Löwenclub Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

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m4lik

triebfeder
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Meine Damen und Herren,

das neue Spiel der Spiele ist nicht mehr Schach, sondern Poker. Ich beobachte seit langem den Trend, dass gestandene Rollenspieler und Rollenspielerinnen eines gewissen Alters ihre kostbare Zeit lieber mit grünem Filz und massiven Koffern voller Karten und Chips verbringen, denn mit Büchern und Würfeln.

Es sei kein Glücksspiel, sagen sie. Es gelte seine Fähigkeiten dafür zu trainieren und die Lehren von Meistern zu studieren, oder sich in einem der reichhaltig verfügbaren Online-Trainings-Centern mit anderen zu messen und sich so zu verbessern. Es sei ein Spiel der Psyche und Empathie behaupten sie weiterhin, und der richtigen Strategie, das einem alles abverlangt und deshalb so viel Vergnügen bereitet.

Die Folge: Es gibt mehr regelmäßige Pokerrunden als Rollenspielrunden. Soweit die These. Macht jemand anders eine ähnliche Beobachtung? Gibt es Ideen für einen Hybriden, der diesen Trend umkehren kann?

Sieht das bei euch im Bekanntenkreis genau so aus?

m4lik
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Nein, tut es nicht. Die Pokerwelle ist doch auch schon wieder deutlich abgeflacht und abgesehen von den Karten und Chips für Deadlands bzw. Savage Worlds hatte die auf unsere Gruppe auch keinen Einfluss. Auch im Bekanntenkreis habe ich nichts davon gespürt. :nixwissen:
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Casino Royale ist sooo 2006.

Will heißen: Nicht bei uns.
World of Warcraft ist da weiterhin deutlich problematischer...
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Bei mir ist es aktuell echt extrem. Ich würde mal sagen, 75% aller Rollenspieler in meinem Umfeld spielen Poker.
Davon die Mehrheit mehr Poker, als Rollenspiele.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Bei mir auch schon lange vorbei. Der Trend ist lange weg..
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Ich sehe die Pokerwelle auch schon wieder abflachen...
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Beruhigend. Wahrscheinlich verhält sich OWL antizyklisch zum Rest der Republik. :rolleyes:
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

das neue Spiel der Spiele ist nicht mehr Schach, sondern Poker. Ich beobachte seit langem den Trend, dass gestandene Rollenspieler und Rollenspielerinnen eines gewissen Alters ihre kostbare Zeit lieber mit grünem Filz und massiven Koffern voller Karten und Chips verbringen, denn mit Büchern und Würfeln.
Und daran ist jetzt genau was problematisch? "Menno, meine Freunde verbringen ihre Freizeit mit dem, womit sie (anscheinend) sehr viel Spaß haben und ich sitz' in meinem dunklen Kämmerlein.".

Was kommt als nächstes Unheil an den Pranger? Die Freundin? Nichtrollenspielende Freunde? Die Familie? Der Kleingartenverein?

Schon einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß es (mindestens) einen Grund haben wird, warum entsprechende Personen einem Hobby eine höhere Priorität einräumen, als einem anderen? Kleiner Tip: weil's (momentan) mehr Spaß macht.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Und daran ist jetzt genau was problematisch? "Menno, meine Freunde verbringen ihre Freizeit mit dem, womit sie (anscheinend) sehr viel Spaß haben und ich sitz' in meinem dunklen Kämmerlein.".

Was kommt als nächstes Unheil an den Pranger? Die Freundin? Nichtrollenspielende Freunde? Die Familie? Der Kleingartenverein?

Schon einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß es (mindestens) einen Grund haben wird, warum entsprechende Personen einem Hobby eine höhere Priorität einräumen, als einem anderen? Kleiner Tip: weil's (momentan) mehr Spaß macht.
Vielleicht ist der Threadtitel etwas zu provokant formuliert, so dass ich eine derartige Belehrung provoziert habe. Ich probiere es einfach mal anders, vielleicht können wir uns dann derlei Ausflüge sparen.

Mir ist aufgefallen, dass einige eingefleischte Rollenspieler, die nichts anderes außer Rollenspielen spielen, sich plötzlich für Poker begeistern.

Was macht Poker gerade für Rollenspieler (wenn auch scheinbar oft nur zeitweilig) so interessant? Lassen sich diese interessant machenden Faktoren vielleicht auch fürs Rollenspiel nutzbar machen? Und falls ja, wie?
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Was macht Poker gerade für Rollenspieler (wenn auch scheinbar oft nur zeitweilig) so interessant?
Wieso eigentlich "gerade"? Rollenspieler wollen doch gerne gar keine Ausnahmestellung einnehmen, sondern es sind halt Leute, die einem Hobby nachgehen. Und da stellt sich mir immer die Frage, warum man bei entsprechenden Fragen - "Wieso sind Rollenspieler intolerant?" ist ja ganz beliebt - Rollenspieler nicht einfach als "normaler" Bestandteil der Gesellschaft angesehen werden - und die Frage ist ernst gemeint, auch von mir, dessen Meinung über den "generischen" Rollenspieler nicht wirklich positiv ist? Und da ist es einfach so, daß "Poker" in der Vergangenheit einen ziemlichen Hype erfahren hat (welcher aber - wie richtig festgestellt wurde - mittlerweile wieder stark abgeflaut ist).

Also stellt sich mir die Frage, warum gerade Rollenspieler diesem Hype nicht erliegen sollten?

Was macht Poker gerade für Rollenspieler (wenn auch scheinbar oft nur zeitweilig) so interessant? Lassen sich diese interessant machenden Faktoren vielleicht auch fürs Rollenspiel nutzbar machen? Und falls ja, wie?
Möglicherweise die sog. "umgekehrte Psychologie" - spiele mit den Erwartungen deiner Spieler und überrasche sie so.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Ich hab das durchaus auch beobachtet. Die große Welle ist aber auch schon wieder vorbei. Trotzdem gibt es immer noch sehr viele Rollenspieler, die man spontan für eine Runde Poker begeistern kann.

Über eine Nutzung von Pokerlementen in Rollenspielen habe ich mir daher auch schon mal Gedanken gemacht. Aber irgendwie waren die Biet- und Bluff-Systeme, die mir einfielen recht schwerfällig, um sie flüssig zu spielen.

Vom Grundsatz her bin ich aber immer noch der Meinung, dass ein mehr selber verursachtes Ergebnis auch mehr Spielbindung mit sich bringt als ein simpler Würfelwurf. Ich denke daher, dass ein reines Ressourcen-Biet-System nicht ganz abwegig ist.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Es sei kein Glücksspiel, sagen sie.
Und irren sich. - GERADE das Zufällige am Poker ist es ja, daß es auch Leuten, die vor HARTEN NÜSSEN wie z.B. Schach oder Go weiche Knie bekommen, ein erfolgreiches Mitspielen erlaubt. - Hier immer von NICHT-Profis ausgehend! Wer vom Pokerspielen leben will, der darf mental nicht schwächeln. Aber das gilt noch viel gnadenloser im Schach.

Es sei ein Spiel der Psyche und Empathie behaupten sie weiterhin, und der richtigen Strategie, das einem alles abverlangt und deshalb so viel Vergnügen bereitet.
Ja, alles hohle Behauptungen. Pokerspieler kennen keine Strategie. Poker ist unstrategisch. (Im Gegensatz z.B. zu Spielen wie Snooker oder Go.)

Die Folge: Es gibt mehr regelmäßige Pokerrunden als Rollenspielrunden. Soweit die These. Macht jemand anders eine ähnliche Beobachtung?
Nein. Kann ich überhaupt nicht bestätigen.

Als die Pokerwelle vor Jahren über Deutschland schwappte, da gab es im Verein einige WENIGE!, die sich ab und an zum Pokern getroffen hatten. - Eingeschlafen, weil zu langweilig und nicht konkurrenzfähig verglichen mit dem Spiel-GENUSS einer Brettspielrunde oder erst recht einer Rollenspielrunde.

Gibt es Ideen für einen Hybriden, der diesen Trend umkehren kann?
Zum einen liegt ja KEIN Trend vor.

Zum anderen verwenden viele Rollenspiele Poker-Elemente seit Jahren. Deadlands, Aces&Eights, Gunslingers&Gamblers, Deadlands:Reloaded, usw., sowie Savage Worlds. - Letzteres ist eine Ausnahme: Üblich sind Poker-Mechanismen als Stimmungsträger in Western-Rollenspielen. Und diese Mechanismen werden GERNE von den Spielern angenommen.

Poker-Mechanismen bedingen jedoch eine ERHEBLICHE ZUFÄLLIGKEIT (siehe: Glücksspiel). Für Settings wie Deadlands ist das GEWOLLT. In anderem Setting-Kontext könnte das unerwünscht sein.

Poker-Mechanismen sind eben, WEIL sie un-strategisch, un-taktisch, und extrem zufallsbestimmt sind, für manche Spieler, die sich am Kartenglück (wie auch am Würfelglück) erfreuen können, attraktiv, weil dadurch das Spiel weniger "verkopft" wird.

Was macht Poker gerade für Rollenspieler (wenn auch scheinbar oft nur zeitweilig) so interessant? Lassen sich diese interessant machenden Faktoren vielleicht auch fürs Rollenspiel nutzbar machen? Und falls ja, wie?
Siehe Deadlands. - In DL:R ist ja auch das Duell-Regel-Subsystem auf Texas-Hold'em-Basis umgesetzt.

Biete-Mechanismen kennen einige Spiele, wobei diese - wie z.B. Western-City - sich im reinen Meta-Game verlieren, und die Poker-Elemente NEBEN dem eigentlichen (oder vorgeblichen) Spielthema eine Art PARALLEL-EXISTENZ führen.

Poker integriert in das eigentliche Rollenspiel ist vermutlich eh nur bei Western-Themen stimmig umzusetzen.

Die hohe ZUFÄLLIGKEIT hingegen, ist etwas, das ja schon viele Rollenspiele zu bieten haben. - Und das dürfte auch der Hauptpluspunkt für Poker-Eigenschaften im Rollenspiel sein: Mehr ZUFALL, weniger Überlegung und Vorbestimmtheit.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Also stellt sich mir die Frage, warum gerade Rollenspieler diesem Hype nicht erliegen sollten?
Ah so, Missverständnis. Ich meinte das nicht verallgemeinernd, sondern spezifizierend. Also nicht "Warum gerade besonders Rollenspieler von allen Menschen dieser Welt," sondern eher "gerade Rollenspieler, weil die anderen Menschen in einem Rollenspielforum wenig interessieren".

Vom Grundsatz her bin ich aber immer noch der Meinung, dass ein mehr selber verursachtes Ergebnis auch mehr Spielbindung mit sich bringt als ein simpler Würfelwurf. Ich denke daher, dass ein reines Ressourcen-Biet-System nicht ganz abwegig ist.

Und irren sich. - GERADE das Zufällige am Poker ist es ja, daß es auch Leuten, die vor HARTEN NÜSSEN wie z.B. Schach oder Go weiche Knie bekommen, ein erfolgreiches Mitspielen erlaubt. - Hier immer von NICHT-Profis ausgehend! Wer vom Pokerspielen leben will, der darf mental nicht schwächeln. Aber das gilt noch viel gnadenloser im Schach.
Skar führt ein verursachtes Ergebnis als Spielanreiz an, Zornhau den Zufall.

Ich denke, diese Zweiseitigkeit ist es, die den Reiz von Poker ausmacht. Natürlich ist es reines Glückspiel, wenn man auf die Karten schielt. Zum "Strategiespiel" wird es, wenn man sich eine Bluffstrategie zurechtlegt, genau berechnet, von welcher Position sich mit welchem Blatt wann ein Raise lohnt, Psychospiele spielt, und so weiter. Fast so wie beim Trinkspiel Meier.

Problem ist natürlich, dass sich Poker selbst nur Setting gebunden einsetzen lässt, während solche Bluffgeschichten das Spiel natürlich echt lahm machen.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

@ Zornhaut:
Deine Äusserungen das Poker unstrategisch ist und pures Glücksspiel ist natürlich unkorrekt. Vielmehr stimmt, dass es sich bei Poker um kein kompetatives Spiel im Sinne der Spieltheorie handelt die viel Geschick und strategische Planung erfordert. Deinen Fehler machen viele die Poker als ein Spiel vom einem Karten austeilen bis zum nächsten verstehen und die Aneinandereihung der einzelnen Spiele als unzusammenhängende Faktoren erachten - in solch einer Sichtweise wäre es stimmig davon zu sprechen, dass es ein Zufallesspiel ist in dem man besten Falls die Wahrscheinlichkeiten berechnen könnte. Jedoch muss man Poker als eine lange Aneinanderreihung von Spielen verstehen, die zwar als Einzel-Spiele eine Glückskomponente haben, jedoch langfristig diese minimieren, ganz auszuschliessen ist es nicht. Der Sieger beim Poker ist nun mal der der am Ende den höchsten Gewinn hat und nicht der jenige der die meisten Einzelspiele gewonnen hat. Es zeigt sich, dass über lange Zeithorizonte immer die selbe Gruppe Personen den höchsten Gewinn einstreift - alleine das zeigt bereits, dass Poker keinesfall unstrategisch oder ein pures Glücksspiel sein kann.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Was kommt als nächstes Unheil an den Pranger? Die Freundin? Nichtrollenspielende Freunde? Die Familie? Der Kleingartenverein?
Die stehen da schon! :D

Also ich seh auch ein Ende der Pokerwelle auf uns zukommen und in meinem Bekanntenkreis ging's auch nicht so hart damit zur Sache... und das gute: Man bekam Pokersets mit vernünftigen Chips schon sehr bald günstig nachgeworfen, also hab ich immer genug Bennies zur Hand... :)
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

@ Zornhaut:
Deine Äusserungen das Poker unstrategisch ist und pures Glücksspiel ist natürlich unkorrekt.
Würde ich jetzt so nicht sagen, da es zwar beim Poker langfristige Strategien gibt, aber die Zahl dieser doch verglichen mit den "klassischen" Strategiespielen ziemlich klein ist. Taktisch gesehen lässt sich beim Poker
auch nicht so viel Abwechslung finden (abgesehen von Bluffen und Kartenglück).

Wahrscheinlich ist es die gesunde Mischung aus Planung und Glück, die Poker so beliebt macht.(In etwa 35%-65%)
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

@Zornhau und Icingdeath:
Falsch!

Taktisch gesehen lässt sich beim Poker
auch nicht so viel Abwechslung finden (abgesehen von Bluffen und Kartenglück).
Doch,
bei einem schlechten Anfangsblatt: Blind mitgehen oder Kartenwegwerfen, vielleicht auch mal absichtlich mit schlechten Karten mitgehen um später den Eindruck zu erwecken man würde mit allem spielen um das eigene Image zu manipulieren
bei gutem Anfangsblatt: mitgehen oder gleich erhöhen, wenn ja um wie viel, Gegner ausnehmen oder lieber locken...

Lest euch mal einige Strategie-Tips zu Poker durch. Ein guter Spieler analysiert die Gegner und wendet je nach Zusammensetzung am Tisch eine andere Strategie an. Gleichzeitig ist es wichtig selbst ein gutes Mittelmaß zwischen rein mathematisch optimaler Strategie und Unberechenbarkeit für das eigene Blatt zu finden. Mit der richtigen Strategie ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch zu gewinnen.

Nach dem Gesetz der großen Zahlen nähert sich der Zufall auf lange Sicht bestimmten (berechenbaren und bekannten) Werten an oder anders ausgedrückt: Wenn du bis zum Ende der Welt pokern würdest (und ich gehe mal davon aus, dass das nicht schon 2012 ist), wäre über den kompletten Zeitraum gesehen nicht (wesentlich) mehr Zufall im Spiel als beim Schach. Da wir nicht ewig leben, also jeder nur eine begrenzte Anzahl an Blättern in seinem Leben spielt hat einer etwas mehr Glück als der andere (das macht z.B. den Reiz von Lotto aus, das rein mathematisch kompletter Unsinn ist) und außerdem sind die meisten Menschen gerade was Glück angeht sehr vergesslich ("was schon wieder ein Patzer, ich hab nur Pech" "Du hattest beim letzten Wurf 7 Erfolge - mit nur 6 Würfeln (Wiederholungswürfel)!" ), sowie zugleich gerade als Anfänger sehr ungeduldig, so dass sie dazu neigen jede Runde unbedingt gewinnen zu wollen, wobei ihr Erwartungswert absolut den Bach runtergeht und sie nun wirklich auf Glück angewiesen sind um wenigstens kurzfristig gewinnen zu können. Diese Aussicht auf kurzsichtige Gewinne ist es, die meist Fishes (Amatuere) zum Poker bringt. Sollten diese nicht vorher die Lust verlieren und möglicherweise sogar mit glücklichen Gewinnen wieder aus der Poker-Phase austeigen, werden sie nach einer Weile von den Sharks (Profis) auseinandergenommen, da deren Erwartungswerte aufgrund besserer Spielweise höher sind. Gerade unter totalen Noobs oder Hobbyspielern mit sehr geringen Einsätzen gibt es extrem viele Maniacs, die aufgrund ihrer komplett hirnlosen Spielweise eine extreme Varianz haben (d.h. alles oder nichts), weshalb gerade im Hobbybereich der Eindruck entsteht Poker wäre ein reines Glücksspiel.
Eigentlich macht Poker erst Sinn, wenn man mit Einsätzen spielt, bei denen es wenigstens ein bisschen weh tut wenn man sie verliert. Die meisten Spieler fangen nämlich erst dann wirklich zu denken an.

Einem guten Pokerspieler reicht hin und wieder ein hohes Paar um seine Gegner komplett auszunehmen. Ein ungeduldiger Anfänger kann 50 Royal Flushs haben und wird nicht mehr gewinnen als 50 Big+Small Blinds (also fast nix).

Oder wie Khalam al Saiir schon sagte:
Wenn ich jedem 2 Karten in die Hand drücke ist es natürlich absoluter Zufall wessen diese Runde am besten zu den 5 in der Mitte passen.
Aber zu wissen mit welchen Karten man wie spielt unter Berücksichtigung der Spieleranzahl, Spielertypen, aktueller Chipverteilung, aktueller Reihenfolge, bisheriger Einsätze, bisheriges Spielverhalten der Gegner in dieser Runde verglichen mit dem Verhalten bei bestimmten Situationen in vorhergehenden Runden,...
...nun: zu wissen wie man genau dann mit diesen Karten spielt erfordert eine gute Menschenkenntnis, gute Fähigkeiten in der Wahrscheinlichkeitsrechnung, etwas schauspielerisches Talent und vor allem Ruhe und Geduld.

Das was man allgemein als Zufall bzw. Glück bezeichnet ist zum größten Teil die Summe vieler kleiner nicht messbarer Einflussfaktoren (in der Wissenschaft wird dies bzw. der Umkehrschluss z.B. bei der Modellierung von Teilchenbewegungen oder Aktienkusschwankungen für Bereiche benutzt, für die Messdaten nicht genau genug vorliegen).
Wenn die Karten auf dem Tisch liegen und alle Spieler ihre Einsätze getätigt haben, haben sich die Wahrscheinlichkeiten der möglichen Kartenhände aufgrund des Spielerverhaltens grundlegend geändert. (um den Gedanken nachvollziehen zu können empfehle ich das "Ziegenproblem", s. Wikipedia - nur dass das Verhalten von Pokerspielern etwas unberechenbarer ist als das des Showmasters).
Aus den Wahrscheinlichkeiten, die das Psychologiegenie aus dem Verhalten der Gegner und den einsehbaren Karten gewinnt, kann ein guter Mathematiker problemlos eine Strategie berechnen, die der Schauspieler dann hoffentlich richtig verkauft, so dass man maximal absahnt.

Nein, auf lange Sicht ist Poker kein Glücksspiel - das kann ich dir mathematisch beweisen. (na gut ich kann es nicht, aber der Beweis steht in meinem Wahrscheinlichkeitstheorie-Skript) Denn auf lange Sicht existiert so etwas wie Glück nicht.
 
AW: Wie Poker die heile Rollenspielwelt zerstört

Zur eigentlichen Frage:
Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich auf DSA, V:tM, Hunter und SR

Für DSA finde ich zumindest Texas Hold'em zu modern, vielleicht kann man irgendeine exotische Pokervariante mal in das Spiel integrieren, so dass der Streuner mal eine Gelegenheit hat, seine Falschspiel-Fähigkeiten zu nutzen.
Bei Hunter und Shadowrun lässt sich ne Poker-Runde zwar integrieren, würde aber wohl meist etwas aufgesetzt wirken, wenn es länger dauert. Allerdings spricht auch nicht wirklich viel dagegen mit der Gruppe mal eine Art Texas Hold'em Larp-Runde zu spielen - außer dass es vielleicht ein wenig albern ist.
Gerade in V:tM lässt es sich meiner Meinung nach recht gut integrieren.
1. Ravnos - ich glaube, dazu muss ich für die WOD-Kenner nichts mehr sagen, die anderen interessiert das eh nicht (trotzdem kurz: die entsprechen in etwa den Streunern aus DSA)
2. ein Klüngel braucht Geld oder will einen pokerspielenden Bösewicht unter Druck setzen, ein Toreador mit Auspex und Präsenz durchschaut problemlos die Bluffs des Sterblichen und zerstört zugleich komplett die konzentration des Gegners, wahlweise auch ein Malk mit Auspex und Irrsinn, hehe...
3. ein Sabbat-Rudel langweilt sich, also wird gepokert. Als Einsatz werden Pistolenkugeln verwendet. Verlorene Einsätze werden unverzüglich dem Verlierer in den Bauch geschossen.
und und und...
Die Ideen gefallen mir. Vielleicht verwende ich das mal selbst.
Auch wenn ich jetzt schon Angst vor einer gewissen Toreador habe, die mich und einige Freunde außerhalb des Rollenspiels auch ohne Auspex und Präsenz (wobei ich mir bei 2. nicht sicher bin ;) ) gnadenlos auseinander genommen hat...

Für Nicht-WOD-Kenner:
Die Grundidee ist die selbe wie bei Casino Royal: Die Spieler treiben aus irgendeinem Grund (hat den bei Casino Royal irgendwer so wirklich begriffen?) ein Psychospielchen (nämlich Poker) mit einem Bösewicht und können so unter Beweis stellen, wie cool sie wirklich sind - gleichzeitig kann vielleicht auch Pokerjunkie Paul mit der Idee zum RPG zurückgeholt werden, dass zwar jeder weiß, dass Paul der beste Poker-Spieler im Freundeskreis ist, aber er erst noch unter Beweis stellen muss, dass Alrik (Pauls SC) eine Chance gegen das ausdruckslose Firnelfen-Pokerface hat.
Aufgrund der beinahe hellseherischen Fähigkeiten guter Charaktere bezüglich des gegnerischen Blattes steht dann das Psychospiel im Vordergrund, Poker bereitet lediglich die Basis.
(Ebenfalls wie bei Casino Royal - die Kartenkonstellation im Film war erstens fast unmöglich, zweitens gerade deshalb vorhersehbar und drittens für Pokerkenner weit weniger spannend als viele andere, die häufiger auftreten.)

Fazit:
Ich denke, dass sich Poker durchaus in das Spiel integrieren lässt, so lange man es etwas verkürzt und ein wenig übertreibt - ein 10 stündiges Pokerturnier zu spielen, nur weil die Vampirjäger beschlossen haben über das Wochenende nach Las Vegas zu fahren und dort an einem Turnier teilzunehmen, ist wohl ein wenig übertrieben. Dann lieber über ein paar wenige Proben und 3 vier gespielten Runden festlegen, wie weit sie in dem Turnier kommen und vielleicht das dramatische Heads-Up im Finale ausspielen.
 
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