHBARE Effekte, die auch spieltechnisch abgebildet gehören (z.B. Flügel!) mitbringen, welche aber NICHT regeltechnisch umgesetzt sind.

Ist auch mir negativ aufgefallen.
 
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So da ich es nun endlich auch selbst habe wollt ich auch mal meinen Senf dazu geben.

Ersteindruck für mich sehr gut, bei vielen der neuen Edges will ich erstmal abwarten, wie sie sich im Spiel machen, die Welt klingt in jedem Fall interessant genug dass ich gern darin leiten und spielen will.

Zum hier zuletzt genannten Thema ist mir nur aufgefallen, das "Wings" als Weird Edge durchaus kaufbar ist, wenn man also zB einen Lilin mit Flügeln spielen will ist das durchaus so umsetzbar, zumindest in diesem Punkt sehe ich noch keine handwerklichen Probleme mit Winterweir. Wäre aber durchaus interessiert daran, ob ihr noch andere Kritikpunkte habt, die man dabei beachten sollte.
 
AW: Winterweir - noch mehr Savage Fantasy

The main religion is the Patheom of the twelve gods....(Praios, Rondra, ähh *g* )
 
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