Puuh, schwierig.
Besonders wenn man bedenkt, dass nicht gerade viel Information verfügbar ist und diese sich zudem bisweilen sogar widerspricht.
Widersprüchliches
Verlgeicht man die Porträts des Aarakocra der Monster Manuals AD&D 2nd Edition und 5ter Edition, so scheint sich eine Entwicklungsgeschwindigkeit zu zeigen, von der sich die Evolution Mal eine Scheibe abschneiden könnte.
Das Portrait der 5er Version legt z.B. recht deutlich nahe, dass die Arme eines Aaracockra frei beweglich sind und es sich bei den Flügeln um eine Art verkümmertes drittes Extremitätenpaar handelt.
(Möglicherweise aber auch nur der Fehler eines Zeichners, dem man nicht alle nötige Information für seine Auftragsarbeit gegeben hatte?)
In der 2er Version hingegen, war dem ganz sicher nicht so. Nicht nur die Skizze zeigte eine Kreatur, bei der die Hände integraler Bestandteil der Flügel sind, im zugehörigen Text hieß es sogar ganz explizit.
About halfway along the edge of each wing is a hand with three human-sized fingers and opposable thumb.
An elongated fourth finger extends the length of the wing ...
Erbsenzählerei?
Mag auf den ersten Blick ein wenig kleinlich scheinen, sich mit der Flügel-Frage zu beschäftigen.
Allerdings kann sie vermutlich recht bald spielrelevant werden und auch bei der Darstellung des Charakters eine wichtige Rolle spielen, weshalb ich mich vorab unbedingt schlau machen würde, wie genau das in Eurer Runde nun aussieht.
Während bei Konstruktionsvariante A während des Fluges das einzige obere Extremitätenpaar benötigt wird und die Hände somit mehr oder minder unbenutzbar sind, sollten dem Exemplar nach Konstuktionsvariante B auch während des Fluges nicht nur beide Hände sondern sogar ein komplettes Paar frei bewegliches Arme für andere Tätigkeiten zur Verfügung stehen.
Davon dass es bei Variante A auf die Dauer echt lästig werden kann, dass sich bei jeder Armbewegung der komplette Flügel mitbewegt Mal ganz zu schweigen.
Stimme
Die Geschichte mit der permanent verstellten Stimme stelle auch ich mir gehörig anstrengen vor.
Anstatt mich den kompletten Abend lang heiser zu krächzen, würde ich es lieber damit probieren immer wieder einzelne Krählaute einzubauen, es ansonsten aber bei normaler Sprache zu belassen.
Lautmalerische Ausrufe wie "Oh", "Ah", "Aua", etc. bieten sich für solche vereinzelte Krählaute nach meinem Dafürhalten genauso an, wie häufig verwendete Formeln.
Für von Menschen eingesetzte Laute wie "Mmhm" und "Mm-mm" für "ja"und "nein" würde ich mir zum Beispiel ganz dringend zwei auch für die Mitspieler einfach unterscheidbare Krählaute ausdenken und sie konsistent einsetzen.
Vorbild
Ein Adler muss bei der Orientierung meines Erachtens nicht unbedingt als Vorbild dienen.
Während die 5er Version hierzu gar keine Angabe macht, beschreibt die 2er Version das Gesicht als eine Mischung aus Adler und Papagei.
Warum nicht auch bei den Lauten auf irgendeine Mischung verschiedenster Vogellaute zurückgreifen?
Aaracokra faces resemble crosses between parrots and eagles.
Anatomische Besonderheiten
Glücklicherweise ist die Erzeugung von Sprache nicht das einzige Merkmal, in dem sich die Anatomie von Mensch und Aaracockra unterscheiden.
Auch hier biten sich zahllose Möglichkeiten diese in die Darstellung des Charakters einfließen zu lassen.
Füße
Über die widersprüchliche Angabe über die Anatomie der Arme hinaus weist zumindest die 2er Version ganz explizit darauf hin, dass Aaracockra dank opponierbarem Daumen auch mit ihren Füßen greifen können und sie dank einziehbarer Klauen sogar wie ein weiteres Paar Hände einsetzen können.
The powerful legs end in four sharp talons that can unlock and fold back to reveal another pair of functional hands, also with tree human-sized fingers and an opposable thumb.
[...]
While resting on their backs aaracokra [...] can use all four hands at the same time ...
Wie oft wünscht man sich als Mensch im echten Leben eine dritte Hand. In all diesen Situation würde ich meinen Aaracokra genau diese zusätzliche dritte "Hand" einsetzen lassen.
Schnäbel
Beide Aarakocra Versionen verfügen über keinen Mund, sondern über einen Schnabel.
Spätestens bei der Nahrungsaufnahme, deren Darstellung gewiss hin und wieder Teil einer Spielsitzung sein wird, bietet es sich an, sich mit dieser Besonderheit auseinander zu setzen und sie entsprechend in Szene zu setzen.
Im Gegensatz zu kleinen Ärgerlichkeiten wie diesen, in einigen Situationen, kann ein Schnabel dafür in anderen auch ein ungemein praktisches Werkzeug sein. Auch hier bieten sich zahllose Möglichkeiten die Besonderheit des Charakters in das Spielgeschehen einfließen zu lassen.
Augen
Anders als bei Vögeln scheinen die Augen beider Arakocra Versionen nicht seitlich, sondern frontal im Schädel zu sitzen.
Eine konkrete Angabe findet sich erneut nur in der 2er Verison, die Zeichnung der 5er Version legt jedoch nache, dass es sich hier genauso verhält.
... and black eyes set frontally in their heads that provide keen binocular vision.
Weder 2er noch 5er Version treffen eine Angabe darüber, ob die Augen von Aaracokras mit Nickhäuten ausgestattet sind, oder nicht.
Da sie die animalische Komponente recht gut unterstreichen können, würde ich meinem Aaracokra dennoch in jedem Fall welche verpassen und sie auch am Spieltisch hin und wieder vor und zurück zucken lassen um die Mitspieler an den tierischen Anteil meines Charakters zu erinnern.
Gleiches gilt für ruckartige Bewegungen des Kopfs, die gerade für Vögel besonders typisch sind.
Auch solche Bewegungen würde ich meinen Charakter immer Mal wieder ausführen lassen, oder ihn den Kopf bei der Untersuchung eines Gegenstands schräg stellen lassen.
Auch wenn diese besondere Verhaltensweisen von Aaracokras durch keinerlei Quellenmaterial gedeckt sind.
Verhaltensweise
Auch was durch Quellen gedeckte, besonderen Verhaltensweisen von Aaracokras betrifft, bieten sich interessante Möglichkeiten diese im Rollenspiel zu verarbeiten.
So schreibt die 2er Version zum Beispiel.
Aaracokra are extremely claustrophobic and will not willingly enter a cave, building, or other enclosed area.
Wie reagiert ein solcher Charakter, wenn seine Teamkollegen ihn dazu überreden wollen, ein Gasthaus zu betreten, oder gar in ein finsteres Dungeon hinab zu steigen?
Weltsicht
Auch die besondere Weltsicht der Aaracokra kann eine interessante Komponente bei der Darstellung eines Aaracokra sein.
Diesmal beliefert uns die 5er Version mit folgender Information.
Arakocra have no concept of political borders or property ownership.
Insbesondere in dicht besiedelten Gegenden, deren Bewohner sehr wohl über konzepte wie politische Grenzen und Eigentum verfügen, bietet diese Komponente jede Menge interessantes Konfliktpotential.
Fazit
Wirklich viel fest machen lässt sich nach meiner Einschätzung aufgrund des knappen und zum Teil widersprüchlichen Quellmaterials nicht.
Ich persönlich würde das allerdings nicht als Nachteil, sondern als besonderen Vorteil bewerten.
Immerhin stehen somit statt jeder Menge zwingender Fakten, unzählige Möglichkeiten bei der Darstellung offen.
Achsoo - Was die Wahl der Charakterklasse betrifft: Zmindest vom Krieger würde ich ganz dringen abraten!
Laut Quellenmaterial sind die Knochen von Aaracokra äußerst fragil und zerbrechlich, was angesichts der Tatsache, dass sie für gute Flugeigenschaften vermutlich nicht allzu viel wiegen dürfen, auch durchaus Sinn zu machen scheint.