Soeben beendet: Tigana von Guy Gavriel Kay (der heißt scheinbar wirklich so ?)
Das Buch hat viele wirklich grandiose Momente. Momente in denen Dinge enthüllt werden die mich zutiefst bewegt haben. Es hat aber auch Passagen (Dianora) die etwas zäh sind und in denen ich mir gewünscht habe das die Geschichte schneller voranschreitet. Das Ende wiederum ist unglaublich beeindruckend in seiner Schicksalsträchtigkeit. Der Typ versteht es eine Geschichte zu schreiben !
Worum geht es ? (Ich versuche Spoiler zu vermeiden so gut es mir möglich ist, aber bei einem Werk bei dem so gut wie alles während der Erzählung eine Enthüllung von Geheimnissen ist, ist das ein schwieriges Unterfangen)
"The Palm" eine Halbinsel deren Form grob an eine Hand mit drei Fingern erinnert, ist eine Art Fantasy-Italien mit einigen untereinander kämpfenden Staaten. Eben diese Insel wird von zwei mächtigen Magiern erobert. Der eine ist der König von Ygrath, der andere ein mächtiger Mann aus dem Imperium von Barbadior der hofft Nachfolger des dortigen Imperators zu werden. Magier ihres Kalibers sind in der "Palm" unbekannt und für die örtlichen durch interne Krieger zerstrittenen Herrscher unaufhaltsam. Die Insel wird schließlich unter den Beiden aufgeteilt und ein brüchiger Frieden entsteht der mehr oder weniger ein kalter Krieg zwischen den beiden Magiern ist.
Das ist jedoch nur der Rahmen bzw die Vorgeschichte der Erzählung. Die eigentliche Handlung dreht sich um den Prinzen aus einer der Provinzen und seinen Traum, seinen Weg, die Halbinsel zu befreien und die beiden Tyrannen loszuwerden. Doch dies ist keine Geschichte von epischen Schlachten und Beschreibungen von Kämpfen (auch wenn ich sowas liebe) sondern die Geschichte dreht sich eher um die Fragen was man bereit ist zu tun um sein Ziel zu erreichen. Mit welchen Mitteln man es erreichen möchte und was der Preis ist den man dafür zahlen muß und/oder bereit ist zu zahlen. Die Charaktere sind dabei sehr glaubwürdig und alle (einschließlich der Magier-Tyrannen) haben ihre eigenen Motivationen und zumindest einer der beiden ist äußert Menschlich.
Dennoch ist die von GGK geschriebene Geschichte keine Düstere "es kann nur Verlierer geben" Story. Hoffnung und eine gewissen Melancholie schwingen hier mit aber letztlich finden viele der Charaktere ein (glaubwürdiges !) happy End.
Die Geschichte hat abgesehen von der Magie kaum Fantasy Elemente. Elfen, Zwerge, Orks etc. sucht man hier vergebens. Es geht um Menschen. Dabei ist die beschriebene Magie durchaus interessant (keine Feuerbälle) und die angebeteten Götter bzw die beschriebenen Religionen scheinen wenig Einfluß auf die Welt zu haben (zumindest nicht in dem Sinne in dem die Götter wirklich eingreifen... die Kirchen wiederum haben schon Einfluß).
Mit einer Wertung tue ich mich echt schwer. In seiner Gesamtheit will ich 5 von 5 geben aber gleichzeitig würde ich wegen der etwas zähen "Dianora" Passagen nur (sehr gute !) 4 von 5 Fingern vergeben. Lesenswert finde ich es jedoch in jedem Fall !