Wildlinge

Skar

Dr. Spiele
#StandWithUkraine
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16. Januar 2003
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Ich bin so etwa in der Mitte des fünften Buches und stolpere in der Welt von Das Lied von Eis und Feuer erstmals über eine Unstimmigkeit (für mich).

Und zwar wurden die Wildlinge in meinen Augen anfangs immer als Nichtmenschen beschrieben. Jetzt sind sie einfach ein weiteres menschliches Volk, dass ein wenig anarchistisch und wild ist und ihre Kommune im kalten Norden eingerichtet haben.

Wie seht ihr das? Und stellt ihr die Wildlinge im Spiel anders dar bzw seht ihr eine Notwendigkeit dafür?
 
In den ersten Bänden sind die Wildlinge Fremde, selbst für die Nachtwache, vermischt mit Riesen und anderen gefährlcihen und mythischen Kreaturen. Also werden sie auch so beschrieben, in den neuen Bänden sehen die Männer und Frauen der Nachtwache sie von Angesicht zu Angesicht als das was sie wirklich sind: Menschen die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind, dabei das Pech hatten in die eisige und lebensfeindliche Ödnis jenseits der Mauer geboren worden zu sein und die jetzt auch noch aus dieser Heimat gezwungen sind zu fliehen und im "Süden" als Verfolgte bei ihren Feinden um Asyl nachsuchen - wenn ich es mit heutigen Asylbewerbern vergleiche sind die Probleme nicht einmal so verschieden.
Die Nachtwache muss sich jetzt dem Problem stellen wie man dieser Leute integrieren und verpflegen kann und kommt in die Situation das diese Leute eben keine fremden Bestien sind sondern ihnen selbst in vielem ähnlich. Ich denke nicht das das ein Widerspruch ist sondern eine ziemlich realistische Beschreibung einer Situation in der eine Gesellschaft Fremde in ihr eigenes Lebens- und Wertesystem inegrieren und dabei auf Dsikrepanzen zwischen der eigenen vorurteilsgeprägten Wahrnehmung und der erlebten Realität verarbeiten muss.
 
In den ersten Bänden sind die Wildlinge Fremde, selbst für die Nachtwache, vermischt mit Riesen und anderen gefährlcihen und mythischen Kreaturen.

Ja genau. Eine andere Rasse, die sich mit "den Anderen" das Land hinter der Mauer teilen. Aber die Nachtwache selbst war den Wildlingen doch längst begegnet. Hat nicht sogar Ned Stark im ersten Buch einen Wildling gehenkt? Die tauchten doch bisweilen auch südlich der Mauer auf.
Also warum kam der Eindruck auf, dass es eine nichtmenschliche Rasse sei, die händchenhaltend mit "den Anderen" durch den Norden ziehen?

Hattet ihr denn nicht diese Erwartungshaltung an die Wildlinge?
Sonst ist ja alles schön stimmig in ASoIaF, auch wenn durch die persönliche Betrachtungsweise der Kapitelerzähler da einiges an Dynamik drin ist. Aber das hier empfand ich als Bruch.
 
Sieh es mal so: Wie fremdartigwürden unsereinem wilde Stämme am Amazonas erscheinen? Sie kleiden sich anders, essen fremdartige Nashrung, haben Sitten und Religionen die uns als reiner Aberglauben erscheinen. Die Forscher haben diese Menschen in der Vergangenheit oft als heidnische Wilde und Kannibalen empfunden, manchmal durchaus zu Recht. Erst wenn man gelernt hatte neben den kulturellen Unterschieden auch die Gemeinsamkeiten zu sehen entstand Verständnis.
Für die Nachtwache war es immer leichter den Wildling mit dem wahren Feind, also den blauen Wanderern gleichzusetzen, oder die Wildlinge zumindest als Sympathisanten der Monster anzusehen, außerdem war man der Meinung das sie sich mit diesen Feinden vermischt hatten - jetzt wo man sie in größerer Zahl aus der Nähe sieht verschwinden Vorurteile und Gerüchte weil man kann sich selbst eine Meinung bilden, daraus resultieren auch die Spannungen innerhalb der Nachtwache.
Außerdem sollte man die Struktur der Nachtwache im Kopf behalten. Zwei Drittel der Mitglieder haben Wildlinge allenfalls von der Spitze der Mauer aus gesehen, denn Baumeister und Kämmerer gehen nicht oft durch die Mauer in die nördliche Wildnis, nur die Grenzer haben evtl. direkten Kontakt und den meistens im Rahmen kämpferischer Handlungen - wenn man gegen jemanden Krieg führt neigt man dazu diesen besonders zu verteufeln, weil es dann leichter ist ihn zu bekriegen. Ein Großteil des "Wissens" über die Halblinge besteht daher wohl eher aus Propaganda und Mythen.
 
Vor allem sollte schon nach der ersten (? zumindest eine der ersten) Szenen im ersten Buch klar sein das die Anderen und Wildlinge mitnichten Händchen halten.
Da gibt's doch die Szene als die Nachtwächtler dieses Massaker entdecken ...
 
Also warum kam der Eindruck auf, dass es eine nichtmenschliche Rasse sei, die händchenhaltend mit "den Anderen" durch den Norden ziehen?
Also ich hatte da nie den Eindruck das sie eine nichtmenschliche Rasse sind.
Zumal es allerspätesdens im zweiten Buch bereits mit Osha schon eine Wildling unter der Maincast gibt.
Hinsichtlich des Stroms an Wildlingen der schon seit dem ersten Buch vorherrscht hatte ich auch eher den Eindruck das es mehr oder weniger normale "wilde" Menschen sind, die halt ähnlich gut gelitten sind wie früher die Zigeuner.
[Dazu werden iirc auch die Hilltribes um die Eyrie als Wildlinge bezeichnet?]
 
Auch ich hatte nie den Eindruck, dass es sich dabei um etwas anderes als Menschen handelt. Im Übrigen sollte man nicht vergessen, dass der Prolog (auf den du dich wohl beziehst) aus der Perspektive einer einzigen Person geschrieben wurde und wenn ich mich richtig erinnere aus der Sicht einer Person, dia a) ziemlich viel Angst hatte und b) noch nie zuvor hinter der Mauer war. Da ist es klar, dass im Kopf gerade die unheimlichen Gerüchte herumspuken.
Der Mann, den Ned hingerichtet hat, war übrigens kein Wildling, sondern einer der Männer aus dem Prolog, ein Deserteur der Nachtwache.
 
Was bei mir wohl mit in die gefühlte Unstimmigkeit hineinspielte war, dass von so dermaßen immenser Kälte gesprochen wurde, dass eine absolut lebensfeindliche Umgebung vorherrscht.
Später aber wird fleißig noch viel weit höher im Norden durch halbzugefrorene Bäche geprescht, dass das Wasser nur so spritzt. Mag ja daran liegen, dass GRRM ein absoluter Warmduscher ist, aber es war für mich eben in dem Rahmen unstimmig.
 
Ich glaub du siehst das aus einer falschen Perspektive.
Ich denke GRRM hat das anfangs bewußt so geschrieben das die Wildlinge sehr fremd und unmenschlich rüberkommen um ein Geheimnis aufzubauen.
Später hat er dieses Geheimnis dekonstruiert und zu einem HAndlungselement gemacht das er in die gesamte Story einweben, benutzen und ausbauen kann.
Somit bist du quasi auf ihn "hereingefallen", da er meiner Meinung nach eben diese Fremdartigkeit anfangs bewußt aufgebaut hat.
Ich würde das sehr ähnlich wie bei "Lost" sehen. Anfangs sind die "Others" etwas Unbekanntes, Bedrohliches und Geheimnisvolles das irgendwie nicht-menschlich wirkt. Später, nachdem mehr über sie bekannt wird, werden sie zum Handlungselement, das (stärker) in die Story einfließt.
 
Ich will aber nicht drauf reingefallen sein, weil dann bin ich ja ein Opfer. Sehe ich aber eine Unstimmigkeit beim Meister himself, dann... ;)
 
Nee, der soll mal lieber schön an seiner Geschichte weiterschreiben. Ich nehm die Unstimmigkeit mal so hin und sonne mich derweil in meiner Überlegenheit.^^
 
Nachdem ich neulich einen Bericht über seinen normalen Tagesablauf gesehen habe braucht es nicht Dich um ihn am Arbeiten zu hindern. Ich frage mich wann der Herr zwischen Chatten und in Foren posten sowie essen und dem Verfolgen des stetig erfolglosen Strebens seiner Jets nach einem Superbowltitel überhaupt was schreibt? Ein Arbeitstier ist der gute Mr. Martin auf keinen Fall, aber angeblich sind es ja nur noch zwei Bücher bis zum Ende der Geschichte.
 
Vorher sollten es ja nur 6 Bücher werden und dann doch 7 um die Kompexität noch auflösen zu können. Oder wie war das noch?
 
Ich sehe ehrlich gesagt auch nicht wie er das in zwei Büchern aufbröseln und zu Ende bringen will, aber im letzten Interview sagte Martin selbst es würden nur noch zwei Bücher (im Deutschen also 4 Bände) werden.
 
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