Zornhau
Freßt NAPALM!
- Registriert
- 18. März 2004
- Beiträge
- 16.207
Kann es sein, daß das Vorhandensein von Hoffnung in einem noch so düsteren, depressiven Setting dieses erst spielerisch "erträglich" macht?
Für mich kann ich schon gleich mal sagen: Ja.
Meine Welt der Engel kennt Hoffnung. Und Vertrauen. Und Mitgefühl. Und Erlösung. Und... - Nur hat ja niemand behauptet, daß es leicht ist mit wahrhaftigem Glauben, den hohen Werten der Kirche und seinem eigenen Gewissen klarzukommen. Das ist für mich bei Engel der Hauptkonflikt, den jeder SC für sich behandeln und eventuell sogar lösen muß/kann.
Mich wundert, daß hier noch keiner DeGenesis aufgeführt hat.
Das ist auch düster-depressiv und vor allem ziemlich hoffnungslos und trostlos. Mich hatte DeGenesis anfangs von der Aufmachung und Darbietung her sehr angesprochen, aber inhaltlich dann zum einen wegen des mir zu number-crunchigen Systems nicht so zugesagt und zum anderen - zum Hauptteil - mir zu wenig Hoffnung, zu wenig Chancen, zu wenig Schlupflöcher aus all dem Dreck und der Gewalt gelassen.
Das war beim ersten Lesen von Engel anders. - Hm, nein. Nicht so sehr anders. Anfangs dachte ich, daß man bei Engel nur traurige Geschichten erzählen kann. Daß irgendwie die Lichtstreifen in all der Trübsal fehlen. Aber das täuscht. Ich weiß nicht, ob die "Engelmacher" das Setting nicht ursprünglich als so deprimierend gedacht haben, wie es viele wohl auch empfinden. Das ist mir eigentlich auch herzlich egal. Sie haben ein Setting geschrieben, in dem der "Wahre Glaube" thematisiert wird. Da ist dann sofort Glaube, Liebe, Hoffnung, Barmherzigkeit, Vergebung, Sünde, Buße, Gewissen, und vieles andere mehr in der Assoziation. Da schwingt soviel mit, was mich - und wohl auch die vielen anderen Engelspieler - angesprochen hat, was etwas zur Resonanz gebracht hat, das in vielen anderen Rollenspielen, die zwar auch Religion als ein wichtiges Thema haben, aber nicht das urwüchsig-religiöse ansprechen konnten, nicht der Fall war.
So gibt es ja schon einige Spiele, in denen man Engel, ja ECHTE Engel spielen kann. Warum haben diese aber nicht den - vielleicht ja nur von mir total subjektiv registrierten - Effekt nachsichgezogen, daß viele Spieler und ganz ausdrücklich hier erwähnt: viele Spielerinnen sich von Engel begeistern ließen. Meiner Erfahrung nach sind das nicht die - wie ich finde - ach so typischen Jung-Männer-Rollenspieler, die irgendwas Düsteres, irgendwas Schräg-Sexuelles und Dicke Knarren brauchen, um sich gut zu fühlen. Das gibt es bei Engel so nicht (wohl aber bei DeGenesis z.B. - mein erster Eindruck war dazu auch: Zielgruppe = pubertierende Jungs ohne feste Freundin; ja, ich weiß, daß das der Arbeit, die in DeGenesis geflossen ist, nicht gerecht wird, aber so war halt mein erster Eindruck, der inzwischen etwas differenzierter ist).
Mir ist aufgefallen, daß z.B. bei Vereinsrollenspielrunden inzwischen mehrere Engelscharen und ab und an Templer-Runden parallel laufen, aber kaum andere Systeme aus der obigen Liste von Blut_und_Glas gespielt werden bzw. regelmäßig gespielt würden. Und wenn, dann sinkt der Frauenanteil drastisch gegenüber dem der Engelrunden (wo er bei 40-50% ist) ab (meist auf 0%). - Mir zeigt das ohne die anderen Spielsysteme irgendwie zu werten einfach nur, daß Engel etwas mitbringt, daß zumindest für einen über der Erwartung liegenden Frauenanteil bei Engelrunden verantwortlich sein muß.
Was ich damit sagen will: Engel ist irgendwie anders als die anderen "düsteren" Settings.
Mein Eindruck: weil Engel stark Glaube und Gewissen thematisiert. Man kann kaum anders als sich ständig fragen "Ist das, was die Kirche als Gut und Richtig erklärt, WIRKLICH gut oder auch nur richtig." Und dann kommt der Konflikt von selbst.
Bei Shadowrun habe ich erlebt wie wirklich wahllos und mit Freude an der reinen Gewaltausübung gemetzelt wurde (Violence läßt grüßen), was mich wundern macht, warum Shadowrun nicht ganz oben auf der Liste steht. Dann - nach der ursprünglichen Frage - in dieser Welt möchte man doch nicht mal sinnlos erschossen und begraben sein.
Ach ja, Violence. Falls das jemand wider Erwarten für spielwürdig halten sollte, gehörte dies auf jeden Fall in diese Liste der niederschmetternden Depri-Settings. Es ist zwar nicht so sehr ein Rollenspiel wie es ein Pamphlet gegen eine ganz spezifische Art Rollenspiele zu spielen ist (nebst Hieben - weil sie als "Seiten"-Hiebe viel zu leicht wären - gegen gewisse Praktiken der Spieleindustrie). Aber ein wenig Violence steckt in vielen Settings, in vielen Regelsystemen, und - viel unangenehmer, finde ich - in viel mehr Rollenspieler-Köpfen als den meisten wohl bewußt ist. (Ich bin der Meinung, JEDER sollte mal Violence gelesen haben. Man kann da ziemlich viel erfahren.)
Für mich kann ich schon gleich mal sagen: Ja.
Meine Welt der Engel kennt Hoffnung. Und Vertrauen. Und Mitgefühl. Und Erlösung. Und... - Nur hat ja niemand behauptet, daß es leicht ist mit wahrhaftigem Glauben, den hohen Werten der Kirche und seinem eigenen Gewissen klarzukommen. Das ist für mich bei Engel der Hauptkonflikt, den jeder SC für sich behandeln und eventuell sogar lösen muß/kann.
Mich wundert, daß hier noch keiner DeGenesis aufgeführt hat.
Das ist auch düster-depressiv und vor allem ziemlich hoffnungslos und trostlos. Mich hatte DeGenesis anfangs von der Aufmachung und Darbietung her sehr angesprochen, aber inhaltlich dann zum einen wegen des mir zu number-crunchigen Systems nicht so zugesagt und zum anderen - zum Hauptteil - mir zu wenig Hoffnung, zu wenig Chancen, zu wenig Schlupflöcher aus all dem Dreck und der Gewalt gelassen.
Das war beim ersten Lesen von Engel anders. - Hm, nein. Nicht so sehr anders. Anfangs dachte ich, daß man bei Engel nur traurige Geschichten erzählen kann. Daß irgendwie die Lichtstreifen in all der Trübsal fehlen. Aber das täuscht. Ich weiß nicht, ob die "Engelmacher" das Setting nicht ursprünglich als so deprimierend gedacht haben, wie es viele wohl auch empfinden. Das ist mir eigentlich auch herzlich egal. Sie haben ein Setting geschrieben, in dem der "Wahre Glaube" thematisiert wird. Da ist dann sofort Glaube, Liebe, Hoffnung, Barmherzigkeit, Vergebung, Sünde, Buße, Gewissen, und vieles andere mehr in der Assoziation. Da schwingt soviel mit, was mich - und wohl auch die vielen anderen Engelspieler - angesprochen hat, was etwas zur Resonanz gebracht hat, das in vielen anderen Rollenspielen, die zwar auch Religion als ein wichtiges Thema haben, aber nicht das urwüchsig-religiöse ansprechen konnten, nicht der Fall war.
So gibt es ja schon einige Spiele, in denen man Engel, ja ECHTE Engel spielen kann. Warum haben diese aber nicht den - vielleicht ja nur von mir total subjektiv registrierten - Effekt nachsichgezogen, daß viele Spieler und ganz ausdrücklich hier erwähnt: viele Spielerinnen sich von Engel begeistern ließen. Meiner Erfahrung nach sind das nicht die - wie ich finde - ach so typischen Jung-Männer-Rollenspieler, die irgendwas Düsteres, irgendwas Schräg-Sexuelles und Dicke Knarren brauchen, um sich gut zu fühlen. Das gibt es bei Engel so nicht (wohl aber bei DeGenesis z.B. - mein erster Eindruck war dazu auch: Zielgruppe = pubertierende Jungs ohne feste Freundin; ja, ich weiß, daß das der Arbeit, die in DeGenesis geflossen ist, nicht gerecht wird, aber so war halt mein erster Eindruck, der inzwischen etwas differenzierter ist).
Mir ist aufgefallen, daß z.B. bei Vereinsrollenspielrunden inzwischen mehrere Engelscharen und ab und an Templer-Runden parallel laufen, aber kaum andere Systeme aus der obigen Liste von Blut_und_Glas gespielt werden bzw. regelmäßig gespielt würden. Und wenn, dann sinkt der Frauenanteil drastisch gegenüber dem der Engelrunden (wo er bei 40-50% ist) ab (meist auf 0%). - Mir zeigt das ohne die anderen Spielsysteme irgendwie zu werten einfach nur, daß Engel etwas mitbringt, daß zumindest für einen über der Erwartung liegenden Frauenanteil bei Engelrunden verantwortlich sein muß.
Was ich damit sagen will: Engel ist irgendwie anders als die anderen "düsteren" Settings.
Mein Eindruck: weil Engel stark Glaube und Gewissen thematisiert. Man kann kaum anders als sich ständig fragen "Ist das, was die Kirche als Gut und Richtig erklärt, WIRKLICH gut oder auch nur richtig." Und dann kommt der Konflikt von selbst.
Bei Shadowrun habe ich erlebt wie wirklich wahllos und mit Freude an der reinen Gewaltausübung gemetzelt wurde (Violence läßt grüßen), was mich wundern macht, warum Shadowrun nicht ganz oben auf der Liste steht. Dann - nach der ursprünglichen Frage - in dieser Welt möchte man doch nicht mal sinnlos erschossen und begraben sein.
Ach ja, Violence. Falls das jemand wider Erwarten für spielwürdig halten sollte, gehörte dies auf jeden Fall in diese Liste der niederschmetternden Depri-Settings. Es ist zwar nicht so sehr ein Rollenspiel wie es ein Pamphlet gegen eine ganz spezifische Art Rollenspiele zu spielen ist (nebst Hieben - weil sie als "Seiten"-Hiebe viel zu leicht wären - gegen gewisse Praktiken der Spieleindustrie). Aber ein wenig Violence steckt in vielen Settings, in vielen Regelsystemen, und - viel unangenehmer, finde ich - in viel mehr Rollenspieler-Köpfen als den meisten wohl bewußt ist. (Ich bin der Meinung, JEDER sollte mal Violence gelesen haben. Man kann da ziemlich viel erfahren.)