Hallo Scelus!
Es ist immer toll, wenn das Hobby Zuwachs bekommt. Wie bist du denn auf Rollenspiel aufmerksam geworden?
Ich würde dir empfehlen, dir noch mal Roll20 oder auch das Konkurrenzprodukt Maptool (
http://www.rptools.net/toolbox/maptool/) anzusehen. Beide bieten euch den Vorteil, dass ihr da auch Charakterbögen habt und die Werte eurer Charaktere so eintragen könnt, dass nur noch ein passender Mausklick reicht und ihr sofort die Auswertung der Probe bekommt. Auch mit Plänen lässt sich dort umgehen. Wenn dir das zu kompliziert erscheint, kannst du ja auch einen Mitspieler bitten, da mal reinzuschauen, vielleicht findet sich ja jemand anders besser zurecht. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Roll20 komplizierter ist, als alles mit Teamviewer etc. selber zu machen.
Auf jeden Fall hatte ich schon wirklich schöne Spielerfahrungen in Online-Runden und ich kann nur ermutigen, das auszuprobieren, egal mit welcher Grundlage. Ich habe auch schon online nur mit Video gespielt ohne irgendwelche Tools, und das hat dann auch funktioniert. Gewürfelt haben wir dann mit echten Würfeln jeder für sich selbst
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Als Einsteiger: Manche empfehlen da sehr leichte Regelwerke oder sogar spezielle Einsteiger-Regelwerke. Einsteigerrollenspiele finde ich persönlich nicht so gut, weil man da schnell alles Material durch hat. Aber mit Regelwerken ist das so: Es gibt nicht nur veschiedene Genres und die Regeln können unterschiedlich kompliziert sein, es werden auch ganz unterschiedliche Spieltypen unterstützt. Daher wäre mein Rat, einfach etwas auszuprobieren, was interessant aussieht.
Die meisten Spiele haben ein "Grundregelwerk" und dann diverse Erweiterungen - weitere Bücher mit neuen Regeln, Hintergrundbände mit Informationen zur Spielwelt, Abenteuer die man nachspielen kann... Manchmal dazu dann noch jede Menge Bonusmaterial wie Spielkarten, Pläne, Spielleiterschirme usw., das mal mehr, mal weniger überflüssig ist.
Persönlich kann ich auch Beyond the Wall empfehlen, das gibt es auf Deutsch bei System Matters (
https://www.system-matters.de/spiele/beyond-the-wall/). Bisher sind zwei Erweiterungen erschienen, aber das Grundregelwerk reicht. In Beyond the Wall hat man sehr einfache Regeln, quasi auf das allernötigste reduziert, aber trotzdem noch sehr klassische Regeln. Das Spiel ist sehr stark darauf ausgelegt, im Spiel zu improvisieren. Die Spielwelt wird von den Spielern mit dem Spielleiter gemeinsam erschaffen, man baut sich "das Dorf" in dem die Charaktere leben und Leute kennen. Die Abenteuer können ziemlich frei vom Spielleiter improvisiert werden und auch die Regeln erfordern einiges an Improvisation, sind dadurch aber eben recht leicht. Beyond the Wall gehört zu den Spielen, die auf einer alten Dungeons & Dragons Version basieren, darum kommen viele Regelmechanismen daraus auch anderswo vor. Mit BtW seid ihr an die "Old School Renaissance" angebunden, für die es gefühlt Tausend Regelwerke gibt die sich nur in Details unterscheiden und alle irgendwie miteinander kompatibel sind, so dass es einen gigantischen Fundus an Spielmaterial gibt. Wobei fast jedes dieser anderen Old-School-Regelwerke mehr Regeln haben wird als Beyond the Wall.
Dungeons & Dragons, in der aktuellen Version 5, wäre auch so ein Klassiker, den man spielen kann und der seit kurzem auch auf Deutsch erscheint bei Ulisses Spiele. Für das "offizielle" D&D gibt es gar nicht mal so viel Material, aber es gibt Unmengen Material von anderen Anbietern. Außerdem ist es für D&D leicht, eigenes Material zu erstellen. Zum Einstieg braucht man eine D&D-Starterbox wo alles drin ist für die ersten Abende, zum richtigen Spielen dann aber drei Bücher die je 50 Euro kosten, was insgesamt schon recht happig ist. Auf Englisch ist es billiger, falls das für euch eine Option ist.
Das Schwarze Auge/DSA hat die wohl am umfangreichsten beschriebene Rollenspielwelt. Wenn ihr richtig tief in eine Fantasy-Welt eintauchen wollt, wäre dies genau das richtige für euch. Dafür sind die Regeln etwas aufwendiger mit vielen Spezialsituationen die abgedeckt sind, wenn einem das zu viel wird muss man sich auch klar machen, dass gerade für Anfänger das Grundregelwerk wirklich reicht. In den Regeln gibt es auch immer wieder eine Trennung in die Grundregeln und Fokusregeln, die Fokusregeln kann man auch immer sehr gut weglassen. Erfahrene DSA-Spieler wollen die immer drin haben, weil erfahrene DSA-Spieler es meistens so komplex wie möglich wollen (ich kenne einige Spieler, die bei der alten DSA-Version 4 geblieben sind, weil ihnen die neue DSA 5 zu einfach ist). Aber mit einer Gruppe von Anfängern hat man da eine gute Situation, weil man wirklich nur das nehmen muss was man möchte und da kein alter Hase bei ist der aber unbedingt mit Fokusregel Ausbaustufe 2 für irgendwelche magischen Sondertricks spielen MUSS weil ja sonst sein Charakterkonzept überhaupt nicht funktioniert. Aber noch mal: DSA ist dann eine Option, wenn ihr eine richtig umfangreich beschriebene Fantasy-Welt wollt. Und es gibt super viel Material, falls ihr nicht so auf selber machen steht. Für DSA gibt es einen "Schnellstarter", den man kostenlos runterladen kann, hier unten rechts sollte ein Link sein:
http://www.ulisses-spiele.de - anhand des Schnellstarters solltest du sehen können, ob es in die richtige Richtung geht und man kann damit auch mal probeweise spielen. Danach benötigt man hat eben unbedingt das Grundregelwerk und alles andere nur wie man lustig ist.
Schließlich sollte man noch Fate erwähnen. Fate gibt es als Fate Core und Fate Accelerated, die Regeln kann man kostenlos herunterladen oder als Buch kaufen (
http://faterpg.de/fate-core-downloads/). Das sind erstmal nur Regeln und man braucht auch noch eine Welt dazu, die man sich selber ausdenken kann oder man nimmt sich irgendeine auf die man Lust hat oder man nimmt eine der offiziellen Fate-Welten, die oft abgefahren sind, Genre-Mischungen oder auch eher knapp beschrieben. Fate funktioniert vom Spielprinzip her anders als die oben, weil die Spieler im Spiel selbst viel mehr Einfluss haben und Sachen bestimmen können, die in anderen Rollenspielen sonst nur der Spielleiter darf. Wenn euch so etwas mehr liegt, einfach mal anschauen. Fate Accelerated ist die Variante mit weniger Regeln.
Zu Savage Worlds, das oben erwähnt wurde. Ich finde das persönlich gar nicht mal so einsteigerfreundlich, wobei ich durchaus Leute erlebt haben, die die Regeln nach 5 Minuten begriffen hatten und anderen Mitspielern die Konzepte besser erklären konnten als ich, aber andere halt nach Monaten des Spiels die einfachsten Grundregeln nicht verstanden hatten. Da kommt es auch drauf an, was für Spielertypen ihr seid und ob alle Mitspieler die Regeln lesen werden oder ihr erwartet, dass nur der Spielleiter die Regeln liest. Für Savage Worlds gibt es aber einen kostenlosen "Schnellstarter" und auch eine kleine kostenlose Kampagne (mehrere zusammenhängende Abenteuer), was insgesamt finde ich einen total guten Einstieg bietet, man findet das hier:
http://www.prometheusgames.de/verlag/verlagsprodukte/savage-worlds/
Für Savage Worlds gibt es dann mehrere verschiedene Welten auch in verschiedenen Genres, die man spielen kann, weil Savage Worlds eigentlich ein Universalregelwerk ist. Also man hat da Regeln für Schwerter und Kettenhemden, aber auch für Laserkanonen und Spider-Man...
Also im Grunde einfach anschauen, was interessant aussieht, dann erstmal in das kostenlose Material reinschauen, ausprobieren und wenn es passt eine beliebige Summe Geld investieren
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