AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört
@Zornhau und Icingdeath:
Falsch!
Taktisch gesehen lässt sich beim Poker
auch nicht so viel Abwechslung finden (abgesehen von Bluffen und Kartenglück).
Doch,
bei einem schlechten Anfangsblatt: Blind mitgehen oder Kartenwegwerfen, vielleicht auch mal absichtlich mit schlechten Karten mitgehen um später den Eindruck zu erwecken man würde mit allem spielen um das eigene Image zu manipulieren
bei gutem Anfangsblatt: mitgehen oder gleich erhöhen, wenn ja um wie viel, Gegner ausnehmen oder lieber locken...
Lest euch mal einige Strategie-Tips zu Poker durch. Ein guter Spieler analysiert die Gegner und wendet je nach Zusammensetzung am Tisch eine andere Strategie an. Gleichzeitig ist es wichtig selbst ein gutes Mittelmaß zwischen rein mathematisch optimaler Strategie und Unberechenbarkeit für das eigene Blatt zu finden. Mit der richtigen Strategie ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch zu gewinnen.
Nach dem Gesetz der großen Zahlen nähert sich der Zufall auf lange Sicht bestimmten (berechenbaren und bekannten) Werten an oder anders ausgedrückt: Wenn du bis zum Ende der Welt pokern würdest (und ich gehe mal davon aus, dass das nicht schon 2012 ist), wäre über den kompletten Zeitraum gesehen nicht (wesentlich) mehr Zufall im Spiel als beim Schach. Da wir nicht ewig leben, also jeder nur eine begrenzte Anzahl an Blättern in seinem Leben spielt hat einer etwas mehr Glück als der andere (das macht z.B. den Reiz von Lotto aus, das rein mathematisch kompletter Unsinn ist) und außerdem sind die meisten Menschen gerade was Glück angeht sehr vergesslich ("was schon wieder ein Patzer, ich hab nur Pech" "Du hattest beim letzten Wurf 7 Erfolge - mit nur 6 Würfeln (Wiederholungswürfel)!" ), sowie zugleich gerade als Anfänger sehr ungeduldig, so dass sie dazu neigen jede Runde unbedingt gewinnen zu wollen, wobei ihr Erwartungswert absolut den Bach runtergeht und sie nun wirklich auf Glück angewiesen sind um wenigstens kurzfristig gewinnen zu können. Diese Aussicht auf kurzsichtige Gewinne ist es, die meist Fishes (Amatuere) zum Poker bringt. Sollten diese nicht vorher die Lust verlieren und möglicherweise sogar mit glücklichen Gewinnen wieder aus der Poker-Phase austeigen, werden sie nach einer Weile von den Sharks (Profis) auseinandergenommen, da deren Erwartungswerte aufgrund besserer Spielweise höher sind. Gerade unter totalen Noobs oder Hobbyspielern mit sehr geringen Einsätzen gibt es extrem viele Maniacs, die aufgrund ihrer komplett hirnlosen Spielweise eine extreme Varianz haben (d.h. alles oder nichts), weshalb gerade im Hobbybereich der Eindruck entsteht Poker wäre ein reines Glücksspiel.
Eigentlich macht Poker erst Sinn, wenn man mit Einsätzen spielt, bei denen es wenigstens ein bisschen weh tut wenn man sie verliert. Die meisten Spieler fangen nämlich erst dann wirklich zu denken an.
Einem guten Pokerspieler reicht hin und wieder ein hohes Paar um seine Gegner komplett auszunehmen. Ein ungeduldiger Anfänger kann 50 Royal Flushs haben und wird nicht mehr gewinnen als 50 Big+Small Blinds (also fast nix).
Oder wie Khalam al Saiir schon sagte:
Wenn ich jedem 2 Karten in die Hand drücke ist es natürlich absoluter Zufall wessen diese Runde am besten zu den 5 in der Mitte passen.
Aber zu wissen mit welchen Karten man wie spielt unter Berücksichtigung der Spieleranzahl, Spielertypen, aktueller Chipverteilung, aktueller Reihenfolge, bisheriger Einsätze, bisheriges Spielverhalten der Gegner in dieser Runde verglichen mit dem Verhalten bei bestimmten Situationen in vorhergehenden Runden,...
...nun: zu wissen wie man genau dann mit diesen Karten spielt erfordert eine gute Menschenkenntnis, gute Fähigkeiten in der Wahrscheinlichkeitsrechnung, etwas schauspielerisches Talent und vor allem Ruhe und Geduld.
Das was man allgemein als Zufall bzw. Glück bezeichnet ist zum größten Teil die Summe vieler kleiner nicht messbarer Einflussfaktoren (in der Wissenschaft wird dies bzw. der Umkehrschluss z.B. bei der Modellierung von Teilchenbewegungen oder Aktienkusschwankungen für Bereiche benutzt, für die Messdaten nicht genau genug vorliegen).
Wenn die Karten auf dem Tisch liegen und alle Spieler ihre Einsätze getätigt haben, haben sich die Wahrscheinlichkeiten der möglichen Kartenhände aufgrund des Spielerverhaltens grundlegend geändert. (um den Gedanken nachvollziehen zu können empfehle ich das "Ziegenproblem", s. Wikipedia - nur dass das Verhalten von Pokerspielern etwas unberechenbarer ist als das des Showmasters).
Aus den Wahrscheinlichkeiten, die das Psychologiegenie aus dem Verhalten der Gegner und den einsehbaren Karten gewinnt, kann ein guter Mathematiker problemlos eine Strategie berechnen, die der Schauspieler dann hoffentlich richtig verkauft, so dass man maximal absahnt.
Nein, auf lange Sicht ist Poker kein Glücksspiel - das kann ich dir mathematisch beweisen. (na gut ich kann es nicht, aber der Beweis steht in meinem Wahrscheinlichkeitstheorie-Skript) Denn auf lange Sicht existiert so etwas wie Glück nicht.