AW: Warum werben Rollenspielautoren immer mit Buzzwords und Innovationen von gestern?
Innovation um der innovation willen macht keinen Sinn, zu klären bleibt aber, wann etwas neues wirklich etwas neues ist...
Wie willst Du das ABSOLUT klären können.
Innovation ist immer eine Frage des Bezugsrahmens. - FÜR WEN war dies oder das eine Innovation?
Die Einführung von Non-Weapon-Proficiencies war eine Innovation für die AD&D 1st Ed. Spieler, die so etwas nämlich nicht kannten. Aus der Sicht von Traveller- oder RuneQuest-Spielern war das ein alter Hut.
Völlig unabhängig von der "Innovationstiefe" ist etwas, das in einem bestimmten Bezugsrahmen (z.B. in einem bestimmten Rollenspiel) neu bzw. anders gemacht wird, erst einmal eine Innovation.
Ob das dann GLOBAL und ABSOLUT etwas "wirklich Neues" ist, interessiert dabei zunächst einmal überhaupt nicht. - Vor allem: Welche Organisation überwacht denn die im Rollenspiel verwandten Mechanismen und kann so WIRKLICH KOMPETENT Auskunft darüber geben, ob ein neuer Mechanismus tatsächlich noch nie dagewesen ist, oder nicht?
Und was ist mit den Hausregeln, die z.T. SEHR umfangreich ausfallen können, die aber meist über die lokale Gruppe hinaus keine Öffentlichkeit erhalten? - RuneQuest bzw. BRP mit einem Zeitstrahlsystem haben wir seit Mitte/Ende der Achtziger gespielt, es aber eben nur für unsere eigenen Runden eingesetzt. - Wenn ich aber nun BRP-Klone sehe, die mit einem Zeitstrahlsystem als ach so toller Neuerung ankommen, dann ist das FÜR MICH ein alter Hut. (Das ist eben MEIN PERSÖNLICHER Bezugsrahmen, aus dem so etwas für mich keine Innovation mehr darstellt.)
Innovation um der innovation willen macht keinen Sinn,
Doch. - Es macht SPASS.
Manche Leute ziehen aus dem Basteln, dem Herumschrauben an bestehenden Systemen, dem Zusammenschweißen unterschiedlicher Mechanismen IHREN Spaß. - Auch wenn dabei nicht-funktionierende "Frankensteins Monster"-Rollenspiele herauskommen, so war das doch eine sinnvolle und befriedigende Beschäftigung mit dem Rollenspiel. (Im 3D-Papier-Szeneriebasteln machen das ja die Kit-Basher auch die ganze Zeit, und jeder weiß, daß für ein supercooles Modell bestimmt hundertfach nichtvorzeigbare Papiermüllsammlungen herausgekommen sind. - Na, und wenn schon!)
Ich hatte vor ein paar Wochen mal nach langer Zeit mein Uno-Kartenspiel wieder in den Fingern. Nachdem ich damit ein wenig herumprobiert hatte, kam mir die Idee, daß ich diese Uno-Karten gerne mal als Mechanismus-Unterstützung für ein Rollenspiel verwenden würde. - Gedacht, getan: Ich habe einen Castle-Falkenstein/Sorcerer-Mechanismus mit Uno-Karten aus dem Ärmel geschüttelt und mit ein paar Kumpels mal ein kleines, buntes (letzlich von Funky Colts inspiriertes) Szenario gespielt. - Das lief für eine halben Nachmittag herumprobieren und dann ein paar Stunden Spielen wirklich erstaunlich gut (was daran lag, daß ich einen CF/Sorcerer-Mix schon mehrfach durchdacht hatte, aber eben nicht mit Uno-Karten).
Für MICH war das eine Innovation. Und zwar eine, die NUR AUS PURER NEUGIER, OB es überhaupt gehen kann, und WIE es sich damit spielen würde, erfolgt ist. - Ohne jegliche Absicht irgendetwas von meinen handschriftlichen Notizen dazu zu veröffentlichen. - Ein Experiment eben. Aber - zumindest für mich und meine Mitspieler - etwas Neues.
Ich glaube fest daran, daß irgendwo auf der weiten Welt schon viele Leute auf die Idee gekommen sind Castle Falkenstein Regeln und Sorcerer Regeln zu vermischen. Und viele spielen Uno UND Rollenspiele, so daß hier auch Leute mal mit Uno-Karten im Rollenspiel was ausprobiert haben.
Und wenn es sogar käuflich zu erwerbende Rollenspiele mit dem "Uno-System" gäbe, so wäre mir das EGAL, weil ICH SELBST hier was ausprobieren wollte.
Innovation um der Innovation willen. - Ja, natürlich. Solange es MICH interessiert und ICH etwas davon habe (d.h. solange ICH der Innovator bin).
Innovation um der Innovation willen in einem eingeführten und verbreiteten Rollenspielprodukt. - Da bin ich IMMER SEHR skeptisch, ob man mir nicht nur dasselbe NOCH EINMAL VERKAUFEN WILL. Wenn niemand die Überarbeitung BRAUCHT, dann ist der Verdacht schon recht stark.
Ein D&D 3.0 WOLLTEN viele und es war überfällig. Ein D&D 4, welches die 3.5er Version wohl bald ablösen soll? Da sehe ich den Bedarf bei den D&D-Spielern nicht so recht.