AW: Wie spielt man Vampire?
magnus Eriksson schrieb:
Wofür brauchst du noch Geld?
Das ist eine Frage, die auch von Toxex hätte kommen können.
Geld beschreibt den Tauschhandel von wertvollen Dingen der modernen Welt. Umso wertvoller ein Ding ist, desto teurer wird der Tauschhandel.
Tauschhandel existiert, seitdem wir (die Menschen) existieren. Er ist - genau wie Sprache und Kultur - einfach nicht wegzubekommen. Darin liegt der erste Grund, warum man Geld braucht. (1.)) Allein aus der Erfahrung mit Geld
problemlos Dinge zu erhalten (einen Tausch erfolgreich abzuschließen) und der Gewöhnung.
Wie viele Menschen auf der Welt existieren, die keinen Tauschhandel betreiben? - ich habe keine Quelle (wie auch?), aber ich vermute, dass es eine unglaubliche geringe Anzahl wäre.
Und der zweite Punkt ist: Wert definiert sich nicht über die Subjektivität eines Einzelnen, sondern intersubjektiv. Das heißt, dass Geld für einen Vampir womöglich belanglos ist, aber nicht für den Rest der Welt - davon kann man sich nicht lösen, das ist unmöglich.
Und wenn man schon so weit ist zu fragen wofür man denn noch Geld bräuchte: warum nicht auch fragen, wozu Kultur nötig ist, warum weiterhin sprechen - Blut ist ja Dreh und Angelpunkt Nummer eins.
Nein, Blut beschreibt in Vampire lediglich eine ewige Abhängigkeit, die mit steigender Macht (Generation) immer weiter intensiviert wird.
Intelligente Erzeuger nehmen ja auch keinen Kandidaten mit zuvielen menschlichen Bindungen, wo sich dann das Problemkind vor den Augen seiner Familie im Sonnenschein selbst entzündet.
Intelligente Arbeitslose mit zu vielen finanziellen Problemen, unter denen ein Kind leiden könnte, "erzeugen" auch keine Kinder (wo ist das Modalverb?!) - irgendwie funktioniert das Begrenzen von Möglichkeiten nicht.
Wie sollte sich das Rollenspiel des Gangrel-Charakters ändern, außer dass der Spieler hin und wieder erwähnt, dass ihm schwermütig zumute ist?
Es geht doch nicht primär um das emoartige Rumheulen des Spielers, sondern um das Auspielen eines Charakter, der bemerkt, dass er nicht mehr Herr über sich selbst ist, dessen Freiheit abrupt beraubt wurde, der die Kontrolle von jetzt auf gleich über sein gesamtes Leben verliert.
Der verinsamte misanthropische Barbar hat trotz seiner Attribute ein Leben
geführt. Er war die Instanz, die über sein Leben bestimmt hat. Er hat entscheiden, wie er sein Leben führen will.
Wird er nun zum Vampir, so ändert sich das extrem. Er ist nun
gezwungen seine "Beute" (Menschen!)
woanders zu machen. Er ist einsam, verstoßen, misanthropisch, vielleicht ein Griesgram - er muss nun unnötig kommunizieren, wenn er weiter "Leben" möchte. Seine Einsamkeit, seine misanthropische Ader müssen dem Leben als Vampir weichen, denn er muss auf längere Zeit
problemlos damit klar kommen. (Und ich habe hier noch nicht ein Mal das Tier, das sich neuerdings in ihm tummelt, erwähnt...)
Es ist möglicherweise mit einer Emigration zu vergleichen.
Und um die
extreme Umstellung weiter zu pointieren, sollte der Erzeuger nicht unerwähnt bleiben.
Der
mündige, selbstständige, unabhängige Mensch ist nun wieder ein Kind - und das für immer. Er untersteht seinem Erzeuger (tötet er ihn...naja, ihr pocht ja auf den Traditionen herum) und sollte der irgendwann (nach 100, 200, 500 Jahren? - na wer stellt sich freiwillig vor so lange auf Mami zu hören?) endgültig sterben einer grauen Eminenz, die ihn instuiert, demütigt und seiner Selbstständigkeit beraubt. Der Charakter ist ohnmächtig - und das für immer.
Wenn das keine Änderung ist...
Blut ist besser als das beste Essen jemals war, besser als der beste Sex und besser als die erste Pfeife Crack und der goldene Schuß Heroin.
Aber es ist nicht das gleiche. Es fehlt Variation.
Es ähnelt keinem dieser Gefühle/Empfindungen scheint aber besser - das ist jedoch nur ein Anschein.
Ich parfümiere mich morgens mit einem Duftstoff, der mir gefällt, esse später ein Essen, das mir gut schmeckt und habe wieder später Sex mit meiner Freundin. Alles drei Dinge, die für sich "das beste" in diesem Moment sind. Blut ist langweilig, Blut ist überflüssig, "Blut ist alles" und nichts.
Nach der Argumentation gilt das aber genauso für Menschen.
Nein. Es ist eine Katastrophe, wenn ein Mensch getötet wird, ansonsten nie.
Ein Mensch beendet sein Leben, er schließt ab. Ein Vampir
kann nicht abschließen, weil er unsterblich ist. Er
muss getötet werden.